Anmerkung der AB-Redaktion
Unser Boardie @Bilch hat in seinem 1000 Beitrag richtig einen rausgehauen und einen tollen Thread zum Thema Rutenaktionen verfasst. Natürlich kommt der Beitrag auf die Startseite. Besten Dank dafür!!!
Ruten gibt es viele - aber was genau verbirgt sich hinter der Aktion?
Ist die Rute hart, schnell, schwer oder spitzenbetont? Versuch einer kurzen Erklärung der Eigenschaften eines Rutenblanks
Hier im Board werden immer wieder Fragen gestellt, welche Rute für dies oder das geeignet wäre. Und dann kriegt der TE Antworten, dass die eine Rute super ist, weil sie eine Spitzenaktion hat, der andere sagt die wäre zu weich, der dritte ist der Meinung die wäre nicht schnell genug usw. usw. Am Ende hat der TE weniger Ahnung als am Anfang.
Ich beobachte, dass die Begriffe, mit denen man die Eigenschaften einer Rute beschreibt, oft nicht richtig verstanden werden - in anderen Worten, manch einer weiß nicht, wovon gesprochen wird. Oder (schlimmer), man bekommt eine falsche Info, weil viele die falschen Begriffe verwenden (ich muss selbstkritisch zugeben, dass ich leider keine Ausnahme gewesen bin). Eine Rute wird z.B. als schnell bezeichnet, weil sie einen fast Taper (Spitzenaktion) hat, obwohl sie eigentlich sehr schwabellig ist. Noch öfter unterscheidet man nicht zwischen schnell und hart. Um die Sache noch schlimmer zu machen werden sogar in der Angelliteratur und auf Angelseiten die Begriffe falsch verwendet, nicht zu sprechen von den s.g. Profiangler in Youtube Videos.
… letztendlich kauft der TE, der eine Forellenrute sucht und dem gesagt wurde, das er eine weichere Rute braucht, eine zu harte semiparabolische Rute oder einen Schwabbelstock.
Eine Rute bzw. der Rutenblank hat mehrere Eigenschaften
- Aktion
- Geschwindigkeit
- Stärke
- Wurfgewicht (WG)
- (es gibt natürlich noch andere, mit denen wir uns aber jetzt nicht befassen werden)
1 Rutenaktion
Die Aktion, auch Taper genannt, sagt uns, wie schnell der Blank sich verjüngt bzw. was für eine Biegekurve der Blank hat.
- Spitzenaktion (Fast Taper) bedeutet, dass sich unter Belastung nur die Spitze biegt, weil nur der oberste Teil des Blanks sich verjüngt und zwar schnell (fast).
- Auf der anderen Seite haben wir parabolische Ruten (Slow Taper); das sind Ruten mit einer gleichmäßigen Aktion, wo der ganze Blank sich langsam (slow) verjüngt, weswegen sich unter Belastung die ganze Rute bis zu dem Griff biegt.
- Und in der Mitte sind Ruten mit Semiparabolischer Aktion (Regular Taper), wo die obere Hälfte des Blanks sich langsamer (moderate) verjüngt, bzw. sich bei Belastung die obere Hälfte der Rute biegt.
Die englischen Fachausdrücke sind hier viel spezifischer; so unterscheidet man zwischen:
- Extra fast Taper - nur die Spitze bzw. der obere Achtel biegt sich
- Fast Taper (Spitzenaktion) - die Rute biegt sich im oberen Viertel
- Medium-Fast-Taper - die Rute biegt sich im zweiten Viertel
- Regular (Medium) Taper (semiparabolisch) - die obere Hälfte der Rute biegt sich
- Regular-Slow Taper - die Rute biegt sich in der unteren Hälfte
- Slow Taper (parabolisch) - die ganze Rute biegt sich, bis zu dem Handteil
Diese Begriffe sind ein Bisschen verwirrend. Fast, Medium und Slow (bzw. schnelle, mittlere und langsame Aktion, was sehr gerne benutzt wird) hat nicht mit der Geschwindigkeit einer Rute zu tun. Damit wird lediglich die Aktion (also die Biegekurve) bezeichnet und diese sagt uns überhaupt nichts von der Schnelligkeit oder von der Härte einer Rute. Wenn eine Rute spitzenbetont ist, heißt das noch lange nicht, dass sie schnell oder hart ist. Und andersrum kann eine parabolische Rute alles andere als weich oder langsam sein. Eine Forellenrute kann auch einen Fast Taper haben, ist aber weicher und auch etwas langsamer. Eine Hechtrute kann aber eine Parabolische Aktion haben, aber trotzdem sehr schnell und hart sein.
