Was geht an der ODER????

Astacus74

Well-Known Member
WÜTEND, TRAURIG und VASSUNGSLOS

ich hab ja schon tote Fische nachdem Elbehochwasser 2002 und 2006 gesehn das war aber nur auf den überschwemmten Wiesen, wie das Wasser zügig abgelaufen ist und die Fische nicht mehr weg konnten
im Gegesatz zu dem was da passiert lächerlich.

Wenn das ein "Unfall" war (nennen wie es erst mal so) dann ist das eine Katastrophe für das Ökosystem, für die Anlieger und zu guter letzt für die Ostsee da es sich ja vermutlich um gelöstes Quecksilber handelt...

Was ich nicht verstehe warum wird nicht früher reagiert, warum schläft die Polnische Regierung über 2 Wochen,
wieso rollt da während dieser Trockenheit/Dürre ein 30cm Welle die Oder runter da müssen doch einige wissen was da reingefloßen ist und was es anrichtet.


Gruß Frank
 
G

Gelöschtes Mitglied 215641

Guest
guten Abend,

mit meinem Halbwissen behaupte ich: Quecksilber ist nicht löslich in Wasser. Und Spekulationen bringen uns und vor allem die Welt da drüben nicht weiter.

Gruß

Elbtrottel
 

Debilofant

Well-Known Member
Im MOZ-Live-Ticker steht seit ein paar Stündchen Folgendes:

"Polen Vize-Klimaminister Jacek Ozdoba sagte, nach Untersuchungen von Wasserproben aus den Wojwodschaften Westpommern, Lebus und Niederschlesien könne man die Informationen aus Deutschland über erhöhte Quecksilberwerte nicht bestätigen."


Puh, na dann ist ja alles gut und bestens, kein Grund zur Aufregung, die doofen Deutschen sollen wegen der paar Fischchen mal nicht so rumheulen. Es macht mich ehrlich echt sprachlos, was da jetzt von polnischer Seite hochoffiziell kommt, nachdem es Ihnen über zwei Wochen hinweg die Sprache verschlagen hat.

Im Übrigen ist nach den bereits vor ein paar Tagen allein in Niederschlesien entsorgten 10 Tonnen Fischkadavern aktuell wohl allein auf den Bereich Schwedt bezogen von (!) 100 (!) Tonnen toter Fische die Rede:


Ob diese Zahl hinkommt oder die sich da bei der Bild vertan haben, kann ich nicht abschließend beurteilen, aber selbst auf die gesamte Oder bezogen wären 100 Tonnen noch immer unfassbar übel. Wenn man aber solche "Strecken" sieht, kann da sogar was dran sein:


 

kleinerkarpfen

Well-Known Member
Hallo in die Runde.. Ja.. Es ist unfassbar.. Einerseits wie es überhaupt dazu kommen konnte, da eigentlich in jeder Industrie am Wasser ein auffangbecken bestehen muss, wenn mal eine Havarie passiert. Das ist auch schon in Deutschland und anderswo erfolgt. Seis drum. Nun ist es drin und nun muss geschaut werden, was genau. Gegenseitig zu behaupten, daß Ergebnisse nicht stimmen kann nicht der richtige Weg sein. Es sollte lieber zusammen gearbeitet werden. Wichtige Fragen werden m. M. n. in allen Berichten garnicht erwähnt...
U. A.
- wie kann man das Ökosystem helfen, wieder auf die Beine zu kommen?
-wie weit verbreitet sich das "gift" an andere Lebewesen? Die oder, insbesondere Stettiner Haff, ist das einzige große Biotop mit seeadlerkollonien
- welche Auswirkungen wird der Eintrag in der Ostsee haben? Sollte dann im Bereich Stettin, Usedom u. Angrenzend baden auch verboten werden?
- kann man zzgl. Besatzmaßnahmen durchführen um die reproduktion zu unterstützen ?
- Wenn der ein oder andere Angler in 1-2 Jahren einen Fisch entnimmt, egal welcher Art, kann man den Fisch bedenkenlos verzehren?
Ich höre immer nur von Schadensersatz... Es ist zum kotzen.. Der Schadensersatz sollte sinnvoll genutzt werden. Das die Fischer von ihren Fängen leben müssen, ist mir klar.. Was tun sie, bzw wurde durch denen in den letzten Jahrzehnten zum Fischerhalt beigetragen ausser nur zu entnehmen?
- weiter muss man betrachten, dass die oder zahlreiche Angler aufgefangen hat. Schätzungsweise 5000 im Jahr. Diese verteilen sich nun an den örtlichen Gewässern, die ohnehin schon überlaufen sind oder teilweise gesperrt wurden, um nicht mehr ran zu kommen? Wie soll das kompensiert werden?

