Trockenanzug vs Floater

djac

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Im Thread "Betrug, ..." wurde die Thematik angefangen, geht da aber immer wieder unter.

Ich verwende einen Floater, nicht weil ich meine, daß es das Non-Plus-Ultra wäre, sondern weil ich keine praktische Alternative kenne. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Berat ist ein überzeugter Anhänger von Trockenanzügen. Ich habe im Netz gestöbert, und das hier als ganz gute Übersicht über Trockenanzüge gefunden:

http://www.kanu.de/nuke/downloads/Trockenanzug.pdf

Berat schrieb heute im Betrugsthread:

Ich bin nach einiger Zeit wieder im Forum. Die meisten hier sind Praktiker. Ich frage mich, warum sich die Befürworter von sog. "Floatinganzügen" (ob echt oder gefälscht spielt aus meiner Sicht keine Rolle) keinem Selbstversuch unterziehen mögen. Mein Vorschlag steht nach wie vor: Jetzt im Februar, ein Hafenbecken an der Ostsee; ein Video vom Ereignis im AB. Ich werde mitspringen. Danach wird sich nach meiner Einschätzung der überwiegende Teil der theoretischen Diskussionen, die scheinbar zum großen Teil aus Spekulationen bestehen, beendet sein. An so einem Praxistest müssten die betr. Kreise ein natürliches Interesse haben. Sicherlich würde jeder, der sich gedanklich mit dem hier diskutierten Szenario auseinandersetzt, gern mal sehen (oder selbst ausprobieren), wie die Realität aussieht. Ich warte ernsthaft auf Terminvorschläge. Wir sollten die Sache angehen.

Gegen einen Tests hätte ich nichts, nur muß der auch was Aussagen. Ein Test so nach dem Motto, der hat verloren, bei dem die Zähne als erstes anfangen zu klappern, ist idiotisch und besagt nichts. Schutzkleidung dient dazu, ein Absinken der Körpertemperatur möglichst lange zu verhindern. Die ISO 15027 Schutzklasse D verlangt, daß in 5 bis 10° kaltem Wasser die Körpertemperatur nach 1,5 Stunden nicht mehr als zwei Grad abnehmen darf. Ein Test sollte zumindest das Messen. Ich fürchte allerdings, das scheitert schon an dem hierzu erforderlichen tauglichem Meßinstrumentarium.

Andererseits ist bekannt, daß die Werte entsprechend ISO 15027 erreicht werden, wenn der Isolationswert des Anzuges größer als 0,2 CLO ist. Da Berat sich offensichtlich auskennt, könnte er uns mit den Isolationswerten der Trockenanzüge ein ganz guten ersten Überblick über die Kälteschutzwirkung von Trockenanzügen verschaffen, auch ohne daß man gleich ins Wasser springt.

Ich habe gegen Trockenanzüge noch folgende Bedenken. Einmal sind die Neophrenbündchen an Hals, Armen und Beinen vermutlich sehr unbequem und führen an Board die Hitze noch schlechter ab als das bei einem Floater der Fall ist.

Noch wichtiger jedoch scheint mir, daß die Kälteschutzwirkung eines solchen Anzuges sich schnell verliert, wenn er Risse hat. Und wie schnell ist das beim Angeln passiert. Bei einem Naßanzug, wie einem Floater, nimmt die Kälteschutzwirkung dadurch kaum ab.

Ein wichtiges Argument, was gegen einen Floater sprechen könnte, und das hat Berat als Argument angeführt, ist, daß sich ein Floater voll Wasser saugt und der Betreffende dann so schwer würde, daß er kaum oder gar nicht mehr über Board gehieft werden kann. Ich wüßte gerne, ob das zutrifft.

