Was passiert, wenn Natur auf Technik trifft?

Pressemeldung des IGB

Chancen und Risiken technischer Innovationen für das Angeln und den Schutz von Fischpopulationen


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Sogenannte Fishfinder erleichtern Angler*innen das Aufspüren von Fischen. | Foto: Shutterstock, 761533963


Auch beim Naturerlebnis Angeln hat der technische Fortschritt Einzug gehalten. Geräteinnovationen wie Echolote, Unterwasserkameras oder Drohnen erleichtern das Aufspüren und Fangen der Fische. Ein internationales Team mit Professor Robert Arlinghaus vom IGB hat in einer Studie zusammengefasst, wie sich technische Neuerungen auf das Angeln und auf die Fischpopulationen auswirken können. Innovationen erfreuen die Angler*innen, können aber den Fangdruck erhöhen und Konflikte verstärken. Darauf muss die Gewässerbewirtschaftung angemessen reagieren.
Was einst mit Bambusruten und einfachen geflochtenen Rosshaarschnüren praktiziert wurde, ist heute geprägt von präzisionsgefertigten Rollen, ultraempfindlichen Graphit-Verbundstoffruten, chemisch geschärften Haken, Angelschnüren ohne Dehnung zur besseren Bisserkennung, lebensechten Fischimitaten zum Raubfischangeln, Unterwasserkameras, hochmodernen Echoloten, Drohnen und Angel-Apps, die es Angler*innen ermöglichen, ihre Erfahrungen und Erfolge schnell mit anderen zu teilen.

Eins sein mit der Natur – und der Technik

„Moderne Angler*innen und ihre Elektronik funktionieren wie ein vernetztes System, das mit zunehmender Effizienz Fische aufspüren, anlocken und fangen kann. Diese Innovationen sind aus Sicht dieser Nutzer*innen meistens positiv, aber für Fischereibewirtschaftende und andere Entscheidungstragende sind sie eine Herausforderung, wenn sie versuchen, mit dem raschen technologischen Wandel Schritt zu halten", stellt Erstautor und Fischereiprofessor Steven Cooke von der Carleton Universität in Kanada fest.
Steven Cooke und der deutsche Fischereiprofessor Robert Arlinghaus befassen sich seit vielen Jahren mit den ökologischen und sozialen Aspekten der Angelfischerei. Die beiden Forscher haben in einem internationalen Team nun eine umfassende Literaturstudie zur Vergangenheit und Zukunft von Geräteinnovationen in der Angelfischerei erstellt. In die Studie sind auch umfangreihe Praxiserfahrungen eingeflossen, da zu vielen Aspekten noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen.

Neue Methoden bieten Chancen und bergen Risiken

„Innovationen in der Fischereitechnologie können den Fischen zugutekommen – sie helfen beispielsweise Verletzungen, Stress und die Sterblichkeit zurückgesetzter untermaßiger Fische zu reduzieren oder sorgen dafür, dass nur bestimmte Arten oder Größen am Haken landen und dieser nicht mehr tief verschluckt wird“, erläutert Robert Arlinghaus. „Technische Neuerungen können aber auch die gesamte Funktionsweise der Angelfischerei verändern, Konflikte zwischen Anglergruppen und anderen Gewässernutzenden schüren, die Ungleichheit in den Fängen der Angler*innen steigern und gegen bewährte moralische Prinzipien verstoßen. Das Ganze hat also zwei Seiten“, ergänzt der Fischereiexperte.

