AW: Strelasund und Bodden
Angesichts dessen, dass seit einigen Jahren immer wieder junge Mädchen mit irgendwelchen Fragebögen an anglerischen Konzentrationspunkten herum laufen und sich von den anwesenden dann mit Anglerlatein versorgen lassen, um eine Studie daraus zu machen, hege ich enorme Zweifel, an jeglichen Studien, die zwischen Anglern und Fischern vergleichen.
Ich gehe da weit mehr von Fakten aus, die klar sichtbar sind.
Da kann man zum Beispiel die Fangmittel und deren Fangkapazitäten einmal gegenüberstellen.
Deren Anwesenheit im Fanggebiet könnte dann noch ein weiterer, aber schon schwerer zu ermittelnder Faktor sein.
Sicherlich sind heutige Fangmethoden von Anglern ausgefeilt und manchmal erreichen sie punktuell Fangerfolge, wo Netze und Reusen versagen. Wenn der Fisch am Grund steht und sich nicht bewegt, dann ist nichts mit Stellnetz und Reuse, aber ein Jig kann da manchmal noch überzeugen.
Aber wie gesagt, das ist dann auch nur 1(!!) Jig und nicht wie im letzten Jahr 39 Netze mit ca. 300 m Länge und 1,5 m Höhe auf einer Uferlänge von ca. 4,7 km im Saaler Bodden. Habe ich selber gezählt und gemessen.
Auch im Bereich der Dorschangelei habe ich anderes erlebt.
Wenn da 3 oder 4 Kutterpärchen mit einem Schleppnetz über ein Gebiet rübergetobt sind, ist da eindeutig für die nächsten 3-4 Wochen Schicht.
Der Dorsch ist dann weg da.
Z.B. von Mitte August 2011 bis Mitte September ging östlich von HRO mit Dorsch sehr wenig, aber immer wieder waren pro Kuttertour 4 - 7 Kutterpärchen mit Schleppnetz zu sehen. Und da waren auch erfahrene Angler an Bord, die schier verzweifelten.
Zwischen Anglern und Fischern bestehen hinsichtlich der Fangmittel absolute Ungleichgewichte, die auch durch die größere Anzahl von Anglern nicht ausgeglichen werden.
Die nächste Tatsache, die hier noch keiner angesprochen hat, ist die ständig ansteigende Anzahl von Fischern. Auch die Fischer im Nebenerwerb arbeiten mit ihren professionellen Fangmitteln. Da werden Lizenzen verteilt, als ob der Fisch vom Himmel regnet.
Es ist möglich, dass die Situation an begrenzten Gewässern wie einigen Seen in MV schon ausgewogener darstellt, weil da auch die Fischer etwas machen müssen, sonst ist der Tümpel leer und nichts geht mehr, aber in Bodden und Ostsee kann keiner behaupten, dass Angler mehr als Fischer fangen, egal wie viele es sind.
Das ist übrigens auch so ein bescheuerter Trick der Statistik:
Mich interessiert MV in seiner Gesamtheit überhaupt nicht, weil da wieder Äppel und Birnen zusammengezählt werden.
Jeder zusammenhängende Bestand in Gewässerketten mit einer bestehenden Fischmigration muss gesondert betrachtet werden.
Jede Population in sich erfordert eine Analyse, der östliche Dorsch ebenso wie der westliche Dorsch, die Müritzhechte ebenso wie die in den Bodden und die im Haff.
Und kann man anhand dieser Daten eine bewertende Erklärung zur Rolle von Fischern und Anglern abgeben.
Sonst sollte man es mit Dieter Nuhr halten:
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fr.... halten.