Teil 2: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..

Thomas9904

Well-Known Member
Vorabveröffentlichung Magazín August

Teil 2: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=220014
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=205357
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=199943
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=203744
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=203089
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=208915
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=208943
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=211657
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=210439
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=214620
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=219687
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=219857
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=219858
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=220265

Wir recherchieren viel rund um die Vorgänge zur Fusion, wie man ja an der Zahl der zum Thema Fusion veröffentlichten Artikel und Diskussionen hier im Forum und im Magazin sehen kann (s.o.).

Und stossen dabei immer wieder auf Interessantes.
Wie auch im ersten Teil der Berichte von Dr. Thomas Guenther:
http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=220265

Wie auch im neuesten Blog von ihm:
http://thomasguenther.wordpress.com/2011/07/03/so-geht-es-nicht-weiter/

Er stammt von Dr. Thomas Guenther,
Ex-Präsident des Landesverbandes Berlin-Brandenburg.
Ex-Vizepräsident im VDSF-Bund


Sein Werdegang im VDSF:
- 1994-2000 Justiziar beim VDSF Berlin-Brandenburg
- 2000-2006 Präsident des VDSF Berlin-Brandenburg
- 2002-2006 Sprecher der AFGON (dt.-poln.Fischartenschutz-AG Oder-Einzugsgebiet)
- 2002-2005 Vizepräsident VDSF

Weiterhin VDSF-Einzelmitglied und Fliegenfischer.

Für die Erlaubnis zum einstellen des Textes bedanken wir uns ausdrücklich.


So geht es nicht weiter

Ist der VDSF nach der selbst verschuldeten Fusionskrise noch handlungsfähig?

Von Dr. Thomas Günther

Absage – Turbulenzen – verkorkster Neustart – Stillstand. So könnte man die Entwicklung der Fusion der beiden Anglerverbände in diesem Jahr beschreiben. Währenddessen wird es immer schwieriger, Prophezeihungen über den Fort- und Ausgang der Geschichte zu wagen.

Nachdem der VDSF nunmehr offiziell und – vielleicht ungewollt – öffentlich seinen Unwillen ausgedrückt hat, einen Zusammenschluss mit dem DAV “auf Augenhöhe” zu verwirklichen, wird der Blick auf die weitere Entwicklung immer mehr von der Frage nach den Ursachen des Scheiterns verstellt.

Da sind zum einen die zahlreichen handwerklichen Fehler, die während der Verhandlungsphase begangen wurden. In einer Reihe von Blogbeiträgen habe ich sie dargestellt und bin der Frage nachgegangen, ob sie auf Unvermögen oder Unwillen beruhen. Wahrscheinlich ist es beides. Denn wenn es “nur” Unwillen wäre, dann ist er so schlecht versteckt, dass es schon auch Unfähigkeit ist.

Zum anderen aber ist zu fragen, wie es kommt, dass sich die Führung eines Verbandes in so dilettantischer Weise über den formalen Mehrheitswillen der Mitgliedschaft hinwegsetzen kann. Es gibt begründeten Anlass zu der These, dass dieses auch bei anderen Themen des VDSF der Fall ist. (Ich könnte Beispiele nennen.)

Wenn dem so ist, dann funktioniert das Demokratieprinzip innerhalb des VDSF nicht. Jedenfalls muss sich der Verband die Frage stellen und gefallen lassen, ob das Demokratieprinzip in für die Gestaltung der Zukunftsaufgaben erforderlichem Maße gelebt wird.

Das spüren auch die Fusionsgegner. Sie bekommen durch die Mißachtung des Basiswillens, zu dem sich die VDSF-Spitze indirekt bekennt, neuen Auftrieb. Auf www.anglerboard.de ist man von einer Fusion in Gestalt eines Beitritts des DAV zum VDSF mehrheitlich bis zum heutigen Tage nicht überzeugt. Noch viel weniger einverstanden ist man dort mit dem Umgang der Verbandsführung mit dem Willen der Mitgliedschaft. Ob der dort veröffentlichte “offene Brief” an die VDSF-Landesverbände der richtige Weg ist, um zu einer Stärkung demokratischer Prozesse beizutragen, muss sich zeigen. Jedenfalls reicht es dazu, den VDSF in der Öffentlichkeit nicht gerade in einem attraktiveren Licht darstehen zu lassen. Ganz so, als wäre der Deutsche Anglerverband die Geburtsstätte sämtlicher basisdemokratischer Ideen weltweit, stehen die VDSF-Landesverbände jetzt da, als würden sie sich im Halbdämmer von ihrem Bundesverband am angewärmten Führring um den Karpfenteich zerren lassen. Das eine ist so wahr oder unwahr wie das andere.

Der Druck, der damit auf den VDSF und insbesondere auf seine Landesverbände ausgeübt wird, schadet dem Fusionsprozess erheblich. Das soll er ja wohl auch; jedenfalls nach dem Willen der Initiatoren.