Zudem wird hier und dann in der Angelliteratur die Spitzenaktion als hart, semiparabolische als mittel und parabolische als weich bezeichnet, bzw. wird von harter, mittlerer und weicher Aktion gesprochen. Einer könnte meinen, eine Rute mit Spitzenaktion ist hart, bzw. eine Rute mit parabolischer Aktion weich, was aber noch lange nicht der Fall ist.
2 Rutengeschwindigkeit
Die Geschwindigkeit einer Rute kann man auch Rückstellgeschwindigkeit nennen. In anderen Worten, wenn eine Rute schnell ist, stellt sie sich nach Belastung schnell wieder gerade (ohne zu schwabbeln).
Die Schnelligkeit ist fast ausschließlich von den verwendeten Materialien abhängig bzw. von der Qualität ihrer Verarbeitung. Je höher die Carbonfasern moduliert sind und je hochwertiger die verwendeten Harze zwischen den Carbonfasermatten sind, desto schneller ist die Rute (und desto besser ihre Rückmeldung). Das hat aber nichts mit der Aktion einer Rute zu tun. Beim gleichen Kohlefaseranteil aber anderer Bauweise (u.a. Anordnung der Kohlefasermatten) des Blanks kann eine Rute eine semiparabolische und die andre eine Spitzenaktion haben.
Schnelligkeit bedeutet auch nicht, dass die Rute hart sein muss. Hier muss ich noch den Begriff "straff", der auch gerne verwendet wird, erwähnen - straff ist ein Synonym für schnell und nicht für hart.
Nehmen wir eine hochwertige Fliegenrute und eine Wallerrute. Beide haben eine parabolische Aktion, jedoch ist die erste ziemlich weich und trotzdem schnell, die andere aber entsprechend hart, jedoch langsam. Die Fliegenrute ist nämlich aus hochwertigen Kohlefasern hergerichtet, bei der Wallerrute sind aber auch Glasfaser verbaut. Die Glasfaser sind robuster, schwerer und haben weinger Spannkraft. Sie verleihen einer Rute die nötige Stabilität, dass die Rute der Belastungen standhält, machen aber die Rute langsamer, schwerer und weniger feinfühlig.
Warum wohl hat sich Andal seine leichte Spinnrute aus einem Fliegenblank bauen lassen?
3 Rutenstärke und Wurfgewicht
Die Stärke (englisch Power) bedeutet, wieviel Kraft man benötigt um die Rute zu biegen. Stärkere Ruten verlangen im Prinzip mehr rund leichtere Ruten weniger Kraft. Wie immer, gibt es auch hier natürlich Ausnahmen. Eine Dropshot Rute hat eine weiche feinfüllige Spitze aber trotzdem ein sehr starkes Rückgrat. Auch einige sehr starke Ruten mit hohen WG können nachgiebigere Oberteile haben, die einen guten Ködergefühl ermöglichen und Aussteiger verhindern.
Die Rutenstärke (von Spinnruten z.B.) wird als heavy (H), medium (M) und light (L) bezeichnet bzw. mit allerlei Zwischenformen. Schwere und leichte Rute bedeutet also nicht, dass diese Rute ein höheres Gewicht hat (obwohl es in den meisten Fällen auch so ist), sondern dass man mit einer schweren Rute schwere Köder werfen kann (und umgekehrt). Die Stärke ist also sehr mit dem Wurfgewicht (WG) verbunden. Welches WG man einer gewissen Rutenstärke zuschreiben soll ist erstens Interpretationssache und zweitens variiert von Firma zu Firma.
