AW: Zurück aus Langeland!!!
Langeland, der 20.10.2005
Heute wirds erfolgreich, peinlich, lustig und gemütlich.
Nachdem ich heute Morgen wieder ausgeschlafen habe, fahre ich so gegen 1500 los zur Birnenbucht. Als ich ankomme steht dort schon ein Opel aus Hildesheim. Ich gehe zunächst an den Strand um zu sehen, wie der Wasserstand ist. Auf der Strecke nach Norden hinunter bemerke ich vier Watangler die sich ziemlich eng beieinander tummeln. Da ich eh nicht vorhabe in die Richtung zu gehen ist mir das egal.
Also fix rein in den Angeldress und optimistisch, sowie frohen Mutes mache ich mich auf den Weg ins Glück.
Wie gehabt hängt an meinem Vorfachende der bewährte 18g Falkfish Thor in Blau-Grün-Silber, schließlich hatte ich auf den gestern zwei Fische, das müsste also passen.
Ich wate also raus bis mir das Wasser knapp über den Gürtel reicht. Der Wind hat etwas gedreht und ist im Gegensatz zu gestern doch deutlich frischer. Das bedeutet, das heute deutlich weniger Wasser in der Bucht ist und ich ziemlich weit hinaus waten kann.
Ich arbeite mich langsam nach Westen vor und brauche für die ersten 200 Meter ungefähr 30 Minuten. Der Wind bläst mir jetzt ziemlich in den Rücken, so dass ich ganz erstaunlich weit werfen kann.
Da es beim Angeln, ja auch aber nicht nur, darum geht von Zeit zu Zeit Fische zu fangen freue ich mich darüber nur begrenzt, weil sich am anderen Ende der Leine rein gar nichts tut. Nachdem ich gestern, die beiden Fische auf Sicht angeworfen habe,zumindest glaube ich das, sicher bin ich mir nicht, starre ich die ganze Zeit angestrengt durch meine Polbrille in einen Bereich der so 30-40m vor mir liegt.
Jedesmal, wenn plötzlich vor mir mein Blinker auftaucht bin ich überrascht, dass der schon wieder da ist.
Ich komme schließlich an eine Lücke in den Seegrasfeldern, in der, der Untergrund im wesentlichen aus Sand besteht und es etwas tiefer wird.
Es kommt wie es kommen muß.
Während ich in die Ferne starre um irgendwelche Fische auszumachen tut es 2m vor mir einen Riesenschwall. Ich falle vor Schreck fasst um und bin total platt.
Leicht zitterig mache ich den nächsten Wurf nur knapp 25m nach vorne.
Kurz vor mir habe ich dann Kontakt. Der Fisch geht kurz auf den Blinker und dreht dann wieder ab. Ich kann noch erkennen, wie es vor mir aufblitzt, aber haken kann ich ihn nicht.
Nächster Wurf das selbe Muster. Kurzer Kontakt. Fisch weg.
Danach passiert nichts mehr.
Wenn ich eins beim Meerforellenangeln gelernt habe, dann ist das Demut.
Allerdings macht mich diese Situation echt hektisch. Die Fische sind da. Sie finden den Blinker gar nicht so schlecht. Aber so richtig beissen tun sie nicht.
Wenn keine Fische da sind macht das ja nix. Nur wenn sie da sind und solche Faxen machen, dann steigt mein Adrenalinspiegel erheblich.
Was tun?
Ich wühle also in meiner Köderbox herum und suche etwas anderes. Vielleicht den leichten Stripper? Oder den Abu Toby in 12g? Nee der ist genauso groß nur leichter und am Tempo liegt es ja nicht.
Im Herbst des letzten Jahres hatte ich genau an dieser Bucht einen Bekannten aus meinem Dorf getroffen. Heino ist passionierter Meerforellenfischer und meinte in solchen Situationen muß man ganz kleine Blinker fischen, er ginge runter bis auf 8g.
Also suche ihr mir aus der Box einen kleinen Falkfish Thor in 10g, natürlich in Blau-Grün-Silber von denen ich mir damals ein paar gekauft hatte. Ich habe sie von ab und zu mal gefischt, aber nie etwas darauf gefangen und als ich den Blinkerknirps so anschaue, bekomme ich echte Zweifel, wie den ein Fisch in der Riesenweite finden soll. Egal anders ist es ja auch blöd, was solls, also ran mit dem Kleinen.