Gruß Dieter
 

OLLI01

Der Alptraum aller Hechtangler
AW: Trockenanzug vs Floater

Hallo!
Tja,eben dieser meinung bin ich auch.
Deswegen habe ich auch vor etwas länger Zeit versucht solch einen Test proffesionell ins leben zu rufen.
(http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?p=1116992#post1116992)
Das ist dann leider an der Bürokratie gescheitert.
Wobei sich das ja eh kaum nocj rentiert.
welcher der Floater die ja am meisten getragen werden haben denn noch mehr zu bieten als die EN Norm als Schwimhiöfe???
Die wenigsten sind doch nach ISO 15027 1D zertifiziert.
Und ich vermute mal das die Testergebnisse unter diesen Anzügen eher im Tolleranzbereich seien dürften.Sollten zumindest.
Trockenanzüge fande ich persönlich schon immer eine gute Alternative.habe nur nie wirklich etwas in Erfahrung bringen können darüber.Ein Vergleich,dann auch in Bezug auf Preis/Leistung,beweglichkeit,.....
Wäre bestimmt mehr als interressant.
Es stellt sich ja von vornherein die Frage warum Floating Anzüge überhaupt eine Schwimmfunktion haben.Sie sollen ja nicht vor dem Ertrinken schützen.
Also warum soll ich für eine Eigenschaft bezahlen die ich garnicht so nutzen möchte,dafür trage ich dann ja schließlich meine Weste.
Hier hatte ich auch noch mal was zum Thema Unterkühlung gepostet
(http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=84569)

Olli
 
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djac

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AW: Trockenanzug vs Floater

Hallo OLLI,

den Thread über den Test kannte ich, deshalb bin ich auch skeptisch, ob sich das vernünftig organisieren läßt.

Die einzige Möglichkeit sähe ich, wenn z.B. die Firma Mullion uns ihre Kaltwasserlabors für einen solchen Test zur Verfügung stellen würde. Aber ob das überhaupt geht, weiß ich nicht. Zudem sind die in UK und die Anreise für die Tester ist daher nicht so ganz unaufwendig.

Die Auftriebseigenschaft der Floater ist tatsächlich Verzichtbar, denn er kann ohnehin nur seine Schutzfunktion in Verbindung mit einer Rettungsweste erfüllen.

Allerdings kann man den Auftrieb auch nicht völlig ignorieren. Das liegt daran, daß jede geignete Konstruktion eines Naßanzuges mit Kälteschutzeigenschaften zwangsläufig Auftrieb besitzt. Einmal geht es darum, daß sich der Auftrieb richtig so über den Anzug verteilt, daß er die aufrechte Embryonalstellung mit dem Kopf über Wasser unterstützt und nicht behindert, denn in der Embryonalstellung (Beine angezogen, Arme um den Körper gelegt) ist die Auskühlung minimal. Die Auftriebsverteilung wird durch die bestehende EN393 richtig vorgegeben.

Zum Zweiten sollte der Auftrieb insgesamt aber auch nicht zu groß werden, da dies der Wirkung der Rettungsweste entgegenarbeitet, denn je mehr Auftrieb der Anzug hat desto mehr Kraft muß die Rettungsweste entwickeln, um den Träger in die ohnmachtssichere Rückenlage zu drehen. Notwendig wäre hier eigentlich eher eine "umgekehrte" EN393, die besagt, daß der Auftrieb nicht größer als ein bestimmter Wert werden darf.

Gruß Dieter
 

raubangler

Bin immer friedlich...
AW: Trockenanzug vs Floater

....
Die einzige Möglichkeit sähe ich, wenn z.B. die Firma Mullion uns ihre Kaltwasserlabors für einen solchen Test zur Verfügung stellen würde.
....

Wenn ich Berat richtig verstanden habe, ging es ihm wohl hauptsächlich darum, daß man mit einem Floater nicht mehr in das Boot zurückkommt.
Somit sind Tests, ab wann man ein Fischstäbchen wird, eigentlich überflüssig.

Die Frage, ob man mit Floater zurück in's Boot klettern kann, muß man ja nicht unbedingt im Winter mit dem damit verbundenen Risiko klären.
Das geht auch im Sommer und wenn es dann nicht klappt, dann wohl nie.
Ich bin bei einem Test mit Kamera dabei.
Das gibt bestimmt ein paar lustige Nahaufnahmen.
 

