Wie drillt man Graser "richtig"?

Gestern Nacht hatte ich einen sehr bitteren Fischverlust:
Mir ist ein sicher geglaubter Graser einfach wieder aus den Kescher rausgesprungen...#q

Um so etwas in Zukunft zu vermeiden, frage ich mich, wie man Graserdrills richtig angeht, um so etwas zu vermeiden.

Die Geschichten über Graserdrills sind ja legendär:
Erst lassen sie sich heranpumpen wie ein nasser Sack und am Ufer kommt die große Explosion!
Dann kommen lange Fluchten und ein zäher Kampf beginnt...
Zerrissene Keschernetze sind keine Ausnahme.

Soweit die Theorie.
Ich hab noch nicht wirklich Erfahrung dazu sammeln können, aber, bei mir lief es bisher anders:
Meine ersten beiden habe ich auf Schwimmbrot gefangen.
Den ersten mit einer Heavy Feeder und 30er Schnur an freier Leine.
Der Fisch hatte 67cm und der Drill war eher kurz und das keschern problemlos.
5 Pfund Karpfen leisten da oft mehr Widerstand....

Der zweite, ein 85er hat sich schon deutlich tapferer gewehrt.
Am Karpfengerät hat er sich ca. 10 Minuten dagegengestemmt, mehrere, sehr vehemente Fluchten geliefert, die aber alle nur kurz waren.

Mein gestriger Fisch hat auf Boilies gebissen.
Er ließ sich, wie im Lehrbuch, leicht heranholen.
Vieles hat für einen Satzer gesprochen, aber es hat sich zu schwer angefühlt...
Am Ufer hab ich dann schnell erkannt, daß es ein Graser war, also sofort Bremse auf...
Es kamen einige ganz kurze Fluchtversuche, mehr nicht.

Dort einen Graser zu erwischen war ein kleines Wunder, also hab ich sofort die ganze Mannschaft zusammengebrüllt.
In kürzester Zeit hatten sich alle aus den Zelten gequält.

Um bloß keinen Fischverlust zu riskieren, hab ich dem Mann am Kescher die klare Anweisung gegeben, es keinesfalls mit Gewalt zu versuchen, sondern nur den Kescher ruhig zu halten, bis ich den Fisch darüber führen kann und ihn erst dann anzuheben.

Er hat alles richtig gemacht, ich konnte den Fisch recht schnell über den Kescher führen, der Kescherbügel war schon weit aus dem Wasser.
Er war mir sicher!:vik:
Gleichzeitig mit meinem Jubelschrei fing der Fisch an zu toben.
Dann Stille.
"Er ist rausgesprungen..."

Unmöglich dachte ich.
Das ganze ging so schnell, daß ich nicht mal etwas gesehen habe.
Ein gerissenes Keschernetz hätte ich ja noch verstanden, aber das war intakt und im Kescher war nur noch der Haken.
|bigeyes #q :c

Ich will nicht, daß sich sowas wiederholt!

Als "gelernter Hechtangler" ist es für mich normal, den Fisch mit roher Gewalt zu überrumpeln und in den Kescher zu zwingen, bevor er richtig kapiert hat, was los ist.
Klappt auch bei großen Fischen oft erstaunlich gut, wenn man mit dem entsprechenden Material zu Werke geht...:q

Einen normalen Karpfen kann ich nicht dazu zwingen, aber wenn er im Netz ist, ist er drin!

Mir widerstrebt es auch, einen Drill "künstlich" hinauszuzögern, wenn ich den Fisch auch schnell in den Kescher bringen kann.
Beim Graser ist das aber manchmal möglich, kann aber, wie ich sehen mußte, gewaltig schief gehen...

Also meine Frage an die Graskarpfenprofis:
Wie soll ich einen Graser drillen???
#c

Was mache ich, wenn der Fisch sich, noch im Vollbesitz seiner Kräfte, ohne ernsthafte Gegenwehr, unter der Rutenspitze führen läßt?

Versucht Ihr dann überhaupt, den Fisch zu keschern, bevor er auf der Seite liegt?

Soll ich dann eine Flucht provozieren?
Und wenn ja, wie???

Mit dem Kescher anstubsen!?!
Möglich, aber da besteht immer das Risiko, daß ich irgendwas verfängt...
Außerdem wurde der Graser gestern gestubst, hat sich davon aber nicht dazu provozieren lassen, an seine Reserven zu gehen.

Bin schon gespannt, was Ihr da für Erfahrungen gemacht habt!

