Was habt ihr gefangen im Mittelmeer? Teilt es bitte mit.

scorp10n77

Dentexkönig
Wir sind dann morgens gestartet und als erstes wollte ich mir von Jan das besagte Tataki zeigen lassen.


full

Unterwegs waren wir übrigens mit diesem Schnieken Center Console Boot. Einer alten Sessa mit nagelneuem Motor. Kleiner als meins, aber super zum Fischen. Und der Pfeifenheini darauf ist Jan ;) (weil er immer Pfeife raucht)
full


Jan hat dann flott eine Montage fürs Tataki monitert. Drei eingeschlaufte Squidlures, darunter ein 60 g Blei und das ganze an einer Rute mit weicher Spitze. Er erklärt mir dann was er auf dem Echo sucht, es kommt was in Sicht. Lässt ab, schlackert einmal an den Ködern und hat sofort einen Kalmar dran. Ich dachte in dem Moment das ist die Heilsbringer Methode. Stellte sich nachher aber als Zufallstreffer raus :D War aber schon legendär!

Wir probieren ein Weilchen auf Kalmar, erwischen aber keinen weiteren. Stattdessen Schrotte ich erstmal Jans Rolle. Die lässt sich plötzlich überhaupt nicht mehr kurbeln und so durfte ich die 70 m dann durch händisches Drehen an der Spule hochholen. Dann wollen wir zum Jiggen fahren und Jan gibt Gas. Und schon schallt es hinter uns Tatütataa. Die Polizei war direkt hinter uns und wollte uns vermutlich eh gerade kontrollieren und Jan gibt erstmal Gas. Das muss ausgesehen haben :D Und einen Rüffel gabs dafür auch noch, weil es näher als 300 m von Land war und man da nur 5 kn fahren darf. Außerdem haben wir keine Fahne an Bord und die Bootspapiere sind von letztem Jahr :D Die Polizisten haben aber keine Lust auf Stress und belassen es bei einer Ermahnung. Fängt ja gut an :D
 

scorp10n77

Dentexkönig
Wir haben es dann an einem Spot, wo Jan letztens noch erfolgreich war, mit Gummikalmaren und auch mit dem Livebait probiert. Es fand aber beides keine Abnehmer.
Im Hintergrund die Skyline von Monaco.
full

Die Cote d'Azur ist generell in diesem Bereich sehr stark bebaut. Und der protzige Reichtum überall dort ist kaum zu übertreffen. Riesige, Schlossgleiche Villen direkt am Meer. Zahnradbahnen führen runter zur Küste, damit die edlen Herrschaften nicht laufen müssen. Ein eigener Hubschrauberlandeplatz darf natürlich auch nicht fehlen. Generell nimmt man von Monaco zum Flughafen eher den Heli als das Auto.
Einige Leute scheinen hier definitiv nicht zu wissen was sie mit ihrem Geld anfangen sollen :D Solche Probleme hätte man gerne.

Jan schlägt dann vor, dass wir nochmal rüber nach Nizza fahren sollten. Dort waren in den letzten Tagen Tunas und Bonitos unterwegs und das klang natürlich sehr verlockend.
 

scorp10n77

Dentexkönig
Der Strand von Nizza ist schon etwas ganz spezielles. Da sind die ganzen Hochhäuser am Strand und dann fischt man dort 200m vom Ufer weg und es ist so unfassbar tief. Über 100 m Wassertiefe. Es muss dort wirklich senkrecht nach unten gehen. Natürlich ein Hotspots für Pelagische Räuber!

Der Hotspot ist allerdings auch allgemeinbekannt. Und Nizza ist eben keine Urlaubsstadt wie Roses und dementsprechend gibt es viele Leute, die nach der Arbeit eben noch zum Angeln fahren um die besonders produktiven Abendstunden zu nutzen. Wir sehen auch direkt eine Frenzy wo gleich mehrere Boote mit Vollgas hindüsen. Es ist schon speziell und eigentlich mag ich sowas nicht. Doch dann kommt eine Bonitofrenzy hoch, wo auch 5 Boote ranfahren können. Wir haben rucki zucki beide einen Bonito an der Spinrute und der Spaß ist garantiert. Während ich meinen Fisch landen kann, geht der von Jan nah am Boot verloren. Wir nehmen meinen Fisch mit, den anderen hätten wir ohnehin wieder schwimmen lassen.
full

Meinem Outfit dürfte man ansehen, dass der Wind, der die Alpen runterpfeift, kalt ist.

