Wer ist schon mal über Bord gegangen???

OLLI01

Der Alptraum aller Hechtangler
Hallo Boardies!

Das Thema rund um Kälteschutzanzüge und Maritime Sicherheit ist ja gerade mal wieder sehr gefragt,zum Glück.
Zeigt es doch das der überwiegende Teil der Angler verantwortungsbewußt und nicht kopflos agiert.#6

Allerdings gibt es da noch viel,viel zu zu schreiben.
Ein Dauerbrenner ist die Qualität,da herscht ja noch viel Unklarheit.
Um dem ein Ende zu bereiten versuchen ein nicht unbekannter Boardie |kopfkrat und ich gerade etwas zu tun um hier die Spreu vom Weizen zu trennen.

Zusätzlich zu dem was wir da so ausköcheln,wären aber Praxiserfahrungen mal sehr interressant.
Wer ist schon mal in einem Floater bei mehr oder weniger kaltem Wasser über Board gegangen?
Wie lange wart ihr da im Wasser,habt ihr evtl. gemerkt das der Kälteschutz nicht ausreichend ist?
Oder wer ist schon mal OHNE Schutzanzug Aussenbords gegangen und kann vielleicht anschaulich berichten wie schnell einem da Lebensgeister schwinden??

Sind über jeden Bericht dankbar.
Gerne auch per PN.
Wenn es euch zu unangenehm ist könnt ihr auch per PN schicken und ich nehme euren Namen denn raus;)

Vielen Dank schon mal für eure Hilfe#6

OLLI01
 
Zuletzt bearbeitet:

Sockeye

subversives element
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Ich war gerade in Norwegen mit einem Freund. Dieser wollte eigentlich nie wieder da rauf....

Es war vor 8 Jahren, da war er im Westen Norwegens auf einer kleinen Insel mit drei Kumpels. Ihr Boot war garnicht mal so klein (ca.18fuß) das Wetter war angenehm und die Wellen waren auch ok (50cm - 80cm). Der Motor war aus, er hat gerade gepilkt als er aufstand um in der Köderkiste zu kramen. In diesem Augenblick wackelte das Boot durch eine seitliche Welle, er verlor das Gleichgewicht und lag im Wasser. Ohne Anzug, nur Pulli / Hose / Stiefel aber vernünftige Rettungsweste. Das Wasser war anfangs gar nicht mal soo kalt (ca. 12-14°) und er wollte einfach wieder ins Boot reinklettern...er schaffte es nicht alleine...die Kumpels zogen und zerrten...sie schafften es auch nicht ihn an Board zu hieven...es wurde immer schwieriger für ihn sich am Boot festzuhalten und rutschte immer wieder runter...an mehr kann er sich selber nicht erinnern.

Ein Fischer ist dann zur Hilfe gekommen. Die haben ihn stark unterkühlt rausgezogen und zum Arzt gebracht. Später wäre er beinahe an der darauffolgenden Lungenentzündung und Enzündungen weiterer innerer Organe gestorben.

Leute, das Wasser da oben ist kalt. Saukalt. Egal ob ohne oder mit Floatinganzug. Es ist kalt und Du stirbst schnell. Und 90% der Anzüge, die ich hier auf Bildern sehe haben keine Temperatur haltenden Eigenschaften und isolieren im Wasser nicht...

VG
Sockeye
 

OLLI01

Der Alptraum aller Hechtangler
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Danke für deinen beitrag.
ich denke mal jetzt ist er vernünftig ausgestattet dein Kumpel;)

OLLI01
 

scholle01

Member
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Tja, nicht mit Floater aber mit winterlichen Marineklamotten.

Während meiner Marinezeit bin ich mal beim aufziehen einer Persenning über einen Kran aussenbords gegangen weil die Relingkette gerissen ist. Ca. 8m von der Pier entfernt bei ca. 4-5 Grad Wassertemperatur und ohne Schwimmweste. Zur Pier schwimmen ging gerade noch, die Kollegen haben mach dann nach ca.5 min per Feuerschlauchschlaufe unter den Achseln hochgezogen. Ich kann nur sagen bewegen konnte ich mich da schon nicht mehr viel und ohne Hilfe wäre ich wohl abgesoffen!
 