Aber nicht nur die Fusionsverhandlungen, der VDSF selbst nimmt Schaden. Die Landesverbände, die in der öffentlichen Wahrnehmung nur zwischen Duckmäusertum oder Illoyalität wählen können, geraten zunehmend unter Bekenntnisdruck. Vertrauensvolle Zusammenarbeit wird so immer schwerer. Wenn jede Form der Kooperation als Mitläufertum gewertet wird, dann sind die verbandsinternen Blokaden nur noch eine Frage der Zeit.

Dieser Ansehensschaden ist mitnichten von denjenigen zu vertreten, die über die Vorgänge veröffentlichen. Am Zustand eines verrosteten Autos ist auch nicht der TÜV schuld. Schuld ist die Mißachtung demokratischer Rechte und Gepflogenheiten. Das ist keine Stilfrage, sondern ein offen zu Tage tretender Kardinalmangel. Diesen abzustellen, nicht irgendjemanden in die Ecke zu stellen, ist das Gebot.

Jeder Funktionär innerhalb des VDSF hat hierzu eine Meinung. Ob er sie äußert, ist eine Entscheidung seines Gewissens. Der preußische König Friedrich der Große (die Mitglieder des LFV Bayern mögen mir verzeihen) bezeichnete sich mehr als einmal als “erster Diener” seines Staates. Der Präsident eines Verbandes ist, meine ich, “erster Diener” seiner Mitgliedschaft. Denn die Verbände sind, man kann noch immer nicht oft genug daran erinnern, für die Mitglieder da und nicht die Mitglieder für die Verbände. Jeder Funktionär sollte sich und seine Amtswahrnehmung daran messen lassen. Je höher, desto mehr.

Jetzt geht es gar nicht mehr nur darum, die Fusionsverhandlungen wieder in Schwung zu bringen. Ob so oder so, jetzt geht es darum, den VDSF wieder flott zu machen. Es wird nicht reichen, ein oder zwei Personalentscheidungen zu treffen. Es muss ein grundsätzlicher neuer Ansatz her. Und der muss dann auch von Persönlichkeiten verkörpert werden, die charakterlich dazu in der Lage sind, ihn umzusetzen. Das ist mühsam. Aber notwendig. Die Türen in Berlin und Brüssel werden sich dauerhaft nicht für das Höchstmaß an Hinterlist und Ranküne, sondern nur demjenigen öffnen, der nachweisen kann, dass seine Basis verlässlich hinter ihm steht. Dieses Bild gibt jedenfalls der VDSF in der gegenwärtigen Situation nicht ab.

Vielmehr ist die Lage: Ein Landesverband des VDSF hat seine Mitgliedschaft fristwahrend gekündigt. Ein weiterer, stimmgewaltiger, hat seinen Austritt für den Fall beschlossen, dass keine erfolgreichen Fusionsverhandlungen zum Abschluss gebracht werden. Aber auch die Landesverbände, die eigene Stellungnahmen nicht veröffentlicht haben, dürften alsbald merken, dass man nicht “nicht kommunizieren” kann. Denn no comment ist stillschweigende Zustimmung ohne den Anspruch, mitzugestalten. Und das in der zentralen Frage, wie der künftige deutsche Anglerverband, dem man ja angehören wird, aussehen wird. Welches Mitglied wird das nachvollziehen können?

Vielleicht herrscht in einigen westlichen Landesverbandszentralen der Glaube vor, dass alles so bleibt, wie es im VDSF seit Jahren ist; nur eben die Zahl der Landesverbände erhöht sich (vielleicht). Dieser Glaube, so er denn vorherrscht, könnte dadurch entstanden sein, dass man den Zusammenschluss als Spaziergang unterschätzt hat. Auch die Forderungen des Verbandsausschusses, die jetzt für nicht verhandelbar erklärt wurden, laufen letztlich auf ein Absorbieren des DAV und einen Erhalt des status quo des VDSF hinaus. Eines status quo, der so toll nun wirklich nicht ist.

Man mag entgegnen, dass auch die deutsche Vereinigung nach einem ähnlichen Muster gelaufen ist: Die neuen Länder der DDR sind dem Geltungsbereich des Grundgesetzes beigetreten. Eine neue Verfassung ist nicht verabschiedet worden. So attraktiv dieses “Modell” für die Verbände im Westen und den VDSF sein mag, es passt nicht auf die Vereinigung der Anglerverbände. Aus einem ganz einfachen Grund: Die Menschen in der DDR waren vor gut zwanzig Jahren überzeugt, dass sie in ein System aufgenommen werden, dass Ihnen mehr Freiheit, mehr Sicherheit und mehr materielle Spielräume bietet. Die Angler im DAV haben nicht das Gefühl, dass ihnen das im VDSF geboten wird. (Daher der Wunsch, “Errungenschaften” des DAV zu erhalten.)

