AW: Fischbesatz - Argumente gesucht
Ich bin Gewässerwart in unserem Verein und suche Argumente die gegen einen Besatz sprechen und vor allen Dingen bei unseren Mitgliedern ziehen.
Mit welcher Absicht?
Momentan habe ich folgendes Scenario:
Wir besitzen ein ca. 12 Km Fließgewässer der Güteklasse 2-3, wobei die Gewässergüte eher gegen 3 als 2 geht.
Ist das die Schwalm? Wäre dann wohl ein Flachlandbach, Barben-/Brachsenregion.
An dem Gewässer werden (auf Wunsch der Mitglieder) jährlich ca. 50 Kg Bachforellen besetzt. Das diese nicht in ein Fließgewässer der Güteklasse 3 gehören ist durchaus klar, das Argument zieht aber bei den Mitgliedern nicht. Die Forellen vermehren sich dort auch nicht. Allein diese beiden Tatsachen machen einen Besatz in dem Fließgewässer in meinen Augen schon mal völlig unsinnig.
Würde ich so absolut nicht sehen wollen. Würden sich die Forellen vermehren, wenn die Gewässerbelastung (Gütestufe 3) geringer wäre? Gibt es kiesige Strecken? Sommertemperaturen deutlich über 20 Grad? Dann würde man den Forellenbestand halt stützen, weil negative äußere Umstände eine natürliche Reproduktion verhindern.
Hinzu kommt, das in dem Gewässer ein ziemlich dichter Hechtbestand vorhanden ist.
Ja, Hecht und Forelle passen nicht zusammen. Da hat die Forelle das Nachsehen.
Von den 50 Kg die järlich besetzt werden, wurden in den letzten 8 Jahren im Durchschnitt jährlich 14 Kg gefangen. was ca. 71% Verlust dar stellt. Mir ist durchaus klar, das man nie 100% der besetzten Fische wieder heraus fangen kann, jedoch erscheint mir ein (rein rechnerischer) Besatzverlust von 71% doch sehr hoch.
Wie lange werden diese 50 kg schon besetzt?
Würde vorschlagen an ausgewählten Strecken eine Bestandsaufnahme mittles E-Gerät zu machen, um zu sehen was tatsächlich noch da ist bzw. wie der Bestand überhaupt aufgebaut ist.
Ich habe die Zahlen mit dem Besatz unseres zweiten Fließgewässers, einem relativ kleinem Bach der Güteklasse 2 bis 3 verglichen. In dem Bach vermehren sich die Forellen nur bedingt. Hier werden jährlich ca. 100 Kg Forellen besetzt und es herrscht ein (rein rechnerischer) Verlust von ca. 41%. Her ersrscheint mir der Besatz durchaus noch sinnvoll da vor allen Dingen hier eine Changse der Wiederansiedlung und der Aufbau eines natürlichen Bestandes besteht.
Sind die natürlichen Voraussetzungen dort gegeben?
In meinen Augen währe es sinnvoller in dem ersten Fließgewässer sich das Geld für den Forellenbesatz komplett zu sparen (jährlicher Verlust ca. 215€) und das Geld lieber in gefährdete Fischarten zu investieren die natürlicherweise in einem solchen Fließgewässer vorkommen.
Ich dachte hier beispielsweise an den Bitterling, da die Schwalm einen guten Muschelbestand (Unio pictorum und verschiedee Anodonta Arten) aufweist.
Weiterhin fände ich einen Besatz von Nasen sinnvoll. Nasen kamen (laut alten Fangbüchern) bis Mitte der 90er Jahre in dem Gewässer recht häufig vor und werden in den letzten Jahren nur noch sehr selten gefangen.
Ich erkenne die lobenwerte Absicht, aber wenn die Umwelt-Ansprüche dieser gefährdeten Fischarten in eurem Wasser nicht befriedigt werden, kann man auch gleich wieder Forellen besetzen, da sich die Fische nicht halten werden.
Diese Fische sind natürlich nicht gerade die Zielfische der Vereinsmitglieder und ein Besatz dieser Fische würde natürlich als Ersatz für einen Forellenbesatz nicht gerade Freudensprünge auslösen.
Wie würdet ihr in dieser Situation vorgehen?
Zweigleisig fahren.
Als Zugeständnis an die Allgemeinheit kann man noch Forellen setzen, evtl. auch die robustere Regenbogenforelle. Ist zwar in gewisser Weise unsinnig, aber manchmal muss man die Kameraden auch bei der Stange halten. Wenn der Druck auf Dich zu groß wird, wirst Du nämlich bald das Handtuch werfen.
Daneben kannst Du Erfahrungen mit vorsichtigen Besätzen der von Dir favorisierten Fischarten machen. Ich befürchte das wird auch fehlschlagen, weil die Grundvoraussetzungen dafür fehlen, aber Du stehst dann nicht so blank da, wenn es schief geht.
Auf jeden Fall Bestandaufnahmen mit E-Befischungen machen, auflisten was sich natürlich bei Euch vermehrt. Damit schafft man sich die beste Argumentationsbasis.
Gruß,
Hilde