Das war ein seltsamer Angelabend.
Bin schon vor der Dämmerung wieder zurück, weil ich den Wind unterschätzt hatte und die letzte Stunde noch mehr gezittert habe als die Bibberspitze. Der warme Hoodie lag zu Hause.
Die Stelle von gestern war durch einen „Raubi” besetzt und ich bin etwa 40 Meter weiter gegangen. Da war Platz in Hülle und Fülle und ich hätte anstelle des Stativs sogar einen einfachen Bankstick nehmen können (echter Boden, keine Steine oder Schutt oder Beton).
Habe wie üblich lose einen Pelletmix und etwas Dosenmais gefüttert und mußte beim Auspacken der Rute feststellen, daß die Feedertip gebrochen war. Mist! Muß beim Zusammenpacken in der Dunkelheit gestern Abend passiert sein.
die erste Feedertip, die mir je gebrochen ist
Das Stückchen vorne wird abgeknipst und dann mal sehen.
Zum Glück konnte ich durch 0800-FEEDERTIPNOTRUF schnell an die beiden anderen mitgelieferten Bibberspitzen kommen.
Geknackt war die rote mittlere Spitze, es blieben noch die weiche weiße Glasspitze oder die harte grüne aus Carbon.
Der Wind pustete zunehmend und die Kohlefaser-Spitze wurde montiert.
Wieder das Phlegma-Rig: mit nem Grinner wurde ein winzigster Microwirbel an die Hauptschnur gebunden, an das überstehende Ende (etwa 15cm) kam ein DS-Blei (habe von etwa 2,5g auf 7g gewechselt, weil sich damit die Schnur beim Ablegen schneller straffen läßt).
In den Microwirbel wurde eine etwa 45cm langes Vorfach eingeschlauft. Mit nem 10er Fine Feeder war die Bißausbeute gefühlt höher als mit einem probehalber gefischten 12er barbless Silverfish Pellet (dieses moderne Drennan-Modell ist von der Form her auch gut für Mais).
Gab sofort nach dem ersten Wurf den ersten Fisch - ein Plötz von umme 20cm. Ihm folgten einige weitere Artgenossen. Einige in perfektem Zustand, andere mit schwarzen Punkten übersät. Den traurigen Rekordhalter diesbezüglich landete ich auch - noch nie habe ich einen so bedauernswert „räudigen Fisch” gesehen.
Für ne Weile gab es Biß auf Biß und leider auch etliche Tüdel und einen Hänger. Eine Möwe packte sich einen relativ großen Fisch und einen Moment dachte ich an den Metazerkarien-Plötz. Eine Taube mit gebrochenem Flügel sah meinen Angelversuchen neugierig zu, ohne allerdings wie die dreisten Stockenten meine Köder ins Visier zu nehmen.
Eine Flut an Standup-Paddlern und sitzenden Paddelbootkapitänen und Sportrudereren bevölkerte den Fluß vor meiner Angelstelle - also die Angelei etwas weiter draußen geht wohl nur in der kälteren Jahreszeit.
Dann hörte ich in der Luft ein seltsam brummendes Geräusch - keine Drohne, sondern ein Drachen, der von einem Rollifahrer gebändigt wurde. Sein Begleiter assistierte beim Drachenstart und kletterte einmal zur Bergung des Fluggeräts sogar hoch in einen Baum.
Das insgesamt war die schönste „menschliche Aktion”, die ich seit ner ganzen Weile erleben durfte.
Morgen hab ich keine Zeit zum Angeln, vielleicht klappts am Freitag.