Technische Innovationen können ein Risiko für die Fischbestände sein

Das Beispiel von modernen Echoloten zeigt, dass technische Innovationen, die den Angler*innen Nutzen bringen, für die Fischbestände auch problematisch sein können. Steven Cooke: „Moderne Echolote dienen als verlängerter Arm des Anglers. Damit können einzelne Fische im Freiwasser exakt lokalisiert und einzelne Großfische gezielt angesprochen werden. Je nach Verbreitung unter den Anglern kann so der Fangdruck gerade auf die seltenen größeren Raubfische steigen.“ Hinzu kommt, dass Dank einer ausgereiften GPS- und Bootstechnologie gute Fangplätze rasch wiedergefunden oder anderen Angler*innen mitgeteilt werden können. Im Extremfall kommt es lokal zur Überfischung.
Fischereirechte in Binnengewässern liegen hierzulande häufig in den Händen von Angelvereinen. Bei auftretenden Konflikten oder aus Angst vor Übernutzung regeln die Vereinsvorstände die Anwendung neuer Techniken in der Regel selbst über die jeweilige Gewässerordnung – meist rein aus dem Bauch heraus ohne wissenschaftliche Begleitforschung. Oft fehlt es an Daten, aus denen man objektiv ableiten kann, wie neue Methoden funktionieren. Die Forscher schlagen vor, die Auswirkungen der modernen Technologien systematisch zu untersuchen. „Auf diese Weise wäre sichergestellt, dass Managementmaßnahmen in Bezug auf neue Technologien in der Freizeitfischerei proaktiv statt reaktiv sind“, resümiert Robert Arlinghaus.

Den Artikel in Reviews in Fish Biology and Fisheries lesen

Ein Beispiel zur Veranschaulichung von technischen Innovationen in der Freizeitfischerei: Raubfischangeln mit Echzeitbildern aus dem Gewässer:
Zur Veranschaulichung ein Beispiel, das zwar nicht dem Durchschnittslangler entspricht, aber zeigt, mit welchen technischen Hilfsmitteln einige Angler*innen ihrem Hobby nachgehen: Ein Raubfischangler sitzt in seinem Boot am Steg in einem bequemen Sessel hinter dem Steuerrad und digitalen Karten, die auf einem Touchscreen-Kartenplotter angezeigt werden. Dieser bietet auch Informationen über Umweltbedingungen wie Wassertemperatur und Luftdruck, die der erfahrene Angler nutzen kann, um den Aufenthalt der Fische besser vorherzusehen. Wenn auf dem Bildschirm Fische erscheinen, wechselt der Antrieb zu einem am Bug montierten Elektromotor, der mit einem Sonar-Schwinger und einem Bildschirm ausgestattet ist. Der Angler stellt den mit GPS ausgestatteten Elektromotor so ein, dass er automatisch und leise einen bestimmten Pfad zum Angelplatz fährt, um die Störung der Fische zu minimieren oder hält das Boot exakt über dem lokalisierten Fisch. Währenddessen fischt der Angler und wird über Echtzeit-Digitalbilder von der Struktur des Sees und den Fischstandorten in drei Dimensionen unter dem Boot informiert. Je nach Ausgereiftheit des Kartenplotters kann der Angler all diese Informationen nutzen, um das Gebiet digital zu kartieren und diese Informationen in Zukunft nutzen, um die Effizienz des Angelns zu steigern. Ob dadurch tatsächlich Fangraten gesteigert werden, ist bisher ungeklärt. Erste Studien aus den USA beim Forellenbarschangeln zeigen allerdings, dass die modernen Angler deutlich effizienter angeln als Angler in den 1960er und 1970er Jahren.
 
Mein Beispiel:
In Frankreich sind eine ganze Menge Profi-Guides mit gesponsortem Equipment unterwegs.

Angler(*innen)…. melden sich zu einer Tour an,lagern das Suchen und die Ortskenntnis sowie die technischen Möglichkeiten mal eben an den Guide aus.
Der muß sein Boot und elektronische Helfer zum Fisch- finden auf dem neuesten Stand halten,sonst hat er (Wettbewerbs-)Nachteile gegenüber Guide X vom Team Y.

Der Angler(*inn)….. will Foto (für FB und Insta)-und Fischausbeute als Gegenleistung für den (propperen) Preis der Ausfahrt.

Die Geräte entsprechen dem neuesten Stand.

Auf der elektronischen Seekarte in maximal technisch möglicher Größe werden, vernetzt mit mindestens 2 weiteren elektronischen Geräten, Paydienste mit Wind und Strömungsangaben overlayed, die sich sekündlich unter Berücksichtigung der Tide ändern.

Aus der eingepflegten Datenbank der Geräte ergibt sich, wann der Guide seinen Gästen wo das okay zum reinhängen der (neuesten, womöglich japanischen,nicht mehr zu toppenden,auch im Preis) Köder gibt.

