Thomas9904
Well-Known Member
Ein Kommentar von Dr. Thomas Günther aus einem Blog, mit der Erlaubnis, das hier zu veröffentlichen.
http://thomasguenther.wordpress.com/
http://thomasguenther.wordpress.com/
Zünglein an der Waage
In den letzten Wochen höre ich in zahlreichen Gesprächen zunehmend, dass man sich Gedanken machen sollte, wie es nach der Fusion von VDSF und DAV zum DAFV weitergehen sollte und weitergehen wird.
Dabei ist noch unklar, ob es 2012 überhaupt zur Fusion kommen wird. Am DAV wird das nicht scheitern. Im VDSF haben sich zehn Landesverbände öffentlich für eine Fusion 2012 positioniert. Zwölf haben es jedoch, soweit ersichtlich, nicht getan. Sie stimmen möglicherweise gegen eine Fusion 2012, weil sie dem “Kurs” des Präsidiums folgen, das eine Verschiebung oder eine andere als die vereinbarte Fusion will.
Für eine Zustimmung des VDSF bedarf es einer satzungsändernden Mehrheit der Jahreshauptversammlung, eine einfache Mehrheit reicht nicht aus. Da die Landesverbände ein je nach Mitgliederzahl unterschiedlich starkes Stimmgewicht haben, ist noch nicht abzusehen, wie die Abstimmung ausgehen wird. Ein neuerliches Scheitern der Fusion ist, wenn es plangemäß im Herbst zum Schwur kommt, nicht ausgeschlossen. Zeichnet sich etwa im Vorfeld ab, dass eine satzungsmäßige Mehrheit nicht zustande kommen sollte, wie das ja auch vom VDSF-Präsidium behauptet wird, dann wird es sinnvoll sein, darüber nachzudenken, die Abstimmung zu verschieben. Eine erzwungene Niederlage hätte nicht nur für die Initiative Pro DAFV, sondern auch für die Angelfischerei insgesamt, fatale Außenwirkungen. In den kommenden Wochen und Monaten wird es also besonders darauf ankommen, wie sich diejenigen VDSF-Landesverbände verhalten, die der Initiative Pro DAFV bislang nicht beigetreten sind. Dass die “Kleinen” auf einmal ein solches Gewicht bekommen würden, ist in der Verbandsgeschichte selten vorgekommen. Ob sie diese Verantwortung sehen und annehmen, kann bestenfalls von den Strategen des Vorstands eingeschätzt werden.
Währenddessen bleibt die Frage nach dem künftigen Fusionspräsidenten ungeklärt. Die Initiative Pro DAFV hat – wie berichtet – eine Kandidatin ins Rennen geschickt, während der VDSF-Präsident trotz vieler Aufforderungen die Erklärung seines Verzichts auf eine Kandidatur wortreich vermieden hat. Und die meisten ahnen, dass er sich für den einzigen geeigneten Präsidenten des DAFV hält. Die Initiative Pro DAFV steckt also in dem Dilemma, nicht nur eine qualifizierte Mehrheit auf sich vereinen zu müssen, sondern dieses auch noch in besonders kurzer Zeit schaffen zu müssen. Es ist höchst fraglich, ob die vorgeschlagene Kandidatin noch zur Verfügung stehen wird, wenn die Fusion auf 2013 oder vielleicht sogar auf unbestimmt verschoben wird. Für den VDSF-Präsidenten ist es im Gegenteil kein Bergaufrennen; er braucht nur auf das Verfehlen der satzungsändernden Mehrheit zu hoffen, um weiter im Amt zu bleiben. Ihm reicht eine Sperrminorität. Es ist davon auszugehen, dass er in den kommenden Wochen intensiv mit den Nicht-Initiativ-Landesverbänden sprechen wird. Ob die Initiative das Gleiche tut, ist offen.
In einer solchen Situation über die praktische Arbeit nach einer Fusion nachzudenken, ist etwas für hochspezialisierte Liebhaber. Mir erscheint das verfrüht.
Dr. Thomas Günther