OLLI01

Der Alptraum aller Hechtangler
AW: Trockenanzug vs Floater

@djac
Schon klar,die Diff zum Auftrieb muß deutlich sein.
Nein,was ich so seltsam an der ganzen Diskutiererei finde,ist das sich Leute einen Anzug kaufen,damit sie im Falle eines Falles gegen unterkühlung geschützt sind,aber (fast) alle sich für ein Produkt begeistern lassen das ja schon vom Namen her,nur einen Zweck erfüllt.Diese Eigenschaft wird aber von den meisten (richtigerweise) ignoriert da sie sich ja eine vernünftige weste dazu holen.
Das bedeutet,ich kaufe mir etwas,das ich überhaupt nicht brauche,da ich mir diese Eigenschaft (die ich ja garnicht will) durch eine eigens dafür angeschafte Weste Weste sichere.
Und das,weswegen ich mir eigentlich einen Anzug gekauft habe,bleibt unerfüllt und unbeachtet.#d #d #d

Ach ja,und ein Test erübrigt sich ja schon dadurch,das nur eine halbe Handvoll Hersteller überhaupt nach Iso 15027 hestellt.
Aller anderen,die bei einemtest versagen würden,täten wohl argumentiere,das von Kälteschutz nie die Rede war und im Anzug ja auch nur von EN 393 die Rede ist.
Also können sie bei eiem solchem Test ja garnicht durchfallen.


OLLI
 
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Berat

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AW: Trockenanzug vs Floater

Danke an Olli für die PN. Dem ist nicht hinzuzufügen.
Zu den Trockenanzügen: Da ich jetzt seit mehr als vier Jahren im Trockenanzug vom Boot aus fische, kann ich Bedenken hinsichtlich des Komforts zerstreuen, da die Funktionswäsche die Feuchtigkeit vom Körper weg in die darüber getragenen Fleeceschichten transportiert. Die Arm- und Halsbündchen sind ebenso wie die Fußlinge aus Gummi. Prinzipiell sind die Anzuge mit Tauchanzügen baugleich. Neopren wird nicht eingesetzt. Mein Eindruck von den Reaktionen auf einen Test vor Ort (jetzt im Winter) im kalten Wasser ist der, dass Einige weiter theoretische Ausführungen bevorzugen, anstatt das Naheliegende zu wählen. Meine Erwartung ist die, dass ein Floating-Träger, der eine Slipbahn abwärts geht, den Test sehr schnell abbricht und abseits aller wissenschaftlicher Anforderungen und theoretischer Überlegungen allen Betrachtern einen Eindruck von den Verhältnissen geben kann. Wer vorbringt, dass eine derartige Demonstration ohne umfasssende Versuchsanordnung und Dokumentation nichts bringe, hat insoweit Recht, als dass so einer Veranstaltung kein wissenschaftlicher Wert beigemessen werden kann. Dieser Anspruch wurde aber auch nicht erhoben. Eine solche Meinung der wissenschaftlichen Wertlosigkeit setzt sich aber ganz offensichtlich auch dem Verdacht aus, dass lediglich Argumente gesucht werden sollen, um dem Nageltest auszuweichen. Es ist doch so, dass der ganz überwiegende Anteil der hier Anwesenden aus Menschen mit gesundem Urteilsvermögen besteht, die eigenen Eindrücke vom Geschehen bzw. von einem Veranstaltungsvideo differenziert bewerten können. Sie benötigen keine bevormundende Bewertung durch scheinbar fachwissende Instanzen. Niemand, der 2 Grad kaltes Wasser an die Haut bekommt (in der angedachten Situation), denkt nämlich noch an Zertifizierungen oder Normen. Das wird jeder in so einer Situation schnell erkennen und seine Meinung ändern. Nach 10 min. schmeißt jeder hin. Wahrscheinlich viel eher. Insoweit schulden diejenigen Autoren, die den Floatings mit theoretischen Ausführungen lebensrettende Eigenschaften bei Bootsunfällen im Kaltwasser zuschreiben, aus meiner Sicht den Anwesenden einen Selbstversuch. So groß die Bestimmtheit der Argumentation in den Beiträgen, so gering scheint jedoch das Vertrauen der Autoren in die tatsächlichen Eigenschaften der Floatings zu sein. Daraus mag jeder Anwesende seinen eigenen Schluss ziehen. Ich bin morgen an der Ostsee. Kieler Förde, Flensburger Förde oder Hohwachter Bucht. Meinetwegen auch Lübecker Bucht. Wer seinen Floater ausprobieren möchte ....
PS: Gute Nachricht: Das Wasser hat momentan 4,2 Grad, also noch schön warm ...
 
