Ich wollte schon lange mal einen Abstecher an die cote d'azur machen und habe mir diesen Wunsch zum Glück auch erfüllt. Vom angeln in Frankreich hatte ich bislang noch nicht all zu viel gehört oder gesehen, so das ich nicht schlecht staunte was mir Jan so alles am Telefon darüber berichtete.
Mein Wunschfisch war der Thun weshalb Nizza oder die Küste vor Monaco für dieses Unterfangen perfekt waren. Das Wasser fällt nach wenigen Metern vom Ufer bereits sehr stark ab und unmittelbar vor der Küste ist das Wasser schone mehrere hundert Meter tief. Das lockt die großen Räuber natürlich in Küstennähe und wirkt sich auch positiv auf die Spritpreise aus.
Noch kurz vor meiner Ankunft in Frankreich berichtete mir Jan von Thunaktivitäten, so dass ich schon vor Vorfreude platzte. Da es nach 10 Stunden Autofahrt schon zu spät für eine Ausfahrt war, packte ich mir schnell meine Uferkombo und stellte mich an eine Hafenaußenkante und feuerte meinen Jig in die Ferne. In meiner Vorstellung war ich diesen Moment schon einige Male durchgegangen. Weiter Wurf in die Ferne, vor Augen sah ich wie wunderbar mein Jig in die Tiefe taumelte, wie Jigbewegungen diesen beim zügigen einkurbeln verführerisch in alle Richtungen ausbrechen ließen, doch der heiß ersehnte Biss traf nicht ein. Auch nicht beim zweiten, dritten und 150ten Wurf. „Nun gut, morgen knallt es bestimmt“ dachte ich mir und trank mit Jan noch zwei Bier bis mir die Fahrtmüdigkeit so zu schaffen machte das ich mich direkt ins Bett fallen ließ.
Es war gerade mal 6Uhr morgens und wir standen schon in voller Montur am Steg und packten das Boot. Mal eben schnell noch tanken und dann paar Thune ernten fabulierte ich so vor mich hin, als wir nach kurzer Ausfahrt unsere erste Frenzy sahen… Ich griff meine Ruten und zögerte mit dem Auswerfen. „Möven, Check!“, „Futterfische, Check!“ Thune, Check!?“ aber wo waren Sie nur. Die Räuber trieben die Köderfische an die Oberfläche ohne sich selbst sehen zu lassen, nur ab und an „surfte“ ein Thun mal an der Wasseroberfläche, als würde er ähnlich eines Delphins eine großen Atemzug nehmen…
Nach paar Würfen und ein paar ähnlichen diffusen Frenzygeschehen entschieden wir auf die Mittagssonne zu setzen, als sei die Mobilität der Thunfische ähnlich der von Zauneidechsen von der Sonneneinstrahlung abhängig und verlegten uns aufs Jiggen. Hierzu bretterten wir mit Jans Boot bis nach Monaco wo ein schönes Plateau in 35m Wassertiefe unter uns lag. Anstelle der ADHS Jiggingbewegungen mit herkömmlichen Speedjigs setzten wir auf JLC Kalmare, riesige Gummikopffüssler welche wirklich einem japanischen Tentakelvergewaltigungsmanga entsprungen scheinen. Der Vorteil an diesen Tierchen ist die ermüdungsfreie Führungstechnik da diese nicht gejiggt sondern lediglich schnell eingekurbelt werden.
Wir trieben schon eine Weile über das Plateau als Jan auf einmal aufsprang und „FISCH!“ rief. Ich konnte noch die schönen Kopfschläge im Blank erkennen als Jan schon einen kleinen Dentex aus dem Wasser buxierte. „Ich würd sagen ein Portionsfisch“…und während meine Augen noch am Dentex klebten schlug es in meiner Rute ein. Diese direkt zum Halbkreis gebogen zeigt mir nun ebenfalls die dumpfen Schläge eines guten Fisches unter mir an. Noch bevor ich einen Meter Schnur auf die Rolle bekam, spürte ich dass da noch was anderes an der Schnur hing als ein Fisch und noch bevor ich verstand was los war, war das Vorfach auch schon durch. „Mist“ schnaufte ich und kurbelte die lose Schnur hoch. Der Fisch muss direkt mit dem Tentakelmonster in sein Versteck geschwommen sein und hat das Vorfach am Fels durchgeschrammt.
Nicht schlimm genug das ich meinen ersten Fischkontakt nicht verwandeln konnte, hatten wir keine kleinen Gummikalmare mehr an Bord. Nach einer Stunde Jiggen bat ich, Jan die hässlichste Obskurität seiner Köderbox auszuprobieren und tauschte meinen Jiggaro gegen einen quietschpinken Gummisepia mit leuchtend gelben Tentakeln aus. Zum Glück sahen wir in der Ferne bereits ordentlich Möven übers Wasser gleiten, so dass die armen Fische am Gewässergrund nicht lang von der Barbiesepia belästigt werden mussten...............