Grundwissen Rollenkauf?

olaft64

Bisher Schneider-Meister
Hallo,

angesichts der zahlreichen Trööts zum Thema "welche Rolle?" die Frage, ob man nicht allgemeine Kriterien an die Hand geben kann, damit jeder vorab einmal selbst suchen kann und ein gewisses Grundwissen haben kann?

Also in der Art, was ist wichtig/ worauf sollte man achten:
- dass es mindestens x Kugellager sein sollen
- für Friedfisch das Gehäuse aus A oder B sein sollte, für Raubfisch stattdessen aus C
- ein Schnurfassungsvermögen für XX Fische von y Metern in Dicke ll
- dass es ein Getriebe aus Messing ist
- zahlreiche weitere Punkte

Natürlich wird weiter nach einzelnen Modellen und Erfahrung gefragt, aber dann kann mehr Eigenarbeit geleistet werden. Zum Beispiel habe ich gedacht, dass die Anzahl Kugellager ein Argument sind und dann eine 300 € Rolle mit 6 Lagern gesehen.

Ich zumindest würde gern Derartiges lesen und wissen wollen.

Gruß Olaf
 
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G

Gelöschte Mitglieder 136077

Guest
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Da gibts schon ein paar Dinge, die man wissen sollte.

Kugellager sind nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Allgemein würde ich sagen reichen 2-3 gute Lager aus. Von Billigrollen mit hoher Kugellageranzahl würde ich die Finger lassen.

Gehäuse ist auch wichtig, zum leichten Angeln auf kleinere - mittlere Friedfische oder leichtem Spinnangeln etc kann das Gehäuse ruhig aus Kunststoff sein. Da passiert nichts, außerdem wiegt es wenig. Ich benutzte so eine Rolle schon seit Jahren zum Barschangeln. Für große Fische (große Hechte z. B.) oder wenn man mit schweren Ködern etc angelt muss natürlich was stabileres her.

Eine hohe Schnurfassung ist teilweise erforderlich, wenn man z. B. weit werfen muss oder einen größeren Fisch an der Rute hat....Getriebe aus Messing ist ebenfalls von Vorteil.

Dann kommts auch auf die Schnurverlegung an, besonders wenn man mit geflochtener Schnur angelt sollte diese sehr sauber sein.

Weitere Kriterien sind auch das Rollengewicht. Leichte Rollen sind wichtig zum Spinnfischen, sonst wird man schnell müde.

Dann gibts noch die Übersetzung und die Spule an sich. Hohe Übersetzung nimmt man zum schnellen fischen mit nicht zu schweren Ködern / Montagen. Niedrige Übersetzung dementsprechend für schweres Angeln. Muss man weit werfen bietet sich ne Aluspule an, das lässt die Schnur besser gleiten als Kunststoff und ist auch formstabiler. Bei geflochtener Schnur sollte man auf keinen Fall Kunststoffspulen nehmen.

Zudem gibts auch flache Spulen, haben etwas weniger Schnurfassung aber man kann trotzdem weiter mit werfen, besonders mit leichten Montagen (z. B. Matchangeln etc)

usw....
 

Zepfi

Raubfischfreak
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Ich denke gerade bei einem kauf einer Rolle im Internet kann man nicht wirklich allgemeine Grundsätze aufzählen dazu muss man die Rolle schon in der Hand haben.

Die Kugellager zum Beispiel unterscheiden sich in der Qalität extrem. Oft werden in Katalogen mit 20Kugellagern geworben und die Rolle lauft dann wie eine Kaffeemühle weil nur Mist verbaut ist. Lieber ein gutes Kugellager an der passenden stelle als 30 Billiglager.

Bei den Gehausen ist es immer so ne sache, grundsätzlich kann man glaube ich sagen ist das ne Preisfrage. Am besten sind bei alles Rollen glaube ich mal immer die Leichtbaugehause wie Magnesium etc. aber die sind teuer. Danach kommt sicher Metall und am schluss Kunststoff

Bei den getrieben kommt es auch nicht wirklich auf den Werkstoff an sondern mehr auf die Qualität solange sie aus Metall sind. Kunststoffgetriebe wie ich sie auch schon gesehn habe kannst natürlich vergessen.

MFG Zepfi
 

Sensitivfischer

mach's nun auch mit Gummi
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Nachdem ich mir über das Anliegen Gedanken gemacht habe, komme ich in Abstimmung mit meinen Erfahrungen, im Warten und Reparieren von Stationärrollen zu dem Schluss, dass sich nichts verallgemeinern lässt, was einem beim Kauf helfen könnte.

