Karpfen - und sie vermehren sich doch

kati48268

Well-Known Member
Andals Posting
http://www.anglerboard.de/board/showpost.php?p=3988839&postcount=78
bringt mich auf die Idee zu diesem Thread.

Über Jahrzehnte war es ganz normal, dass in den allermeisten Gewässern Karpfen zwar laichen, die Brut aber nicht hoch kam.

Seit einigen Jahren scheint sich ein Wandel zu vollziehen.
In immer mehr meiner Vereinsgewässer (Münsterland, NRW) vermehren sich Karpfen mittlerweile erfolgreich.

Vor ca. 3-5 Jahren fing es in einem Baggersee an, ausgerechnet in einem vergleichsweise jungen Baggersee, bei dem ich es als allerletzten vermutet habe.
Mittlerweile kommt die Brut auch in weiteren Gewässern hoch; Teiche, Regenrückhaltebecken,...

Die teilweise riesigen Schwärme von Jungkarpfen bestehen sowohl aus Schuppis als auch aus Spieglern.
(Ich schau mal ob ich Fotos besorgen kann)

Ich habe von Teichwirtschaft und Karpfenzucht überhaupt keine Ahnung, bin aber erstaunt, dass die natürliche Vermehrung scheinbar Jahrzehnte nicht funktionierte und es nun immer häufiger klappt.

Ist da ein flächendeckender Wandel im Gange?

Wie sieht es in euren Gewässern aus?
(Bitte Gewässerart und Region benennen)

Gibt es erfolgreiche Vermehrung auch irgendwo in unseren Flüssen?

Und welche Folgen wird es für unsere Gewässer haben, wenn die zumeist nicht gerade kleinen Karpfenbestände sich regelmäßig erfolgreich vermehren?
 

urpils

Saarländer mit Leib und Seele
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Also ich habe an unserem Vereinsgewässer noch nie einen Minikarpfen beim Stippen gefangen. Und das müsste ich eigentlich zwangsläufig, wenn deine Theorie stimmt, oder... ?
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Wie sich diese Entwicklung vollzieht und in welche Richtung sie geht, weiß ich nicht, weil ich mich damit auch schon eine Zeit nicht mehr damit befasst habe.

Tatsache ist aber, dass ein erfolgreiches Aufkommen der Karpfenbrut ganz besondere Bedingungen erfordert. Sehr anschaulich ist das in den fränkischen Zuchtbetrieben zu sehen. "Baby-Karpfen" benötigen relativ konstante und nicht zu geringe Temperaturen und das ist einem flachen, extrem deckungsreichen und trotzdem nicht zu sauerstoffarmen Habitat. Dazu legt man eigene Weiher an.

Diese idealen Bedingungen sind im Freiland aber seltenst anzutreffen, oder diese Gewässerbereiche bestehen zu kurz, weil plötzlich der Wasserstand fällt, oder sich die Temperaturen aus dem verträglichen Bereich herausbewegen. Mangelnde Deckung und Fressfeinde besorgen dann den Rest.

Es ist aber gut vorstellbar. Das die Verschiebungen im jahreszeitlichen Temperaturgefüge in den, meist künstlichen, Gewässern des Münsterlandes ein vermehrtes Aufkommen der Karpfenbrut ermöglichen.

Bisher war es ja auch nicht vollkommen unmöglich, dass mal Brut aufkam. Es war nur zu wenig, um autochthone Bestände zu schaffen, oder zu erhalten.
 

.Sebastian.

Well-Known Member
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Gerade die flachen Karpfenteiche in meiner Heimat haben regelmäßig K1 hervorgebracht. Die Teiche waren meist 30m lang und ebenso breit. Nicht tiefer als 1,5 würde ich sagen (ich denke typische Sommerteiche) und recht krautreich. Weiterhin haben diese Teiche nur wenig Uferbewuchs der Schatten spendet.
Ich denke gerade nach diesem Sommer ist wieder mit Nachwuchs zu rechnen.
Das Thema interessiert mich auch! Hoffe es wird aufschlussreich...

Ich glaube auch, dass die lange Domestizierung des Karpfens auch gewisse Anpassungen mit sich bringt.
 
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nExX

Sonnenbrandkönig
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Endlich jemand, der meine Vermutung bestätigt!
Ich helfe einem Freund seit jahren, seine Weiher abzufischen (er ist Teichwirt) und noch niemals gab es so viele KV Karpfen in weihern, wo sie niemals besetzt wurden.

Das man nicht viele von so kleinen fängt liegt denke ich einfach daran, dass einen großteil der brut die raubfische erledigen, bevor sie groß genug wären um ein maiskorn zu essen. vorallem in vereinsgewässern.
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Am ehesten dürfte man sich einer Antwort nähern, wenn man die Wetterdaten für die Monate Mai bis August auswertet. Wie sahen die vor Jahren aus, als nichts aufkam und wie unterscheiden sie sich von den Daten der letzten Jahre.
 

Naturliebhaber

Well-Known Member
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Insbesondere in Karpfenweihern, die einen ausgeprägten Flachbereich haben, kommen bei uns in Mittelfranken jedes Jahr Jungkarpfen durch. Aus meiner Erfahrung hängt das ganz stark von der Härte des ersten Winters ab. Verläuft dieser verhältnismäßig mild, sieht's gut aus.

Auch in der Zenn (kleines, falches Flüsschen hier um die Ecke) ist in den letzten Jahren definitiv Karpfenbrut durchgekommen, wenn auch nur sehr vereinzelt.