Ich verliere nachher nochmal einen Bonito. Außerdem kommen immer wieder mal Tunas hoch. Wegen der ca. 10 Boote, die sich an Land bei den Bonitos tummeln, fahren wir ein Stück weiter raus und probieren ein wenig auf Tuna. Die haben aber überhaupt keinen Bock auf uns. Außerdem kommt noch ein Delfin vorbei um hallo zu sagen.

Letztendlich hätten wir uns wohl doch eher auf die Bonitos fokussieren sollen, aber nachher ist man immer schlauer. Wir dürfen aber noch einen atemberaubend schönen Sonnenuntergang genießen und werfen bis zur Ausgangssperre unsere Köder.
full
 

scorp10n77

Dentexkönig
Abends gibts dann Bonito und verschmähten Livebait. Magnifique!

Am nächsten morgen wollen wir es vor Nizza auf Kalmare probieren. Dort geht das auch und so können wir direkt sehen ob Frenzies sind. Morgens sind nämlich kaum Boote da. Die Fische warten aber scheinbar auch lieber auf die Boote und kommen erst Abends zum Fressen. Wir erwischen zu allem Überfluss hier auch keine Kalmare. Also probieren wir es wieder in der Bucht. Wir sind zwar erfolgreich und ich kann einen schönen, dicken Kalmar ergattern. Allerdings verlieren wir auch jeder welche, die gefühlt noch dicker waren. Naja so entscheiden wir es erstmal mit dem einen zu probieren und den an einem Spot lang zu ziehen, wo Jan noch nicht gefischt hat. Ich bin aber dennoch überzeugt, dass es da ganz gut sein kann. Cantharas interessieren sich sofort für den Kalmar. Doch eine spätere Kontrolle zeigt, dass der große Kalmar sich erfolgreich gegen die Biester wehren konnte. An einem leichten Anstieg unter Wasser kommt dann nach einer Stunde oder so ein heftiger Einschlag, der sich erstmal wie ein Hänger darstellt. Ich bin mir aber sicher, dass es Fisch ist und so überzeugen die Bewegungen an der Rute auch Jan schnell davon. Ich sag noch zu Jan es fühlte sich an wie ich mir einen Mero vorgestellt habe. Nur, dass er keine Schnur genommen hat. Auf dem Weg nach oben zerschlagen jedoch mehrere heftige Kopfschläge und eine kurze Flucht meine Mero Hoffnung. Das ist nämlich ganz Dentextypisch. Aber nicht Dentex typisch ist die braune Farbe, als der Fisch in Sicht kommt. MEROOOO!!!!! Da kommt eine richtige Möhre von Grouper nach oben! Jan holt den Fisch schnell ins Boot.

EKSTASE!

DA IST ER!!!!! So lange hab ich es versucht!!!! Und es ist ein Prachtbursche!!!!!

GEIL!

full

full

Ich kann diese Fische nicht einschätzen, aber der war schon richtig schwer. Ein absoluter Prachtbursche! Ich glaube das Grinsen war mir den Rest des Tages ins Gesicht getackert! Und Jan hat sich natürlich mega für mich gefreut!

Es ist nicht das selbe ihn in Nizza zu fangen, wie bei mir in Spanien. Aber ich bin jetzt noch motivierte endlich einen in Spanien zu erwischen. Endlich ist es passiert und ich kann diesen wunderschönen Fisch auf meiner Liste abhaken.

Dieser Fisch war auch in Top Kondition und schwamm sofort wieder zurück in sein Revier als wir ihn freigelassen haben. Da kann er hoffentlich noch viele, kleine Grouper zeugen, die dann gerne nach Spanien schwimmen dürfen :)

Damit stand fest: alles was jetzt kommt ist Zugabe! Es kann nur noch gut werden! Für diesen Traumfisch hat sich alles 3x gelohnt! Ich bin euphorisch und mein Papa freut sich auch wahnsinnig, als er das Bild bei Whatsapp bekommt. Darauf gabs bei uns an Bord erstmal ein Bier. Und besser kann das Bier nicht schmecken, als nach einem Fangerfolg!
full
 

scorp10n77

Dentexkönig
Da wir ja dann auch kein Livebait mehr hatten, sind wir wieder rüber nach Nizza um nochmal zu schauen, ob der Abend einen Bonito noch erbringt. Fangerfolg gibt es dann auch noch für Jan und zwar gleich in doppelter Variante. Er fängt zwei von diesen schönen Little Thunnies, die auch einen guten Fight abliefern. Die Thune haben wieder keinen Bock auf Plastik fressen.
full


full

Bei Sonnenuntergang sind wirklich überall Unmengen an Möwen unterwegs, aber so richtig gute Chancen kriegen wir nicht. Viele Thunas unterwegs, die nur über die Oberfläche surfen und ganz zerstreut am Fressen sind.
full
 

