Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Da sich ein Krebs im Zweifelsfall nimmt, was er kriegen kann bestreitet ja auch niemand. Aber das Krebse generell Muscheln knacken um sich zu ernähren, ist doch recht unwahrscheinlich...
Daher sind Krebse sicherlich kein geeignetes Dreissena-bekämpfungsmittel, zumal sich die Muscheln wesentlich stärker und schneller vermehren.

Btw. Ich hab auch schon ne Vorlesung gehalten... zwar nich über Bio, aber über Limnologie. ;)
 
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Ok, die chemische Keule ist sicher nicht das Beste. Ich habe es deswegen nur hervorgehoben, damit vielleicht jemand dazu etwas Genaueres schreiben kann. Von Chemie halte ich selbst auch nicht viel.

Danke für die Aufklärung, Farmer.

Jedenfalls ist es unbestrittenermaßen eine schwierige Aufgabe ...
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Ein Experiment wäre somit spannend, damit man schauen kann ob und wie sich ein Muschelbestand in der Gegenwart von Krebsen entwickelt. Ich denke, der Versuch wäre es wert. Ich laß mich da auch gern überzeugen.

Im übrigen denke ich aber, auch dass man mit Krebsbesatz in einem abgeschlossenen Baggersee erstmal nix falsches macht - wenn es gut läuft, gibts ein Glied in der Nahrungskette und ein hübsches und seltenes Tier mehr.
Da ich massenweise Gewässer kenne, vom 4ha Teich bis hin zum 25 km² See, in denen sowohl diverse Krebsarten als eben auch Dreissena vorkommen - nebeneinander und in unterschiedlichsten Mengen - denke ich nicht, dass die Krebse einen entscheidenden Einfluß auf die Dreissena-Population haben. Dafür gibt es eben zuviel andere Leckerbissen, die wesentlich einfacher zu bekommen sind.
Da haben Karpfen schon eher einen Einfluß! Denn in Seen mit übermäßigem Karpfenbesatz (v.a. großer Karpfen), werden die Dreikantmuscheln dann schonmal rar...

Aber abgesehen davon - was würdest Du als Experte denn dem Threaderöffner jenseits der Krebse empfehlen, da ja von Dir bisher eher Antworten kamen, was man nicht oder wo man vorsichtig sein sollte.

Was hältst Du von der große Plötzen (als Muschelfresser) und große Rotfedern (als Krautfutterer) - Idee? Sollte doch auch rechtlich völlig unproblematisch sein, oder? Und dann gehts halt in Richtung Hecht/Barsch Gewässer...
Ich würd gar nichts unternehmen, und mich am schönen klaren Wasser und den vielen Pflanzen erfreuen! Spricht doch für ein gesundes Ökosystem! |supergri Ich sehe keine Notwendigkeit etwas zu tun.

Irgendwie ist mir immer noch nicht klar, um was es sich bei den Gewässern handelt:
Produktionsgewässer oder Seen? #c
Im Falle der Produktionsgewässer kann ich den Frust über Pflanzen und Klarheit ja notfalls noch verstehen. Da ist aber Fischpaule der Experte hier.
Im Falle von Seen ist die Situation doch bestens! #6

Rotfedern leben zwar herbivor, können aber niemals alleine einen Pflanzenbestand eindämmen (dafür gibt es sowohl genügend Beispiele als auch Arbeiten dazu).
Große Rotaugen werden nur dann gezielt Muscheln fressen, wenn andere Nahrung nicht leichter zu beschaffen ist. Und bei einem klaren, pflanzenreichen Gewässer ist das nur schwer vorstellbar.


EDIT: Davon abgesehen ist die Muschel-Theorie doch recht zweifelhaft. Denn in einem klaren, pflanzenreichen Gewässer gibt es nicht mehr so übermäßig viel zu filtern - in Folge dessen müssten die Muscheln dann auch wieder zurückgehen (wenn sie sich denn in Folge der Trübung so stark vermehrt hatten).
 

Achmin

Member
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Hallo,
Zitat:Was hältst Du von der große Plötzen (als Muschelfresser) und große Rotfedern (als Krautfutterer) - Idee? Sollte doch auch rechtlich völlig unproblematisch sein, oder? Und dann gehts halt in Richtung Hecht/Barsch Gewässer...

Das ist, zumindest im Hinblick auf die Plötzen (Rotaugen) eine gute Lösung.
Ich habe mich mit dem Rotauge jetzt mal etwas beschäftigt.
In einem von mir aus der Fernsehreihe "Planet Angeln" aufgenommenen Beitrag über das Phänomen, dass in der Uecker, einem Fluß, der in das Stettiner Haff mündet, jedes Jahr massenhaft außergewöhnlich große und fette Plötzen aufsteigen, wurde als Begründung genannt, dass die Plötzen im Haff große Muschelbänke abweiden und dadurch so gut wachsen.
Und welche Muscheln sind auf den Muschelbänken: die Dreissena polymorpha (Dreikantmuschel)
Der Beitrag war von einem Redakteur der Zeitschrift Blinker.
Nun ist das zwar sicher keine wissenschaftlich belastbare Aussage. Ich glaube aber nicht, dass eine Person, wie der Redakteur, der zudem noch in der Gegend aufgewachsen ist, in dem Beitrag falsche Zusammenhänge geäußert hat.