Ich rede hier nicht einfach so aus dem Leib heraus,.. Ich bin angler der oderregion und es war auch ohne diesem Vorfall schon schwierig, ruhe zu finden geschweige denn mal nen guten Fisch zu bekommen.

Ich bin gespannt, wie die Informationstag in 1-2 Jahren aussehen wird. Da weiß dann wieder niemand von etwas und auf Nachfragen bei Ämtern, wird sicherlich das übliche bürokratiegeschwätz abgehalten (Kollege ist nicht da, alle krank, keine Ahnung, wenden sie sich mal an.....)
Lässt uns lieber gemeinsam zur Katastrophe stehen und zusammen halten, die Natur und den Fisch / tier bestand zu erhalten und zu erneuern anstatt nur schuldig zu suchen. Aber eins ist gewiss,.. Die oder wird mind. Die nächsten 5 Jahre brauchen um sich etwas zu erholen. Und sicherlich wird es teilweise nicht mehr werden, wie es war (siehe quappenbestände)

Gruß kleinerkarpfen
 

Frankenstone

Well-Known Member
Heftig, heftig. Ich hab ja auch nur "gefährliches Halbwissen". Vielleicht ist Quecksilber auf den 1. Blick scheinbar nicht löslich in Wasser.
Laborwasser ist aber auch nicht mit Flusswasser gleichzusetzen. Quecksilber geht zunächst in elementarer Form immer nach unten.
Wohlgemerkt, in in elementarer Form! Es ist ja allerdings auch noch die Rede von ganz anderen Substanzen, die zunächst vage umschrieben werden.
Und nicht von elementarem Quecksilber.
Klar ist, das es sich um wirklich große Mengen handeln muss. Sonst gäbe es ja nicht diesen Effekt.

Was mir wirklich chronisch stinkt, abgesehen vom akuten Oder Skandal: ich wohne so ca. 10 KM unterhalb von der BASF.
Wann immer egal was bei denen in den Rhein läuft steht anschließend in der Presse: Messungen vorgenommen.
Für die Umwelt nicht relevant.
Aber wehe dem, es gibt Rußniederschlag auf Autos. (Kam kürzlich mal vor). Dann zahlt der Konzern Entschädigungen,
denn es geht ja um Autos von braven Anwohnern, die mehr zählen als die Natur. BASF zahlt ein Waschanlagenticket dann.

Ende der 80-er kannte ich mal nen Junkie, der hat für ein Chemieunternehmen Samstagsvormittags Behälter gereinigt.
Danach hat stundenlang 100.-te mtr. im Rhein nix mehr gebissen, Junkies sind normal sehr schweigsam,
aber irgendwann hat er sich dann verbabbelt und ich konnte mir anhand seiner Arbeitszeiten 1:1 zusammenreimen
und nachdem ich ihm ein paar Bierchen spendierte erfuhr ich näheres... :-(

Mein juristisches Wissen ist ungenügend, aber müßte Polen für den Schaden evtl. haften???
Wenn, dann wären die Zahlungen eh nur ein Witz zum entstandenen Schaden...
(Bei der Sandoz Katastrophe hatte ich zufällig am Oberrhein gewohnt, das war noch recht harmlos im Vergleich.)
Das hier ist zig Nummern größer :-(
 

PirschHirsch

Well-Known Member
Eine Havarie = Unglück wie bei Sandoz ist auch alles andere als schön.

Aber bewusstes Einleiten (laut MOZ-Artikel) = totale Hirn-Havarie. Da war offenbar jemand selbst nicht ganz dicht. Perversion as perversion can be. Armdickes Strahlkotzen.

Was kommt nun als nächstes?

Praktischerweise gleich mal kompromissloses Schifffahrts-Ausbaggern und industrielles Ufer-Zubauen, da sozusagen sowieso schon alles auf ewig versaut?

Frei nach dem Motto "Auch eine Giftwüste hat etwas Gutes an sich - machen wir das Beste draus"?
 
