Der (unnötige) Technikkrieg

PirschHirsch

Well-Known Member
Die pure Masse der Neuerungen nach so langer Zeit der "Abstinenz" erschlägt mich im Augenblick halt ein wenig...

Kann ich sehr gut verstehen - vor allem angesichts der nun digitalen Präsentation des gigantischen Angebots:

Tackle, Videos und Infos, wohin man schaut. Inkl. der Notwendigkeit, innerhalb davon die Spreu vom Weizen zu trennen.

Das ist halt insgesamt wesentlich schwerer "durchzuwühlen" als die paar Angelläden und Angelmagazine von einst.

Wenn Du hier im AB Deine individuellen Angelinteressen schilderst, können wir gerne gezielte Empfehlungen auch für solide Info-Plattformen, Videos usw. ohne reines Heißluft-Marketing-Dummgelaber geben

--> dann fällt Dir der Neueinstieg evtl. etwas leichter. Auch in puncto Geräte-Auswahl, da Du dann gewisse allgemeine Orientierungspunkte bekommst.
 

fischmonger

Well-Known Member
Ehrlich gesagt ist das ein Thema, das mich ständig beschäftigt, weil ich die zugrunde liegenden verhaltenspsychologischen, wirtschaftspolitischen und weltanschaulichen Überlegungen und Theorien sehr interessant finde. Und als Angler ist man ja irgendwie auch immer Philosoph, daher will ich auch mal meinen Senf dazu geben ;)

Wie oft bildet man sich ein, etwas unbedingt zu brauchen, was dann im Schrank verstaubt? Erstmal wertfrei - das kapitalistische System basiert darauf, dass sich die Menschen Dinge zulegen, obwohl sie diese nicht (unbedingt) brauchen. Würde jeder nur das konsumieren, was er zum Leben braucht, hätten wir vermutlich eine Arbeitslosenquote von mindestens 80% und sehr wahrscheinlich sehr viel weniger Umweltprobleme.

Nochmal zurück zum Thema "Technikkrieg". Ich gehöre ebenfalls zu den Marketingopfern der einschlägigen Industrie. Was das (vermeintliche) Höher, Schneller, Weiter beim Angelequipment betrifft, schlagen zwei Herzen in meiner Brust.

Beim Spinnfischen hat sich schon viel getan. In der Tat finde ich es dabei angenehmer, einen Tag mit einer Kohlefaserrute anstatt einem Glasfaserknüppel zu fischen. Wenn diese dann noch eine auf die Angeltechnik und die Köderart (Gummifisch, Wobbler, Blech...) abgestimmte Aktion hat bin ich glücklich. Andererseits finde ich vor allem beim Spinnfisch-Tackle, dass die Produktzyklen immer kürzer werden und halte viele Heilsversprecher der Hersteller für reines Marketing. Beispielsweise finde ich, dass es sehr häufig vorkommt, dass eine Rute aus dem Vorjahresprogramm lediglich einem Facelift unterzogen wird, was aber auf die tatsächlichen Eigenschaften null Einfluss hat und objektiv gesehen keinen Mehrwert bringt, aber dennoch vollmundig beworben wird.

Beim Ansitz dagegen ist der technische Aspekt m.E. nicht ganz so im Vordergrund wie beim Spinnfischen und die Produktzyklen sind auch nicht ganz so kurz. In dem Sektor ist es für die Hersteller vermutlich schwieriger, uns potentielle Neuigkeiten zu verkaufen. Wenn, dann beobachte ich echte Neuerungen hier eher im Bereich des allgemeinen Angelzubehörs (beispielsweise Drohnen, Koppelung von Technik mit Smartphone etc.), und ich bin beim Ansitz eher Oldschool unterwegs, daher brauche ich diesen ganzen Elektronikkram nicht und bin eher wenig investitionsfreudig.
 

fischmonger

Well-Known Member
... da gebe ich Dir natürlich Recht und stimme zu. Die pure Masse der Neuerungen nach so langer Zeit der "Abstinenz" erschlägt mich im Augenblick halt ein wenig...
Erfahrungsgemäß fährt man gut damit, wenn man sich hier im Forum bei anstehenden Neuanschaffungen Rat einholt, daher bist du hier im Board völlig richtig aufgehoben ;)
 

alexpp

Well-Known Member
Ihr schafft es nicht, mir meine ganzen unnötigen Käufe madig zu schreiben, könnt ihr vergessen.