- UL ultralight: WG 0,5 – 10 g
- L light: bis 20 g
- ML medium light: bis 30 g
- M medium: bis 45 g
- MH medium heavy: bis 60 g
- H heavy: bis 100 g
- XH extra heavy (auch UH ultraheavy) bis 200 g
- XXH extra extra heavy 200+ g
Bei dem WG muss man wissen, dass die Angaben nicht immer stimmen. Sie können übertrieben so wie auch untertrieben sein. Das WG wird meinst in einer Form "von ... bis ..." angegeben, z.B. 20-60 g. Das bedeutet, dass man mit dieser Rute Köder von 20 bis 60 g werfen kann, ohne Angst zu haben zu müssen, dass die Rute beim Werfen eines 60 g Köders einen Schaden erleidet. Es bedeutet aber nicht, dass so eine Rute für 60 g Köder wirklich geeignet ist. 60 g Köder sind für diese Rute zu schwer und man hat mit solchen Ködern keinen Spaß beim Angeln. Auf Dauer würde das Angeln mit Ködern an der oberen Grenze das Material auch zu sehr belasten. Reales/optimales WG ist immer etwas niedriger. Optimal bedeutet, dass bei so einem Ködergewicht die Rute sich am besten auflädt, der Köder am weitesten fliegt und man den besten Ködergefühl hat. Eine Regel sagt, dass das Optimale WG 20 % des angegebenen max. WG betrifft. Bei 60 g also 60 - (20% von 60) = 48 g.
Bei den leichten Ruten kann man als optimales WG auch das Durchschnitts WG nehmen. Bei einer 7-28 g Rute ist das also 17,5 g. Reales WG errechnet man dann mit zwei Formeln
- reales min. WG = optimales WG - min. WG (17,5 - 7 = 10,5 g)
- reales max. WG = optimales WG + min. WG (17,5 + 7 = 24,5 g)
Diese zwei Formeln kann man jedoch wie gesagt nur bei den leichten Ruten verwenden (versuch so das reale WG bei einer 20-60 oder 42-84g Rute zu errechnen )
Einige Hersteller vereinfachen die Beschreibung und sprechen von einer Light Action, Medium Action, Heavy Action usw. Was bedeutet das jetzt? Wird über die Aktion oder über die Stärke gesprochen? Es ist wahrscheinlicher, dass die Rutenstärke gemeint ist. Obwohl in den meisten Fällen Light Action neben leicht auch eine Aktion in die Richtung Semiparabolik bedeutet und Medium Action eine mittlere Stärke und Spitzenaktion.
Hier muss man unbedingt noch die Testkurve (nicht verwechseln mit der Biegekurve) erwähnen. Der Blank wird waagerecht gehalten und die Schnur mit so einem Gewicht belastet, dass der Winkel zwischen Rutenspitze und Handteil 90° beträgt. Je schwerer das Gewicht, desto stärker ist die Rute.
Bei Karpfenruten z.B. wird die Stärke mit der Testkurve angegeben. Jedoch nicht in Gram, sondern in Pfund (lbs). Aus der Testkurve kann man dann ungefähr das WG errechnen in dem man die lbs mit 454 vermehrt (1 lbs ist ca. 454 g) und das Resultat mit 16 dividiert. So bekommt man das maximale WG. Das max. WG einer 3 lbs Rute beträgt also ca. 85 g, das ideale (-20 %) aber ca. 68 g.
Was in diesem Beitrag geschrieben wurde, ist natürlich nichts neues und auch hier im Board wurden in den letzten 20 Jahren mehrere Beiträge darüber veröffentlicht. Jedoch glaube ich, dass es angebracht ist von Zeit zu Zeit einen Thread mit dieser Thematik zu eröffnen, da man wirklich nicht erwarten kann, dass jeder neue Boardie das gesamte Board durchliest.
Und wenn einer hier wieder schreibt, eine Rute hätte eine schnelle Aktion, wird er hoffentlich gefragt, was er damit wohl gemeint hat - Spitzenaktion oder einen schnellen Blank?