J

JamesFish007

Guest
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

O La La,vllt können einige ja schon nicht mehr berichten wenn man das hört
 

Pike Pirates

Ijssel-Bewohner
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Ich überleg mir nachdem ich ein paar Sachen gehört habe, mir vielleicht ein Neoprenanzug anzulegen. Den kann man unterm Floatinganzug anziehen und im Notfall würd der doch bestimmt länger warm halten.
 

havkat

Active Member
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Moin!

Unfreiwillig noch nie. (Auf Holz geklopft!)

Beim Bergen eines MoB in ein Kleinboot sollte sich der außenbords Befindliche etwa mittig am Dollbord festhalten.

Langsame Fahrt auflegen, dann schwimmt der zu Bergende fast komplett auf, da er vom fahrenden Boot "hochgezogen" wird und ist von den Helfern (so vorhanden) im Schulter und Beinbereich zu fassen.

Die Bergung geht viel leichter und einfacher.

Einen erwachsenen Mann in nasser Kleidung längsseitig über´s Dollbord zu ziehen ist oft unmöglich und auch für die "trockene" Besatzung nicht ungefährlich. (Kentergefahr)

@Kenet

Aber nur im Winter.

Bei sommerlicher Lufttemperatur (ich habe schon 28° C im Schatten, und zwar in "Polarnorwegen" erlebt) hälst du das keine halbe Stunde aus. ;)

Ich verschiebe das Thema mal ins "Sicherheitsforum". ;)
 

havkat

Active Member
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Ach du....

Gaaanich gesehen. :)
 
R

Raisingwulf

Guest
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Ich und das freiwillig!

Okay es war eine Wette um eine Flasche Asbach.
Die Wette war vom Bootssteg aus über das Boot der Schweden/Taucher hinüber zu rennen - war schon eine Frechheit an sich über das Boot der Schweden in Unterhose war ja auch ein Boot, dann am Heck ins Wasser eintauchen und die ca. 100 Meter um den Bootssteg schwimmen, wenn meine Leute nicht da gewesen wären wäre ich damals ersoffen - wegen der Kälte!
Das ist 20 Jahre her - ich noch durchtrainiert, Berufsoldat, Berufsfischer und guter Schwimmer und Taucher konnte nicht glauben wie schnell dich kaltes Wasser ausser Gefecht setzt - 4 Grad Celsius warmes Wasser an der Oberfläche - tauche ein schlagartig setzt die normale Atmung aus - kannte das ja vom Tauchen - will ja auch Strecke machen um die Leute zu erschrecken - bloß die kommt nicht zurück, ziehe volle Lunge Wasser - Schreckatmung - eiskaltes Wasser im Körperzentrum, treibe oder baddle nach dem Auftauchen orientierungslos an der Oberfläche ohne meine Leute in den Booten und am Steg wäre ich ersoffen. Habe da zwar die Asbachflasche verloren aber Respekt vor diesem Element, eine Urkunde als bester Asbachschwimmer und wirklich gute Freunde gewonnen.
Ab und Zu springen wir noch im Kaafjord frisch aus der Sauna kommend im März, aber da sind immer noch ein paar die aufpassen.

mfg

Raisingwulf
 

Eugen55

New Member
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Ich kenne das auch noch aus alten Marinetagen. Im Rahmen von Schiffssicherungsübung in der Neustädter Bucht im Spätsommer versucht, eine Rettungsinsel aus dem Wasser zu bemannen (wassertemperatur weiß ich nicht mehr). Aber wenn man das nicht beim ersten oder spätestens beim zweiten Versuch schafft, ist keine Chance mehr, dann ist die Kraft auf Grund der Unterkühlung weg. Ich denke, wenn das im Frühjahr oder Winter passiert, sind die Chancen recht klein.

Dazu gleich noch eine Frage:
Was kann man überhaupt machen, um nach dem Überbordgehen wieder ins Boot zu kommen? Wie sieht es beispielsweise bei Dieselschnecken (mit oder ohne Aufbau) aus? Eine Badeleiter haben die wenigsten und bei denen über Bug oder Heck rein zu kommen ... naja.