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djac

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AW: Trockenanzug vs Floater

Berat, warum so ätzend in Deinem Posting?

Ich habe noch nie mit einem Floater im Wasser gelegen und hoffe, daß ich das auch nie muß. Insoweit weiß ich nicht, ob ein Floater tatsächlich schützt. Aber das weiß ich nach einem Test ohne jede gesicherte Auswertung auch nicht. Das führere Aufgeben des Floatinganzugträgers oder umgekehrt könnte ebenso die bessere körperliche Kondition oder bessere Abhärtung des Gegenparts beweisen. Und dafür fahre ich keine 1300 km an die Ostsee und zurück, nur um mir als einzigstes Ergebnis möglicherweise eine kräftige Erkältung zu holen.

Was hast Du eigentlich gegen Theorie? Ohne sie gäbe es weder Trockenanzüge noch Floater.

Ich bin kein Verfechter von Floatern, aber ich bin auch nicht vom Trockenanzug überzeugt. Und gerade hier solltest Du mal eine ganze Ecke konkreter werden, wenn Du überzeugen willst.

Welche CLO-Werte haben Trockenanzüge oder wenn Du das nicht weißt, wie lange warst Du denn in welchem Grad kalten Wasser.

Was ist mit den Neophrenbündchen. Ich habe gehört, daß man die alle zwei Jahre erneuern muß. Scheuern die am Hals nicht fürchterlich.

Wie ist es um die Kälteschutzeigenschaften bei einem Riß bestellt. Wie widerstandfähig ist das Material aus dem die Trockenanzüge bestehen.

Auf der anderen Seite, hast Du praktische Erfahrung mit Floatern oder woher kommt Deine felsenfeste Überzeugung, daß sie nichts taugen können. Sie sind nach dem Prinzip der Naßanzüge gebaut und die können doch nicht so ganz wirkungslos sein, wenn selbst Taucher sie benützen.

Also schwätz nicht weiter so allgemein rum, sondern werde mal langsam konkret.

Gruß Dieter
 

raubangler

Bin immer friedlich...
AW: Trockenanzug vs Floater

...
Sie sind nach dem Prinzip der Naßanzüge gebaut und die können doch nicht so ganz wirkungslos sein, wenn selbst Taucher sie benützen.
...

http://de.wikipedia.org/wiki/Tauchanzug :

...Nassanzüge werden meist in wärmeren Gewässern wie beispielsweise dem Roten Meer oder dem Indischen Ozean
genutzt. ...Daher sind Feuchtanzüge für niedrige Wassertemperaturen ungeeignet....


Soviel dazu.
Die Taucher springen aber auch nicht als Notfall in's Wasser.
Die wollen noch Spass dabei haben.
 

djac

Member
AW: Trockenanzug vs Floater

Interessanter Bericht, Dorschpapst.

Aber eigentlich spricht er nicht für einen Trockenanzug. Einmal viel zu teuer (der billigste 450,00€) und mit dem Kälteschutz scheint es ja auch nicht soweit her zu sein, zumindestens scheint er nicht besser als beim Floater. Und das Handling ist dann auch noch umständlich: die Manschetten müssen alle drei Jahre ausgewechselt werden.

