Hi,ich bin zwar ein alter Hase aber in diesem Forum taufrisch.Bei stöbern durch einige Thread bin ich auf diesen hier gestoßen....kontovers aber sehr interessant.
Es werden ja gerne die "carphunter"als schlechtes Beispiel genannt,da ich lange in diesem Bereich mitgemischt habe und nach längerer Pause wieder mit dem karpfenangeln anfangen will ,gebe ich mal meinen Senf dazu.
Ich bin mit der englischen Art der Angelei schon sehr früh in Kontakt gekommen (match/ledgerruten etc.)kannte hier ausser ein paar englischen soldaten die geangelt haben,kaum einer.Da ich mit ein paar befreundet war bzw.gut kannte ,habe ich von denen viel gelernt ,abgeschaut und ich kam an tackle was hier fast nicht zu bekommen war.Irgendwann habe ich Kontakt mit boilies bekommen.Viel gefragt ,experimentiert, Bücher gelesen usw. /also auf die "modernen" Art zu angeln umgestellt.Fertigmurmeln gab es kaum,es wurde mit etlichen mehlen,tierfutter ,Babynahrung, Frolic usw.gebastelt.Dazu kamen noch ein paar gleichgesinnte und es wurde gerockt.....Wir haben am Wasser gelebt ,tage/wochenlangen Session gemacht....mit den entsprechenden futterplätzen.Irgendwann hat es sich durchgesetzt grössere Mengen zu füttern...Man muss die karpfen ja dran gewöhnen (so die damalige Meinung)Wir waren in unserer Ecke eine beschauliche Anzahl von jungen wilden "Huntas"Ich hatte zt.4/5 Futterstellen gleichzeitig unter Dampf...wochenlang .Wir haben uns abgesprochen wer wo füttert und angelt....Die Anzahl und Gewichte der Karpfen wurden grösser...Wir haben richtig abgerockt...tolleZeit....Die Fänge blieben nicht unbeobachtet ,dazu wurden es immer mehr "Huntas" Es wurden gezielt futterplätze ausspioniert,zusätzlich gefüttert usw.unser Hausgewässer war ein überschaubarer Fluss mit wenig Strömung und die Ems.wir hatten mehrmals den Fall das eine einzige Futterstelle bis zu 10 kg Murmeln + Mais etc.bekommen hatte(teilweise täglich!).Nach ein paar Wochen war diese Stelle komplett tot....im seichten Wasser konnte man etliche Wochen die verschieden farbigen boilis sehen.
Ich habe damals mal paar rausgeht,auch da gab es diesen Belag ,was das war wusste ich nicht.Sie sahen aber ähnlich aus wie in diesem Video.Dort ist mehrere Monate kein einziger Karpfen oder sonst was größeres gefangen worden.Da früer öfters mit konservierungsstoffen gearbeitet wurde ,könnte das ggf. Auch ein Grund gewesen sein.Ich habe mal tests mit boilies im Aquarium damals gemacht,teilweise gab es ein Belag auf den murmeln teilweise blieben sie komplett ganz und veränderten sich nicht (fertigboilies einer englischen teuren nobelmarke ...und das nach 1 Monat.....Da das mit dem füttern dort überhand nahm,wurden andere Gewässer ausgesucht ...Weser und Rhein .paar Locals kennen gelernt und ab ging es...Seiten Arm am Rhein 5 Leute 4 Tage Trip....200 kg Mais +50kg Boilies...Ich war bei diesen Mengen sehr skeptisch ,aber die Lokals lachten nur.Auf meinem Futterplatz wurde an ein2m Tag allein2 50 kg Mais +5 kg Murmeln abgekippt...wassertiefe keine 2 m....dort war so etwas damals normal...grosse Karpfen und Graser gefangen...nach 2 Tagen war von meiner riesen Menge Futter kaum mehr was übrig ,kaum Wasservögel und kaum Strömung....dort zogen ganze Schulen von carps und Graser drüber ...Man konnte teilweise die frassruten im seichten Wasser sehen...irgendwann wurde ich Gewässerwart in einem Angelverein(Lehrgänge in Aalbaum/sauerland)das Wissen wurde grösser ,manche Zusammenhänge klarer.ich fing an manches zu hinterfragen.Der Boilie Boom war in seiner vollen Blüte es wurde überall auf Menge gefüttert ,es war egal wo eine gute Stelle ist,Hauptsache das riesenzelt mit dem Hausstand hatte Platz ,der Rest macht jede Menge füttern und aussitzen.Ich habe zu der Zeit viele Scenegrössen erlebt/kennengelernt .?Viele kamen -viele gingen-und es wurde immer verrückter...Füttern ,equipment und zeit.