Gruß

Eugen


(noch 3 Tage, dann sind wieder 3 Wochen Breivik auf Randøy angesagt)
 
R

Raisingwulf

Guest
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Horra Eugen,

selber reinkommen wenn man die Kraft noch hat vielleicht über den Heckspiegel wenn der Aussenborder aus ist, Totmannschalter, hat man viele Ecken und Kanten zum anfassen, bei der Dieselschnecke tauchen übers Ruder abstützen und versuchen hochzukommen, Lee und Luv kannst Du gleich vergessen wenn da nix drüber hängt. Ausziehen ist eine Vorraussetzung bei untauglicher Bekleidung um überhaupt wieder ins Boot zu kommen egal ob da noch Leute im Boot sind oder nicht, wenn Du wieder im Boot bist kannst du deine Klamotten mit Glück wieder aufsammeln. Das Wasser kühlt Dich 25 mal schneller aus als die Luft, also lieber nackig im Boot als erfroren im Wasser.
Und wenn da noch Leute sind ist kuscheln angesagt, da haben aber die wenigsten dann Probleme mit.

mfg

Raisingwulf
 

Eugen55

New Member
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Hallo Raisingwulf,

da kann man mal wieder sehen. Wir mieten schon seit mehreren Jahren immer eine Dieselschnecke, unter anderem auch deshalb, weil sie mehr Sicherheit und Bewegungsfreiheit bietet. Auch Dinge wie Floater und Rettungsweste sind kein Thema. Aber über so etwas "banales" wie "wie komme ich im Notfall wieder ins Boot" mache ich mir tatsächlich jetzt zum ersten Mal Gedanken.

Würde es Sinn machen, sich irgendwo an der Bordwand eine "Einstiegshilfe" zu befestigen in Form eines Knotentampens mit Schlaufe zum Einstellen des Fußes? Könnte man sich dann evtl. hochziehen bzw. hochdrücken?

Gruß

Eugen

(noch 2 Tage ....
angler.gif
)
 
R

Raisingwulf

Guest
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Hallo Eugen,

die Antwort hast Du schon selber gefunden "Einstiegshilfen" und Gegengewicht falls möglich auch noch mitziehend, alleine mußt Du schnell und nackig sein ansonsten hast Du bei 6 Grad Celsius Wassertemperatur wahrscheinlich nur zwei Versuche.#t

mfg

Raisingwulf
 
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Moin moin!

Überbordgegangen bin ich schon des Öfteren. Aber beim Segeln und unter lustigen Bedingungen. Ernsthaft in Gefahr war ich Got sei Dank noch nicht. Wenn ich während der Fahrt aus meiner Schwimmschüssel rausgeworfen würde, hätte ich wohl nichtmal die Chance das Boot wieder zu erreichen. Trotz Totmanschalter würde der Wind das Boot schneller abtreiben wie ich schwimmen könnte. Wenn ich vor Anker ausenbords gehe komme ich am Aussenborder wieder hoch ins Boot. Damit ich mich im Wasser noch bewegen kann trage ich, bei schlecht Wetter, eine nicht ohnmachtssichere Feststoffweste. Die schützt auch vor Prellungen und Rippenbrüchen bei einer Ramming. Eine kleines Raketengerät hab ich zwar in der Weste aber bis dann jemand zur Stelle ist hat sich das mit dem Retten dann wohl erledigt. Obwohl ich "nur" auf den Schwerinersee unterwegs binn ist für meinen Sommersonnenscheinglattwassergleiter bei Windstärken über 5 bft Fahrverbot. Wer alleine mit dem Boot unterwegs ist und bei Wassertemperatuten unter 10°C aussenbords geht hat wohl keine grossen Chancen.