Zunächst mache ich noch einige Würfe an dieser Stelle, aber es tut sich nix mehr, so dass ich weiter Richtung Westen gehe, wo in ca. 50m Entfernung ein kleines Riff liegt, an dem sich gerne Fische aufhalten. Dort angekommen habe ich sofort einen Biss. Der Fisch springt zwei drei Mal und ich kann gut erkennen, dass es eine Lütte, noch ein Baby ist.
Also kurbel ich sie zügig ran und eben als sie zum Hakenlösen aus dem Wasser nehmen will, schlägt sie sich los.
Gut so!
Ich werfe immer wieder die hintere Riffkante an, bekommen aber keinen Stupser. Ich habe mir angewöhnt ab und zu einen Wurf nach rechts oder links zur Seite zu machen, also werfe ich die vor mir liegende Kante der Sandbank an, an der ich stehe.
Der Blinker schlägt ein. Ich kurbel los. Der Fisch hängt.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger bleibt der Fisch im Wasser. Ich spüre deutlich mehr Widerstand aber nichts besonders energisches. Die Trutte hält zwar dagegen, aber außerordentlich sportlich ist sie nicht. Der Drill ist recht kurz. Unmittelbar vorm Kescher macht sie zwar noch etwas Radau aber letztlich ist die Sache in anderthalb Minuten erledigt.
Nachdem ich die beiden kleinen Forellen in der Hand hatte, bin ich völlig unsicher über die Größe des Fisches. Also 55 hat der sicher, vielleicht sogar 60.
Das Abhaken und Versorgen eines solchen Fisches ist ja immer dann besonders spassig, wenn um einen herum in alle Richtungen mindestens 200m Wasser sind.
Ich zappel mir dabei ziemlich einen ab, schaffe es aber das die Forelle irgendwann an meinem Gürtel hängt.
Da jetzt ein guter Zeitpunkt ist eine Pause einzulegen, wende ich mich dem Strand zu und laufe Richtung Parkplatz.
Die Angler aus Hildesheim sind inzwischen nicht mehr im Wasser, sondern haben es sich an einem Tisch gemütlich gemacht und trinken friesische Gerstenlimonade.
Ich schmettere ihnen ein gelöstes und fröhliches, "Na wieviel habt ihr gefangen?" entgegen und sehe sofort an den Gesichtern, dass Mundhalten wohl angebrachter gewesen wäre.
Ich schiebe ein, "War wohl die falsche Frage." hinterher und die Jungs lachen mich an.
Ich bin immer noch etwas peinlich berührt von meiner wirklich blöden Frage, da sagt der eine, dass mein Fisch ja richtig schön wäre und ich meine ja um die 60 hat der.
Sie schauen etwas zweifelnd und fragen ob ich ich ein Bierchen mittrinken würde.
|supergri LOGISCH!!!|supergri
Wir kommen so ins Plaudern und es stellt sich heraus, dass die vier zum ersten Mal auf Mefopirsch sind. Ich hatte mich schon etwas gewundert, denn ihr Equipment ist relativ exotisch.
Die vier Jungs sind jetzt schon eine Woche da und haben noch keinen Fisch gefangen. Auf Empfehlung eines Gerätehändlers haben sie dann diese Bucht aufgesucht.
Auf die Frage auf welchen Köder ich den Fisch gefangen habe lege ich so einen kleinen Thor auf den Tisch. Die Reaktion ist allgemeines Erstaunen. Sooo klein???
Ich frage wie schwer sie gefischt hätten und es stellt sich heraus das sie die üblichen in Deutschland, besonders von einem Zeitschriftenredakteur empfohlenen Teile benutzt haben. Auf meine Frage ob sie damit in der flachen Bucht nicht Hänger gehabt hätten, ernte ich genervte Blicke.
Wir trinken noch ein Bier und ich versuche ihnen die Bucht genau zu beschreiben. Da ich jetzt schon einige Jahre auf Langeland fische kann ich ihnen einige Tipps geben, welche Stellen man bei welchem Wind gut oder gar nicht befischen kann.
Als die Jungs meinen noch einkaufen zu müssen, frage ich ob sie vielleicht ein Maßband hätten.
Natürlich bekomme ich sofort eines in die Hand gedrückt. Ich ziehe das Band optimistisch auf 65cm und bin schon irritiert. Ich lege an.
"Äh, ja , äh. Naja 50 nee 52cm hat sie."
Allgemeines Gelächter ist die Folge und ich schaue etwas belämmert.
Natürlich ist das immer noch ein schöner Fisch aber peinlich ist mir das schon.
Als die Jungs weg sind, beschließe ich nach den beiden Bieren nicht wieder ins Wasser zu gehen.
Ich ziehe mich um und fahre zum Ferienhaus.
TL Uli