AW: Zum wankelnden Ükel - Der Stammtisch für Friedfischangler
Mannschaftsfischen, mein erstes Mal
Das traditionelle Fischen des Vereines, die Meisterschaft des Klubs quasi, fand am heutigen Sonntag statt. 14 Teams mit jeweils 4 Startern duellieren sich im gemeinschaftlichen Angeln, aber auch der Hege willen. Nach meiner gestrigen Vorbereitung ging der Wecker um 04:15 los. Kurz einen Kaffee angesetzt, mit dem Hund um den Block, Maden getrennt und dann ging der Ritt auch schon los.
Am See angekommen folgte auch schon der typische Smalltalk. Manch ein Herr sehr Selbstbewusst, ein anderer wiederum eher tief stapelnd. Die Ausreden wurden schon vor Beginn sortiert:
Ich mache nur so mit ( komplette Sitzkiepe neben sich zu stehen)
Ich ziehe eh wieder ein schlechtes Los
Mein Futter ist nicht so gut
Die Maden sind Alt
Nachdem alle Kalauer und Phrasen abgearbeitet waren, folgte das Losen. Ich zog die Nummer 27, ein angenehmer Platz. Zwischen 2 Bäumen, mit reichlich Fläche. Wäre da nicht das etwas zu "enge" Abstecken gewesen. Wo sonst 2 Angler sich platzieren, saßen heute 3. Ich entschied mich nicht wie meine Nebenmänner, dicht am Ufer zu sitzen, ich habe mich wie üblich direkt ins Wasser gesetzt. Ich mag das, man ist dicht bei der Sache.
Ich stellte mir alles zurecht, baute die Montagen auf, mischte das Futter dann frisch an. Es war zeitlich recht knapp, so ich hatte noch 5 Minuten Zeit zu loten. Das nächste Mal dann doch wieder Morgens in der Wohnstube das Futter anrichten. 2 Ruten baute ich auf. Beides 6 Meter Stippruten. Ein Gardemaß, das sehr flexibel verschieden eingesetzt werden kann. Schnelles Angeln, aber auch große Fische sind machbar.
Mit dem Startpfiff setzte ich 4 Futterbälle. Zwei aus Liquid Bread, zwei aus dem Lockfutter meines Gönners. HJG Drescher macht aber auch Klasse Produkte, das will ich an dieser Stelle einfach mal loswerden.
Zu beginnt fischte ich eine 1,25g schwere Pose und konnte umgehend 5 Fische fangen. Ich war zuversichtlich, aber nach guten 20 Minuten stellte sich das rege Treiben einfach ein. Das Brot hat den Nachteil, das es okkupiert und die Fische nichts anderes mehr wollen. Ich setzte es ab da an auch nur noch sporadisch ein. Wenn jedoch, setzte ich kleine Highlits, in Form von roten Partikeln. Den Fisch aktivieren, war die Mission. Meinen Nebenmännern war ich knapp voraus. Allerdings hatte ich das Gefühl, das mein rechter Nachbar ne gute Nummer fischt und es wurde auch knapp. Dieser lag immer nur einen Fisch hinter mir, später war er sogar vorn. Ich blieb Cool und warf meine Farbpracht.
Allerdings wollte sich nichts mehr zeigen. Ich wurde dann, zugegeben, etwas nervös. Ich habe hohe Erwartungen an mich. Nach 90 Minuten ungefähr war ich schon gedanklich beim Knockout. Mein Nebenmann hatte bis dahin weitere 5 Fische gefangen, ich dagegen nur einen Ükel. Ich begann zu Dippen und Pulver zu setzen.
Es stellten sich sehr leichte Zupfer ein, aber ohne wirklich eine Chance auf Verwertung zu haben, tunte ich mein Futter mit Flavours. Allerdings war mein rechter Buddy auch nicht mehr so Fischreich unterwegs, hatte aber dank 4 Brassen der Marke 300g die Nase vorn. Nun galt es, aus der Not eine Tugend zu machen und die Dinge zu verändern.
