Heute klemmt man sie sich in den Nacken,...
Stimmt, das ist inzwischen sehr en vogue.
Ich will die Fangbildnerei ja auch nicht zu stark und in Bausch und Bogen verurteilen, wie gesagt, das Glashaus und die Steine, und den ersten Stein soll ja bekanntlich nur der aufheben, der selbst frei ist von schuld.
Denn ich glaub, wir alle ergötzen uns an einem Bild eines besonderen Fisches den wir einst fingen und an den Tag an den wir uns gerne erinnern. Und das war bestimmt auch in Zeiten von Kodak und Agfafilm schon so. Und ein Bild in freier Natur mit dem Fänger (Und ich finde ein bisschen Fängerstolz ist eine läßliche Sünde) ist allemal besser als ein totgeblitztes Post-Mortem-Küchenbild auf Zeitungspapier mit schön viel Ketchup.
Ich glaub es ist wie mit vielem: Die Menge und das Ausmass machts. Ein Bild mit einer Story die man mit Familie und Freunden teilt, oder meinetwegen ab und zu auch mal irgendwo in der virtuellen Welt präsentiert, ist was ganz anderes als das Hemmungslose Zubomben des ganzen Internets mit jedem gefangenen Kleini, in unfreiwillig komisch wirkenden Genreposen.
Aber wer soll da die Grenze ziehen, ausser jeder für sich?
Was mir leider an mir selbst aufgefallen ist: Ich hab dieses Jahr schon häufiger mal den einen oder anderen Fisch fotographiert, aus verschiedenen Gründen. Jedenfalls merke ich, das das häufig dazu führt, das ich mir meinen Fang garnicht mehr so genau angucke, studiere, seine Schönheit geniesse. Den ersten habe ich ja keine Zeit dafür, muss schnell fotographieren, und zweitens hab ich ja das Photo- ein Trugschluss, natürlich: So bleibt ein toller FIsch zwar auf der Chipkarte, aber eben nicht im Gedächtnis.
Das läßt sich auch in anderen Bereichen feststellen. Jeder kann jederzeit alles mit dem Handy knipsen. Und so häufen sich die Bilder, aber die abgebildeten Dinge bleiben nicht im Gedächtnis. Passt natürlich dazu, dass niemand mehr irgendwas weiss oder nachzudenken bereit ist, denn Wikipedia ist nur ein Fingerwischen weit entfernt. Und das wir kaum noch den Bäcker an der Ecke finden können, denn Google Maps ist ja da um zu helfen. Das wir unsere Gedächtnisse und Gehirne in die kleinen schwarzen Kästchen auslagern, merken wir erst dann wenn wir mal wieder das Ladekabel verlegt haben.