@ nostradamus:
Bei dem von Dir beschriebenen Anforderungsprofil war mein erster Gedanke, unabhängig von Marke und Modell, dass sich das wohl kaum mit einer Rute jeweils optimal unter den Hut bringen ließe, sprich Du wirst vermutlich zwei Ruten suchen müssen.
Ich habe die Sphere Bomb in der (leichteren) Ursprungsversion, die Browning inzwischen um eine + 10 % Version ergänzt hat, die einen Tick mehr Rückgrat haben soll, und noch die Feeder M in 3,90m und Feeder MH in 4,20m. Die Sphere Bomb kann man mit den Feederuten m.E. nicht ansatzweise vergleichen, soll heißen komplett andere Charakteristik bzw. hat man mit einer Sphere Bomb nicht lediglich eine abgespeckte Version der (wesentlich härteren) Feederrutenmodelle in der Hand. Der Blank der Bomb ist schon ziemlich weich mit einer bei dem angepriesenen Carbonmaterial so von mir nicht erwateten Tendenz zum "Schwabbelstöckchen" bzw. nach meinem Eindruck wohl sogar mit Glasfaseranteilen absichtlich wieder geschmeidiger gemacht als es das reine Carbonmaterial zulassen würde.
Die Sphere Bomb habe ich mir fürs feine Fischen auf Weißfisch in der Nahdistanz zugelegt. Das angegebene WG von bis zu 30g halte ich - wie im Übrigen auch das der Feederrutenmodelle - etwas optimistisch bzw. leicht übertrieben. Ich habe die Bomb mit der feinsten Glasfaserspitze und 10-15g Bleien in der Oder auf Döbel und Co. gefischt und da schien mir in Sachen Wurfeigenschaften bereits das Optimum bzw. die Wohlfühlzone ein wenig überschritten. Die Wurfeigenschaften der Sphere Bomb sind also (zumindest mit der Glasfaserspitze) vergleichsweise miserabel was Präzision und Distanz angeht, aber dafür hat sie (vor allem mit der Glasfaserspitze) eine hochsensible Bissanzeige und eine traumhafte Vollparabolik im Drill schon mit leichter Schnur (von in meinem Falle etwa 0,17er Mono Hauptschnur und 0,16er Mono Vorfach) bis ins Handteil und erlaubt den Einsatz kleinster Haken ohne Gefahr, einen Fisch wegen zu harter Rutenaktion zu verlieren.
Was ich zumindest bei dem Preis auch nicht unbedingt erwartet hätte, die Bomb ist trotz des vielgepriesenen Rutenmaterials (und etwas mehr dann noch die Feederuten) vergleichsweise kopflastig bzw. ist die Griffaufteilung in der gesamten Modellpalette nicht wirklich optimal. Ich habe eine Shimano Super GT 2500 montiert und habe probehalber auch mal etwas größere/schwerere Rollen drangehangen mit dem Ergebnis, dass die Rutenbalance in keinem Fall stimmte, alles etwas kopflastig und das bei so einem Filigrangerät von lediglich 3m Länge. Das wäre weniger ärgerlich, wenn man den Vordergriff ein wenig länger gestaltet hätte, um dann ggf. etwas weiter vor die Rolle greifen und dadurch dann den Balancepunkt noch erreichen zu können, aber bei dem Preis musste ganz offenbar besonders viel Griffmaterial eingespart werden (sorry, konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, aber die Fingergriffmulden am Griffende sind ein ganz schlechter Marketing-Scherz aus der Abteilung Kostenoptimierung durch Materialeinsparung).
Wozu die Rute also m.E. nicht wirklich taugt ist Fischen ab ca. 20/25m (Wurfeigenschaften) und auf andere Fische als Weißfische, erst recht nicht, wenn Kraut, Seerosen oder andere Hindernisse im See sein sollten, denn den Drill eines mittleren Karpfens notfalls zu forcieren oder diesen an Hindernissen vorbeizudirigieren kann und will ich mir nicht zuletzt unter dem Aspekt der Waidgerechtigkeit nicht ausmalen. Dafür hat die Bomb und mutmaßlich auch die + 10 %, die ich noch nicht in der Hand hatte, einfach keine Reserven. In nahezu hindernisfreien Gewässern, wie etwa englischen Karpfen-Puffs, an denen solche Ruten oftmals entwickelt und werbewirksam präsentiert werden, mag man auch mittlere Karpfen ohne große Verlustgefahr auch bei kaum vorhandener Fischkontrolle drillen können, aber nur, weil es auch irgendwie mit Hängen und Würgen mit einer Bomb-Rute geht, heißt es ja noch lange nicht, dass es für solche Fische nicht wesentlich geeigneteres Gerät gibt.
Das hört sich jetzt alles nicht so toll an, aber das sollte man halt berücksichtigen, wenn man diese Rute in Erwägung zieht. Auch eine Sphere Bomb ist keine eierlegende Wollmichsau und für den Preis hat die Rute neben ihren unbestrittenen Vorzügen leider auch deutliche Schwächen, wenngleich die von mir formulierte Kritik schon ein wenig Jammern auf hohem Niveau bedeutet. Für die feine Weißfischangelei kann ich sie aber guten Gewissens empfehlen, da macht sie richtig Spaß.
Von daher von meiner Seite aus: Der geplante Einsatzzweck am Stausee vom Boot aus geht wohl i.O., für den See mit Schleien und Karpfen bis 10 kg aus meiner Sicht ein ziemlich klares: Nein!