So weiß ich nun zum Glück nun schon sehr lange, was ich will bzw. was mir liegt - und was überhaupt nicht.

So sollte z. B. niemand versuchen, mir krampfhaft eine Weichspinne für Crankbaits oder Blech anzudrehen, weil man solche Köder angeblich mit Xtrafast-giftig nicht fischen kann:

Ich bediene grundsätzlich alle Spinnköder in allen WG-Klassen mit Xtrafast-giftig, das ist einfach zu 130 % mein Ding - ob auf Forelle, Hecht, Zander oder Waller.

G.Loomis im Besitz oder schonmal Kontakt zu den Ruten gehabt? Hier die NRX+ 852C im Vergleich mit einer nicht gerade parabolischen Silverado.
Die Spinning Modelle 802S und 852S JWR sind von der Aktion und Härte her vergleichbar.

NRX+ 852C 2.16m 300gbn.jpg Silverado Pro 762ML 2,29m 3-18g 300gb.jpg
 

Breamhunter

Hochleistungsspinner
Ich sehe das so:
Vor allem bzgl. Spinnfischen hat sich da im Lauf der Jahre allerhand Positives getan.
Bin z. B. sehr froh, mir kein RLS-Dauergeratter mehr anhören zu müssen und mit geflochtener Schnur eine deutlich präzisere Köderführung zu genießen.
Und bei entsprechender Rutenpower keine übel schweren (und dazu lahmen/tauben) Glasstöcke mehr über Stunden in der Hand halten zu müssen.
Genauso sehe ich das auch. Nichts gegen altes Gerät, habe ich früher ja selber mit rumgeschleudert. Aber heute noch mit einer Hohl- / Vollglasrute zu angeln never/ever. Und dann noch dieses knarren von den Rollen. Mein einziges Antiquariat aus der Zeit liegt hier noch rum eine Mitchell 308.
Versteht mich bitte nicht falsch. Mein erstes Auto war ein VW-Käfer. Aber damit würde ich heutzutage niemals längere Strecken fahren wollen.
Jetzt mit Klimaanlage, GRA, ESP, ASR, ABS usw. sieht das schon ganz anders aus.
Bis vor 10 Jahren bin ich auch noch immer den neuesten Trends hinterhergelaufen. Gummifische, Wobbler, Jerks, Futterkörbe, Stipposen usw.
Bis ich irgendwann mal Bestandsaufnahme gemacht habe. Dann wurde das Zeug Kiloweise in irgendwelchen Kleinanzeigen verscheuert.
Heutzutage gibts nur noch das nötigste Verbrauchsmaterial.
 

Breamhunter

Hochleistungsspinner
Andererseits finde ich vor allem beim Spinnfisch-Tackle, dass die Produktzyklen immer kürzer werden und halte viele Heilsversprecher der Hersteller für reines Marketing. Beispielsweise finde ich, dass es sehr häufig vorkommt, dass eine Rute aus dem Vorjahresprogramm lediglich einem Facelift unterzogen wird, was aber auf die tatsächlichen Eigenschaften null Einfluss hat und objektiv gesehen keinen Mehrwert bringt, aber dennoch vollmundig beworben wird.
Und dann ist der Stecken gleich mal 50% teurer :cool:
 

Nordlichtangler

Well-Known Member
Ihr schafft es nicht, mir meine ganzen unnötigen Käufe madig zu schreiben, könnt ihr vergessen.
Dito!

Der Anfänger jammert unter Unübersichtlichkeit, Überflutung, Überfüllung, und Entscheidungsproblemen. :eek: :thumbsdown :crazy ab160

Der Könner überblickt das Chaos
ab147
und genießt die ozeanische Vielfalt. ab155
 
Zuletzt bearbeitet:

Nordlichtangler

Well-Known Member
Beispielsweise finde ich, dass es sehr häufig vorkommt, dass eine Rute aus dem Vorjahresprogramm lediglich einem Facelift unterzogen wird, was aber auf die tatsächlichen Eigenschaften null Einfluss hat und objektiv gesehen keinen Mehrwert bringt, aber dennoch vollmundig beworben wird.
Sehr gute Erkenntnis!
Es gibt praktisch kaum noch technologische Fortschritte, eher Rückschritte und Kreisschritte.