Beispiele:
- Der Werkstoff für Getriebe ist oft ein Thema.
Messinggetriebe, Zinkgetriebe, gegossen oder kaltgeschmiedet, aus dem Vollen gefräst oder gestanzt...
Letztlich weiß man, was in einem Getriebe, wie verbaut wurde, weil man schonmal in die reingesehen hat und dran rumgefingert hat oder man weiß es nicht.
In letzterem Fall ist die Bewertung der Qualität Kaffeesatzleserei oder man hält sich an das, was jemand mit Erfahrung dazu zu berichten weiß.
Denn Zinkgetriebe sind nicht ausnahmslos schlecht(Shimano bringt da ganz beachtliche Qualität zu Stande), Messinggetriebe sind längst nicht immer komplett aus Messing, der beste Werkstoff nutzt nichts, wenn die Fertigungstoleranzen zum Wegrennen sind und die Zahnräder nicht richtig ineinander verzahnt sind.

- Gehäuse:
Kunststoffgehäuse, Metallgehäuse(was auch immer das ist) auch hier liest man gerne Verallgemeinerungen, zum Teil stimmt's, zum Teil eben auch nicht.
Es gibt Rollen aus Verbundwerkstoffen(Plastik), auch bei Rollen unter 100 Euro, die stabiler sind als Metallgehäuse, vorallem im Bereich Rollenfuß. Man denke nur an glasfaserverstärktes Polyamid.
Einige haben sogar Messingbuchsen als Kugellageraufnahmen in den Gehäuseseitenplatten eingegossen oder geklebt, so dass die Kugellager und die Achsenführungen spielfrei und haltbar gelagert sind, nicht schlechter als bei einem Metallgehäuse aus Zinkdruckguss oder Aluguss.
Hier entscheidet neben dem Werkstoff auch das Design, die Statik des Rollengehäuses über die Stabilität.
Ein verwindungssteifes Kunsstoffgehäuse lässt sich im Low- Budgetbereich lediglich nicht so filigran gestalten, wie eines aus METALL, wenn es zugleich weitgehenst steif sein soll.



Insgesamt sage ich daher:
"Du musst jede potentielle Rolle von innen und außen kennen, die Grundwissenkiste reicht hier überhaupt nicht."
Hier ist man einfach auf die Meinung von Leute angewiesen die das Produkt genau kennen!
 

Purist

Spinner alter Schule
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Kugellageranzahl und Design (spielt scheinbar für viele eine inzwischen eine übergeordnete Rolle) ist genauso wie der hohe Preis oder die Anzahl an (besonderen) Merkmalen (Features) keinerlei Indiz für langlebige Qualität.
Je mehr Besonderheiten, desdo mehr kann kaputt gehen, genauso wie beim Auto. Wichtiger Punkt ist, dass eine Rolle über viele Jahre (erfolgreich, d.h. auch im Markt weit verbreitet) fast unverändert gebaut wird, das ist eigentlich ein Qualitätsmerkmal schlechthin. Für ganz billige Modelle gilt das natürlich nicht unbedingt.

Sensitivfischer hat völlig Recht, jeder muss eigentlich in die Rolle reinschauen um zu sehen, was da verbaut wurde. Dünne Kunststoffkanten, die eine Funktion haben, z.B. ein Bauteil halten sollen, sind zum Beispiel der größte Schrott und werden nicht lange ihre Funktion erfüllen. Aber selbst eine spottbilliges Druckgußgetriebe, Merkmal vieler alter "Einsteigerrollen" (ohne ein einziges Kugellager) was zudem noch schlecht entgratet ist, kann Jahrelang seinen Dienst tun, auch wenn es bei großen Fängen mal heftig knirscht (aber nicht kaputt geht).

Grundwissen ist sicherlich welche Rollengröße man für was benötigt, was sich aus dem beabsichtigten Schnurdurchmesser quasi von selbst ergibt. Von Friedfisch/Raubfischunterschieden, kann man absehen, ordentliche Rollen taugen für alles, allenfalls bei Spinnrollen mögen es viele nicht sonderlich schwer. Kleinere Rollen für die feine Friedfischangelei ergeben sich durch den Schnurdurchmesser-> kleinere Spulen und daher Rollengröße.
 

olaft64

Bisher Schneider-Meister
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Ich merke schon, die Idee war nett, ist aber nicht umzusetzen.

Letztlich wird es dabei bleiben müssen, dass man schaut, was der Geldbeutel erlaubt und spontan gefällt (aus welchem Grund immer). Und dann weiterhin nach Erfahrungen mit einigen Modellen fragen.

Danke für Eure Hilfe, war ein Irrtum, mir selbst weiter helfen zu können. Also hier im Forum Rollenthemen lesen :)- gibt ja Schlimmeres...

Gruß Olaf
 

Purist

Spinner alter Schule
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Ich merke schon, die Idee war nett, ist aber nicht umzusetzen.

Ist sie schon, allerdings musst du sie von einer anderen Seite her angehen. Schau dir die heutige Rollenauswahl an und mit was die beworben werden, das erzeugt Verwirrung, hat mit dem eigentlichen Zweck einer Angelrolle wenig zu tun. Die sollte von der Größe her angepasst sein, die Schnur einigermaßen vernünftig aufwickeln, eine ordentliche Bremse haben, nicht im Betrieb versagen und möglichst langlebig sein.

