AW: Lachsangelverbot ?
Liebe Leute,
mich erreichte von Herrn Schulz vom Institut für Ostseefischerei (Rostock) soeben folgende Nachricht:
"Lieber Frerk,
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zuerst eine Information zum Lachs. Mich hatten schon Trollingangler daraufhin angesprochen und es stimmt: Die Dänen (Berufsfischerei gemeint, Anm. von Frerk) haben ihre Ostseefischerei auf Lachs wegen zu hoher Dioxinbelastung desselben ab dem 1.4. eingestellt. Bei Proben aus den Bornholmer Gewässern war der von der EU festgelegte Grenzwert von 4ng/kg um 50 - 60 % überschritten worden. Der Hering, der zentralen und östlichen Ostsee, weißt seit längerem eine zu hohe Dioxin-Belastung auf und genau genommen mußte sich das irgendwann beim Lachs widersp iegeln."
Wenn das so stimmt, hat der offensichtliche Aprilscherz von wegen Lachsquote für Dänen und die vermeintlich extreme rote Färbung des Lachsfleisches in letzter Zeit - erklärt mit dem Untergang des chinesischen Chemiefrachters im letzten Jahr vor Bornholm - neben dem ernsten Teil der Tagebucheintragung (auf
www.simrishamnstrolling.se nachzulesen) für nicht-perfekt schwedisch sprechende Leute für Verwirrung gesorgt. Bitte zu entschuldigen, wenn ich uns alle in Sicherheit wähnte ob des Arpilscherzes, während der Sachverhalt durchaus bedenkenswert ist.
In diesem Zusammenhang muss aber auch gesagt werden, dass der Sachverhalt mitnichten wirklich neu ist. Ich erinnere mich an meine erste dienstliche Pressereise nach Karlshamn 1994, als ich bei einem offiziellen Bankett Lachs serviert bekam, und zu meinem schwedischen Journalistenkollegen neben mir frotzelte, man würde uns jetzt bestimmt norwegischen Farmlachs servieren. Was als Scherz gedacht war, war ein Volltreffer. Er nahm mich beiseite und steckte mir, ich solle das man nicht so laut sagen, aber es würde natürlich stimmen. Ostsselachse als Top-Predatoren im Ökosystem Ostsee akkumulieren in der Tat über die Nahrungskette Schadstoffe in nennenswerten Mengen. Der Kollege sagte mir schon damals, einzelne Lachse hätten bei Stichproben so hohe Werte enthalten, dass sie als Sondermüll hätten entsorgt werden müssen und man würde bei offiziellen Anlässen natürlich keinen Ostseelachs reichen.
Was bleibt für uns Angler? Abwarten, wie sich es weiter entwickelt und sehen, ob es offizielle Einschränkungen geben wird. Und wie bei vielen anderen Lebensmittelskandalen oder -skandälchen ist es wahrscheinlich so: Gelegentlicher Verzehr wird uns nicht umbringen, regelmäßig Ostseelachs auf dem Teller indes vielleicht nicht gerade zu empfehlen...
Meerforellen übrigens dürften selbiges Problem nicht in dem Maße aufweisen, da sie weniger ausschließlich Heringe und Sprotten fressen, die als Predator 2. Ordnung in der Nahrungskette schon ausgesprochen viel Schadstoffe akkumuliert haben.
Das ganze Statement hat keinen Anspruch auf wissenschaftliche Abgeklopftheit, auch wenn ich Fischereibiologe bin, aber ich weiß im Moment noch nicht genug, um was definitives zu sagen. Hole ich nach, sollte ich mehr erfahren.