...oder wie man verprellte Forellen doch noch fangt.
Vielerorts beginnt die jährliche Angelsaison mit dem Frühjahrsbesatz von fangfähigen Forellen.
Herscharen von Anglern zieht es dann an die Flüsse und Bäche um den begehrten Salmoniden nachzustellen.
Die unerfahrenen Satzforellen sind anfangs meist sehr leicht zu fangen.
Ob Spinner, Gummifisch oder der Wurm den man an einer Posenmontage abtreiben lässt - der Erfolg ist fast gewiss.
Genauso schnell wie die ersten Forellen gefangen sind, lässt die Beissfreudigkeit der "Rotgetupften" dann oftmals aber auch nach.
Meiner Erfahrung nach geht das umso schneller je mehr Angler ihr Glück versuchen. An stark beangelten Gewässern kann es schon nach sehr kurzer Zeit soweit sein dass einem enttäuschte Angler begegnen.
Die Weisheiten die man dann am Wasser zu hören bekommt sind stets die gleichen:
- "Da sind keine mehr drin - alle rausgefangen"
- "Die hat alle der Hecht gefressen"
- "Die haben dieses Jahr viel weniger besetzt"
Es ist natürlich bequem, immer auf nicht beeinflussbare Faktoren zu verweisen.
Tatsächlich kann ich aus meiner Erfahrung aber sagen, dass man es sich da oft zu leicht macht.
Es ist nicht so, dass ich nicht genauso wäre wie viele andere Angler auch und oft genug über den Ostwind, den Luftdruck o.ä. jammere.
Bezogen auf das Angeln auf "Satzforellen" habe ich aber vor einigen Jahren durch Zufall eine Erfahrung gemacht die mich mittlerweile wesentlich gelassener an den jährlichen Run auf die Forellen gehen lässt als früher.
Ich habe bei einer Urlaubsbuchung nicht an den 16.04 (bei uns Start in die Forellensaison) gedacht und realisierte dann irgendwann dass ich beim jährlichen Forellenfangen nicht zu Hause sein werde.
Im Urlaub stellte ich mir ständig die hochmotivierten Kollegen mit feurigen Augen vor, wie sie eine Forelle um die andere fingen - und sicher nicht im Traum daran dachten mir noch was übrig zu lassen. :q
Ich konnte erst nach einer Woche ins Geschehen eingreifen. Und es kam wie befürchtet, ich rannte mit dem Spinner auf und ab, ließ einen Wurm treiben und bekam nicht einen einzigen Biss.
Ich tröstete mich mit den altbekannten Sprüchen "Alle rausgefangen" , "Hat schon alle der Hecht gefressen" - weitere, siehe oben...
Einige Tage später erlebte ich dann einen Angel-Abend der bezogen auf die Forellenangelei vieles ändern sollte.
Ich brauchte für den bevorstehenden ersten Mai, zum Schleppen auf Hecht, Köderfische. Da die meisten Schleppsysteme für Renken (Maränen, Felchen) konzipiert sind, ich diese aber hier nicht fangen kann, wollte ich einen ähnlich gebauten Fisch und mir fiel der Döbel ein.
Also ging ich mit einer leichten Feederrute bewaffnet an den Fluss, setze mich an eine strömungsreiche stelle und fing: Natürlich keinen Döbel, dafür aber 2 Forellen.
Das war kurios. In den folgenden Tagen stattete ich dem Fluss dann immerwieder Besuche zum Feedern ab - und konnte so noch weitere Forellen fangen.
Zwischenzeitliche Versuche die Forellen wieder mit den üblichen Methoden, Spinner und/oder treibende Pose zu fangen brachten hingegen keinen Erfolg.
Ich feedere nun seit einigen Jahren jedes Jahr sehr zuverlässig meine Forellen - und das noch lange nachdem die Kollegen schon frustriert zu Hause sitzen.
Das Feedern auf Forellen ist eine mitunter ziemlich nervenaufreibende Angelegenheit und hat mit dem was man anfangs vermuten möchte nicht viel gemeinsam.
Zunächst braucht man natürlich eine fängige Stelle. Da kann man sich ruhig an den Erfahrungen die man mit dem Spinner gesammelt hat orientieren. Die Forellen stehen immernoch an den gleichen Stellen.