Gruß Dieter
 

Berat

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AW: Trockenanzug vs Floater

Lieber Dieter!
Da sind wir also wieder an diesem Punkt in einem Forum. Spekulativ entstandene Vorstellungen werden als Teil der eigenen Persönlichkeit verteidigt. Wie schön. Sieh dir doch mal meine Beiträge zum Thema Tod im Kaltwasser an. Ich bin hinlänglich auf Erfahrungen mit Kaltwasserunfällen und das medizinische Verfahren bei Unterkühlung (Blutaustausch etc.) eingegangen. Jeder, der mit einem Trockenzug vom Boot ins (jetzt 4 Grad kalte) Wasser springt, sich 15 min dort aufhält, dann ins Boot zurückklettert; anschließend nach einer Aufwärmphase in einen Floater schlüpft und (nein nein) nur langsam die Slipanlage hinuntergeht, wird verstehen, um was es hier wirklich geht. Bis dahin können hier Geburtsblinde über Farbe philosophieren bzw. krampfhaft nach Gründen suchen, warum so ein "Test" nichts bringen würde (ein eigenverantwortlicher "Selbstversuch" ist im Übrigen nicht gesetzlich geregelt). Nur derjenige, der selber fühlt, kann dies beurteilen. Soviel Angst vor der Realität haben und immer Recht behalten wollen als geburtsblinder Experte in Sachen Farbe. Eine beachtliche Mischung! Ich bin im 29. Dienstjahr bei der Verwaltung, die die Küstenwache (Zusammenarbeit von Behörden) in Deutschland initiiert hat und wesentlich mit den größten und bestausgerüstetsten Seekreuzern betreibt. Für meinen Teil habe ich genug gesehen. ("schwätz nicht weiter so allgemein rum, sondern werde mal langsam konkret.")
Und nun, lieber Dieter, kannst du weiter theoretisieren. Du musst dies aber künftig ohne mich tun; da störe ich nicht weiter, klinke mich aus "und schwätze hier nicht weiter so allgemein rum".


Berat, warum so ätzend in Deinem Posting?

Ich habe noch nie mit einem Floater im Wasser gelegen und hoffe, daß ich das auch nie muß. Insoweit weiß ich nicht, ob ein Floater tatsächlich schützt. Aber das weiß ich nach einem Test ohne jede gesicherte Auswertung auch nicht. Das führere Aufgeben des Floatinganzugträgers oder umgekehrt könnte ebenso die bessere körperliche Kondition oder bessere Abhärtung des Gegenparts beweisen. Und dafür fahre ich keine 1300 km an die Ostsee und zurück, nur um mir als einzigstes Ergebnis möglicherweise eine kräftige Erkältung zu holen.

Was hast Du eigentlich gegen Theorie? Ohne sie gäbe es weder Trockenanzüge noch Floater.

Ich bin kein Verfechter von Floatern, aber ich bin auch nicht vom Trockenanzug überzeugt. Und gerade hier solltest Du mal eine ganze Ecke konkreter werden, wenn Du überzeugen willst.

Welche CLO-Werte haben Trockenanzüge oder wenn Du das nicht weißt, wie lange warst Du denn in welchem Grad kalten Wasser.

Was ist mit den Neophrenbündchen. Ich habe gehört, daß man die alle zwei Jahre erneuern muß. Scheuern die am Hals nicht fürchterlich.

Wie ist es um die Kälteschutzeigenschaften bei einem Riß bestellt. Wie widerstandfähig ist das Material aus dem die Trockenanzüge bestehen.

Auf der anderen Seite, hast Du praktische Erfahrung mit Floatern oder woher kommt Deine felsenfeste Überzeugung, daß sie nichts taugen können. Sie sind nach dem Prinzip der Naßanzüge gebaut und die können doch nicht so ganz wirkungslos sein, wenn selbst Taucher sie benützen.

Also schwätz nicht weiter so allgemein rum, sondern werde mal langsam konkret.

Gruß Dieter
 

Tüdel

Member
AW: Trockenanzug vs Floater

Schade Leute die Sache hatte eigentlich ganz gut angefangen ...

Also, ich hatte schon mal das zweifelhafte Vergnügen, mit einem Floater unfreiwillig in der Ostsee zu landen Wassertemperatur 13°.
Da das Boot weg war (nahezu gesunken) mußte ich zu einem herbeigeeilten Sportfreund 'rüberschwimmen'. Die Distanz betrug etwa 100m.
Das Schwimmen war kein Problem, die Wassertemperatur war kein Problem, allerdings war ich aufgrund der Wassermenge die zwischen meiner Haut und dem Floater war, nicht wirklich in der Lage, die drei Stufen der Badeleiter allein zu erklimmen.
Meine physische Konstitution würde ich als 'leicht übergewichtig aber überdurchschnittlich gut in Form' bezeichnen.
Wenn ich grob schätzen sollte, galt es im geschilderten Fall, mein Körpergewicht (80 Kg) und etwa 80 l Wasser zu bergen. Ich hätte natürlich langsam über die Leiter einsteigen können, so dass das Wasser wieder ablaufen kann. Fällt aber schwer, wenn das Wasser eigentlich nur am Hals gut zirkulieren kann (Arme und Beine haben ja diese engen Bündchen).
Der Floater, den ich damals Trug, hatte noch keine Neoprenbündchen wie mein aktueller (Fladen 848) bei dem wird das Ablaufen des Wassers im Zweifel noch länger dauern.
Seit diesem Ereignis achte ich sehr darauf, meine Kleidung an bestmögliche Sicherheitsstandards anzupassen. Für die bekannten Overalls bedeute das, zu prüfen ob die Normen EN393 und ISO 15027 erfüllt werden (ist beim Falden der Fall).
Mit dem Thema Trockenanzug habe ich mich bisher nur am Rande beschäftigt. Deshalb waren die Ausführungen von Berat eigentlich sehr interessant.
Nachteil bzw. Schwierigkeit bei den Trockenanzügen ist, dass sie allein auf keinen Fall ein dieser Normen erfüllen können. Ein Trockenanzug ohne entsprechende Zusatzbekleidung stellt bestenfalls sicher, dass eine trockene Leiche geborgen wird.