P.S. Ich war der Meinung, dass mein 1000er Beitrag schon etwas länger sein sollte
Unser Boardie @Bilch hat in seinem 1000 Beitrag richtig einen rausgehauen und einen tollen Thread zum Thema Rutenaktionen verfasst. Natürlich kommt der Beitrag auf die Startseite. Besten Dank dafür!!!
Ruten gibt es viele - aber was genau verbirgt sich hinter der Aktion?
Ist die Rute hart, schnell, schwer oder spitzenbetont? Versuch einer kurzen Erklärung der Eigenschaften eines Rutenblanks
Hier im Board werden immer wieder Fragen gestellt, welche Rute für dies oder das geeignet wäre. Und dann kriegt der TE Antworten, dass die eine Rute super ist, weil sie eine Spitzenaktion hat, der andere sagt die wäre zu weich, der dritte ist der Meinung die wäre nicht schnell genug usw. usw. Am Ende hat der TE weniger Ahnung als am Anfang.
Ich beobachte, dass die Begriffe, mit denen man die Eigenschaften einer Rute beschreibt, oft nicht richtig verstanden werden - in anderen Worten, manch einer weiß nicht, wovon gesprochen wird. Oder (schlimmer), man bekommt eine falsche Info, weil viele die falschen Begriffe verwenden (ich muss selbstkritisch zugeben, dass ich leider keine Ausnahme gewesen bin). Eine Rute wird z.B. als schnell bezeichnet, weil sie einen fast Taper (Spitzenaktion) hat, obwohl sie eigentlich sehr schwabellig ist. Noch öfter unterscheidet man nicht zwischen schnell und hart. Um die Sache noch schlimmer zu machen werden sogar in der Angelliteratur und auf Angelseiten die Begriffe falsch verwendet, nicht zu sprechen von den s.g. Profiangler in Youtube Videos.
… letztendlich kauft der TE, der eine Forellenrute sucht und dem gesagt wurde, das er eine weichere Rute braucht, eine zu harte semiparabolische Rute oder einen Schwabbelstock.
Eine Rute bzw. der Rutenblank hat mehrere Eigenschaften
- Aktion
- Geschwindigkeit
- Stärke
- Wurfgewicht (WG)
- (es gibt natürlich noch andere, mit denen wir uns aber jetzt nicht befassen werden)
1 Rutenaktion
Die Aktion, auch Taper genannt, sagt uns, wie schnell der Blank sich verjüngt bzw. was für eine Biegekurve der Blank hat.
- Spitzenaktion (Fast Taper) bedeutet, dass sich unter Belastung nur die Spitze biegt, weil nur der oberste Teil des Blanks sich verjüngt und zwar schnell (fast).
- Auf der anderen Seite haben wir parabolische Ruten (Slow Taper); das sind Ruten mit einer gleichmäßigen Aktion, wo der ganze Blank sich langsam (slow) verjüngt, weswegen sich unter Belastung die ganze Rute bis zu dem Griff biegt.
- Und in der Mitte sind Ruten mit Semiparabolischer Aktion (Regular Taper), wo die obere Hälfte des Blanks sich langsamer (moderate) verjüngt, bzw. sich bei Belastung die obere Hälfte der Rute biegt.
Die englischen Fachausdrücke sind hier viel spezifischer; so unterscheidet man zwischen:
- Extra fast Taper - nur die Spitze bzw. der obere Achtel biegt sich
- Fast Taper (Spitzenaktion) - die Rute biegt sich im oberen Viertel
- Medium-Fast-Taper - die Rute biegt sich im zweiten Viertel
- Regular (Medium) Taper (semiparabolisch) - die obere Hälfte der Rute biegt sich
- Regular-Slow Taper - die Rute biegt sich in der unteren Hälfte
- Slow Taper (parabolisch) - die ganze Rute biegt sich, bis zu dem Handteil
Diese Begriffe sind ein Bisschen verwirrend. Fast, Medium und Slow (bzw. schnelle, mittlere und langsame Aktion, was sehr gerne benutzt wird) hat nicht mit der Geschwindigkeit einer Rute zu tun. Damit wird lediglich die Aktion (also die Biegekurve) bezeichnet und diese sagt uns überhaupt nichts von der Schnelligkeit oder von der Härte einer Rute. Wenn eine Rute spitzenbetont ist, heißt das noch lange nicht, dass sie schnell oder hart ist. Und andersrum kann eine parabolische Rute alles andere als weich oder langsam sein. Eine Forellenrute kann auch einen Fast Taper haben, ist aber weicher und auch etwas langsamer. Eine Hechtrute kann aber eine Parabolische Aktion haben, aber trotzdem sehr schnell und hart sein.
