Pressemeldung: Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V.

Thomas9904

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P r e s s e m i t t e i l u n g

vom
Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V.

zur

Situation der Angelfischerei im Dortmunder Hafen und der angrenzenden Strecke des Dortmund-Ems-Kanals sowie weiteren industriell genutzten Gewässern in NRW vor dem Hintergrund der PCB-Belastung von Fischen

Die Stadt Dortmund hat im Zuge des Envio-Skandals und vor dem Hintergrund eines LANUV-Gutachtens einen freiwilligen Angelverzicht im Dortmunder Hafen erzwungen.
Der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e. V. (LFV) als Pächter der angrenzenden Kanalstrecke stimmt einem freiwilligen Verzicht auf die Ausübung der Angelfischerei jedoch nicht zu.

Dafür sind folgende Gründe ausschlaggebend:
· Die aufgrund des Envio-Skandals untersuchten Fische stammen allesamt aus dem Dortmunder Hafen. Fische aus der Fahrt oder aus anderen nordrhein-westfälischen Gewässern wurden im Rahmen dieser Untersuchung nicht betrachtet.

· Der Untersuchungsbericht bezieht sich auf 22 Fische, die sich auf 6 Arten verteilen (5 Aale, 9 Schleien, 3 Brassen, 3 Hechte, 1 Karpfen, 1 Zander) sowie auf eine Mischprobe von 10 Barschen. Die Aale wiesen PCB-Gehalte über dem Grenzwert auf. Von den übrigen Proben lagen 8 über dem Grenzwert, vor allem von Schleien. „Die gebotene Mindestanzahl von Fischen pro Art wurde damit nicht erreicht“, wie der Bericht des LANUV zutreffend erkennt. Insofern können diese Ergebnisse für den Dortmunder Hafen nicht repräsentativ sein und lassen erst recht keine Schlussfolgerungen für andere Gewässer in NRW zu.

· Die Fischartenzusammensetzung im Dortmunder Hafen ist durch Fischarten gekennzeichnet, die standorttreu sind und Stillgewässer bevorzugen. So kommen dort z. B. Schleien und Hechte in größerer Anzahl vor. Diese Arten machen aber gerade einmal 5 % in der Gesamtfangstatistik der Kanäle aus und sind für die Fahrten nicht typisch. Von Sonderstandorten (wie z. B. Industriehäfen) auf andere Gewässer(typen) zu schließen, ist ebenfalls nicht haltbar.

· Die PCB-Belastung muss artspezifisch betrachtet werden. Fettreiche Fischarten, insbesondere der Aal, reichern diese problematischen Stoffe stärker an. Aus diesem Grund spricht der Landesfischereiverband für die Kanalstrecke von Km 1,44 bis Henrichenburg ein Fangverbot für Aale aus, die im Dortmunder Hafen besonders hoch belastet sind.

· Der LFV setzt sich für einen besonnenen und fachlich begründeten Umgang mit dem Problem ein. In anderen (Bundes-)Ländern werden bei erhöhten Werten angemessene Maßnahmen getroffen, die über eine Festlegung von Höchstmengen für den Verzehr bis hin zu Fangbeschränkungen für einzelne Arten reichen. Ein generelles Angelverbot ist unverhältnismäßig!

· Die Angelfischerei bezieht ihre Legitimation nicht ausschließlich durch die Verwertung von Fischen, sondern erfüllt die gesetzliche Hegepflicht und besitzt einen hohen Freizeitwert sowie soziale Bedeutung durch die Arbeit in den Vereinen. Insbesondere die Jugendarbeit in den Vereinen genießt hohe Anerkennung und führt zu einer gesunden geistigen und körperlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Angler investieren sehr viel Zeit und Geld in den Fischartenschutz und die Revitalisierung von Gewässerlebensräumen. Sie nehmen damit eine wichtige öffentliche und gesellschaftlich bedeutsame Aufgabe wahr.

· Angler dürfen gefangene Fische nicht veräußern und bringen die Fische daher nicht in den Verkehr. Jeder Angler kann über den Verzehr des Fisches selber entscheiden und den Wert des grundsätzlich gesunden Nahrungsmittels Fisch und die potentielle Gesundheitsgefährdung aufgrund von PCB-Belastung abwägen. Dazu wird der LFV alle bekannten Fakten auf der Homepage veröffentlichen.

· Die Fischerei wird an wasserrechtlichen Verfahren bisher nur in Ausnahmefällen beteiligt. Obwohl Fischereivertreter bei der Nutzung von Wasser für industrielle Zwecke immer wieder mahnend ihre Stimme erhoben haben, gibt es bisher keine rechtliche Handhabe für die Fischereiorganisationen, die naturgemäß ein großes Interesse an der Reinhaltung der Gewässer haben.

Der Landesfischereiverband wird der Gesundheitsvorsorge für die Angler in ausreichendem Maße nachkommen. Dazu soll gemeinsam mit dem LANUV und der Stadt Dortmund eine Untersuchungsstrategie für die Kanäle erarbeitet werden, um den Gesundheitszustand der Fische nach Arten differenziert zu untersuchen. Neue Erkenntnisse zur Belastungssituation von Fischen in den LFV-Gewässern sowie weitere Empfehlungen oder Einschränkungen werden auf der Homepage veröffentlicht.
 
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