In der Regnitz (mittelgroß, tief) habe ich so etwas noch nicht beobachtet.
 

kati48268

Well-Known Member
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Das Erstaunliche an den Gewässern hier, wo es klappt, ist, dass sie eben total untypisch sind.
Der Baggersee ist tief, hat auch Flachzonen, aber hat vergleichsweise wenig Bewuchs.

In 2 Regenrückhaltebecken (1-2m tief) ist nahezu null Grünzeugs.
Da sind es K1er, also von letztem Jahr, trotz des Elends-Winters.
 
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cafabu

Active Member
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Moinsen,
meines Wissen ist nicht die Brut das Problem, sondern die Entwicklung des Laiches. Karpfenlaich braucht, so viel ich weiß, konstante Temperaturen von 25 Grad um sich zu entwickeln. Ewentuell haben wir im Klimawandel ja nun Bedingungen in denen Diese Temperaturen erreicht werden und somit der Laich sich entwickeln kann. Die Jungfischüberlebensrate hängt dann nur noch von Nahrung und Fressfeinden ab.
Carsten
 

Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Karpfen laichen bei einer Wassertemperatur von 18 - 20 °C und der Laich benötigt in etwa 60 - 80 Tagesgrade bis zum Schlupf der Dottersacklarven. Also ist in 5 Tagen alles passiert. Die Schwankungen bei Deckung, Nahrung (Zooplankton), Sauerstoff und Temeperatur sind dann kriegsentscheidend, ob sie durchkommen, oder nicht.
 
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

See täglich vollem Licht ausgesetzt,50cm - 2,50m tief 2ha.wenig Schatten kaum Bewuchs in Norddeutschland.

2013 Wassertemp.

Mai : 16,4grad
Juni: 19,8-20,6grad
Juli: 26,3-27,8grad
August: 27,8-28,2
September: 22,1-19,2grad
Oktober: 16,4-......





Andere Gewässer weisen ähnliche temp's auf,und auch die Weser und andere kleinere Flüsse sind um ca.3-4grad angestiegen wenn man so die letzten Jahre der Messungen vergleicht.

#h
 

Trollwut

Angeln-mit-Stil
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Bei uns kam seit 30 Jahren kein "selbstproduzierter" Karpfen durch, dieses Jahr ham wir neim Boiliefischen lauter Fische mit ca. 2-3 kg gefangen. Vor dem Karpfenbesatz wohlgemerkt.
 

punkarpfen

Well-Known Member
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

In meinem Hausgewässer kommt eigendlich nur die Brut von Hecht und Barsch durch. Alle Weißfischarten pflanzen sich zwar fort, aber da der Raubfischbestand zu dicht ist, gibt es fast keine Cypriniden unter 4 Pfund.
 
P

pxnhxxd

Guest
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

In meinem Hausgewässer kommt eigendlich nur die Brut von Hecht und Barsch durch. Alle Weißfischarten pflanzen sich zwar fort, aber da der Raubfischbestand zu dicht ist, gibt es fast keine Cypriniden unter 4 Pfund.

Dann sollte man wohl mal dem Barsch und meister Esox auf den Pelz rücken.
 
P

pxnhxxd

Guest
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Gibts bestimmt selten "Hegefischen mit der Spinnrute".
Hab ich zumindest noch nie was von gehört.
Aber wenn der Raubfischbestand explodiert.
 

punkarpfen

Well-Known Member
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Es gibt/gab ein paar Versuche den Bestand zu dezimieren. Ich gehe auch gerne ein paar Minuten blinkern (länger brauche ich für meinen Pfannenfisch meist nicht).
 

grubenreiner

Naturköderfreak
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Bei mir hier im westlichen Mittelfranken haben wir einige Weiher in denen die Vermehrung schon seit Jahren gut funbktioniert. Ich selbst bin in einem Pächterverbund und als wir den Weiher übernahmen hies es es wären noch etwa 20 Karpfen drin. Die hatten sich in den 4 Jahren in denen nicht bewirtschaftet wurde aber so vermehrt dass wir ca. 1000 (!) K1 und K2 abgefischt hatten.
Diese Gewässer sind dann aber meist als Zuchtteiche konzipiert, maximal 2m tief mit großen Flachwasserbereichen, oft Schilf, viel Sonne....also ideal.
 

Windelwilli

Schönwetterangler
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Wie sagte Jeff Goldblum in Jurassic Park doch so schön treffend....."das Leben findet einen Weg".|rolleyes
 
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Knispel

In der Alters - Ruhephase
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Und welche Folgen wird es für unsere Gewässer haben, wenn die zumeist nicht gerade kleinen Karpfenbestände sich regelmäßig erfolgreich vermehren?

Denn erfolgt das gleiche wie mit dem indischen Springkraut oder den diversen Grundelarten : es wir alles "überschwemmt" - bei dem Laichpotential dieser Fischart. Auch wenn nur 1 % übrig bleibt, werden wir uns von "Minikarpfen" nicht retten können.
 
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Andal

Teilzeitketzer
In stillem Gedenken
AW: Karpfen - und sie vermehren sich doch

Karpfen mit einem (Un-) Kraut vergleichen, das von keinem Tier gefressen wird, ist schon ein bisschen flach. Sollte sich der Karpfen wirklich so enorm vermehren, dann ändern die Kleinkarpfen auch, aus der Nahrungs- und Deckungsknappheit heraus, ihr bisheriges Verhalten. Sie gehen zwangsläufig aus dem Kraut und dann sind sie ein gefundenes Fressen. Bis das allerdings passieren wir, kaufen wir uns noch so einige Jahreskarten!
 
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