Was macht man?
Man kauft das alte Modell (ca.3 Jahre vorher erschienen) zu effektiv 30% des Preises der neuen. :D
 

thanatos

Well-Known Member
ja viele Sachen stehen bei mir rum die ich auf Grund der Lobhudelei in den Medien gekauft habe
und wo ich festgestellt habe - ne besser als mein altes Gerödel ist es nicht - gerade als älterer Mensch
hat man doch so seine eigenen Erfahrungen - meine am meisten gefischten Ruten sind alle über dreißig
Jahre alt - das neuere verziert nur meinen Rutenständer - aber so isset nu mal - was hier einige
geschrieben haben ( die ich eigentlich schätze ) sind genau gegenteilig meiner Meinung -
es hat eben jeder so seine eigene Macke und kommt damit klar und so soll es auch sein .
 

PirschHirsch

Well-Known Member
Kann gut sein, dass es mir in 30 Jahren (sofern ich dann noch auf Erden wandeln sollte) mit meinem heutigen Zeug genauso geht - das ist gekommen, um zu bleiben ;)

Mein damaliges Heute-nicht-so-toll-Tackle hatte ich angeschafft, weil a) die lokale Auswahl stark begrenzt war und b) ich mir als kleiner Taschengeld-Steppke lange nichts anderes leisten konnte bzw. einen Teil davon schon halb angewrackt geschenkt bekam (worüber ich sehr froh war - sonst hätte ich die ersten Jahre über nur eine einzige Rute gehabt).

Da ging es lange nicht um "optimal", sondern um "überhaupt". Ganz zu Anfang mit Ratter-RLS, Vollglas usw. - neu war da nur die 25er Mono auf der Rolle.

Zum Glück nun anders - jetzt habe ich "für mich optimal" mit Möglichst-Lange-Bleibe-Faktor gefunden. Also gute Aussichten, irgendwann auch mal als Retro-Kauz angeguckt zu werden ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Nordlichtangler

Well-Known Member
Ich mag beim Dauerhaft-Gerät ab Hakenspitze besonders den Sorglosfaktor, bezüglich Fisch und plötzlich auftretenden schwierigen Bedingungen am Wasser.
Weil allermeist ein Gegenhalten sehr einfach und befriedigend im Abschluss ist.

Bei Rollen und Schnüren mag ich sehr bewährtes, handhabungsmäßig sehr eingefahrenes, es muss automatisch und reflexartig funktionieren. Stabiles hab ich ab 1980 und immer noch im Einsatz, wo es nichts besseres gibt. Davor gab es leider viel Schatten bei den Rollen.
40 Jahre alte Rollen sind gepflegt jedenfalls schon mal eigenerprobt machbar!

Bei Ruten liebe ich die Abwechslung, da ist abwechselnd verwendet und neu probieren immer wieder schön, weil jede gut gemachte Rute ein sehr individuelles Feeling rüber bringt. Der banale Durchschnittsfisch ist an anderer Rute ab6 wieder aufregend.
Von daher ist Rute-neukaufen auch immer irgendwie bleibend spannend. ab96
Aber genauso im eigenen Rutenlager zu wühlen und was lange nicht geangeltes rauszukramen.
 

Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Brauchen und denken es zu brauchen sind eben zwei Paar Schuhe....

Natürlich braucht niemand eine Döbelkombo, wenn schon alles mit Match- und Feederzeugs vollgestellt ist.
Aber das Angeln macht vielleicht mit speziellem Equipment mehr Spaß als mit dem Brassengeschirr. Auch wenn das prinzipiell genauso funktionieren würde. Spielt keine Rolle.
 

ragbar

disparu en mer....
Der heute gefühlt größte Fehler meines Angler -Tackle- Lebens war seinerzeit der größere Abverkauf meiner alten Geräte,mit denen ich meine ersten Gehversuche in fast allen Angelsparten unternommen hatte.