Statt sich zu ergeben wechselte ich auf die 0,75g schwere Pose, setzte einen 20er Haken an und fischte mit einer Made auf volle Distanz. Ich schnippste kleine Futterbälle und schoss Maden. Wie ein Regenhagel prasselten die kleinen Schaizzer ins Wasser. Es war meine letzte Munition, wenn man so will. Und dann passierte es:
Nicht ich fing einen Fisch, sondern der LINKE Nachbar. Dann rechts. Das Gefühl kann ich nicht beschreiben. Doch dann! BISS!!!VERPENNT!!!!
Ich ließ mich nicht Lumpen und schoss nochmals Maden, ich wollte Fressrausch und Futterneid animieren. Zack. Rotauge. Wurf. Rotauge. Wurf. Rotauge. Maden Schießen. Rotauge. Das ging bis zum Ende der letzten 30 Minuten so. Mit 2 Abrissen der Haken, weil ich beim Lösen keine Zeit hatte und schon recht grob vorging (die Fische wurden vorher betäubt, dann getötet, dann abgehakt). Ich musste aber schnell sein, es galt aufzuholen. In der Zeit, wo ich 10 Fische landen konnte, ging dem Nebenmann die Luft aus. Es folgte immer wieder der gleiche Ablauf. Dippen und Werfen, dann Schießen. Wie ein Irrer.
Am Ende konnte ich aufholen und war mir sicher, das ich es doch noch geschafft hatte, weil mir mein Fischsensor sagte, jetzt alles auf die Instinkte der Rotaugen zu setzen und sie im Kreis drehen zu lassen durch sinkende Nahrung in Form von Eiweiß. Man fühlte sich das Gut an. Ich war im Modus, jede Entscheidung war richtig. Hätte ich nur vorher den Switch schon getätig... Aber das ist nach dem Angeln immer das gleiche Lied.
Am Ende hatte ich 28 Fische und war ganz oben dabei mit der Anzahl. Auch das Gewicht von 2985g war sehr gut, beim Wiegen war ich innerlich zufrieden, strahlte nach außen aber ruhe aus. Der Mann links von mir fing 5 Cypriniden. Man bleibt Gentlemen.
Nun, ich wurde ja zuerst gewogen. Also mein Fang. Danach kam der Nachbar. Ich wusste, es wird knapp. Ich lag aber um 200 Gramm vorn! Mein Endspurt hatte mir sowas von den Hintern vergoldet. Als wir am Sammelpunkt dann ankamen, sofort der Austausch mit den Teammitgliedern.
Ich wusste bis dahin nicht, welchen Platz ich individuell hatte. Mit der Drei war ich MEEEEEEEEEEEEEGA zufrieden. Die Konkurrenz war im Sektor nicht ohne. Ein Teilnehmer ist Profi gewesen und standesgemäß war er auf der 1.
Als dann die Nachricht kam, das wir eine weitere Zwei (Platz im Sektor) hatten, war ich Heiß. Mit 19 Fischen und weniger Gewicht, dieser Bereich des Sees war noch zickiger. Unser dritter Mann erwischte ein grauenhaftes Los auf einer Stelle mit ungefähr 20 Meter in den See hinein nur 40cm tiefes Wasser. Mein Beileid, aber er machte noch etwas aus der Nummer und half dem Team. Andere hätten dort eine 0 hingelegt.
Unser Master des Speedfischens, eine Bank und ein Mann der so extrem gut ist, dem ich Blind vertrauen würde, wenn es um Hinweise geht, lag mit seiner Taktik leider falsch. 9 Fische und am Ende auch etwas zu Weit weg für eine gute Wertung. Das passiert aber, gerade in "Teamfights". Wir stehen das Gemeinsam durch. Am Ende aber war mein starker dritter Platz im knüppelharten Teilnehmerfeld und die starke Zwei ausreichend. Wir wurden Dritter. WoW.
Ich bin gerade mal 4 Monate im neuen Verein (Gruppe). Sofort im Team 1 gestartet. Letzte Woche die Zwei gefischt und heute mit der Mannschaft aufs Podest gelandet. Feels so fukking good.
Meine Fehler hatte ich trotzdem drin. Zu 100% hätte ich uns auf den zweiten Platz bringen können im Gesamten. Denn wir waren Punktgleich mit dem zweitbesten Team. Hätte ich früher auf das feinere Angeln und den Madenhagel gesetzt, es hätte reichen können. 400g fehlten. Schade. Aber nächstes Jahr gehts wieder heiß rein!