Die Rückkehr der Urforelle

Taxidermist

Well-Known Member
Ich habe da einen Filmbeitrag gesehen, wo es um den genetischen Pool von autochthonen Bachforellen und deren Vermehrung in Österreich geht.
Beneidenswert ist, dass solch alte Bestände noch gefunden werden konnten, was für Deutschland wohl leider nicht zu erwarten ist?
Zumal es bei den Ösiforellen um einen dem Donauraum zu zuordnenden Stamm geht.


Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Ich weiß mindestens 5 - 6 Bäche in Oberbayern, wo "Steinforellen", also recht kleinwüchsige Fische, ohne einen Stützbesatz eigene Bestände erhalten. Die Fische werden einfach nicht groß genug, um eine "rentable Fischerei" zu ergeben. Mittlerweile ist deren genetischer Wert erkannt.

Aber eines ist auch klar. Jeder einzelne Bach, Stamm ist hier reines Gold wert!
 

Laichzeit

Well-Known Member
In Deutschland gibt es auch noch einige unbeeinflusste Urforellen, aber die meisten Bestände sind ein Mischmasch aus unterschiedlichen Besatzherkünften mit unterschiedlichem oder gar keinem Anteil an autochthoner Genetik. Bei uns kommen hauptsächlich atlantische Linien vor, sie sind auch in den oberen Donauabschnitten und nördlichen Zubringern natürlich verbreitet. Im Gegensatz zu Österreich macht das das Auffinden von niemals besetzten Gewässern ein bisschen schwieriger, da die häufig verwendeten Besatzfische auch zu den atlantischen Linien gehören und den einheimischen Fischen damit näher stehen, als die österreicher Donauforellen zu den dort verwendeten Besatzfischen.
Wirklich spannend ist, wie gut die Urforellen in Österreich abwachsen, nachdem man sie aus den kargen Bergseen und Bächen in Teiche oder produktivere Gewässer setzt. Das ist besonders bei den Bergsee-Forellen bemerkenswert. Die lebten seit bestimmt über 100 Generationen in einem kalten Stillgewässer, laichen in stehendem Wasser auf den Geröllhalden und dennoch kommen sie besser mit einem alpinen Bach zurecht, als das was man an nicht einheimischen Fischen beziehen kann. Es wurde also über die lange Zeit im Hochgebirgssee nur wenig Anpassung "vergessen".
 

Taxidermist

Well-Known Member
Wirklich spannend ist, wie gut die Urforellen in Österreich abwachsen, nachdem man sie aus den kargen Bergseen und Bächen in Teiche oder produktivere Gewässer setzt.

Da hab ich auch gestaunt, denn die im Film gezeigten Laichfische waren schon richtige "Brummer"!
Was mir allerdings überhaupt nicht einleuchtet, dass ist das die mühsam vermehrten "Urforellen" einfach in Gewässer besetzt werden, wo schon Besatzfische aus anderen (unbekannten) Quellen vorkommen.
Dies kann doch nur zu einer Durchmischung der Gene führen, auch wenn sich zumindest in großen Teilen das ursprünglichere Genmaterial durchsetzen wird, weil besser an die Gewässer angepasst?
In der Praxis wäre es wohl nur möglich den Altbestand zu eliminieren (Vergiften?) um eine Vermischung zu verhindern und dann quasi Neustart.
Dies wird "tierlieben" Menschen aber nicht vermittelbar sein?

Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:

fishhawk

Well-Known Member
Hallo,

In der Praxis wäre es wohl nur möglich den Altbestand zu eliminieren (Vergiften?) um eine Vermischung zu verhindern und dann quasi Neustart. Dies wird "tierlieben" Menschen aber nicht vermittelbar sein?

Gibt es so ein Gift, das nur auf Besatzforellen wirkt und die übrige Fauna und Flora in den Salmonidengewässern nicht schädigt?
 

Taxidermist

Well-Known Member
Gibt es so ein Gift, das nur auf Besatzforellen wirkt und die übrige Fauna und Flora in den Salmonidengewässern nicht schädigt?

