Liebe Mittelmeergemeinde,
als oft nur stiller Mitleser will ich dann doch auch mal einen kleinen Reisebericht verfassen:
Mitte Juni ging es für 2 Wochen auf die schöne Insel Samos (Griechenland), der angeblich grünsten aller griechischen Inseln. Das kann ich zwar nicht so ganz beurteilen, da ich nicht alle gesehen habe, aber von den mir bekannten Inseln ist sie definitiv die Grünste und Lieblichste. Sie liegt weiterhin in Sichtweite der Türkei, was sich auf dem kurzen Weg in die Unterkunft bereits durch ein ausgedehntes Flüchtlingslager, das gut sichtbar am Hang von Samos-Stadt liegt, bemerkbar macht. Ohne hier groß politisch zu werden möchte ich bloß anmerken, dass ich meinem ärgsten Feind nicht wünsche, für mehrere Jahre mit Familie in einem 2-Mann Zelt in der ungeschützten griechischen Hitze leben zu müssen.
Unsere Unterkunft war im Ort Kokkari, ein ehemals kleines Fischerdörfchen das in einer von malerischen Felsen begrenzten Bucht liegt. Die Felsen sind ausschließlich an den Landspitzen der Bucht und damit natürlich tolle Plätze zum Angeln bzw. Fische fangen. Fische fangen daher, weil ich deutlich mehr Zeit im/unter Wasser mit Harpune als am Wasser zum Fische fangen verbracht habe. Bei 20m Sichtweite macht das zwar Spaß und man sieht viel, allerdings sehen die Fische einen auch und man muss schon verdammt gut sein, um überhaupt mit irgendwas nach 2 Stunden aus dem Wasser zu kommen.
Eine erste Erkundungstour mit Schnorchel und Flossen bestätigte das mir von vor 4 Jahren bereits bekannte Bild:
Papageifische (sparisoma cretense), Meerbrassen in den üblichen Ausführungen und Meeräschen als küchentaugliche Beute, ansonsten das Mittelmeer in seinen herrlichsten Farben und Formen. Von Korallen in gelb und rot über Meerpfau, Muscheln, Schnecken und was halt sonst noch so kreucht und fleucht.
Das Ziel war bereits im Vorfeld klar: Tagsüber im/unter Wasser sein oder mit Muscheln auf Papageifisch angeln - sie sind ausgezeichnete Speisefische - und abends am Minihafen mit Wobblern und Poppern auf die dann reinschwimmenden Barrakudas.
Unsere - die östliche - Seite der Insel ist oft recht windig, aber bei gutem Wetter hatten wir vor, von der Windsurfanlage ein Kajak auszuleihen. Die Anlage ist übrigens Klasse!
George, der Chef, ist glücklicherweise auch ein begeisterter Angler, Bootfahrer, Taucher und natürlich Windsurfer. Da direkt neben seinem Gelände - und auch nur von dort zugänglich - ein kleiner Bach ins Meer mündet, ist es natürlich von Vorteil, dass er einen auch mit Angelkram an den Surfern vorbei latschen lässt und dabei sogar noch "Good Luck" wünscht! Wer also den Spagat aus Familienurlaub mit Strandliege am quasi Privatstrand und frischgepresstem Orangensaft mit Freizeitbespaßung a la Kayak und Surfing und andererseits angeln bis der Arzt kommt sucht, wird hier fündig. Da ich nicht weiß, ob Links erlaubt sind: Windsurfing Samos reicht in google...
Zurück zum Thema: ANGELN
Angeln von den Felsen brachte tatsächlich den erhofften Papageifisch in sehr guter Portionsgröße. Montage war ein Tiroler Hölzl am Ende der Hauptschnur, in kurzen Abständen etwa 50 cm darüber an 10-15cm langen Seitenarmen 2 6-er Haken. Schnur war 40iger Mono, wenn der Papageifisch sie erwischt, ist sie durch, ohne dass man was merkt... Schweine... Naja, beködert haben wir mit Napfschnecken mit Schale. Das vermeidet lästigen Kleinkram, der sonst unausweichlich ist. Im späteren Verlauf des Urlaubs hab ich dann aufs Tauchen zurückgegriffen, um an Papageifische zu kommen. Es sei der Hinweis gestattet, dass die Viecher mit Harpune noch ca 1000mal schwerer zu erwischen sind als Doraden. Sie schwimmen so ein bisschen treudoof guckend in 2-3m Abstand vor dir rum, nur um dann dem Pfeil in letzter Sekunde auszuweichen. Danach tun sie, als wäre nichts passiert und glotzen dich weiter an. Das tut weh!
Abends ging es regelmäßig an die Hafenmole. Außer jeweils ein Anfasser auf Popper und den bewährten MaxRap 110 ging den ganzen Urlaub nichts. Wobei so eine Attacke auf Popper schon fast so gut ist, wie ein Biss! Ein paar Nachläufer, um uns zu demonstrieren, dass sie wirklich da sind und wir nur zu dumm...
Irgendwann hatten wir dann tatsächlich mal halbwegs flache See und haben uns morgens das Kayak geschnappt.
Erste Erkenntnis: Die Frau kommt mir werfen im sitzen nicht so wirklich gut klar.
Zweite Erkenntnis: Auch bei wenig Wellen ist die Strömung richtig hart! Das Seil am Kayak war 5 cm zu kurz, um an einer Boje festzumachen. Wieder was gelernt.
Dritte Erkenntnis: UL Ruten (naja, eher (U)L - 3-14g oder so...) lassen sich vom Boot als zu passable Jiggen missbrauchen. 40g Jig war super damit. Hatte ich schon die Strömung und die Drift erwähnt?
Vierte Erkenntnis: Eidechsenfische existieren.
Fünfte Erkenntnis: Was lange währt... bringt am Ende wenigstens einen Barrakuda für den Grill!
Anglerisch lief der Rest des Urlaubs eher unspektakulär. Fisch gab es allerdings genug. Eine Woche haben wir einen Jeep gemietet und sind quer über bzw. eher um die Insel gedüst. Abgelegene Buchten, vorgelagerte Inseln, Schotterpisten, mit Pferden schwimmen und herrliche Tavernen am Ende der Welt. Die Insel bietet wirklich viel!
Kurzum: Es war viel Spaß, genug Fisch und ich merke mehr und mehr, dass ich am liebsten selbst im nassen Element bin und mir die ganze Unterwasserwelt aus der Nähe ansehe. Wer Angel- und Familienurlaub verbinden will, ist hier goldrichtig.
PS: Bilder sind noch auf der Cam der Frau, kommen evntl später.