Da werde ich heute noch emotional:
-meine 60er Sigma,deren Knarren ich so gerne hatte-weg
-meine honigfarbene Allround-China-3.3m-weg
-meine Mitchell 300,meine Penn Seaboy,mit der ich im Öresund...-weg
-meine Sportex-Carbon-Surf-weg
usw.
Wofür?Warum?

Dazu kam,sich zu Taschengeldzeiten wenig geiles Zeugs anschaffen zu können.
Gut,ich hatte im Angelladen gejobbt und daher etwas Mitarbeiter-Rabatt.
Trotzdem wollten ja auch die Exkursionen an die weitentfernten Gewässer.....

Dann gab es da die Geräte, die im Laden standen, und mich sauer machten,wenn jemand die wegkaufte, und ich die nicht mehr zum begriffeln hatte.
Die Abu Atlantics mit den speziellen Griffen,die Ambassadeurs für 350+DM,die finnischen Rapalas,die Hilos,Big s,das ganze geile Shakespeare-Zeugs made in Japan.....und ganz besonders Hardy. So wie der Typ mit dem Lachs in der einen und der Hardy+Ambassadeur in der anderen Hand auf dem Cover von Hardys Anglerkatalog wollte ich werden. Auch so mit in Barbour und so.

Dann kamen Berufsanfang usw.

Ich konnte mir "was gönnen".

Ne Zeitlang nur auf "New-Tackle" fixiert,merkte ich allerdings,das mir der Spaß beim kaufen abhanden kam.

Dann mal nach langer Zeit eine sehr alte Beachcaster bei der Bucht gekauft,und...der Spaß war wieder da.
Das Ding sieht aus wie die Geräte,die früher der örtliche Händler am Platz in seinem Riesen-Schaufenster mit Rollen ,Montagen und Ködern dekoriert hatte und für mich nicht erschwinglich waren.
Auch wenn das Teil nur 20€ gekostet hatte,ich hatte aber Spaß wie der Junge,der vor dem Schaufenster steht und dem der Zauberonkel seinen Wunsch erfüllt.

Dann auf die Stücke konzentriert,die heute alt,aber in Jugendtagen unerschwinglich waren-es gibt sie noch alle.

Und der Spaß,der war da-brauchen,was interessiert mich das.:love
 
Zuletzt bearbeitet:

steffen78

Well-Known Member
Man sollte sich schon immermal erden und überlegen was man da wirklich alles braucht.
Ich hatte letztes Jahr in schweden ein Schlüsselerlebniss: wir waren an einen kleinen Fluss in süd/mittelschweren unterwegs. Einfach mit einer grundrute einer Aalglocke und paar köderfische. Rutenstütze wurde aus einen zweig gemacht nichtmal ein Stuhl. Und es wurde ein sehr erfolgreicher Angeltag mit wunderschönen Zandern. Ohne viel tackle einfach back to the roots...
 

fischmonger

Well-Known Member
Und es wurde ein sehr erfolgreicher Angeltag mit wunderschönen Zandern. Ohne viel tackle einfach back to the roots...
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Wenn ich zu viel tackle am Wasser habe, verzettele ich mich und fange meist schlechter.
 

Nordlichtangler

Well-Known Member
Die OCC zeigt ja gerade wieder, dass man nicht viel braucht, um drauflos angeln zu können.
Sogar mit nur einer Rute. Die 1 ist schwerlich zu unterbieten.

Ich habe dafür universelle Ruten und passende Rollen, die einfach so "immer" mitkönnen, ohne großes Nachdenken, die immer parat stehen. Auch das Zubehör ist einfach gehalten.
Sowas ist immer gut, wenn man wenig Zeit für Vorbereitungen hat und wenig Angelzeit frei hat. Das ist sowas wie ein Doseneintopf.

Ein richtiges Gourmet-Menue sieht anders aus, da habe ich aber auch Zeit für, nehme ich mir Zeit für, und bin den ganzen Tag oder gar Tage am Wasser.
Dabei geht es nicht nur um ein paar Fische fangen oder ein bischen ans Wasser kommen.
 
Oben