Nabend,
ein flüchtiges Blättern in der kleinen Angelbib erbrachte einen Hinweis zur ungefähren zeitlichen Eingrenzung des Aufkommens von speziellen Sschwing- und Bibberspitzenruten, und wie oben richtig bemerkt führt die Spur ins Mutterland. Im
Coarse Fishing Manual von 1993 (reprint von 1992), 43, findet sich der erhellende Absatz:
"
Today the choice of rod and bite indicator is inseparable. Modern legering rods include provision for bite indicators as an integral part of the design.
The two main types of bite indicators are swingtips and quivertips. Swingtips have been around for 40 years and quivertips about 20 years. [...]"
Das bedeutet, gerechnet vom Publikationsdatum des
Manuals sollte (in England) die Zeit des Aufkommens von Schwingspitzen etwa in den frühen fünfziger Jahren liegen, und die Bibberspitzen kamen dann offenbar ab den frühen Siebzigern dazu.
Ich finde das zeitliche Prior der Schwingspitzen insofern interessant, weil ich irgendwann mal gelesen habe (ich erinnere die Quelle nicht mehr), das zuerst die Bibberspitzen "erfunden" wurden, indem die Angler normale Rutenspitzen vorsichtig dünner schabten und schliffen. Dabei oder im Drill seien diese unverhältnismäßig dünnen Spitzen häufiger gebrochen, und hingen nur noch an einem Splint des gespliessten Blanks: Fertig war die Schwingspitze. Ich halte das nicht für glaubwürdig bzw. anekdotisch, und würde eher dem Manual vertrauen und die Bibberspitze als die jüngere
Entwicklung ansehen.
In R. Sack,
Große Fänge 1974, 33ff. stellt der Autor eine selbstgebaute Schwingspitze aus Messinng mit verschiebbaren Gewicht zum Einhängen in die
Stege des Spitzenrings vor(Kap. "Meine Erfolgsmethode für fliessende Gewässer"):
Sicherlich hat Sack die Idee durch seine Kenntnis englischer gewonnen ohne das kenntlich zu machen, denn:
Sein Buch ist auch hinsichtlich des anderen Kernelements des Feederangelns sehr aufschlussreich, ich meine das Futterkörbchen. Im Kapitel "Schleien auf deutsche und englische Art" beschreibt er ab 53f. das Schleienangeln mit Madenkörbchen, wie er es in England kennengelernt hat, und beschreibt das Körbchen
sehr genau und als Novum:
Daraus schliesse ich das 1974 (bzw. einige Jahre Zuvor, Sacks Buch ist eine Anthologie verschiedener von ihm aus der "Fisch und Fang") das Angeln mit
Schwingspitze und Futterkörbchen auf der Insel bereits verbreitet war, und in Deutschland noch neu- wurde aber dann aber wohl ab Mitte der 70er immer bekannter.
Zu guter Letzt noch zwei lustige Schmankerl zu Schwingspitze und Futterkörbchen, das in R. Walker et al. Successful Angling, 1977, 131ff. zu finden ist.
Dort zitieren die Autoren einen gewissen Nicholas Cox, der in seinem Angelbuch von
1674 eine genaue Beschreibung eines "Wurmkörbchens" gibt,
seht selbst:
Zwei Seiten später geben sie die Beschreibung einer frühen Schwingspitze aus einem anonymen Angelbuch von 1805 wieder, es handelt sich um einen an der
Rutenspitze befestigten Bissanzeiger aus geflochtenen Schweineborsten, die die Autoren nach der Beschreibung folgendermassen rekonstruierten.
Abgesehen von dem irrwitzig hohen Alter der genannten Quellen ist dies erneut ein Hinweis darauf, das Schwingspitze und Madenkörbchen in den Siebzigern
bekannt und verbreitet gewesen sein müssen.
So, das wars was ich in kürze finden konnte, etwas kärglich aber es reicht, um Herkunft und ungefähren Zeitraum zu bestimmen, die Spur ist noch heiss!
Ich finde das Thema hochinteressant, ich wrd nochmal in ein paar anderen Büchern nachschauen, aber jetzt gibt's erstmal Fußek und ne Gerstenkaltschale,
Herzlich
Euer
Minimax