scorp10n77

Dentexkönig
Danach wollen wir an den folgenden Tagen unsere Fänge noch durch einen Tuna oder durch einen Dentex krönen. Doch beides will nicht gelingen. Wir jagen einen ganzen Tag Tunas bis uns die Arme bleischwer vom Werfen sind ohne auch nur eine Attacke zu bekommen. Danach beschließen wir, dass es echt nicht sein soll. Der Tunakram bleibt dann zuhause. Die Bonitos und auch die Little Thunnies lassen sich leider nicht mehr blicken an den folgenden Tagen. Die Tunas sind hingegen abends immer irgendwo unterwegs. Aber wie gesagt nich gut. Fressen Minizeug. Jan probiert es sogar mit der Wasserkugel, wo er bei jedem Wurf von mir verspottet wird und trotzdem nichts damit fängt :D

An der Dentexfront sieht es ähnlich aus. Die Kalmare haben überhaupt keinen Bock mehr zu beißen. Mit viel Aufwand kommen wir auf 1-2 Kalmare. Die finden dann aber überhaupt keine Abnehmer. Wir haben aber viele Sachen ausprobiert und haben auch unsere Erkenntnisse daraus gezogen. Das allerwichtigste und auch wirklich schöne war aber der super Erfahrungsaustausch den wir hatten. Jan ist ein super Typ und wir haben uns blendend verstanden. Ich glaube wir können beide von dem Wissen des anderen profitieren.

Ein weiterer nennenswerter Fang gelingt uns wie gesagt nicht. Ich lasse nun noch ein paar Bilder folgen.

Hier Jans Tacklewald. Definitiv ein Shimanofan!
full
full

full
full
full
full
full
full
 

MG13

Active Member
So Leute, habe war eigentlich fest entschlossen nichts zu meinem kurztripp nach kroatien zu schreiben. Aus angeltechnischer Sicht war es einfach zu deprimierend. Aber irgendwie freue ich mich gerade über alles was berichtet wird, deshalb will ich es euch nicht vorenthalten.

Ich war zur gleichen Zeit wie Dario unterwegs, was das ganze nach seinen Fängen noch etwas deprimierender gemacht hat.

Ich war auf Mali Losinj, und das Kroatien im Januar nicht warm ist, wusste ich schon, aber ich hab schon eine wirklich kalte (2-5 Grad) und vorallem windige Woche erwischt.
An 2 von 3 Tagen aus N/NO blässt die Bura und aus S/SW irgendein anderer Wind, und das so stark, dass Fischen nur in der geschützten Bucht Spass macht. bzw möglich ist.
Der Wind hat mir leider auch nur 2 Ausfahrten mit dem Boot möglich gemacht. Sonst wäre es eventuell etwas versöhnlicher ausgegangen.

Einziger Fisch am ersten Tag ein Eidechsenfisch beim shorejigging (mein erster in kroatien, ich dachte bis dahin, dass die in kroatien noch nicht heimisch sind :cry2 )


Highlight beim Spinnfischen und Driftfischen mir Sardine, mehrere Seehechte,(Vom Ufer:oops: )allerdings erst in der Dunkelheit. Der größte knapp 2 kg, sowie einige Bandbrassen
IMG_20210115_173907.jpg


Zweimal war ich mit einem Freund auf dem Boot. Beim zweiten mal war das Meer wie tot. Beim ersten mal haben wir keine 10 Minuten gebraucht um 5 kalmare zu fangen., Alle zwischen 30-40 cm. Mein Kumpel (der viel harpuniert) sagt noch zu mir der Kalmar den wir schleppten müsste jetzt gleich an einer Stelle sein, an der immer wieder gute Amberjacks vorbeiziehen..... Keine 5 Sekunden Später hat es mir meine Rute fast aus der Hand gerissen, 10 Sekunden ruckartiges kreischen der Bremse und vorbei......
Ob es ein AJ war oder ein Zacki oder Monster Dentex, auf jedenfall hatte er den Kalmar komplett intus, aber keiner der drei einzelhaken wollte sitzen. Hat einfach nicht sein sollen. :cry
 

Brillendorsch

Teilzeitangler
@MG13 ,
Danke für den Bericht,
für diese Wetterverhältnisse hast Du doch sehr gut gefangen.