Letztlich wird es dabei bleiben müssen, dass man schaut, was der Geldbeutel erlaubt und spontan gefällt (aus welchem Grund immer). Und dann weiterhin nach Erfahrungen mit einigen Modellen fragen.

Nach Erfahrungen fragen, ist gewiss nicht verkehrt, von dem spontanen Gefallen kann man allerdings absehen. Optische Kinkerlitzchen bringen niemanden etwas, wenn das was drin steckt schlecht konzipiert ist, was teilweise auch mit voller Absicht getan wird.
 

vermesser

Well-Known Member
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Eventuell hilft Dir dieser Thread hier: http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=239047 , ich habe dann auch mal versucht, die Erkenntnisse zusammenzufassen:
In der letzten Zeit habe ich mir noch eine Menge Rollen angesehen und letztlich ist es wirklich so, daß es anscheinend hauptsächlich auf ein paar wenige Faktoren ankommt, ob eine Rolle was taugt:

- stabiles Gehäuse, möglichst Metall, um Verwindung zu vermeiden, gleiches gilt entsprechend für den Rollenfuß. Wenn sich hier per Hand was biegen lässt, is was faul
- saubere Verarbeitung, wenn schon das Gehäuse Spalten und Grat hat...wie siehts dann wohl drinnen aus...
- nicht mehr Gedöns als nötig, was nicht dran ist, geht nicht kaputt
- gute Bremse, das ist das wichtigste Teil der Rolle neben dem Getriebe...also im Laden mal ein paar Meter Schnur drauf machen und die Bremse im Laden testen...stottert, ruckt? Schrott! Die Bremse sollte sich nahezu komplett schließen lassen und in jeder anderen Stellung als komplett zu ruckfrei und gleichmäßig Schnur geben!!
- Nebenbei kann man beim Aufspulen der Testschnur, natürlich per Hand, auch die Schnurverlegung testen. Wie schön und glatt die ist, ist meines Erachtens zweitrangig. Aber sie muss straff wickeln...lässt sich die Schnurwicklung auf der Spule großartig eindrücken, führt das unter Druck zu Problemen, egal ob beim Wurf oder im Drill, selbst bekannte "Seilwinden" ala Slammer oder Spinfisher wickeln nicht unbedingt schön, aber straff!!
- eine dem Preis entsprechende Anzahl von Kugellagern...weniger ist oft mehr. Lieber ne solide Rolle mit vernünftigem Grundaufbau wie die Okuma Proforce mit 1 Kugellager anstatt 10 Kugellager für 15 Euro
- längere Serienlaufzeit...es scheint, daß Rollen, die es über Jahre praktisch unverändert gibt, auch was taugen, weil der Hersteller nicht das Rad neu erfinden muss. Beispielsweise die Okuma Longbow und Proforce, die ganzen Penns usw.
- solider Gesamtaufbau und -eindruck. Was im Laden schon schlackert, wird am Wasser noch viel mehr schlackern, Gleiches gilt für Spiel in beweglichen Teilen. Und wenn es im Laden schon Schleifgeräusche macht...is es Schrott.

Einen guten Hinweis gibt auch der Blick in die Bucht...zu welchen Preisen gehen gebrauchte Rollen dieses Typs normal weg? Centbeträge oder zu guten Preisen im Verhältnis zum Neupreis.

Grundsätzlich lässt sich eine gute Rolle aber im Laden ohne Erfahrung schwer erkennen. Wobei man aber bestimmt die Hälfte aller Kandidaten schon an der Wand anhand obiger Kriterien ausschließen kann...
 

olaft64

Bisher Schneider-Meister
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Dank Dir für die Aufstellung, das ist doch schon mal was. Wenn es auch zuerst nur beim Händler vor Ort weiterhift.

Aber ich habe gelernt, dass es "auf dem Papier" nicht die bedenkenlos zu kaufende Rolle gibt- auf jeden Fall vorab in die Hand nehmen.

Werden jetzt hoffentlich ganz viele weitere Rollen-Nachfrager lesen :)

Gruß Olaf
 

vermesser

Well-Known Member
AW: Grundwissen Rollenkauf?

Letztlich kristallisieren sich ja immer die gleichen Kanditaten in unterschiedlichen Preisklassen raus...je nach Anforderung und Preis...und überdurchschnittlich oft fallen die Namen Spro Arcs, Ryobi, Shimano, Daiwa, Okuma und meine Lieblingsfirma Penn...diese Marken treffen am ehesten obige Kriterien und ne gute Gesamtbewertung, wenn man gezielt fragt.

Daneben gibts sicher auch noch anderes, preiswerte Fin Nor zum Beispiel machen auch einen guten Eindruck!
 
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