An dieser Stelle rächt sich, dass man es im Verhandlungsprozess unterlassen hat, die Angler und ihre Regionalorganisationen “mitzunehmen”. Wohlgemerkt: es geht hier nicht um ein wenig Info-Kosmetik. Es geht um ehrliche Überzeugungsarbeit. Hierüber müssen sich DAV und VDSF einig sein und sie müssen das nach abgestimmten Regeln leisten. Geschieht dieses nicht, wird zumindest der VDSF als Verursacher der Krise zunehmend handlungsunfähig.

Jetzt, genau jetzt bedarf es eines starken, unmißverständlichen Signals seitens des VDSF in Richtung DAV und Anglerschaft. Ein Signal, das deutlich macht, dass man ein Zusammengehen wirklich will und dabei die Interessen der Anglerschaft, auch wenn es “Errungenschaften” des DAV sind, ernst nimmt und bestmöglich einbringt. Das kann kein launiges Schreiben sein. Da muss schon so etwas her wie eine außerordentliche Sitzung der Delegierten mit einem klaren Votum oder eine Art Ur-Abstimmung. (Ich weiß, dass die Satzung des VDSF das nicht vorsieht; aber sie verbietet es ja auch nicht.)

Ist man dazu nicht bereit, dann lässt man es eben mit der Fusion. Das sollte man dann allerdings auch klar sagen. Dabei muss man lästigerweise auch sagen, weswegen es nicht klappt. Dann bleibt es beim VDSF eben beim alten status quo, unnötiger Konkurrenz und beschränkter Lobbykraft. Präsidium und Landesverbände können sich so entscheiden.

Wir leben schließlich in einer Demokratie.


Dr. Thomas Guenther
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Teil 2: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..

Da muss schon so etwas her wie eine außerordentliche Sitzung der Delegierten mit einem klaren Votum oder eine Art Ur-Abstimmung. (Ich weiß, dass die Satzung des VDSF das nicht vorsieht; aber sie verbietet es ja auch nicht.)
Auch ich träume und kämpfe gegen Windmühlen (VDSF)...

Sollte so etwas dennoch kommen, werde ich umgehend all denjenigen im VDSF, denen man bis jetzt ja abnicken oder Duckmäusertum vorwerfen kann, Abbitte leisten und sie im höchsten Tone loben.

Es ist an der Zeit, dass man auch im VDSF, gerade die jetzt aktiven Funktionäre, aufwacht und reagiert..
 

wolkenkrieger

Dumm und Sand in den Augen :/
AW: Teil 2: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..

Hallo Thomas (ich meine den mit dem Doktortitel und Dutze jetzt einfach mal - am Ende sind wir alle "nur" Angler, die am Wasser sitzen)!

Hochachtung! Ganz ernsthaft! Auf den Punkt gebracht, mit dem notwendigen Seitenhieb aufs Anglerboard (@Thomas ohne Doktortitel ... |supergri) und so geschrieben, dass auch der BILD-Zeitungs-Abonnent weis, was gemeint ist.

Ich würde gern öfter Beiträge in dieser Qualität von dir lesen.

Der kleine Ausflug zur Vereinigung von BRD und DDR ist meiner Meinung nach gar nicht hoch genug zu bewerten - nicht aus der Sicht eines angestammten DAVlers. Die oberste Errungenschaft, die der DAV zweifelsohne vorzuweisen hat, hat seine Ursprünge in den Zeiten des geteilten Deutschland: Angeln ist ein Hobby der breiten Masse. Und als solches ist es auch zu behandeln - unbürokratisch, finanziell erschwinglich auch für den kleinen Mann (oder die kleine Frau), massentauglich und bestmöglich losgelöst von jeglicher gesetzlicher Regelung (in Grenzen zwar aber eben möglichst freizügig).

Darauf im Sinne einer vereinten deutschen Anglerschaft verzichten? Nein! Warum auch? Es funktioniert seit mehr als 40 Jahren hervorragend und beweist, dass es gut ist, wie es ist. Es hat die DDR-Zeit "überstanden" und funktioniert auch jetzt noch gut.
Wir Informatiker haben dazu ein geflügeltes Wort: never touch a running system.

Da ist viel Weisheit drin verborgen ...
 

ivo

Member
AW: Teil 2: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..

Jo, deshalb sollte der DAV so bleiben wie er ist!
 

Thomas9904

Well-Known Member
AW: Teil 2: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..

Hochachtung! Ganz ernsthaft! Auf den Punkt gebracht, mit dem notwendigen Seitenhieb aufs Anglerboard (@Thomas ohne Doktortitel ... ) und so geschrieben, dass auch der BILD-Zeitungs-Abonnent weis, was gemeint ist.
Ich würde gern öfter Beiträge in dieser Qualität von dir lesen.

Das unterschreibe ich so vollkommen (auch das mit dem Seitenhieb :g ).

Du meinst den hier:
Dieser Ansehensschaden ist mitnichten von denjenigen zu vertreten, die über die Vorgänge veröffentlichen. Am Zustand eines verrosteten Autos ist auch nicht der TÜV schuld
:):):)
 
H

Hanns Peter

Guest
AW: Teil 2: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..

@ivo: Und warum sollen diese Erkenntnisse nicht für alle Angler gelten?
 
Oben