Zuletzt bearbeitet:

Frankenstone

Well-Known Member
Eine Havarie wie bei Sandoz ist auch alles andere als schön.
Ich hab damals tatsächlich am Oberrhein gewohnt und sass einige Monate später unterhalb der Renchmündung bei Grauelsbaum.
Ma gucken ob ich mir paar Köfis stippen kann. Hat auch geklappt, wie all die Tage davor. Jedoch:

Auf einen Schlag wird der Rhein am hiesiegen Ufer quasi blutrot, nix hat mehr gebissen.
Erst Tage später stand dann in der Presse das das ein Versuch mit einem ungefährlichem Farbstoff gewesen wäre, mit dem man versucht hätte die Sandoz Katastrophe nachzustellen. Toll, ungefährlich...
Ich kann nur sagen das vorher die Fische noch gebissen hatten. Danach nix mehr. Nada.
(Spasesshalber bin ich dann auch noch am nächsten Tag mit dem Radl hin. Nada. Ungefährliche Lebensmittelfarbstoffe konnte man anschließend in der Presse lesen. Es war auch so. Ungefährlich war der Färbeversuch schon. Nur den Fischen hats halt den Appetit vergrault...
Aber ich schweife ab in Erinnerungung. Di Oder ist ne andere Hausnummer.)
 

Debilofant

Well-Known Member
Ab sofort gelten im Bereich von LOS, FFO und in Kürze folgend wohl auch für MOL anstelle der bisherigen Empfehlungen bis auf Weiteres Allgemeinverfügungen mit diversen VERBOTEN für die Oder bzw. im Bereich LOS konkret zunächst einmal von der Einmündung der Lausitzer Neiße in Neißemünde Ortsteil Ratzdorf ab Stromkilometer 542,4 bis zur Kreisgrenze des Landkreises Oder-Spree zur Stadt Frankfurt (Oder) bei Brieskow-Finkenheerd (Stromkilometer 574,0) sowie für die Spree-Oder-Wasserstraße (Oder-Spree-Kanal) von unterhalb der Zwillingsschachtschleuse in Eisenhüttenstadt ab Kilometer 127,4 bis zur Einmündung in die Oder bei Kilometer 130,1.“ D.h., es ist auch ein Abschnitt des Oder-Spree-Kanals betroffen!

Verboten sind a. das Baden, b. das Tauchen, c. das Schöpfen mit Handgefäßen mit Ausnahme einer behördlichen Probenentnahme, d. das Viehtränken und e. das Schwemmen, f. das Betreten von Uferflächen und Anlagen in und an den vom Geltungsbereich erfassten Gewässern zum Zweck der Fischerei (Angeln). Damit sollen unter anderem Angler ausgebremst werden, die bereits angekündigt hatten, weiterhin angeln zu gehen, die Fische aber nicht zu verzehren. Nebenbei gelten im Übrigen ja auch noch die ganzen Einschränkungen aus des ASP-Verordungen (Schweinepest).


Tja, klingt beinahe zynisch, aber die Frage des nicht verzehren Wollens geangelter Fische dürfte sich praktisch konkret wohl ohnehin kaum mehr stellen, weil was soll denn jetzt noch beißen?
 

PirschHirsch

Well-Known Member
@ Debilofant:

Danke für Deine aktuellen und detaillierten Infos - ich lebe zwar am anderen Ende von D, lese mir das alles aber trotzdem sehr interessiert durch.

So ein Overkill ist halt praktisch überall möglich - auch in weitaus kleinerem, aber ebenso unschönem Rahmen (ausgelaufene Biogas-Anlagen, chemisch verseuchtes Löschwasser wie an der Jagst etc.).

Kann sozusagen jeden erwischen - da sollte IMO keiner ignorant denken "Och nö, bei uns doch nicht".

Wie gesagt:

Unglücke dieser Art sind immer mies - aber bewusste Verursachung (auch noch mit Ewig-Ablagerungs-Zeug) geht grundsätzlich gar nicht.

Schweinerei hoch 10 000.
 
Zuletzt bearbeitet:

Debilofant

Well-Known Member
Was mir zu den Allgemeinverfügungen grad noch ein- bzw. auffällt:

Zumindest für MOL war in der letzten mir bekannten Allgemeinverfügung zur Schweinepest (ASP) u.a. geregelt, dass die offene Landschaft und damit auch die Oderwiesen in den betroffenen Sperrzonen bzw. jedenfalls in den weit verbreiteten Kernzonen nicht betreten werden dürfen, allerdings mit einer wenig später dann hinzugefügten Ausnahme für Angler mit entsprechendem Betretungsrecht für die Wege bzw. Ufer. Das würde dann jetzt konsequent zu Ende gedacht auch hinfällig bzw. unmöglich... (auch wenn es defacto kein Schwein kontrolliert hat bzw. kontrollieren konnte)
 
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Astacus74

Well-Known Member
Danke für Deine aktuellen und detaillierten Infos - ich lebe zwar am anderen Ende von D, lese mir das alles aber trotzdem sehr interessiert durch.

ich lebe hier an der Elbe , genauergesagt in Hitzacker das ist rund 100km vor Hamburg wenn ich mir vorstelle das sowas hier passieren würde...
Im Gedanken bin ich bei euch und hoffe das beste leider wohl vergeblich


Gruß Frank
 

Frankenstone

Well-Known Member
Ich kenne einen Stoff, der von meinem alten Arbeitgebeber (da musste ich noch Unterhalt zahlen unds Maul halten...) :-(
Wassergefährungsklasse 2.
"Könnt ihr problems ins Waschbecken kippen, läuft ja alles über die Kläranlage.