Interesannt ist hier übrigens auch, dass ich einige Stellen kenne die seit ca. 20 Jahren immerwieder Forellen "anziehen" - obwohl es ja jedes Jahr neue Fische sind ziehen sie immerwieder an die gleichen Stellen.
Als nächstes brauchen wir ein Feederfutter. Grundsätzlich geht jedes Futter, ich bin mittlerweile dazu übergegangen mein Forellen-Feederfutter ausschließlich aus Supermarkt-Komponenten zusammenzumischen, einfach weil der nächste Supermarkt näher ist, als der nächste Angelladen.
Ich kaufe Toastbrot das bald abläuft für ein paar Cent und eine Dose Mais. Das Toastbrot zerreiße ich einfach mit der Hand, Kippe die Dose Mais dazu und gut. Einfacher und primitiver geht es nicht.
Der Mais ist aber wichtig - er wird nicht so leicht von der Strömung weggetragen und wird von den Forellen gerne gefressen.
Interessanter wird es beim Köder:
Ein Tauwurm geht nicht, Mistwürmer nur schlecht.
Warum?
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie vorsichtig die Forellen mitunter sind. Würmer "nagen" sie regelrecht ab. Man bekommt zwar Bisse - kriegt aber die Fische nicht.
Man kann hier problemlos mehrere Packungen Tauwürmer an einem Nachmittag verangeln ohne auch nur eine Forelle zu Gesicht zu bekommen.
Was einigermaßen gut klappt sind Maden, auch hier bekommt man noch Fehlbisse aber man erwischt zuverlässig Forellen.
Für mich persönlich unerlässlich ist immer ein Maiskorn. Ich bilde mir ein, dass Forellen diesen Farbtupfer schätzen. Gut mag tatsächlich Einbildung sein - was aber Fakt ist: Sie fressen die Maiskörner die wir durch unser Futter ins Wasser befördern. Warum also nicht damit angeln?
Beim Haken heißt die Devise "klein&fein". Ich mag weder kleine Haken, noch dünne Vorfächer. Beim Feedern auf Forellen musste ich aber tatsächlich lernen, dass es einen Unterschied macht.
Mein aktueller Kompromiss ist ein 12er Haken an einem 0,22er Vorfach. Mit größeren Haken kriege zumindest ich, die Bisse nicht verwertet.
Die Montage ist auf den ersten Blick sehr einfach.
Futterkorb durchlaufend auf der Hauptschnur, oder in einem gleitenden Wirbel bzw. einen Anti-Tangle Boom einhängen - Perle - Wirbel mit Karabiner - Vorfach. Fertig.
Bei der Angeltechnik hingegen muss man etwas umdenken - wir feedern ja auf "Raubfische". Forellen attackieren also durchaus auch einen bewegten Köder. Deshalb fische ich gerne etwas leichtere Körbe die von der Strömung ab und zu leicht verdriftet werden.
So wird immerwieder Futter freigegeben, und auch dem Köder wird so immerwieder Bewegung eingehaucht.
Sollten sich die Forellen als besonders "zickig" erweisen und die Bisse zu zaghaft sein, drehe ich auch zwischenzeitlich 1-2 mal an der Rolle um den Futterkorb quasi von Hand zu versetzen. Das bringt dann oft etwas deutlichere Bisse.
Wer erwartet dass die Forellen diese kleinen Köder gierig bis in den Schlund würgen wird eines Besseren belehrt werden.
Es sieht fast immer so aus:
Wenn heftigere Bisse kommen ist es fast immer "Beifang" bei mir meistens in Gestalt von Döbeln:
Wenn man die Forellen ausnimmt sollte man auch mal einen genauen Blick ins "Innenleben" werfen - oft kommen da dann wieder unsere Maiskörner aus dem Futter zum Vorschein:
Es macht wenig Sinn, eine Stelle stundenlang zu befischen - wenn ich trotz aller Bemühungen an einer Stelle innerhalb einer halben Stunde keinen Biss bekomme ziehe ich weiter.
Gerade weil es vorkommen kann, dass man die Stelle mal wechseln muss bin ich meistens mit sehr leichtem Gepäck unterwegs:
Ich hoffe ich konnte euch mit diesem kleinen Bericht einen kurzen Einblick in eine etwas kuriose, aber doch auf ihre Art spannende Angelei geben.