Nein bestimmt nicht, deshalb steht bei dem "Vergiften" auch ein Fragezeichen.
Elektrofischerei wird aber wohl auch nicht zu 100% funktionieren, weil immer ein Paar entkommen werden.
Wie gesagt, ich weiß auch nicht ob solche Maßnahmen überhaupt nötig sind, oder sich diese Urforelle sowieso, auch ohne solche drastische Maßnahmen, durchsetzten wird?
Wenn es nötig sein sollte, hätte man dies wohl auch gemacht?
Wahrscheinlich reicht es schon aus, diese Urforelle einfach in Überzahl zu besetzen und Besatz zweifelhafter Herkunft zu unterlassen?
Vielleicht kann uns Laichzeit da etwas aufklären, oder Sneep, von dem man leider schon eine Zeit lang nichts mehr hört.
Genetik ist nicht unbedingt mein Fachgebiet, soll heißen, da hab ich keine Ahnung von!

Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:

Christian.Siegler

Administrator
Teammitglied
Wenn so ein "fremdes Erbgut" erstmal im System ist, bekommt man das wohl nicht mehr rausgekreutzt. Irgendwie mendelt's halt dann immer mal wieder durch.
Aber der Besatz mit dieser Urforelle ist definitv sinnvoll und besser, als mit skandinavischen Forellen zu besetzen. Aber einen "reinen" Urforellenstamm bekommt man in solchen vorbelasteten Gewässern wohl nicht mehr hin...
Das ist ja glaube auch nicht das Ziel. Es geht um einen angepassteren, ursprünglicheren Bestand. Mit ganz viel Arbeit und langem Atem setzt sich der Urforellen-Phänotyp dann durch und unterdrückt den Phänotyp des alten Bestandens. Genetisch bleibts halt ein Mischmasch...
 

Laichzeit

Well-Known Member
Bis jetzt werden die Bachforellen in kleine alpine Bäche besetzt, die kann man beim E-Fischen ganz gründlich ausräumen und in einigen leben keine Bachforellen, sondern Bachsaiblinge.
Dadurch werden die Populationen gesichert. Wie das in großen Bächen und Flüssen weiter gehen soll, weiß ich nicht. Man kann die eingeführten Forellen zwar durch starken Besatz fast vollständig verdrängen, also das was zuvor passiert ist, nur rückwärts. So wird das zum Beispiel mit der Marmorata gemacht. Aber die einheimischen Bachforellenstämme der Täler und großen Flüsse sind leider ausgestorben, deshalb fehlt da die perfekt passende Genetik. Ob das wirklich funktioniert, steht noch in den Sternen.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Und dann bleibt auch unbeantwortet, ob es wirklich Not tut, dass der Mensch weiter in der Schöpfung herumpfuscht. Denn bei all den vielen Fragezeichen ist es doch wohl mehr ein "Gott spielen wollen"...!
 

Christian.Siegler

Administrator
Teammitglied
Und dann bleibt auch unbeantwortet, ob es wirklich Not tut, dass der Mensch weiter in der Schöpfung herumpfuscht. Denn bei all den vielen Fragezeichen ist es doch wohl mehr ein "Gott spielen wollen"...!
Das kann man auch anders sehen. Für mich ist es ein "Fehler wieder rückgängig machen"...
Oder zumindest der Versuch. Es ist schon gut wieder autochtone Arten zu besetzen!
 

Seele

Böhser Siluro
Teammitglied
Ziel sollte erst mal sein einen sich selbst erhaltenden Bestand aufzubauen, egal von welcher Genetik.
 

fishhawk

Well-Known Member
Hallo,

das dürfte an einigen Gewässern nur möglich sein, wenn kaum noch geangelt, dafür aber fleißig vergrämt wird.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
Das kann man auch anders sehen. Für mich ist es ein "Fehler wieder rückgängig machen"...
Oder zumindest der Versuch. Es ist schon gut wieder autochtone Arten zu besetzen!
Das ganz sicher. Aber es wurde auch schon viel vor lauter Hurra verbockt!
 
Oben