Ich bin jetzt also mit dem richtigen Köder,der haargenau ins Beutespektrum passt, genau am GPS-Standort zur definierten Stunde xy, an dem sich die Fische hinter den Untersee-Felsen stellen, der Schutz vor der aufkommenden Strömung durch die Tide bietet.
Damit wir nicht abtreiben und eventuell einige Fische ungefangen zurücklassen, hält uns die Elektronik mittels Vernetzung mit dem/den neuesten Power-Elektromotoren,vorne und hinten (am Boot) am Platz.
Wir fahren erst,wenn es nicht mehr beißt und der Guide via Live-Sight keine Fische mehr erkennen kann.

Vor Generationen hat nur der Großvater (der Anrainer) in seinem ganzen Leben herausgefunden, wann man an dem Untersee-Felsen sein mußte,um was zum essen zu fangen.

Das hat er als Lebensgeheimnis an seine Nachkommen, die von seiner investierten Zeit und seiner Erfahrung profitieren sollten, weitergegeben.

Heute kann das jeder, der das passende elektronische Zeugs,ähm, Equipment finanziert, in Stunden herausfinden und abfischen.

Schöne alte Zeit?
Danke für den tollen Beitrag!!!! thumbsup thumbsup thumbsup ab30
 
Es ist ja erfreulich, dass viele Angler offenbar auch heute ohne Echolot so gut wie früher fangen. Ich habe festgestellt( gerade beim Zanderangeln), dass es heutzutage selbst mit Echolot schwer ist einen Fisch zu fangen. Und das Gewässern wo vor 30 Jahren ein Echolot quasi überflüssig war, weil Fisch an vielen Stellen und beisswillig vorkam. Heute finde ich zwar immernoch Fische- wenn auch viel weniger als damals und konzentrierter - aber an den Haken gehen die auch nicht von selbst. Ohne Echolot würde ich aber wohl viel Zeit an toten Stellen verbringen.
 
Erst wenn der letzte Fisch gefangen ist, merken sie, dass sie ihre Hightech-Ausrüstung umsonst gekauft haben.

Meine Meinung zum Guiding mit Hightech in Deutschland, wo C&R verboten ist. Das ist für mich, Raubbau an der Natur.
Wir sind Angler und keine Berufsfischer.
Ausserdem kann das eh nur ein paar Jahre gut gehen. Wenn die Großfischbestände überfischt sind / nur noch Kleinzeug da ist, - buchen dann auch noch welche, oder lügt man dann dem zahlenden Gast die Hucke voll?

Gute Ruten, Rollen, Schnüre und Haken bringen nicht mehr Fisch an den Haken, es hilft aber weniger Fisch zu verlieren, der mit abgerissenen Zeug im Maul überlebt, oder auch nicht. Somit = gut für Angler und Fisch.

Wenn ich an einem großen Gewässer angeln gehen will- wo ich mich nicht aus kenne, z.B. als Urlauber, ohne Hightech, sind die Fänge überschaubar.
Das ist hald so als Gastanglern - da sind dann buchstäblich alle im selben Boot.

Oder es wird eine aggressivere, teure Besatzstrategie gefahren, was die Karten (nur für die) viel teurer macht.
Was kostet ein 15-20 Jahre alter Meterhecht vom Züchter? + 1 Großzander usw.
Mal sehen, ob die auch locker 150-200€ oder mehr, für die Tageskarte löhnen oder nur führ Ihr Equipment bereit sind Geld auszugeben.
Oder es werden immer mehr Bewirtschafter sowas verbieten oder hart reglementieren - was sich abzeichnet. (Leider dann auch wieder für den Uferangler, der das nicht nutzt.
Was nicht angehen kann, dass Karten für alle, - wegen den Extremisten, teurer werden müssen.

Eigentlich war abzusehen, dass der Hype, nur solange gehen kann, solange es sehr wenige waren / sind.

Es ist schwierig gerechte Grenzen zu ziehen.
In Ländern, wo C&R erlaubt oder gar Vorschrift ist, ist das weniger Relevant und es bleiben auch mehr Arbeitsplätze erhalten.

Ob man alles ganz verbieten muss, oder reglementieren, wird sich Zeigen und ist Gewässer und Anzahl-Nutzer abhängig.

Mir wärs anders auch lieber.

Meine Meinung. Werden die Gerätehersteller und Vertreiber nicht teilen - was ich verstehe.
 
In einem anderen Thread zu dem Thema hab ich meine Meinung auch schon kundgetan.