Maßgeblich an dem eben beschriebenen ist, dass davon auszugehen ist, dass das Rotauge auch wirklich Dreissena nimmt.

Damit ist der Fisch geeignet, den Muschelbestand einzudämmen.

Zum Karpfen. weiter oben in einem Beitrag wurde erwähnt, dass der Karpfen wohl nicht geeignet ist, die Muschel einzudämmen, da auch bei Gewässern mit starkem Karpfenbestand viele Muscheln existieren können.

Zur Nutzung der Gewässer: die Gewässer werden nur anglerisch genutzt.
Es soll eine möglichst naturnahe Lebensgemeinschaft in den Gerwässern vorhanden sein.
Die Muscheln sind nun mal Neozoen, und gehören deshalb dort nicht rein. Das wäre aber, wie oben bereits erwähnt, nicht so schlimm, wenn dies nicht auf Kosten des erforderlichen Nahrungsangebots für alle Fische ginge. Es betrifft ja so gut wie alle Fische, da sie im Jugendstadium sich i. d. R. von Plankton ernähren.
Die Biomasse, die die Muscheln aufbauen, steht für die anderen Bewohner nicht mehr zur Verfügung.

Wenn die Rotaugen auch Pflanzen fressen ist das ja nicht schlecht. Ich gehe aber davon aus, dass bei entspr. Bestandsdichte sie auch die Muscheln effektiv dezimieren werden.

Was die Überlegung betrifft, dass in dem klaren, pflanzenreichen und nahrungsarmen Gewässer irgendwann die Muscheln auch zurückgehen kann ich nur sagen, dass es wohl nicht im Sinne einer verantwortungsvollen Hege ist, wenn ich mich auf den Standpunkt stelle, einfach abzuwarten, bis die Lebensgemeinschaft durch die Dominanz einer Art so arm geworden ist, dass selbst die dominante Art keine Grundlage mehr für eine massenhafte Vermehrung hat.

Die Muscheln haben sich auch nicht infolge einer Trübung so stark vermehrt, sondern sind einfach irgendwann in die Gewässer eingebracht worden, haben dort gute Bedingungen vorgefunden und sind von ihrer Lebensweise - wie viele andere Neozoen auch - der einheimischen Lebensgemeinschaft gegenüber im Vorteil.
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Was die Überlegung betrifft, dass in dem klaren, pflanzenreichen und nahrungsarmen Gewässer irgendwann die Muscheln auch zurückgehen kann ich nur sagen, dass es wohl nicht im Sinne einer verantwortungsvollen Hege ist, wenn ich mich auf den Standpunkt stelle, einfach abzuwarten, bis die Lebensgemeinschaft durch die Dominanz einer Art so arm geworden ist, dass selbst die dominante Art keine Grundlage mehr für eine massenhafte Vermehrung hat.
Nuja,...
Ich habe nicht davon gesprochen, zu warten bis die Muschel von alleine zurückgeht - vielmehr habe ich nach dem Sinn einer Bekämpfung gefragt?!? #c
Denn tatsächlich hat Dreissena eine Nische besetzt, die vorher so nicht genutzt wurde. Eine heimische Muschel dieser Art gab es bei uns gar nicht. Und unsere Großmuscheln scheinen ganz gut mit Dreissena konkurrieren zu können - wirklich weniger sind sie jedenfalls nicht geworden.
 

maredo

Member
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Hallo Achim,
wissenschaftliche Untersuchungen am Bodensee haben ergeben, dass durch Wasservögel (Tauchenten/Blässhühner) zumindest in den Flachwasserzonen die dortigen starken Populationen von Dreikantmuscheln um bis zu 95% reduziert wurden. Dies war vor allem während der Überwinterung des Vögel zu beobachten.
Das Thema Krebse ist in einigen Beiträgen ebenfalls bereits diskutiert worden.
Bei Untersuchungen am Oberrhein hat sich herausgestellt, dass die starken Dreikantmuschelbesrände durch den Kaspischen Schlickkrebs komplett vernichtet worden sind. Dieser überzieht die Muschelpopulationen mit einem feinen Netz mit der Folge, dass die Muscheln darunter ersticken.
Ob diese Erkenntnisse für dich hilfreich sind, erscheint mir jedoch eher fraglich.

maredo
 

FoolishFarmer

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AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Servus maredo,
Bei Untersuchungen am Oberrhein hat sich herausgestellt, dass die starken Dreikantmuschelbesrände durch den Kaspischen Schlickkrebs komplett vernichtet worden sind. Dieser überzieht die Muschelpopulationen mit einem feinen Netz mit der Folge, dass die Muscheln darunter ersticken.
Hast Du da ne Quelle zu? ;+

Und bevor hier noch jemand schreit - Nein, der Schlickkrebs (Corophium curvispinum) ist KEIN Flußkrebs, sondern ein eingewanderter Flohkrebs:
http://www.frammandearter.se/0/2english/pdf/Corophium_curvispinum.pdf
Und wohin die Bekämpfung eines Neubürgers durch einen anderen führt, kann man in Australiens jüngerer Geschichte sehr gut nachlesen. |bigeyes
 

Achmin

Member
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Die "Nische", die Dreissena nutzt, ist im Wasser schwebende Nahrung in Form von Plankton.
Diese für die Wasserfauna überaus wichtige Nahrung wurde natürlich vorher von anderen Lebewesen genutzt.
Nur nicht in dem Maße, weil keine andere Art eine derartige Biomasse auf sich vereinte.
Weil dem nun so ist, bleibt für andere Lebewesen weniger übrig. Dadurch ist das Gleichgewicht massiv gestört.