Du warst eigentlich in einer guten Gegend, vor Losinj gibt es gute Dentex .
Aber bei Bora ist nichts zu machen
 

Seriola

Active Member
Freitag 12.02.2021

Heute sollte eigentlich meine alljährliche Reise zum WoBa angeln nach Griechenland starten… Also, wie jedes Jahr gegen 12:00 Feierabend machen und dann nach Frankfurt, bei Freunden übernachten, um 03:00 aufstehen und ab zum Großparkplatz und dann zum Flughafen um den Flieger nach Athen zu nehmen. Von dort aus sollte es zum Westpeleponnes gehen und 14 Tage lang auf WoBa geangelt werden. Nun, Corona hat uns allen einen Strich durch die Rechnung gemacht und vor lauter Wehmut und Winterblues (draußen vor meiner Haustür liegen 60cm Schnee) sitze ich und schreibe von meiner letzten Reise im Februar 2020. Naja, ich habe bisher hier nicht viel beigetragen, insofern eine gute Gelegenheit.

In Athen angekommen hielt sich die Enttäuschung über den plötzlichen Wintereinbruch in Grenzen. Ich brauche zu WoBa angeln – deswegen war ich ja gekommen – keine Sommertemperaturen, im Gegenteil, Wind und Wetter sind beste Voraussetzungen, aber ein plötzlicher Wintereinbruch ist wie überall an schlechten Fangaussichten kaum zu überbieten..

Zwar bedeutete dies für meine Angelei nichts positives, aber die Freude ab jetzt 14 Tage nur für mich zur Verfügung zu haben überwog deutlich! Die Berge um Athen waren weiß, und der Fahrer von der Autovermietung der mich abholte erzählte mir dass es bis vor 3 Tagen 15°C hatte. Nun waren es 4°C…

Der Weg von Athen nach Euböa, das 1. Ziel meiner Reise, dauert bis zum Ort Chalkis ca. 1 ½ h und viele Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend werden geweckt. Ich bin hier in Athen aufgewachsen und später als Jugendlicher diese Strecke sehr oft gefahren – schon damals mit demselben Ziel – eine Fisch zu fangen!

Das Meer ist in Hellas allgegenwärtig. Mit einer Küstenlinie von mehr als 13.500km besitzt das Land der Götter eine ähnlich lange Küste wie Neuseeland. Geschuldet ist dies den über 3.000 Inseln, wovon allerdings nur knapp 170 besiedelt sind. Zerklüftetes, karges Land umringt von Meer, so beschreibt man am ehesten den Großteil Griechenlands. Insbesondere viele der Inseln entsprechen dieser Beschreibung. Grüne Inseln wie Ithaka - die Heimat Odysseus, Thassos, Korfu oder Alonissos bilden die Ausnahme und bestätigen die Regel. Euböa ist beides -im Norden grün im Süden Karg

Die Nähe zum Festland und zu Athen machen Euböa zu einem sehr schnell erreichbaren Ziel, da der Athener Hauptflughafen quasi um die Ecke ist. Sie ist mit dem Festland durch eine Brücke verbunden (Chalkis). Und trotzdem: Es gibt nicht viele Gegenden in Griechenland welche sich im Hinblick auf Natur und Menschen so eine Ursprünglichkeit bewahrt haben. Fast unberührte Wälder, Gebirgslandschaften, Wasserfälle und Schluchten hinterlassen bei Besuchern bleibenden Eindruck.

Die Vielseitigkeit Griechenlands kommt auf dieser Insel sehr gut zum Ausdruck. Von dicht bewachsen und dunkel Grün im Norden, zu schroff und karg im Süden. Auf der Nordseite der Insel blickt man auf die Inseln Skiathos, Skopelos und Alonissos (Sporaden) und nicht selten sieht man hier Delfine oder gar die ein oder andere Meeresschildkröte auftauchen und nach Luft schnappen.

Ein Phänomen welches auf Euböa im Gegensatz zum Rest von Griechenland allgegenwertig ist, ist die Tide. Gerade bei Neu- und Vollmond in Chalkis, der Inselhauptstadt aber auch an einer Stelle welche nur wenige km von meiner Unterkunft entfernt ist, spürt man die Kraft der Natur sehr deutlich. Gewaltige Wassermassen werden dann in Bewegung gesetzt und versuchen dort auf einen Schlag die Meerenge zu passieren.

Nach einem kurzen Fotostop setze ich meine Reise über die Berge Euböas in Richtung Nordinsel fort. Ich lebe im Harz und ich finde es schon Lustig dass ich den ersten Schnee für 2020 in Griechenland sehe. Mein Freund der mich früher immer begleitete aber nun zum Windel Wechseln verdonnert ist, lachte schon als er die Fotos sah und meinte dass ich besser Skier mitgenommen hätte anstatt Angelruten…

1613148926306.jpeg

Links das Festland, rechts und geradezu die verschneiten Berge Euböas. In der Mitte die kleinste Brücke der Welt, welche Festland mit einer Insel verbindet.