Grüße
vom Nachtschwärmer78

#h
 

Dsrwinmag

Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Ich bin mit Sicherheit kein Graskarpfenprofi, hatte bisher erst 6-7 im Drill, aber ich konnte sie alle landen und sie verhielten sich alle gleich. Im Prinzip wie von dir beschrieben.

Wenn sie mich sehen, gibt's Krawall.
Wenn sie den Kescher das erste Mal sehen gibt's Krawall.
Über der Kescherkante, bzw. bei Berührung nochmals Krawall.

Es bedarf eben ein bisschen mehr Geduld; "Schnurgrabscher" und "Kescherjäger" sind beim Landen generell schädlich.


Mit freundlichen Grüßen

Dsrwinmag
 

Allrounder27

Active Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Ich hab ein paar mehr Graser aus unterschiedlichen Gewässern gefangen. Die beschriebene Drillszene ist Standard, leicht ranbekommen und dann explodieren.

Ausnahmens gibts aber auch. Ich hab schon Graser (teilweise auch garnicht Kleine) ohne nennenswerten Drill über den Kescher gezogen. Und dann ging das Drama an Land los...

Großer (Karpfen)-Kescher und eine große Abhakmatte sind pflicht. Am besten noch 1-2 Karpfensäcke in Reichweite die bei Bedarf im Nassen Zustand über den Kopf gelegt werden können.

Mitunter angel ich mit mehreren Keschern. Je nachdem wenn die Ruten etwas weiter stehen und ich sowieso mehrere Kescher besitze, bau ich auch mehrere auf. So musste ich auch schon ein paar Mal einen Graser mit meinem kleineren Allround Klappkescher landen. Ging auch noch ohne Probleme, die großen "richtigen" Karpfenkescher erleichtern das ganze Unterfangen aber sehr stark.

Aus einem großen Karpfenkescher wird es schwer bis unmöglich mit rausspringen, wenn der Kescher sofort angehoben wird. Das gleiche bei einem kleineren Allroundkescher. Fisch rein und sofort Griff senkrecht halten und anheben, sodass man schon das Fischgewicht stark spürt.

Ich schätze mal das dein Kumpel den Kescher zwar etwas angehoben hat, aber die Kescherstange noch parallel zum Boden war und der Fisch deswegen noch eine gute Öffnung zum rausspringen hatte.
 

marcus7

Well-Known Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Hm schade, würd ich einfach unter "Pech gehabt" abhaken...

Beim nächsten mal versuchen den Kescher zügig zu sich hin zu ziehen sobald der Graser eingesackt ist.

So kräftig die Biester auch sind, umso empfindlicher sind sie nach dem Fang. Am besten nicht lange mit herumhantieren wenn möglich.

lg
 

Sten Hagelvoll

Konserviererin
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Um so etwas in Zukunft zu vermeiden, frage ich mich, wie man Graserdrills richtig angeht, um so etwas zu vermeiden.

Große Fische werden hier bei uns vor der Landung harpuniert oder wahlweise mit einer rostigen Schrotflinte angeschossen!


also hab ich sofort die ganze Mannschaft zusammengebrüllt.

Ni so viel rumbrüllen am Wasser! Erfolgreich angeln geschieht leise!!;)
 

Dsrwinmag

Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

"Große Fische werden hier bei uns vor der Landung harpuniert oder wahlweise mit einer rostigen Schrotflinte angeschossen!"

Wahlweise 'ne gepflegte SuperNova! Das bei euch Ossis immer alles verkommen sein muss...:g


Mit freundlichen Grüßen

Dsrwinmag
 

Tom

Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Mahlzeit zusammen.

Im vergangenen Jahr habe ich für einen 84er Graser gut zwanzig Minuten benötigt.
Ein pures Kraftpaket, das viel Feingefühl an der
Bremse verlangt.

Gruß
Tom
 

M!ke

Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Habe letzte Woche einen 90er gefangen. Nach 2 Minuten war er im Kescher, und das bei 30er Mono, also sehr leichtem Geschirr. War ein sehr schlankes Tier, vielleicht deswegen die geringe Gegenwehr...

18263724we.jpg


Deine Story hört sich eher so an, als wenn der Kescher nicht tief genug war. So wie mein Kescher, der auch nicht Ideal ist. Das ist auch eigentlich ein Raubfischkecher bzw. Bootskescher.
Wenn du einen tiefen Karpfenkescher verwendest musst du schon sehr viel Pech haben wen der da noch rausspringt.
 