Peti Heil !
Jens
 

Tüdel

Member
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Hallo,

wir sind mal zu zweit in der Ostsee havariert (vom Boot guckte nur noch die Bugspitze aus dem Wasser) . Die Wassertemperatur betrug 13°C. Ich brauchte etwa 5 Min um zu einem Sportboot in der Nähe zu schwimmen. Die Sportfreunde haben uns aufgenommen. Die Bergung aus dem Wasser war trotz fester Badeleiter ein echter Kraftakt, neben meinem Körpergewicht von damals 80 KG befanden sich wohl noch gut 50l Wasser in meinem Floater, sodass es galt 130 KG ins Boot zu hieven. Der Auftrieb, den der Floater mir gegeben hat war ausreichend, hindert aber am schnellen schwimmen. Gefroren habe ich gar nicht - weder im noch ausserhalb des Wassers.
Unser Boot wurde dann von der 'Bremen' und ein paar netten Tauchern geborgen. Wir hatten Glück und haben nur eine Thermoskanne und einen Verbandskasten verloren. Aber eins steht fest: Das passiert mir nicht nochmal.

Gruß Tüdel
 

OLLI01

Der Alptraum aller Hechtangler
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Mensch,kommt ja doch wohl öfters mal vor das man einen teil der Angelzeit neben dem Boot verbringt,leider dann wenn man schon rausgefahren ist|supergri

Ich denke das sich schon jetzt recht deutlich abzeichnet das ein Floater eine unverzichtbare Investition und somit auch Lebensversicherung ist.

Was viele unterschätzen, und wie ich finde, hier mehrfach erschreckend geschildert wurde, ist das man im kalten Wasser ohne Schutz nur wenige Minuten hat um aus dem Wasser zu kommen.

Alle die ihre Erfahrungen hier geschildert haben,hatten GLÜCK,das die Umstände so günstig waren das sie es denn doch noch geschaft haben.
Das ist aber eben oft nicht so.Man ist allein,das Boot treibt weiter,der einzige Angelkollege ist körperlich/technisch nicht in der Lage einen an Bord zu holen.Die Umstände sind eben nicht immer ideal,im Gegenteil.
Es muß grausig sein im eiskalten wasser zu treiben,am Boot geklammert,während man bei wachem Verstand mitbekommt wie die Arme,Beine und Hände plötzlich wie glähmt sind,man kann sie nicht mehr bewegen.
Du willst nur raus aus dem wasser,kannst aber nicht,du wirst müde, kannst dich nicht mehr halten,das wars.............


Leute,ihr gebt Hunderte und Tausende von Euronen für Tackle aus,dann denkt bitte auch an eure Sicherheit.
Das ist nicht albern oder sonst was,wer da den Kopf schüttelt oder das nicht versteht,der versteht eh nichts mehr#q

Also,weiter her mit euren Erfahrungen.
Je mehr ihr postet um so mehr sehen das es doch not tut sich gut auszurüsten.

OLLI01
 

stefanwitteborg

Active Member
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

...bin mal auf Fehmarn beim saubermachen vom Kleinboot gefallen...schon mit Schrubber in der Hand, durch Thermoanzug und Stiefel hats mich sowas von nach unten gezogen...
...zum Glück waren 2 Kollegen mit der Hand zur Stelle...
...kein Spaß mit Klamotten ins Wasser zur fallen...

gruß Stefan
 
AW: Wer ist schon mal über Bord gegangen???

Moin moin!

Nochmal was zum Thema Weste oder Floater: Nach meiner Einschätzung kommt es darauf an wo ich was machen will. Das heißt ob ich auf einem Binnengewässer alleine binn und mit schweren Sturmböen rechnen muss, auf viel befahrenen Gewässern mit einer Ramming konfrontiert werden könnte oder auf hoher See vom Kutter falle. Ein Thermofloater wird bei 28 Grad und böigen Winden sicher in der Tasche bleiben weil man sich tot schwitzt, eine ohnmachtssichere Feststoffweste behindert das Angel sehr stark, eine selbstaufblasende Weste erschwert das selbsständige Anbordkommen und so hat jedes Rettungsmittel sine Vor- und Nachteile. Man muss also sich vorher im Klaren sein wo die Gefahren liegen und welche Lösung dafür am besten ist. Auch sollte man ruhig in sicherer Umgebung ausprobieren ob man wirklich wieder ins Boot zurück kommt, oder wie man einen Kollegen rausholen kann.

Währe es nicht vieleicht mal eine Idee wenn sich die Boardis gelegentlich regional treffen und ein Sicherheitstraining veranstalten?

Petri Heil!
Jens
 
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