Nach weiteren 3h bin ich am Ziel in Nord-Euböa angekommen. Hier unten an der Küste lag auch kein Schnee mehr und die Temperaturen hatten moderate 8°C. In den nächsten Tagen war sogar eine Gutwetterperiode angesagt mit stetig steigenden Temperaturen bis 19-20°C.

1613149094437.jpeg


Das Schmelzwasser aus den Bergen floss in kleinen Bächen in Richtung Meer. Eigentlich gute Voraaussetzungen...

1613150425235.jpeg


Griechenland, nicht Kanada :)

1613149203913.jpeg


Griechische Eselspfade!

1613149324351.jpeg


1613149350287.jpeg


Nach 3-4 Tagen lachte auch Klärchen wieder und schien um die Wette!

Mittlerweile war es nachmittags und nach dem „reinwerfen“ der Klamotten in meine Unterkunft, ging es zum Fischerhafen um die Ecke um die ersten Würfe zu machen. Natürlich war ich platt und natürlich biss auch nix. Die Einheimischen Rentner mit ihren Handangeln an der Kaimauer hatten auch nichts Positives zu berichten – der Kälteeinbruch…

Es gibt wohl keinen weiteren Sportfisch im Mittelmeer, dessen Fang so sehr mit den äußeren Bedingungen zusammenhängt und so viel Ortskenntnis erfordert wie der Wolfsbarsch. Die Jahreszeit und die äußeren Bedingungen eines Spots stehen in enger Beziehung zu Mondphase, Strömung und Uhrzeit.

Die Monate Januar & Februar gehören in Griechenland zu den Top Monaten für das Fischen auf mittlere und große Wolfsbarsche. Ab Dezember kommen die Fische zu Laichen an bestimmte Küstenabschnitte. Große Schwärme bilden sich und ziehen zu den Laichgründen. Inmitten dieser Schwärme bestehend aus vielen Hundert kleinen bis mittleren Fischen, sind auch die großen Weibchen zu finden. Vor und nach dem Laichgeschäft sind diese Fische (ab ca. 8 Pf. bis hin zu Fischen von über 9 oder 10 Kilo) Einzelgänger, einsame Wölfe sozusagen… Auf diese Zeit der Einzelgänger freue ich mich jedes Jahr und träume von einem dieser Fische - denn im Schwarm zwischen den vielen anderen Fischen sind sie nicht zu fangen.

Das Meer vor der Euböischen Nordküste (Ägäis-Seite) ist mit Fischzuchten übersät. Gezüchtet werden Wolfsbarsch und Doraden. Durch Stürme und Unfälle entkommen hier viele Tausende Fische jedes Jahr und dementsprechend gibt es einen guten Bestand an (meist kleinen) Fischen die in kleinen Trupps die Küste hoch und runter patrouillieren. In den kleinen Häfen der Region kann man gut die vielen kleinen und mittleren Fische beobachten. Sogenannte Hafenfische sind idR Standorttreu und legen ein völlig anderes Verhalten an den Tag als Ihre herumziehenden Artgenossen an den Küsten und die wenigen großen Exemplare gelten als (fast) unfangbar. Nach Stürmen oder in der Dunkelheit steigen aber auch hier die Chancen einen dieser Fische zu überlisten. Dies ist mit eines der Gründe warum die Monate Januar, Februar und teilweise der März die Chancen erhöhen einen guten Fisch ans Band zu kriegen – es regnet und stürmt etwas mehr als den Rest des Jahres, das Wasser ist nicht mehr ganz so klar, der Badebetrieb ist längst eingestellt und kleine Fische lassen sich aus der Deckung in der tosenden See leicht erbeuten. jetzt wird der Jäger zum Gejagten

1613149510055.jpeg


1613149578834.jpeg

Ideale Bedingungen! Leider der einzige Tag des Trips auf Euböa

Die Angelei gestaltet sich ähnlich der Meerforellenfischerei mit der Spinnrute und oft empfiehlt sich auch die one-cast one-step Herangehensweise. Als Köder werden idR flachlaufende Wobbler bevorzugt mit Längen - je nach Jahreszeit - von 5 – 15 cm. Die Farben variieren je nach Trübung, von Naturgetreu bis hin zu grellen Schockfarben.

Die nächsten Tage auf Euböa waren freundlich und windstill. Das Meer lag spiegelglatt vor meinen Füßen und die erhofften Fische beschränkten sich auf ein paar Exemplare unter 60cm alle beim UL Fischen gefangen. Das Meer war einfach zu freundlich und klar für mein Vorhaben. Auch die Besuche an Fluss- bzw Bacheinläufen, welche nun durch die Schneeschmelze in den Bergen zu Hauf zu finden waren, blieben bis auf ein paar kleine Fische wenig erfolgreich.