Man braucht also folgende Ausrüstungskombi:
1. Automatikweste die einen über Wasser hält und auf den Rücken drehen kann (150 oder 275 N)
2. Einen Trockenanzug (möglichst Atmungsaktiv)
3. Funktionsbekleidung unter dem Trockenanzug, die einen so warm hält, dass die Voraussetzungen für eine Zertifizierung erfüllt sind.

Und jetzt kommts: Nehmen wir nur mal an, die oben geschilderte Kombi gäbe es im Handel zu kaufen, dan wäre sie mit hiher Wahrscheinlichkeit kostspieliger als ein Floater und eine 275N Weste - aber, sie würde nicht mehr bringen.

Da ist in meine Augen auch das Argument an dem Berat scheitert. Ein entsprechend zertifizierter Anzug muss das was draufsteht bringen, d.h., die Zertifizierung liefert Anhaltspunkte zur Risikobewertung. Das tut ein Trockenanzug nicht.

Das alles bringt mich aber auf einen Punkt, der auch eine Überlegung wert ist. Was tut eigentlich der einzelne um seine Sicherheitsausrüstung zu einem Accessoire zu machen.
Ich sehe auf der Ostsee regelmäßig Boote rumfahren, die dort nichts zu suchen haben.
Das ist für mich nämlich der erste Schritt der Lebenssicherung. Ich halte mein Boot (auch wenn es schon über 20 Jahre alt ist) stets so in Schuss, dass nur eine absolute Ausnahmesituation dazu führen kann, dass ich in Seenot gerate.

@ Berat (ich schicke Dir diese Fragen auch nochmal per PN falls Du aus diesem Thread endgültig ausgestiegen bist)

Du scheinst jemand zu sein, der über umfangreichere Erfahrungen mit Schiffsunglücken verfügt und der daher gut beurteilen kann welche Risiken bestehen und wie man sich davor schützen kann. Deshalb folgende Fragen:

1. In wie vielen der von Dir beobachteten Fälle trugen die Geschädigten
a) keine Schutzkleidung?
b) eine Schwimmweste?
c) einen Overall den man als Flaotation Suit im weiteren Sinne bezeichnen könnte (ab EN393 aufwärts mit oder ohne Schwimmweste)?
d) einen Trockenanzug mit witterungsadäquatem Unterzeug?

2. In wie vielen Fällen aus 1.a) und 1.b) hätte der Schaden
a) Durch einen Floatinganzug verhindert oder gemindert werden können?
b) Durch einen Trockenanzug verhindert oder gemindert werden können?

3. In wievielen Fällen aus 1.c) hätte der Schaden durch einen Trockenanzug verhindert oder gemindert werden können?

Ich weiß, dass dies schwer einzuschätzenden Aussagen sind, aber Dein Meinung würde mich interessieren.

Hilfreich wäre auch eine Information über die betrachtete Grundgesamtheit der Fälle

Vielen Dank und schöne Grüße an alle

Tüdel
 

OLLI01

Der Alptraum aller Hechtangler
AW: Trockenanzug vs Floater

Solange ine Floater wie an Nassanzug arbeitet,wird er immerim Nachteil sein.
Da das Wasser durch Körperwärme angewärmt werden muss,somit dem Körper schon mal entzogen wird.
Die hierfür verwendete energie ist und bleibt unwiderbringlich verloren.
OLLI
 

raubangler

Bin immer friedlich...
AW: Trockenanzug vs Floater

....
Da ist in meine Augen auch das Argument an dem Berat scheitert. Ein entsprechend zertifizierter Anzug muss das was draufsteht bringen, d.h., die Zertifizierung liefert Anhaltspunkte zur Risikobewertung. Das tut ein Trockenanzug nicht.
....