+ höher /schwerer..darum ging es nur noch. Eein paar von uns haben sich ausgeklingt,haben die Futtermengen drastisch reduziert bzw.gar nicht mehr vor dem angeln gefüttert.An den durchaus guten Fängen hat sich kaum was getan....Wir haben einfach mehr auf Beobachtung ,richtige Taktik etc.gesetzt und unsere Fänge wurden nicht wirklich schlechter.....Da mir das ganze Huntergetue ,die omnipräzenz mancher dieser übermässige Kommerz ,Neid usw.auf den Sack ging hatte ich mich da ziemlich rausgezogen,und 4 Jahre nur noch auf schleie und stippen mit der matche praktiziert.ich habe aus gesundheitlichen und persönliche Umstände etliche Jahre mit dem angeln ausgesetzt ,und starte jetzt wieder neu ...auch mit den karpfenangeln...Heute natürlich etwas weißer....aber wenn ich hier manche so lese sind die Probleme heute zt.die gleichen ,wo ich damit aufgehört habe.....Natürlich ist dieser Roman OT und recht lang..aber das musste mal sein
Kürzer: Ich halte anfüttern für ein legitimen Mittel, und verteufel es nicht.Allerdings sollte man seine futterstrategien natürlich an das Gewässer anpassen...wieviel jetzt wirklich zuviel ist ,kann ich nicht sagen.Es sollte aber die Devise gelten weniger ist oft mehr.Den jeglicher Nährstoffeintrag hat Auswirkungen,je kleiner das Gewässer desto schlimmer die Folgen.Ob man wirklich ein mehrere Hektar grosses Gewässer "kaputt "füttern kann ,wage ich aber zu bezweifeln....da grosses Futteraktionen auch richtig Geld kostet.Ich halte die Geschichten von durchs Anfüttern ,umgekippt Seen,eutrophierte Gewässer usw.für Legenden.Allerdings Wenn zb.ein durch zuviel Stickstoff/Phoshor eutrophiertes Gewässer (zb.Landwirtschaft oä.)eh schon stark belastet ist ,sollte man zusätzlichen Nährstoffeintrag möglichst vermeiden.Was oft vergessen wird.....auch der richtige Fischbestand ist für die te des Gewässers entscheidend.....da sollte man die Besatzpolitik mal genauer hinterfragen.....
Als ehemaliger Gewässerwart kann ich mich noch an heisse Diskussionen bei Tagungen des Verbands erinnern....Da Karpfenangler oft alleine verantwortlich gemacht werden...oft genug erlebt das Match/stippangler ihre 5 Kilo und auch viel mehr in paar Stunden verfüttert haben...Ich habe es selber früher oft gemacht.Es geht nicht darum irgendeine Gruppe von Anglern zu diskreditieren....Man findet überall was wenn man genau hinsieht.Bei den "Huntas" ist es nur oft so das sie öffentlicher agieren,social media,Fangphotos und sie am Wasser anders wahrgenommen werden.Desweiteren wird immer gerne pauschalisiert,nicht jeder carphunter benimmt sich wie eine wildsau am wasser...es sind paar Idioten ,aber die fallen auf und schon werden alleb über einen Kamm geschoren.Ich habe diese Art der karpfenangelei wirklich ausgiebig betrieben ,auch als Gastangler ,ich habe kaum negative Erfahrungen mit anderen Anglern der verschiedenen Stile gehabt,wenn es Stress gab eher mit Karpfenanglern der Youtube Generation die mit einem TV ,und fettem Akkublock anreisen...
Carphunting ist einfach auch ein riesen Geschäft ...viel lauer wind...Werbung und Aussendarstellung ...ob man dies mitmacht das muss sich jeder selber beantworten.Gerade was sponsoring etc.anbelangt (kenne da reichlich Geschichten)muss man einfach kritischer sehen.Genauso wie manche Empfehlungen von bekannten Huntas bezüglich Futtermengen etc.einfach manches hinterfragen....
Was die gestiegenden Gewichte anbelangt:ich denke in grosser Teil liegt am catch and Release ,ob man Karpfen durch boilies/mais anfütterung in einem fliessgewässer oder grossen Seen wirklich mästen kann?Ich glaube es nicht ,bei kleineren Gewässern sieht das ggf.völlig anders aus.
Das reicht jetzt wirklich.....
Es geht nur gemeinsam...Wenn sich die verschiedenen Anglergruppen auch noch Spalten,wird es irgendwann kein angeln mehr geben....und das will doch keiner von uns.
Also mal über den eigenen Tellerrand schauen und manches hinterfragen.