Ach sie da in der Ecke, haben sie wieder Proteste und möchten unsere Laborbesprechung stören?
wir sind alle ganz Ohr und sicher das Sie in diesem Unternehmen Karriere machen werden...
Lassen Sie mal höhren, aber fassen Sie sich bitte kurz. Muss noch packen zum Tauchurlaub am roten Meer.
Ironie? Mitnichten :-(
 

Taxidermist

Well-Known Member
Zu Polen bleibt zu sagen, dass dort Umweltfrevel geradezu Tradition hat.
Zwei Branchen geben dafür ein gutes Beispiel, schon in den 90ern machten hierzulande fast alle Gerbereien dicht, weil strenge Umweltauflagen zu erfüllen waren, die eigentlich unbezahlbar waren.
In Polen, oder der Tschechoslowakei kein Problem, da macht es nichts wenn der Bach jeden Tag eine andere Farbe hatte!
Das Gleiche mit allen Dingen, vorwiegend Boote, welche mit Kunstharzen laminiert werden.
Fast 90% des europäischen Bootsbau findet inzwischen in Polen statt.
Selbst skandinavische Boote, wo dann stolz die Schwedische, oder Norwegische Flagge aufgeklebt wird, stammen aus Polen
Da haben die Leute häufig ohne Masken und ohne Handschuhe laminiert, eine Absaugung davon konnten die nur träumen.
Wahrscheinlich gab es schon entsprechende Auflagen, nur wenn diese nicht kontrolliert werden, wie es bei uns Standard ist, warum diese einhalten?
Zudem vermute ich noch ein gewisses Maß von Korruption, welches auch in dem aktuellen Fall sicher eine Rolle spielt.

Jürgen
 
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Naturliebhaber

Well-Known Member
Taxidermist : Gut beschrieben. Ich hab gestern Abend überlegt, einen ähnlichen Artikel zu verfassen, wollte aber nicht zu sehr Stimmung gegen Polen machen. Ich bin an der polnischen Grenze (Oberlausitz) aufgewachsen und habe ich Polen ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Das hat sich auch nie geändert. Wer dort Gelegenheit hat, hinter die Kulissen zu schauen, fragt sich, wie das alles mit den Prinzipien der EU zusammenpasst.
 

Naturliebhaber

Well-Known Member
Ich kenne einen Stoff, der von meinem alten Arbeitgebeber (da musste ich noch Unterhalt zahlen unds Maul halten...) :-(
Wassergefährungsklasse 2.
"Könnt ihr problems ins Waschbecken kippen, läuft ja alles über die Kläranlage.

Ach sie da in der Ecke, haben sie wieder Proteste und möchten unsere Laborbesprechung stören?
wir sind alle ganz Ohr und sicher das Sie in diesem Unternehmen Karriere machen werden...
Lassen Sie mal höhren, aber fassen Sie sich bitte kurz. Muss noch packen zum Tauchurlaub am roten Meer.
Ironie? Mitnichten :-(

Ich hab familiär etwas Einblick in die mittelständische Kunststoffindustrie hier im Mittelfranken. Das läuft dort leider oft wie von dir beschrieben, da die fachgerechte Entsorgung teuer ist und der Margendruck groß ist.
 

Frankenstone

Well-Known Member
Ja, ich ich kannte mal ne Arbeiterin aus ner Schuhfabrik in Rumänien. Dort wurde soweit ich schlau wurde viel mit Aceton u. a. gearbeitet.
Den Arbeiterinnen wurde empfohlen möglichst nicht schwanger zu werden.

Bei den regelmässigen staatlichen Kontrollen gabs dann ne OP-Maske a la Lauterbach.
Die anschließend zur Wiederverwendung wieder eingesammelt wurden. Warum auch nicht, bringt ja eh nix gegen Lösemittel.
Schaut bei Audits aber fesch aus für die, die nix sehen wollen.
 

Frankenstone

Well-Known Member
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