1613149647557.jpeg


Aidipsos - Eine wunderbare kleine Stadt an deren Hafen man auch leichtes Shore Jigging betreiben kann. Das Meer fällt hier auf 25-30m ab und auch Dentex und mittlere AJs gehen hier an den Haken

1613149819400.jpeg


Es regnete Felsbroken! Es war die einzige Verbindungsstraße von der Unterkunft zu den Spots. Nachts auf der Rückfahrt kein Vergnügen...

Alle Fische die ich fangen konnte waren klein und bissen fast alle spät abends als es schon dunkel war oder eben wie schon erwähnt beim UL Fischen tagsüber. Die frühen Morgenstunden hatte ich für mich nach dem ersten Tag schon ausgeklammert und habe lieber ausgeschlafen. Ich wusste dass Fische an den bekannten Spots waren, es biss aber nicht viel! Meine Annahme wurde dann auch ein paar Tage später von 2 Speerfischern bestätigt. Ich hatte sie an meinem Spot des Vorabends getroffen (Strandabschnitt mit Flusseinlauf) als einer von beiden gerade die Jagd im Flachen beendet hatte und sich umzog. Ich kam nicht drum herum mit ihm eine Runde zu plaudern, denn ich habe früher selber viel mit der Harpune gejagt und tue dies immer noch – meistens im Sommerurlaub.

1613149975418.jpeg

Ein Baby Wolf - Mit UL an der Hafenaußenkante gefangen

Der Kollege hatte einen schönen Wolf um die 5Pf. an der Boje hängen und erzählte mir das sie, in den 1 ½ h in denen sie unterwegs waren, einen Strandabschnitt von ca. 150 m Länge, 20 m Breite befischten, mit max. Tiefen von 3m (eher flacher) befischt hatten. Auf dem gesamten Abschnitt konnten sie reichlich Fische beobachten und sein Kollege hatte 3 weitere Fische in derselben Größenordnung geschossen. Auch 2 große Fische über 8Pf. konnten Sie direkt vor dem Strand in 5m Entfernung beobachten.

Er bestätigte meine Vermutung dass Fische vor Ort waren und zwar in guten Stückzahlen. Wie bereits erwähnt war ich am Vorabend dort und hatte geblankt doch natürlich haben die Fische und die Aussagen der beiden Spearos mir den nötigen Auftrieb gegeben um an diesem Abend erneut anzugreifen – hochkonzentriert! Aufgrund des Schneefalls der letzten Tage führte der kleine Fluss viel Wasser aus den Bergen hinab ins Meer. Allerdings führte das Wasser etwas weiter oben durch kilometerlange Kiesbetten und kam, quasi gefiltert und kristallklar am Meer an. Wir hatten Vollmond und eine leichte Strömung kam auf. Bis auf die Sichtigkeit Unterwasser waren das nicht die schlechtesten Bedingungen für mein Vorhaben einen guten Fisch an die Schnur zu bekommen. Bis in die Nacht angelte ich an diesem Abend und konnte zum Schluß noch einen etwas besseren Fisch verhaften…
1613150056094.jpeg

Der Spot an dem ich die beiden Spearos traf. Die Bäume am Wasser waren dort seit dem Unwetter 2017 wurde mir erzählt. Sie wurden aus den Bergen bis hierher mitgerissen...

1613150188632.jpeg

Der Wolfsmond :)

1613150337947.jpeg


1613150237279.jpeg


In den Paar Tagen auf Euböa habe ich soviel interessantes erlebt, ich könnte ein ganzes Buch schreiben. Die Meeresschildkröte in Chalkis, tägliche Delfinsichtungen – teilweise wenige Meter von der Küste entfernt, Felsblöcke welche durch den Frost vom Berg auf die Strasse wie Kometen einschlugen, einen verlorenen Zackenbarsch um die 4-5 kg im Hafenbecken und vieles mehr…

1613150595577.jpeg


Umso mehr freute ich mich auf die Weiterreise zu meinem nächsten Ziel, Messolongi!

