Hallo Bootsangler 113,
ja vor dieser Entscheidung standen und stehen viele.
Ich selber bin als Tackle Freak gleich 2020 auf den LS Zug aufgesprungen und verfolge seit dem, meist kopfschüttelnd, die Diskussionen in Netz und Zeitschriften darüber.
Statt einen Kauf oder Ablehn Tip werde ich dir meine Erfahrungen und auch Gedanken versuchen zu erläutern.
Eigentlich sind es 4 Hauptpunkte, die immer wieder auftauchen oder deren Abwandlungen
A: LS und Co raubt jede Spannung und nimmt dem Angeln seinen Reiz
B: es werden die großen Fische gezielt angefahren und solange, ala U Boot Krieg, beharkt bis sie beißen
C: es werden Massenfänge durchgezogen und damit die Gewässer leer gefischt
D: es ist zu teuer, zu elitär, zu wenig sportlich und es braucht kein Mensch
Zu A : als Kind habe ich, wie sicher die meisten, die ersten Fänge mit der Pose erleben dürfen. Nichts war spannendender als ein leichtes Zucken, bewegen zur Seite oder nur ein leichtes Tippen. Allein die Möglichkeit das die Pose abtaucht und ein Biss bevorsteht reichte aus, um zu elektrisieren und die Spannung unerträglich zu machen. Auch heute sehe ich dies noch bei meinen Kindern. Was diese nicht mögen, ist Grundangeln. Zu langweilig, zu wenig Spannung. Wenn die Schnur abläuft ist ein Fisch meist dran und es fehlt der Aufbau eines Spannungsbogen bzw. das Reden im Vorfeld „.. da nuckelt was,… da will einer..“ usw.
Wenn ich heute mit Freunden auf dem Boot bin und diese erstmalig LS im Einsatz sehen, muss ich nach 1-2h erwähnen das wir mal eine Pause machen müssen, damit die Herrn den Kopf hoch nehmen und auch wieder sich was anderes ansehen als den Bildschirm. Es gleicht dem Posenangeln nur geh es noch einen Tick weiter vor den Anbiss. Klassische Geprächsfetzen : „… da kommt was, …..siehst du den?.....der will sicher… gleich packt er zu… mist …. der dreht nach unten, links, rechts … shit so ein Prügel… ah da kommt wieder einer….“ und dies stundelang. Niemand würde sich einen steifen Nacken freiwillig holen, wenn es einen nicht den Puls bis zur Decke jagt, ohne das irgendwas beißt.
Mit etwas Erfahrung und Zeit kommt auch wieder der Ausgleich mit sich selbst und die Fähigkeit die Augen vom Monitor in die Natur schweifen zu lassen, aber an Spannung mangelt es wirklich nicht auch ohne Fisch, und da sind wir bei Punkt B.
Zu B: Die Videos kennt jeder, ein Angler am LS ruft : „… der kommt von links und geht nach rechts oben, da zieh ich jetzt das Ruder scharf nach links, rechts an und zack stehen wir drüber…“
In Wirklichkeit behaupte ich das 50% aller Neulinge auf einem fest liegenden Boot und einen schockstarren Fisch unter sich, es nicht schaffen, zeitnah, Köder und Fisch zusammen klar auf den Monitor zu bringen.
Wenn jetzt auch noch Fahrt/Wind/Drift dazu kommen wird es schwieriger. Ist der Fisch auch noch der Meinung sich zu bewegen kommt das finale Aus. Ja klar alles Übungssache, deswegen ziehen die Profis die jeden Tag üben ja auch mit einen Kreuz LS los. Das sind 2 komplette LS-Systeme, einmal nach vorn und hinten und eins für rechts und links. Wozu, wenn die Darsteller doch laut Video in der Lage sind, 3 Richtungen gleichzeitig geistig zu verarbeiten ? Boot, Fisch und zusätzlich die Richtung Geberstange.
Es gibt auch Videos, wo ein Tischtennisball in der 3 Etage die Treppen runter geworfen wird und im Keller in der Schublade mit der richtigen Farbe landet.
Real driften die meisten mit Treibsack oder Bugmotor in eine Richtung mit einer festen Geschwindigkeit und Richtung und angeln die Fische an die entweder in den Bereich rein schwimmen oder über die das Boot dann treibt. Ja das sind im Freiwasser meistens die Großen und von Zeit zu Zeit zeigen diese auch Interesse. Offen wird über 1:10 geredet, in Wirklichkeit eher 1:20, jedenfalls bei mir und meinem Hausgewässer. In den meisten Fällen zeigt der Fisch kein Interesse, oder er dreht bzw. stellt sich um, unter oder über den Köder und bestaunt ihn, um dann abzudrehen, ihn zu folgen hat wenig Sinn. Meist ist er zu schnell bzw. kommen die vorgenannten Koordinationsprobleme zum Tragen und er verschwindet aus dem Sichtfeld. 20 Grad sind verdammt wenig bzw. sind es 18, in Worten, achtzehn komplette verschiedene Bereiche um einen herum. Also viel Wasser mit viel Fisch, womit Punkt C erreicht wäre.