Ein Trockenanzug hält trocken. Dafür wird es wohl keine Zertifizierung geben.
Der Wärmeschutz kommt durch die Unterwäsche.

Du kannst ja mal jetzt an die Nordsee fahren und die Surfer fragen, wieso die ohne Zertifizierung und ISO-Norm mit ihren Trockenanzügen rausfahren.
Die Gesichter möchte ich sehen.

Für alle, die eine ISO-Norm für Trockenanzüge suchen, hatte ich ja bereits schon einen Link herausgebuddelt:
http://www.secumar.com/secumar/d/php/presse.17.html
Das sind - trotz des Preises - Anzüge für den Privatbereich.
Hier ist die Isolierung auch gleich mit eingebaut.

Für meinen Lütten (8 Jahre) habe ich jetzt einen guten gebrauchten Trockenanzug von Dry Fashion gekauft.
Da füllt man sich gleich viel besser #6
 

Tüdel

Member
AW: Trockenanzug vs Floater

@ Raubangler:

Dort wo Du mich zitierst, hast du mich evtl. falsch verstanden.
Mir geht es nicht um die Frage Zertifizierung ja oder nein, sondern um für den Laien wahrnehmbare Qualitätsmerkmale und da hat ein Produkt, dessen Eigenschaften (oder die seiner Bauart) von einer unabhängigen Instanz zertifiziert wurden einfach die besseren Karten.

Dein Surfer-Vergleich hinkt dann übrigens ein bißchen |supergri.

Ansonsten sei gesagt, dass der Secumar-Anzug seinen Weg auf meine Wishlist gefunden hat, obwohl Berat die gestellten Fragen leider noch nicht beantwortet hat.

Gruß Tüdel
 

M-Trip

Member
AW: Trockenanzug vs Floater

Ich bin ein wenig erschrocken, wie man mit einem solchen Thema umgeht. Wahnsinn. Da werden Trockenanzüge angepriesen, die letzt endlich in der alleinigen Trageeigenschaft im Winter nichts bringen. Respekt! Und dann versucht man noch, dass mit 29 Dienstjahren am Schreibtisch einer Verwaltung für was auch immer zu untermauern. Da kann einem schon ein wenig das Messer in der Tasche aufgehen. Es gibt Menschen, die glauben so etwas auch noch. Wieder einmal wird eine falsche Sicherheit vorgegauckelt (kennen einige ja schon von den Floatinganzügen). Ich habe in meiner RD Zeit genug Menschen aus dem Wasser gezogen. Meist war das Wasser ein wenig wärmer. Und meist ging es dabei eher sehr traurig zu. Wie willst Du denn der vierjährigen Tochter, die mit ihre Mutter weinend am Steg steht und nach Papa fragt, erklären, warum du gerade vor ihren Augen sein Sternum zerdrückst. "Tja, so recht kann ich mir das auch nicht erklären - er hatte doch einen Trockenanzug an".

Wenn ihr es richtig machen wollt, dann so:

- Trockenanzug
- am Besten mit integierter Neoprenmütze und Neoprenhandschuhen (30% der Körperwärme werden über den Kopf abgegeben !!! Das ist meist die Todesursache bei Kälteunfällen. Da kann man noch so viele Trockenanzüge anhaben. Die werden es auch nicht mehr rausreißen.)
- wenn keine integierte Neoprenmütze, dann eine separate Neopren Sturmhaube mit mindestens 3 mm. Ebenso die Handschuhe
- eine mindestens 275 NM Automatikweste mit integrierter Sprayhood !!! (Die Neoprenmütze ersetzt nicht die Sprayhood und umgekehrt. In der Sprayhood wird die Luft angewärmt und der Wärmeaustausch über den Kopf verläuft noch langsamer)