To be continued
 

Seriola

Active Member
Die Reise von Athen aus dauert in etwa 4-5 h und führt über den Kanal von Korinth und den Peloponnes und hält für Interessierte viel Geschichtliches . Im Hafen von Rio angekommen (ja, in Griechenland gibt’s auch ein Rio…) geht es über die Brücke oder mit einer der kleinen Fähren zurück aufs Festland, nach Antirio. Während der letzten Tage waren die sog. „Alkyoniden Tage“ (Gutwetterperiode im Winter) in vollem Gang und die Sonne strahlte mitten im Winter um die Wette und die Orangenbäume waren in voller Frucht. In Messolongi angekommen zeigte das Thermometer mittags 20°C und an der Küstenstraße, welche einmal halb um den Ort führt, begrüßten mich hunderte Flamingos und Pelikane im flachen Wasser der vorgelagerten Küste. Die Straße wurde am darauffolgenden Tag von mir in „Flamingo-Ave“ umbenannt! Es war einfach nur sensationell!

1613226749881.jpeg


1613226769726.jpeg

Namensgeber der Küstenstraße - Flamingo Avenue

Wie immer bei diesen Trips fallen die ersten 4-5 Tage der Spotsuche zum Opfer. Kein Wunder wenn man sich die ewig langen Küstenabschnitte anschaut. Gerade hier aber, in Messolongi, ist das Meer ein riesiges Plateau mit sehr flachem Wasser und die Fische könnten sich überall aufhalten. Aber natürlich tun sie das nicht, sondern haben einige Spots wo man sie, gerade zu dieser Jahreszeit, vermehrt antreffen kann.

Also, auf zur Location! Ich muss zugeben, dies gehört zu meinen absoluten Lieblingsbeschäftigungen in neuen Regionen. Viel Autofahren, Leute bequatschen und die Schönheit der Landschaft aufzusaugen!

Ich befand mich ca. 30 km im Landesinneren und fuhr gerade über eine winzige Brücke welche über eine 30qm großen „Pfütze“ führte als ich im Augenwinkel raubende Fische sehen konnte. Natürlich hielt ich sofort an und schaute mich um. Wie sich wenig später herausstellte war dies einer der vielen kürzlich vom Hauptstrom abgeschnittenen kleinen Arme eines Flusses welcher 30 km weiter im Meer mündete. Dort hatten sich in den Wochen zuvor tausende Meeräschen eingefunden und konnten nun bei niedrigem Wasserstand und trockengelaufener Bachläufe nicht wirklich zurück. Diesen Schwärmen folgten auch einige Wolfsbarsche, welche nun ebenfalls eingeschlossen waren, im Gegensatz zu den Meeräschen sich aber im Schlaraffenland befanden… Es ist wahnsinnig schwer Fische zu fangen, welche solchen natürlichen Futtermassen ausgesetzt sind. Letztendlich konnte ich dort in 2 Tagen jeweils einen Fisch fangen, denn immer wenn ich dort vorbeifuhr nahm ich mir etwas Zeit zu angeln.

1613226865490.jpeg

Kleine Fische, große Freude!

Die denkwürdigste Erfahrung aber sollte ich ein paar Tage später machen. Einige der Einheimischen gaben mir den Tipp, mich bei starkem Ostwind an die vorgelagerte und windzugewandte Landspitze zu stellen um dort im flachen Wasser den Wolfsbarschen nachzustellen, denn genau bei diesen Bedingungen würden sie dort öfters langziehen um nach Nahrung zu suchen. Nun, einen Tag später hatten wir Ostwind der Stärke 4-5 und ich waren zufällig sogar in der Nähe. Die Wellen brachen aufgrund der flachen Sandküste schon 50m weiter draußen und bereits in 5 cm Wassertiefe konnte ich nichts mehr von meinen Watschuhen erkennen. Das Wasser war Kakaobraun und durchsetzt mit Schwebstoffen. Es war Nachmittags, der Ostwind kühlte die sonst für die Jahreszeit gemäßigten Temperaturen ziemlich ab, die Farbe des Wassers sah aus wie der Ganges zur Monsunzeit und die hohen Wellen direkt vor meinen Füßen machten ein Reinwaten unmöglich. Die Köder, mittlere Minnows, wurden durch den starken Gegenwind so abgebremst das wir sie max. 10m weit werfen konnten. Oft hatte ich bei ähnlichen und sogar schlechteren Wetterbedingungen auf Wolfsbarsch gefischt, allerdings noch nie in solch einer Brühe…

Ich machte ein paar Würfe und kam zu dem Ergebnis das es bei so einer extremen Wassertrübung keinen Sinn mache weiter an diesem Spot zu angeln. Also wechselte ich den Spot und ging ein paar Hundert Meter weiter, um die Landspitze herum, in einen Bereich der windgeschützter war und wo vor allem das Wasser etwas klarer war. Dort hatte ich bereits chon in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden einige Fische fangen können. Ca. eine Stunde später, es war schon fast Dunkel, sah ich einige Lichtpunkte an der Landspitze. Bei mir hatte sich nichts getan und inzwischen hatte der Wind weiter aufgefrischt und es wurde zunehmens ungemütlicher am Wasser. Ich beschloss das Angeln für diesen Tag zu beenden, zog mich um und machte mich in Richtung Appartement auf. Ich war ziemlich platt, da der Tag bereits morgens um 03:00 begonnen hatte (die Fische fing ich zwischen 04:00 und 05:00 Uhr morgens) und so freute ich mich bereits auf die griechische Küche und das eine oder andere Bier!