Zu C: kurz und knapp, ich fange seit 1.06.2020 auf meinem Hausgewässer und LS ca. noch 20-30% an Zander wie in der Zeit zuvor., also überaus deutlich weniger. Wenn am 1.06 die Saison eröffnet wird (eher darf auf dem Gewässer nicht geangelt werden), geht es an der Slipstelle zu wie auf der A2 am Freitag nur das es nicht Nachmittag, sondern mitten in der Nacht 00:01 Uhr ist. Gegen 6-8 Uhr kommen die ersten Boote rein und reden von Zahlen, das einem schwindlig wird. Jedes Jahr dasselbe „.. beissen tun sie gut aber die Größen…“ ein Boot mit 3 Mann und Erfahrung im gummieren fängt ohne Problem um die 50 Zander und mehr in den ersten Nächten und das pro Nacht. Aber davon sind die meisten 30-45cm.
Da mein Hausgewässer im August droht zu kippen gehe ich Juni/Juli und Anfang August. Pro Monat fast jedes WE und noch paar Tage in der Woche also max. 20-25 Trips. Davon sind 8-10 Schneidertage dabei, ansonsten 1-2 Fische in jeweils min 6h. 2021 wurde ich mal mit einem Dreier beglückt . Der Unterschied kommt jedoch in der Größe, unter 70cm ist da nichts mehr. (Ködergröße über 15cm)
Was auch logisch ist den im Freiwasser halten sich halt nur die etwas älteren bzw. kräftigeren Zander auf während sich der Jung und Teenfisch sich auf dem Grund oder Flachwasser versteckt und den will ich gar nicht erst sehen. Zurück gesetzt wird meist, aber so 3-5 Stk entnehme ich jede Saison. Er schmeckt und man will ja was davon haben, aber rechnet sich das bzw. was ist für das Gewässer / Besatz besser ?
Zu D : es rechnet sich nie, niemals. LS hin oder her allein die Vereinsmitgliedschaft kostet mehr als der Fisch im Laden. Es ist von der ersten Investition an immer ein finanzieller Verlust. Wer über die Kosten reden möchte, kann dies gern tun aber bitte unabhängig vom Echolot. Ob diese Technik sportlich ich weiß ich nicht, wo hört Sport auf? Bei einer geflochtenen Schnur oder einer Carbon Rute vielleicht bei einem Boot oder eben der Echolottechnik. Dies wäre äußerst subjektiv, objektiv ist jedoch ein Echolot ein Beobachtungsinstrument den es lockt nichts aktiv an. Ähnlich einem Fernglas für Jäger, ohne diesem könnte er ja mit einem Maschinengewehr und Gummikugeln einfach in den Wald halten und anschließend schauen, was er betäubt hat, um auszuwählen. Hier jedoch ist Beobachtung im Vorfeld vorgeschrieben, ohne dürfte der Flintenschein schnell weg sein. Beim Angeln scheint es jedoch umgekehrt zu sein. Gehe ich selektiv vor wird über mögliche Verbote geredet, fische ich blind ist es sportlich. Achtung beim Jagen gilt das Verbot des Nachsichtgerätes, nur darf aber nicht geschossen werden, wenn das Ziel nicht klar erkennbar ist. Heißt: kein Sicht =kein Schuss.
Wenn ich mit Freunden fische ist es meist nicht möglich 2 Köder gleichzeitig klar zu erfassen, ich stell dann den Geber auf den Köder meines Besuchs ein und angeln blind pelagisch. Das ist einfach da ich die Gewässertiefe kenne und die meist Fische im Freiwasser in einer Tiefe von 4-8m gefangen werden. Gewässertiefe beträgt max. 14m, aber nur an wenigen Stellen über 10m. Der Zielfisch möchte eh so wenig Bewegung wie möglich also ruht die Rute in der Hand und ich schaue meinen Freunden zu. Mit etwas Übung kommt der Anschlag zeitnah zum überraschenden Ruck im Blank und so habe ich schon „sportlich“ gefangen und das nicht viel weniger. Nur fehlt da eben die Spannung und es wäre sehr langweilig, wenn es allein stattfindet.
So jetzt habe ich meinen Senf dazu gegeben und jede Wette wird die Meute dir noch 100 andere Meinungen sagen. Lass dich nicht von der Werbung oder You Tube blenden (Angelerlatein gibt es überall) und zieh das durch was deiner Umwelt und dir guttut, was das ist musst du für dich allein entscheiden.