Quer zur Kante:
Der Wecker klingelt, mein Hund bellt, die Augenringe erinnern an einen Spargelacker, es war also wieder an der Zeit für ein Hegeangeln! Schnell ein Kaffee getrunken, die Sachen gepackt, Charly um den Block geführt und kurz darauf sitze ich auch schon neben meinem Fahrer, auf dem Weg zur Elbe. Das letzte Date an den Buhnen für dieses Jahr stand also auf dem Plan. Es war ein Ausritt auf meine Spielwiese. Der steigende Pegel über die letzten Tage bereitete mir allerdings Bauchschmerzen, dementsprechend hielt ich mich bei der Begrüßung im Kreise der Teilnehmer mit Prognosen zurück, als ich schlaftrunken aus dem Auto vor die Füße der anderen Angler fiel. Nach dem Ziehen der Lose bezog ich dann Stellung auf der Buhne Nummer "6", welche ich weder kannte, noch längerfristig kennen lernen wollte. War ja ein gutes Stück weg von meiner Heimat, also nicht weiter Relevant. Arsch auf die Box setzen, Side-Tray vorbereiten und das Ding gewinnen, war mein Motto!
Beim Loten stellte ich dann eine stark erhöhte Strömung fest, welche schwerere Körbe als üblich beim Feedern verlangen würde. Es war nur eine Erhöhung von 20 Gramm erforderlich, allerdings stellte sich auch ein kleines Déjà Vu ein. Hatte ich nicht ein ähnlich Szenario vor einigen Wochen, als die Fische weit hinter der Kante, am Übergang zu Buhnenkessel bissen?! Dieser Bereich kann variieren, meiner Erfahrung nach verziehen sich die Fische aber in diese "Schutzzonen" (kleine ruhige Strandsteifen) bei starken Wetterumschwüngen oder anderen Einflüssen, welche den Magen verdrehen.
"Gut, triff ne Entscheidung, Fafi, du musst dich jetzt klever hinsetzen" dachte ich mir.....
Kurz darauf habe ich mich an den Buhnenfuß gesetzt, um einen kleinen taktischen Geniestreich zu zelebrieren. Gut Zuhören, jetzt kommt der "Advanced-Stuff". An der Strömungskante tendiert der Fisch also dazu, sich nur sporadisch auf die Spur zu stellen, um sich danach in den Streifen hinter der Kante zu stellen oder gar in die Buhne fallen zu lassen. In diesen Buhnen wiederum ist das Wasser recht flach und die Körbe beim Aufschlag zu laut, eine Taktik mit zwei Futterplätzen scheidet ebenfalls am großen Fluss aus (keine Zeit für zwei Spots). Sitzt du komplett auf dem Buhnenkopf (straight stromab Feedern), kannst du deinen Köder auch nicht in die Standflächen ziehen. Der Clou: Ich habe meinen Futterplatz quasi vom Buhnenfuß aus an der Strömungskante aufgebaut und das Futter dann verschleppt, sowie den Köder alle 2 Minuten in den Schutzstreifen am Korb gezogen. Die "Skimmer" waren wie erwartet am Futter, sind aber oft aus Desinteresse in die Buhne ausgewichen. Es war also wichtig, den Fisch aufs Futter zu stellen und danach über den bewegen Wurm knapp hinter dem Futterplatz (Umdenken, nicht stromab, sondern zu mir in die Buhne) bei Zeiten einzukassieren.
Diesen Splitt habe ich dann durchgezogen und tatsächlich konnte ich in den ersten 30 Minuten keinen Fisch am Platz fangen, aber dahinter (nicht Stromab!) die Bisse verwerten. Dieses "Moven" und "Triggern" über Füttern und Fallzone beangeln brachte mir am Ende dann ein Gewicht (knappe 5000 Gramm), welches mehr als ein Dreiviertel der Teilnehmer insgesamt hatte. Das Ding lief wie erwartet: Wer in die Buhnen warf, war zu laut, wer an der Kante sein Glück probierte, wurde Ignoriert. Derjenige, der zwischen Schwarz und Weiß denken konnte, hatte gute Karten. *Jackpot*