Der Weg führte mich an besagter Landspitze entlang, mittlerweile war es Dunkel, und ich sah dort etliche Angler mit Kopflampen am Ufer in der Brandung stehen. Mir schwante böses: Die Fische waren da und ich hatte mich 300m weiter an der falschen Stelle aufgehalten und das obwohl man mich mit Informationen zu dem Spot bis ins kleinste Detail gefüttert hatte… Etwas tief in mir meinte es wäre besser weiter zu fahren und nicht allzu neugierig zu sein. Leider überwog meine Neugier und so stieg ich aus dem Auto und ging zum Strand, bzw dorthin wo normalerweise der Strand war. Immer noch rollte die Brandung über die Flachwasserbereiche in 50-60m Entfernung bis sie sich endgültig über dem kleinen Strand brach. Es standen dort so ca. 10 Angler in Gummistiefeln und Wathosen und warfen ihre Köder immer wieder in die tosende See und viele der Köder flogen wegen des Windes keine 10m weit.

Noch auf dem Weg hinunter zu den Anglern sah ich einen der Angler mit gebogener Rute rückwärts den kleinen Hang hinauf laufend. Am anderen Ende der Rute kam ein guter Fisch durch die Wellen zum Vorschein und wurde so gestrandet. Mein Vorgehen an diesem Nachmittag deprimiert mich immer noch ein wenig, deswegen halte ich mich kurz: Die ersten Fische wurden ca. 1 ½ St. vor meinem Eintreffen dort gefangen, und bis zu diesem Zeitpunkt hatte jeder der Jungs seinen Fisch gefangen. Wie gesagt es müssen sich ca. 10 Angler dort aufgehalten haben. Es waren alles Fische über 5Pf. einige deutlich über 8Pf. De meisten hatten 2 – 3 Fische in der Kühlbox und ein Angler hatte bereits 7! Stück gefangen, darunter auch den größten mit über 8Pf. Ich zog die nassen Watklamotten wieder an und fischte die nächste ½ h gemeinsam mit den anderen. Leider wurde weder von mir noch von den anderen Jungs ein weiterer Fisch gefangen… Die gefangenen Fische bissen in einem sandigen Bereich wo das Wasser normalerweise keinen Meter tief ist und zum Teil in 2-3 Meter Uferentfernung. Sie bissen auf alles was sich irgendwie bewegte – vom Blinker über Wobbler bis hin zum Gummifisch. Mit Letzterem konnte der eine Kollege wie bereits erwähnt, die meisten Fische fangen.

Alles in allem war es ein fantastischer Trip in dem ich meine Batterien für min. 3 Monate aufladen konnte. Ich kann jeden nur dazu ermuntern, auf ähnliche Weise dem nordeuropäischen Winter zu entfliehen und auf eigene Faust Europas Küsten und Fische zu erkunden. Gerade zu der Jahreszeit sind Länder wie Süd Italien, Griechenland etc dafür prädestiniert!

Ich hoffe das Geschreibsel war nicht zu viel und die Landschaftsfotos machen die fehlenden Fischbilder wett.

Hier noch ein paar Impressionen vom Februar in Messolongi

1613227010564.jpeg

Eines der traditionellen Fischerboote in den natürlichen Fischzuchten der Flachwasserzonen

1613227103148.jpeg

Die Christina O - Das ehemalige Schiff von Aristoteles Onassis Was für eine Schöhnheit!


1613227200019.jpeg

Orangenheine in der Ebene in voller Frucht
 

Anhänge

  • 1613227189326.jpeg
    1613227189326.jpeg
    103,3 KB · Aufrufe: 147

afbaumgartner

Well-Known Member
Schöner Bericht, Seriola, Petri und danke dafür.
Leider ist GR ist bereits seit Dezember die Freizeitfischerei komplett untersagt, kannst froh sein, dass du das letzte Jahr noch genutzt hast.
Wir fliegen zu den orthodoxen Ostern, da sollte hoffentlich wieder was möglich sein.
 

Dr.Spinn

Active Member
Oh ! Danke für den interessanten Bericht. So kennt man Griechenland ja nicht.

Aber mal die Frage: seit wann ist die Freizeitfischerei verboten. generell auch für touries?
 
Oben