Jeder weiss, das gute Manieren und Waidmannschaft wohlbekannte Ükel-Tugenden sind, Tobsen zeigt uns das auch Schneid und Panache dazu gehören.
Mut, Tollkühnheit und ein gewissen maß an Übermut möchte ich deiner Aufzählung bei den heutigen Wetterverhältnissen noch anfügen. Gestartet ist mein Angelausflug - wie meistens - recht holprig. Und ehrlichgesagt wäre ich wohl auch einfach zuhause geblieben, hätte ich meinen Trip nicht extra deswegen so großspurig angekündigt.
Als ich nämlich meine Sachen beisammen hatte fiel mir auf, dass ich morgens alle meine Hosen (naja, zumindest alle, in die ich derzeit rein passe) in die Waschmaschine geworfen hatte und in Jogginghose kommt bei dem Wetter nicht so gut, also erstmal den Wäschetrockner anschmeißen. Nach zwei Stunden war der dann fertig, als ein Kommilitone mich anrief, um dringende Angelegenheiten zu besprechen. Grade passend zum Beginn einer Regenpause...
Bis das alles geregelt war hatten wir es schon fast 16h und ich war ernsthaft am überlegen, ob es sich für 50 Minuten bis Sonnenuntergang überhaupt noch lohnt. Zwei Stellen sollten ursprünglich beangelt werden, ich hab mich dann entschieden, nur zur vielversprechenderen Stelle zu fahren und das trotz Wind und Regen mit dem Rad, weil ich so nochmal zehn Minuten gut machen kann. Der Weg von der nächstgelegenen Parkmöglichkeit zum Bach ist leider recht weit. Also hab ich meine Rosi(nante) gesattelt, mich durch Wind und Wetter gekämpft, durch Schlammlöcher am Kanal, die Brille voller Regen, so dass ich kaum noch die Äste und Zweige erkennen konnte, die über den Weg wachsend ihre Finger nach mir ausstreckten. Dann kam ich nach 15 Minuten halb durchgenässt am Bach an und fragte mich, wieso ich mir das eigentlich antue. Ach ja, selbst auferlegter sozialer Zwang...
Naja, das Wasser sah gut aus: Leicht angetrübt, leicht erhöhte Strömungsgeschwindigkeit - eigentlich genau so, wie ich es mir erhofft hatte. Schnell ausloten und schon durfte ein einzelner Pinkie am 18er Haken auf Tauchstation gehen. Die erste Drift lief noch außergewöhnlich unspektakulär, bei der zweiten ging die Pose aber plötzlich runter und ein quirliger 28er Alet hing am 10er Vorfach. Für diesen Bach ist das etwa mittlere Standardgröße. Ein paar Driften später folgte ihm noch ein Kollege, tat mir aber nicht den Gefallen, bis in den Kescher am Haken zu bleiben. Dann ging langsam die Sonne unter, es wurde dämmerig und ich konnte die dünne Posenantenne kaum noch im Schatten der Betonmauern erkennen, eigentlich hab ich fast nur noch geraten, wo sie grade treibt. Aber das dranbleiben hat sich dann trotzdem noch gelohnt in Form eines 19 cm langen Rotauges. Alle zweieinhalb Fische des heutigen Tages mochten den Solo-Pinkie. Durchaus zufrieden gings dann wieder über die Schlammpisten nach Hause, auch wenns mit den Zielfischen heute nicht geklappt hat.
PS: Vor ich glaube einem Jahr hatte ich ein kurzes Projekt gestartet, bei dem ich Stippposenantennen mit Leuchtpulver beschichtet hatte, habe das aber wegen der notwendigen dicken Schichten dann vorerst wieder eingestampft. Hätt ich heute so eine Pose mit phosphoreszierender Antenne dabei gehabt, dann hätte ich sicher noch eine Stunde weiter angeln können. Wird wohl Zeit, dass ich das Projekt nochmal überdenke und in veränderter Form zum gewünschten Erfolg führe.