AW: Bachforellenpirsch
Ich habe im gestern zu Ende gegangenen Urlaub mal zwei Italienern bei der "Forellenpirsch" zugeschaut. Also das erzähle ich jetzt mal zur Abschreckung, auch wenn dann der eine oder andere denkt, ich wäre mit Zizou verwandt und wollte seine Schwester rächen...
Zwei Italiener sitzen morgens gegen acht mit einer 5m-Stipprute (!) an einem großen, tiefen Gumpen eines alten Wehres, an einem Fluß, der ansonsten nur noch wenig Wasser führt. Es handelt sich also um eines der wenigen Rückzugsgebiete für die Fische dort - vorwiegend Cavedani (Döbel), eine nur dort (Toskana, Umbrien) vorkommende Barbenart und eben Bachforellen. Tagsüber ist das dann auch noch die Badestelle der Einheimischen und der wenigen Touristen. Zu dieser frühen Stunde sind aber nur die Forellen wach - und die beiden Stipper.
Sie angeln mit einer Art Pose und einer Art Mini-Krebschen als Köder - eine Köderwahl, die bestimmt nicht ungeschickt ist, den Dosen nach zu urteilen kann man die aber dort auch kaufen. Nachdem sie schon einige Bisse verpennt haben - die ich allerdings dank erhöhtem Beobachtungsposten und Pola-Brille auch etwas besser sehen konnte - zappelt nun ein Fisch am Haken. Ein Ruck, der arme Fisch (etwa 30cm lang) fliegt in hohem Bogen aus dem Wasser auf die Steine am Ufer, wo es dann einem der beiden nach einer Weile gelingt, ihn aufzuklauben. Er hält ihn in die Höhe, dreht sich zu mir um und fragt "Schöner Fisch! Kennst Du den? Wie heißt der?" "Eine Bachforelle!" "Schöner Fisch!" Spricht es, hakt umständlich den Fisch ab und stopft ihn ohne weitere Umstände in eine Plastiktüte... Hätte ich ihm doch erzählt, der Fisch wäre zwar schön, aber ungenießbar oder besser noch giftig!
Das gleiche Schicksal erleidet noch eine zweite Forelle! Dann sehe ich von oben, wie eine wirklich große hochsteigt, 50 plus X, den Köder in Augenschein nimmt und - Nein! Nein! - Ahh, sie dreht ab und verschwindet in der blaugrünen Tiefe! Das gleich Spiel wiederholt sich noch einmal, und seltsam, jetzt kommen auch die kleineren, unerfahreneren nur zum Gucken, um dann schnell - gleichsam kopfschüttelnd - wieder umzukehren, ohne zu beissen. Ich danke dem heiligen Antonius von Padua für seinen Schutz und kehre zu meiner Familie zurück, um mich wieder einem fast gänzlich angelfreien Urlaub zu widmen. (War gar nicht so schlimm, wie es klingt, aber im Herbst habe ich was nachzuholen...)