Zudem wird hier und dann in der Angelliteratur die Spitzenaktion als hart, semiparabolische als mittel und parabolische als weich bezeichnet, bzw. wird von harter, mittlerer und weicher Aktion gesprochen. Einer könnte meinen, eine Rute mit Spitzenaktion ist hart, bzw. eine Rute mit parabolischer Aktion weich, was aber noch lange nicht der Fall ist.
2 Rutengeschwindigkeit
Die Geschwindigkeit einer Rute kann man auch Rückstellgeschwindigkeit nennen. In anderen Worten, wenn eine Rute schnell ist, stellt sie sich nach Belastung schnell wieder gerade (ohne zu schwabbeln).
Die Schnelligkeit ist fast ausschließlich von den verwendeten Materialien abhängig bzw. von der Qualität ihrer Verarbeitung. Je höher die Carbonfasern moduliert sind und je hochwertiger die verwendeten Harze zwischen den Carbonfasermatten sind, desto schneller ist die Rute (und desto besser ihre Rückmeldung). Das hat aber nichts mit der Aktion einer Rute zu tun. Beim gleichen Kohlefaseranteil aber anderer Bauweise (u.a. Anordnung der Kohlefasermatten) des Blanks kann eine Rute eine semiparabolische und die andre eine Spitzenaktion haben.
Schnelligkeit bedeutet auch nicht, dass die Rute hart sein muss. Hier muss ich noch den Begriff "straff", der auch gerne verwendet wird, erwähnen - straff ist ein Synonym für schnell und nicht für hart.
Nehmen wir eine hochwertige Fliegenrute und eine Wallerrute. Beide haben eine parabolische Aktion, jedoch ist die erste ziemlich weich und trotzdem schnell, die andere aber entsprechend hart, jedoch langsam. Die Fliegenrute ist nämlich aus hochwertigen Kohlefasern hergerichtet, bei der Wallerrute sind aber auch Glasfaser verbaut. Die Glasfaser sind robuster, schwerer und haben weinger Spannkraft. Sie verleihen einer Rute die nötige Stabilität, dass die Rute der Belastungen standhält, machen aber die Rute langsamer, schwerer und weniger feinfühlig.
Warum wohl hat sich Andal seine leichte Spinnrute aus einem Fliegenblank bauen lassen?
3 Rutenstärke und Wurfgewicht
Die Stärke (englisch Power) bedeutet, wieviel Kraft man benötigt um die Rute zu biegen. Stärkere Ruten verlangen im Prinzip mehr rund leichtere Ruten weniger Kraft. Wie immer, gibt es auch hier natürlich Ausnahmen. Eine Dropshot Rute hat eine weiche feinfüllige Spitze aber trotzdem ein sehr starkes Rückgrat. Auch einige sehr starke Ruten mit hohen WG können nachgiebigere Oberteile haben, die einen guten Ködergefühl ermöglichen und Aussteiger verhindern.
Die Rutenstärke (von Spinnruten z.B.) wird als heavy (H), medium (M) und light (L) bezeichnet bzw. mit allerlei Zwischenformen. Schwere und leichte Rute bedeutet also nicht, dass diese Rute ein höheres Gewicht hat (obwohl es in den meisten Fällen auch so ist), sondern dass man mit einer schweren Rute schwere Köder werfen kann (und umgekehrt). Die Stärke ist also sehr mit dem Wurfgewicht (WG) verbunden. Welches WG man einer gewissen Rutenstärke zuschreiben soll ist erstens Interpretationssache und zweitens variiert von Firma zu Firma.