Wenn ihr schon Überlebenshelden werden wollt, dann macht es auch richtig. In der oben genannten Version habt ihr vermutlich eine gute Chance dazu. In dieser Kombination haben Menschen schon 2 Stunden bei 1 Grad kaltem Wasser überlebt. Ohne Neoprenhandschuhe, -mütze und Sprayhood wird ein Mensch nach ca. 10 Minuten das Bewußtsein verlieren. Unerheblich, ob er trainiert ist oder nicht. Das darf aber nicht als Richtwert genommen werden !!! Jeder Mensch reagiert individuell. Im Sommer hat man cirka 12 Stunden Überlebenschancen - immer vorausgesetzt, dass das Wasser um die 16 Grad hat.

Ich hänge einmal zwei Links an mein Posting, damit sich jeder ein Bild machen kann.

http://www.lehmar.de/ueberlebensanzug-diashow.html

http://www.secumar.com/secumar/d/php/produkte.19.html
 
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Ossipeter

Active Member
AW: Trockenanzug vs Floater

Danke für deine Hinweise, so langsam wirds was!
 

Tom B

Member
AW: Trockenanzug vs Floater

so langsam krieg ich hier in dem Sicherheitsthread aber ein Horn.....|krach: :r

hab endlich über tausend Wege mir den so hoch angeprisenen
Mullion IMG 9 besorgt ( der ja überhaupt nicht mehr von Baleno
produziert wird,da ja im Herbst der gleiche in anderen Farben kommt,aber wird hier von Boardie Raisingwulf noch kräftig beworben......#d ),
habe eine Secumar 275 N Weste und auch schon immer mein Handy und das GPS Handgerät in einer seperaten wasserdichten Tasche fest am Anzug verbunden,also eigentlich vorbildlich...??
jetzt wird hier was von Neoprenmütze und Sprayhood geschrieben........

mannnnnn ich und alle anderen Angler wollen angeln,nicht die Welt umrunden#d
habe nebenbei noch ein Harness und den Gimbal um,komm mir vor wie ein Michelinmännchen |rolleyes
Ist ja nett das die Herren hier so wat reinschreiben,aber ist das nicht ein bißchen für den normalen Norwegenangler zu übertrieben.....????
Im Normalfall geh ich über Bord und die Mitbesatzung sollte doch in der Lage sein mich zu retten,oder zumindest so lange zu sichern bis Rettung eintrifft,das wiederum höchstens 20 min dauert.
was ist zb. in dem Fall,ich bin allein an Bord und fall ins wasser,
wie soll ich den mit Sprayhood ,Neoprenmütze, dicken Handschuhen und aufgeblasener 275 Weste an mein Handy rankommen und dann noch telefonieren......um Hilfe zu holen....

hat da mal einer ne Idee........???????

Gruß Thomas
 

M-Trip

Member
AW: Trockenanzug vs Floater

Hallo Thomas,

ich habe meinen Kommentar geschrieben, weil die Herren wieder einmal aus einem gefährlichen Halbwissen heraus meinten, den Stein der Weisen gefunden zu haben.

Was man für seine Sicherheit tun möchte, muss jeder für sich selber entscheiden. Ob es übertrieben ist, kann ich Dir nicht sagen. Es ist auch ein Unterschied, ob Du alleine oder mit mehreren Leuten in einem Boot unterwegs bist. Was nützt Dir Dein GPS und Mobile, wenn Du nach kurzer Zeit bewußtlos bist ? Ich denke, dass man seine Sicherheitsausrüstung den Gewässern anpassen sollte.

Wir benutzten die Neoprenmütze als Schal. Und Handschuhe bekommt man in jede Tasche. Die Sparyhood ist eh in der Weste (übrigens hast Du eine gute Wahl getroffen #6- endlich einmal einer, der eine 275ziger Weste hat). Wir haben statt Mobile und GPS eine Rauchfackel, Flashlights an den Westen, Fluoreszierendes Pulver zum Einfärben der Wassers. Wie gesagt, jeder muss selber wissen, was er für sinnvoll hält.

http://www.fachverband-seenotrettungsmittel.de/

Übrigens ist der Artikel über die "Angelanzüge" ganz interessant. Gab doch wohl schon einige Todesfälle. Auf der Startseite ist eine Verlinkung.
 
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