Ich möchte nicht ohne Echolot angeln, wenn ich die Möglichkeit dazu habe.
Ich kenne mein Hausgewässer wie meine Westentasche. Dennoch nutze ich quasi immer ein Echolot, explizit beim Wallerangeln.
Natürlich weiß ich, an welcher Ecke ich meinen Köder ablegen muss um zu fangen.
Aber selbst am übersichtlichen Gewässer sind 4 oder 5 Meter daneben schnell passiert.
Beim lebendigen Köderfisch egal, der schwimmt dahin, wo er hin muss. In Deutschland aber nicht zulässig, also muss ich mich mich mit Alternativködern begnügen, die eben da liegen, wo ich sie abgelegt habe.
Und da machens die wenigen Meter daneben oft aus. Auf dem Echo hab ich mir den Hotspot eingespeichert und kann ihn direkt punktgenau wieder anfahren. Da muss ich nicht fünf mal außen rum zirkeln, bis ich das Ding treffe.

Bild: Abgelassene und am Grund geführte U-Posenmontage (Grüne Linie), die ich so punktgenau in den Unterstand (Gelbe Punkte) ablegen konnte.

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was ist technischer Fortaschritt?
vom Bambus / Haselnuss über Glasfaser zur 62 mi Kohlefaser?
Vom KNoche als Haken zum chemisch geschärften?
vom Gummiband zur geflochtenen?
die Erfindung des Gummifisch's / Twister - die Kunstköder relativ billig und damit zugängig machte?
elektr. Bissanzeiger?
aus heutiger Sicht teure elektr. Geräte? Betonung liegt auf Teuer und Mehrtzahl--und weiter??

in 10 Jahren ist das ins Hady integriert, gibt's noch ein Drähtchen mit Sensoer zum ins Wasser halten- mit Zusatzgewicht zum Absenken.
Wenns das nicht shcon gibt.

Ich kann sicher für mich entscheiden , ob ich das will oder nicht und wei ich das nutze- aber was techn. geht wird kommen
Fang ich damit mehr ? naja wenn ich mir meine Liste da oben so angucke - ja .
Es ist nur die Frage der Art und der Fähigkeit der Anwendnung- da gilt auch von Nix kommt nix;-))
denn bei der Technik sitzt der Esel wo??
 
Zum Thema Echolot: Hier sollte beachtet werden, dass der Einsatz regional abhängig verboten ist.

Beispiel Oberfranken: https://www.tegof.de/service/gesetze/bezirksfischereiverordnung_fuer_oberfranken.html

Zitat: "§ 13 Die Verwendung von Geräten zur Ortung von Fischen und Fischbeständen, die auch zur Auslotung der Gewässertiefe dienen können, ist verboten. Ausnahmen bedürfen der Zustimmung der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken."

Die Oberfranken sind nicht zimperlich mit Anzeigen, wenn man mit Echolot erwischt wird.
 
Bis zum letzten Jahr war das bei uns in Thüringen auch verboten. Im September gab es ein neues Fischerei-Gesetz ohne dieses Verbot. Geht also auch anders.
 
Hallo,
Die Oberfranken sind nicht zimperlich mit Anzeigen, wenn man mit Echolot erwischt wird.
Verbote bringen m.E. auch wenig, wenn man es den einzelnen Anglern überlässt, ob sie sich dran halten wollen oder nicht.

Die Regelung wie in OFr galt ja früher so ähnlich in ganz Bayern.

Auf den Fränkischen Seen waren damals aber trotzdem so einige Boote mit Fishfinder unterwegs. Manche eher versteckt, andere ganz offen.

Das Highlight war dann ein Artikel im Blinker, wo sogar noch die Bildschirmanzeige als Großbild abgebildet war.

Im Zweifel wird halt der Bewirtschafter enstcheiden, was an seinen Gewässern erlaubt oder verboten ist.

Wenn der nichts dran ausszusetzen hat, ist es m.E. völlig legitim die technischen Möglichkeiten zu nutzen.

Wird ja keiner dazu gezwungen.

Mein Fall wäre es nicht.

Aber trotzdem kein Grund für mich, es der Technikfraktion zu missgönnen.

Solange sich jemand anständig und waidgerecht verhält, ist mir seine Ausrüstung realtiv egal.
 
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