Trollwut

Angeln-mit-Stil
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Das war ein sehr tiefer Karpfenkescher. Haben an dem Wochenende auch problemlos n 37er Spiegler damit gekeschert. Für mich sag es aus, als wär der Kerl unten aus dem Kescher entkommen, der war aber intakt und schon ein gutes Stück aus dem Wasser heraus.
Die Fehler lagen meiner Meinung nach an der trotz nachstellen noch zu harten Bremse und dem viel zu frühen Kescherzeitpunkt. Wir hätten den Fisch noch zur Flucht reizen müssen und erst später keschern sollen
 

Allrounder27

Active Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Unsinn. Wenn die Chance besteht einen Fisch zu keschern dann soll man die Gelegenheit noch nutzen. Graser haben harte Mäuler, wenn der Haken nicht perfekt sitzt, biegen die Haken gerne auf und in der Endphase des Drills verabschiedet sich dann so ein Fisch.
 

Trollwut

Angeln-mit-Stil
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Das Problem war auch, dass er auch erst Rabatz gemacht hat, als er schon im Kescher war. Beim Über den Kescher führen und vorher auch ist er einfach rumgedümpelt. Wie gesagt, rausspringen war zu dem Zeitpunkt fast unmöglich und ging so schnell, dass man auch garnichts gesehen hat.
Deswegen die Frage, wie man mit einem umzugehen hat, wenn er sich nicht wehrt und reizen lässt, erst wenn er mehr oder weniger schon gekeschert werden muss
 

M!ke

Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

also wenn du nen tiefen Karpfenkescher verwendest und ihn sofort hoch ziehst so bald der Fisch über die Kante ist dann kann der nicht mehr raus.
Da müsste er schon über einen Meter hoch springen.
Zudem kescher ich immer selbst. Bei sowas lass ich mir nie helfen.
 

Allrounder27

Active Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Das Problem war auch, dass er auch erst Rabatz gemacht hat, als er schon im Kescher war. Beim Über den Kescher führen und vorher auch ist er einfach rumgedümpelt. Wie gesagt, rausspringen war zu dem Zeitpunkt fast unmöglich und ging so schnell, dass man auch garnichts gesehen hat.
Deswegen die Frage, wie man mit einem umzugehen hat, wenn er sich nicht wehrt und reizen lässt, erst wenn er mehr oder weniger schon gekeschert werden muss

Den kürzesten Graser Drill hatte ich einmal an einer Rute, die nur ein paar Meter draussen lag. Direkt neben der Rute hatte ich meinen Allroundkescher platziert. Die Rute ging ab und ich konnte den Fisch einfach einkurbeln und da war er dann auch schon über dem Kescher und schnallte dort erst, das was nicht richtig ist...

Der Fisch war im Bereich 11-12 Kg und damit schon kein Kleiner mehr. Aber auch da ist alles gut gegangen. Durchs Kescherstange senkrecht halten jeden Fluchtversuch vereitelt und dann rauf auf die Matte.
 
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Danke für Eure Antworten!

Ich schätze mal das dein Kumpel den Kescher zwar etwas angehoben hat, aber die Kescherstange noch parallel zum Boden war und der Fisch deswegen noch eine gute Öffnung zum rausspringen hatte.
Mit der parallelen Kescherstange könntest Du recht haben...
Allerdings war der Kescher schon recht weit aus dem Wasser gehoben.

Ich selbst mach es bei Karpfenkeschern immer so, daß ich sobald ich den Rand über Wasser habe, den Stiel schnell nach hinten ziehe, damit der Fisch im Netzbeutel gefangen ist.

Das war ein sehr tiefer Karpfenkescher. Haben an dem Wochenende auch problemlos n 37er Spiegler damit gekeschert. Für mich sag es aus, als wär der Kerl unten aus dem Kescher entkommen, der war aber intakt und schon ein gutes Stück aus dem Wasser heraus.
Genau so ist mir das auf vorgekommen.
Daß der Fisch nach oben raus ist, hab ich erst geglaubt, als ich gesehen hab, daß das Netz noch intakt ist...

Die Fehler lagen meiner Meinung nach an der trotz nachstellen noch zu harten Bremse und dem viel zu frühen Kescherzeitpunkt. Wir hätten den Fisch noch zur Flucht reizen müssen und erst später keschern sollen
Mit der Bremse täuscht Du Dich!
Die war soweit offen, daß selbst eine mittlere Brachse eine Flucht hinlegen hätte können.
Der wollte nur nicht...#c
Hab nur mit dem Finger nachgebremst, um den Fisch zum Kescher zu führen.

Das Problem war auch, dass er auch erst Rabatz gemacht hat, als er schon im Kescher war. Beim Über den Kescher führen und vorher auch ist er einfach rumgedümpelt.