- UL ultralight: WG 0,5 – 10 g
- L light: bis 20 g
- ML medium light: bis 30 g
- M medium: bis 45 g
- MH medium heavy: bis 60 g
- H heavy: bis 100 g
- XH extra heavy (auch UH ultraheavy) bis 200 g
- XXH extra extra heavy 200+ g
Bei dem WG muss man wissen, dass die Angaben nicht immer stimmen. Sie können übertrieben so wie auch untertrieben sein. Das WG wird meinst in einer Form "von ... bis ..." angegeben, z.B. 20-60 g. Das bedeutet, dass man mit dieser Rute Köder von 20 bis 60 g werfen kann, ohne Angst zu haben zu müssen, dass die Rute beim Werfen eines 60 g Köders einen Schaden erleidet. Es bedeutet aber nicht, dass so eine Rute für 60 g Köder wirklich geeignet ist. 60 g Köder sind für diese Rute zu schwer und man hat mit solchen Ködern keinen Spaß beim Angeln. Auf Dauer würde das Angeln mit Ködern an der oberen Grenze das Material auch zu sehr belasten. Reales/optimales WG ist immer etwas niedriger. Optimal bedeutet, dass bei so einem Ködergewicht die Rute sich am besten auflädt, der Köder am weitesten fliegt und man den besten Ködergefühl hat. Eine Regel sagt, dass das Optimale WG 20 % des angegebenen max. WG betrifft. Bei 60 g also 60 - (20% von 60) = 48 g.
Bei den leichten Ruten kann man als optimales WG auch das Durchschnitts WG nehmen. Bei einer 7-28 g Rute ist das also 17,5 g. Reales WG errechnet man dann mit zwei Formeln
- reales min. WG = optimales WG - min. WG (17,5 - 7 = 10,5 g)
- reales max. WG = optimales WG + min. WG (17,5 + 7 = 24,5 g)
Diese zwei Formeln kann man jedoch wie gesagt nur bei den leichten Ruten verwenden (versuch so das reale WG bei einer 20-60 oder 42-84g Rute zu errechnen )
Einige Hersteller vereinfachen die Beschreibung und sprechen von einer Light Action, Medium Action, Heavy Action usw. Was bedeutet das jetzt? Wird über die Aktion oder über die Stärke gesprochen? Es ist wahrscheinlicher, dass die Rutenstärke gemeint ist. Obwohl in den meisten Fällen Light Action neben leicht auch eine Aktion in die Richtung Semiparabolik bedeutet und Medium Action eine mittlere Stärke und Spitzenaktion.
Hier muss man unbedingt noch die Testkurve (nicht verwechseln mit der Biegekurve) erwähnen. Der Blank wird waagerecht gehalten und die Schnur mit so einem Gewicht belastet, dass der Winkel zwischen Rutenspitze und Handteil 90° beträgt. Je schwerer das Gewicht, desto stärker ist die Rute.
Bei Karpfenruten z.B. wird die Stärke mit der Testkurve angegeben. Jedoch nicht in Gram, sondern in Pfund (lbs). Aus der Testkurve kann man dann ungefähr das WG errechnen in dem man die lbs mit 454 vermehrt (1 lbs ist ca. 454 g) und das Resultat mit 16 dividiert. So bekommt man das maximale WG. Das max. WG einer 3 lbs Rute beträgt also ca. 85 g, das ideale (-20 %) aber ca. 68 g.
Was in diesem Beitrag geschrieben wurde, ist natürlich nichts neues und auch hier im Board wurden in den letzten 20 Jahren mehrere Beiträge darüber veröffentlicht. Jedoch glaube ich, dass es angebracht ist von Zeit zu Zeit einen Thread mit dieser Thematik zu eröffnen, da man wirklich nicht erwarten kann, dass jeder neue Boardie das gesamte Board durchliest.
Und wenn einer hier wieder schreibt, eine Rute hätte eine schnelle Aktion, wird er hoffentlich gefragt, was er damit wohl gemeint hat - Spitzenaktion oder einen schnellen Blank?
P.S. Ich war der Meinung, dass mein 1000er Beitrag schon etwas länger sein sollte
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