AW: VDSF/Fusion: Expräsident schreibt Klartext..
Zunächst auch von mir ein herzliches Willkommen an Brotfisch in unserem Forum.
Ich finde es außerordentlich wichtig und wertvoll, dass jemand der immerhin der höchsten VDSF-Riege angehört hat, sich in diese Diskussion hier einbringt.
Ich lese aus den Zeilen von Dr. Thomas Günther keinerlei Hetze gegen den VDSF, sondern berechtigte, fundierte und sachliche Kritik. Eigentlich eher den Versuch, den Wunsch und das Bemühen, den VDSF auf Kurs zu bringen. Dass ich in wenigen Dingen nicht so ganz mit Herrn Günther übereinstimme, tut der Sache keinen Abbruch.
Vielleicht macht dieses Beispiel auch anderen Mut. Ich bin ganz sicher, dass
längst nicht jeder VDSF Funktionär mit der aktuellen Entwicklung einverstanden ist.
Wer die Strukturen des VDSF kennt, wer weiß mit welchen Methoden dort gegen "Nestbeschmutzer" vorgegangen wird, der kann auch verstehen, dass eine öffentliche Opposition u.U. schwere Nachteile mit sich bringen kann.
Zitat Brotfisch:
Trotzdem: was ist mit Gängelei und Verboten gemeint?
Das Verbot des Wettfischens? Das angebliche Setzkescherverbot? Das sind gesetzliche Verbote und der VDSF empfiehlt seinen Mitgliedern lediglich, nicht dagegen zu verstoßen.
Das "Verbot" von catch & release? Ja, hier nimmt der VDSF ohne rechtliche Not eine übervorsichtige Haltung ein, statt sich an die Spitze einer anzustoßenden Entwicklung zu setzen. Ohne das rechtfertigen zu wollen: die Absicht des VDSF dabei ist, die Mitglieder davor zu schützen, in rechtliche Schwierigkeiten zu geraten. Denn all diese Themen trägt nicht die Politik mit den Angelverbänden, sondern die Justiz auf dem Rücken einzelner Angler aus. Wenn man diesen Zustand ändern will, hat man mit einem Verband allerdings wesentlich bessere Karten, als mit zweien, die inhaltlich zu jedem dieser Themen gegensätzliche Auffassungen vertreten.
Ich bin ja schon ein etwas älteres Semester und habe die Geburtsstunde der Verbotswelle im VDSF z.T. persönlich miterlebt. In der Tat hat der VDSF Mitte der 90er die Aufmerksamkeit der Justiz aktiv auf die Angler gelenkt. Allen voran Herr Drosse´, der sich als Volljurist und Oberstaatsanwalt nicht gescheut hat, dies voranzutreiben.
Ich habe es oft genug hier im Forum zum Besten gegeben und möchte das nicht erneut haarklein wiedergeben. Doch ohne die Anstregnungen des VDSF gäbe es heute viele Verbote und Einschränkungen nicht.
Ich gebe offen zu, dass sich bei mir aus den damaligen Erfahrungen und der Tatsache,dass sich bis heute nichts wesentliches in der Angelpolitik, wie auch in der Strategie des VDSF geändert hat, eine sehr tiefe Abneigung, gepaart mit gehörigem Mißtrauen, entwickelt hat.
Und das gleiche Mißtrauen habe ich auch im Zusammenhang mit einer Fusion. Zumal auch der DAV sich in Sachen Öffentlichkeit und klarer Worte bisher nicht grade mit Ruhm bekleckert hat.
@Volkerma
Nein, Dein Text ist nicht pro Fusion. Ich selber begreife die Fusion auch als Chance, Fehlentwicklungen innerhalb der Verbände zu korrigieren.
Diesem Punkt stimme ich jedoch voll und ganz zu.
Man hat bisher in all den Gesprächen, Diskussionen und Streitereien einen wesentlichen Punkt außer acht gelasse, nämlich die Angler. Diejenigen, die ausschließlich sowohl Zweck, als auch Finanzierer beider Verbände sind.
Der Angler ist im Grunde nicht wesentlich interessiert daran, wie wo welche Finanzmittel fließen. Es ist den meißten auch vollkommen egal, ob ein zukünftiger Präsident Müller, Meier oder Schmitz heißt. Ob es einen oder zwei Präsidenten gibt. Obman auf der Grünen Woche ausstellt oder nicht.
Das alles ist für den Angler Makulatur.
Der Angler möchte seinem Hobby nachgehen. Er möchte fischen gehen mit dem Gefühl der Rechtsicherheit.
Diese Rechtsicherheit kann man natürlich herbeiführen, indem man alles was in irgendeiner Form gemäß unserer Bundesgesetze angreifbar wäre, auf föderalistischer Ebene über die Fischereigesetzgebung detailliert verbietet.
Das ist die Strategie des VDSF. Und nicht nur des Bundes, sondern ganz besonders auch die fast aller Landesverbände.
Es ist sicher auch die einfachere, ungefährlichere Strategie. Doch wählen wir unsere Funktionäre nicht, damit diese es möglichst einfach und ungefährlich haben, sondern damit sie sich für den Erhalt der Angelfischerei mit all ihren Facetten einsetzen. Es ist Aufgabe eines Verbandes, gegen einschränkende Gesetze aus Politik und Justiz zu kämpfen, auch auf die Gefahr hin, dass man unterliegt. Es ist nicht die Aufgabe, vorauseilenden Gehorsam zu üben.
Unter diesen Aspekten und um in der Frage der Fusion die Basis zu überzeugen wäre der erste Pflicht gewesen, sich sämtliche Landesfischereigesetze zur Brust zu nehmen und aus allen diesen Gesetzen die liberalsten und anglerfreundlichsten Passagen herauszusuchen und daraus eine Willenserklärung zu formulieren. Lange noch, bevor man über Satzungen, Präsidentschaften oder Finanzfragen diskutiert.
Zuerst einmal hätte man der Basis einen klaren, gemeinsamen Weg präsentieren müssen:
Das sind unsere Ziele in einem gemeinsamen Verband, das ist unsere Politik, das wollen wir erreichen. Gemeinsam und unerschütterlich.
Schafft man diesen Schulterschluß nicht, ist das gesamte Projekt zum scheitern verurteilt und man muss sich über andere Dinge gar keine Gedanken mehr machen.
Nichts hat der Einheit der Angler seit dem Mauerfall so sehr geschadet wie die bisherige Fusionsverhandlung. Einzelne Landesverbände sind inzwischen derart zerstritten, dass an eine Einigkeit kaum noch zu denken ist. Viel eher wird es zu Austritten und einem Auseinanderfallen der Bundesverbände kommen. Beim VDSF noch viel eher und stärker als beim DAV.
Sollte es jetzt, unter Herrn Mohnert, noch zu einer Fusion kommen, ist das eine Zwangsheirat zum Nachteil beider Verbände und vor allem zum Nachteil derer, für die die Verbände eintreten sollten, den Anglern.
Der Zugzwang für eine erfolgreiche und wertvolle Fusion liegt hierbei völlig klar beim VDSF, der einen Mohnert vor den Karren gespannt und diesen in den Dreck hat ziehen lassen.