Wie gesagt, rausspringen war zu dem Zeitpunkt fast unmöglich und ging so schnell, dass man auch garnichts gesehen hat.
Gut daß Du direkt daneben gestanden bist und genau das gleiche gesehen hast wie ich!

Die Flucht war unmöglich, aber er hat es geschafft...
:mFalls Du ihn irgendwann identifizieren kannst, solltet Ihr ihn David Copperfield taufen!

also wenn du nen tiefen Karpfenkescher verwendest und ihn sofort hoch ziehst so bald der Fisch über die Kante ist dann kann der nicht mehr raus.
Da müsste er schon über einen Meter hoch springen.

Theoretisch hast Du ja recht, aaaber...
Zudem kescher ich immer selbst. Bei sowas lass ich mir nie helfen.

Grundsätzlich seh ich das auch genauso:
Man keschert immer selbst!

Das Keschern ist die kritischste Phase des Drills und wenn was schief geht, sollte man wenigstens selber Schuld sein...

Ein sehr guter Freund hätte mir um ein Haar meinen PB-Hecht versaubeutelt, weil er viel zu früh versucht hat ihn einzuschaufeln.
Dabei hat sich dann der Karabiner im Netz verfangen...
Er hat den Fisch noch durch einen beherzten Sprung ins Wasser rettet können, da er in einer flachen Bucht gefangen war.

Wenn der Hecht verloren gegangen wäre, hätte dass unsere Freundschaft wohl erst mal gewaltig abgekühlt...;)

Seitdem keschere ich jeden guten Fisch, wenn es irgendwie möglich ist, grundsätzlich selbst!

Aber an dem Wochenende wurden alle Fische "fremdgekeschert", also wollte ich es auch nicht anders.
So wird jeder Fang, zum gemeinschaftlichen Erlebnis und es hat sonst auch wunderbar funktioniert!

Dem armen Jungen ist auch überhaupt kein Vorwurf zu machen!
Es ist einfach nur dumm gelaufen!
Ein sauschlechtes Gewissen hatte er aber trotzdem.

Das hat es noch schlimmer für mich gemacht:
:mAnstatt meiner Wut freien Rauf lassen zu können und meine Rute zu zerbrechen, oder mit dem Kopf gegen den nächsten Baum schlagen zu können, mußte ich ihn auch noch trösten...;)
 

M!ke

Member
AW: Wie drillt man Graser "richtig"?

Grundsätzlich seh ich das auch genauso:
Man keschert immer selbst!

Das Keschern ist die kritischste Phase des Drills und wenn was schief geht, sollte man wenigstens selber Schuld sein...

Ein sehr guter Freund hätte mir um ein Haar meinen PB-Hecht versaubeutelt, weil er viel zu früh versucht hat ihn einzuschaufeln.
Dabei hat sich dann der Karabiner im Netz verfangen...
Er hat den Fisch noch durch einen beherzten Sprung ins Wasser rettet können, da er in einer flachen Bucht gefangen war.

Wenn der Hecht verloren gegangen wäre, hätte dass unsere Freundschaft wohl erst mal gewaltig abgekühlt...;)

Seitdem keschere ich jeden guten Fisch, wenn es irgendwie möglich ist, grundsätzlich selbst!

Aber an dem Wochenende wurden alle Fische "fremdgekeschert", also wollte ich es auch nicht anders.
So wird jeder Fang, zum gemeinschaftlichen Erlebnis und es hat sonst auch wunderbar funktioniert!

Dem armen Jungen ist auch überhaupt kein Vorwurf zu machen!
Es ist einfach nur dumm gelaufen!
Ein sauschlechtes Gewissen hatte er aber trotzdem.

Das hat es noch schlimmer für mich gemacht:
:mAnstatt meiner Wut freien Rauf lassen zu können und meine Rute zu zerbrechen, oder mit dem Kopf gegen den nächsten Baum schlagen zu können, mußte ich ihn auch noch trösten...;)


Du widersprichst dir da selbst. Wenn du auch lieber selbst kescherst dann mach das künftig auch.
Da wird dir keiner böse sein wenn du vorab sagst... Leute, ich kescher selbst, dann bin ichs auch selbst Schuld wenn was schief geht.

Ich leg mir immer und zuerst den Kescher für die linke Hand parat ans wasser bevor (!) ich die Ruten auslege.
Wenn sich den jemand dann nimmt um mir zu keschern sag ich : Nee, lass bitte liegen, ich mach das selbst. Ist mir noch keiner bose gewesen deswegen.
 
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