Wenn die Dreissena dezimiert wird, bleibt auch wieder genug Nahrung für andere Lebewesen, die Plankton als Nahrung brauchen.
Das ist der Sinn der Dezimierung der Dreissena !!!

Die Bestände der Teich -und Malermuscheln im Bodensee wurden durch Deissena erheblich gestört.
Die Muscheln setzen sich einfach auf die größeren Teich -und Malermuscheln drauf und filtern denen die Nahrung vor der Nase weg. Die großen einheimischen Muscheln verhungern regelrecht.
 
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

nun, wir haben alles: Verkrautung ohne Ende, klares Wasser, Dreikantmuscheln, Edelkrebse hatten wir, bis so ein A... Kamberkrebse reingeworfen hat, nun haben wir halt Kamber und Karpfen haben wir nun 2008 auch reichlich gesetzt.
Wir werden das sehr wohl beobachten was daraus alles wird.....
Die Theorie mit den Dreikantmuscheln ist jedenfalls hochinteressant.
Zudem ist sie nicht ganz unlogisch.
 

maredo

Member
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Hallo Foolisfarmer,
google mal unter Dreikantmuschel:
"Kleinlebewesen:Multikulti im Rhein -die Gewinner, die Verlierer"

maredo
 

FoolishFarmer

... mag Fisch!
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Danke! :m
Wenngleich auch hier die Quellenangabe fehlt.
Aber ich hab den Journalisten mal angeschrieben... mal sehen. :g
 

Achmin

Member
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Hallo Angelfreunde.

Ich hatte Gelegenheit, über einen mir bekannten Veterinär in Kontakt mit einem Biologen zu kommen, der seit vielen Jahren in Zoos arbeitet und sich in erster Linie mit Fischen beschäftigt. Ein ausgewiesener Fachmann im Bereich Fische.

Der sagte, das das Rotauge mit seinem Verdauungstrakt, der besonders von seinem Schlunddarm geprägt wird, sicher in der Lage ist, kleinere und damit jüngere Muscheln zu verzehren.

Große Muschelexemplare können aber nach seiner Einschätzung sicher nicht vom Rotauge bewältigt werden.

Das ist nun gerade das Gegenteil der Antwort, die ich mir erhofft habe. Damit wird der Stellenwert des Rotauges als Muschelbekämpfer gemindert.:c

Bleibt vielleicht doch nur der schwarze Amur als wirksamer Muschelbekämpfer übrig.
Der Krebs muß ja auch noch auf seine Leistungsfähigkeit in dieser Hinsicht getestet werden.
 

Fischpaule

Karpfendompteur
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Große Muschelexemplare können aber nach seiner Einschätzung sicher nicht vom Rotauge bewältigt werden.

Das ist nun gerade das Gegenteil der Antwort, die ich mir erhofft habe. Damit wird der Stellenwert des Rotauges als Muschelbekämpfer gemindert.:c

...dann sollte sich der Herr mal die Mageninhalte von 30cm+ Plötzen aus der Boddenregion anschauen - er wäre mit Sicherheit erstaunt. Diese ernähren sich fast ausschließlich von Muscheln und können auch recht große Exemplare davon verdrücken....

|wavey:
 

Achmin

Member
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

@Fischpaule

Hast Du das schon in natura gesehen?
Sieht man da anhand der Schalen, das die großen 30+ Rotaugen auch große Muscheln nehmen?
 

Fischpaule

Karpfendompteur
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

@Fischpaule

Hast Du das schon in natura gesehen?
Sieht man da anhand der Schalen, das die großen 30+ Rotaugen auch große Muscheln nehmen?

Ja, habe ich schon tausendfach - der Darm ist bei solchen Fischen voll von einem Gemisch aus kleinsten Schalenresten und frischem bzw. halb verdauten Muschelfleisch - einfach widerlich - wer solche Fische mal ausgenommen hat, wird diesen Gestank nie wieder vergessen:(
Teilweise sind so große Muschelfleischstücke in den Fischen, die nur von adulten Muscheln stammen können....

#h
 

Achmin

Member
AW: Dreikantmuschel > klares nahrungsarmes Wasser > extremer Pflanzenwuchs

Fischpaule, Du machst mich froh !!!!
Nach wir vor ist das Rotauge der am leichtesten zu bekommende Fisch und der am wenigsten für das Gewässer gefährliche.

Ich glaube, nur mit einer solchen Art kann das Muschelvorkommen wirksam eingedämmt werden.

Danke
 
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