nobbi1962

Moin Moin Leute
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Angeln auf Meeräschen ist nicht immer einfach. Dafür ist die Freude umso größer, wenn es mit dem Fang klappt

Das Angeln auf Meeräsche ist im Sommer eine spannende Sache. Dann ziehe ich mit der Fliegenrute los, um am Nord-Ostsee-Kanal (NOK) mein Glück zu probieren. Ich möchte Euch hier zeigen, wie sich die Algenfresser mit Fliegen befischen lassen.

Meeräschen suchen ‒ ein langer Weg
Bevor wir überhaupt daran denken können, die Meeräschen zu beangeln, müssen wir die Sommergäste erst einmal finden. Die Trupps mit Meeräschen ziehen aus der Ostsee in die Kieler Förde und dann durch die Schleuse Kiel-Holtenau in den Kanal. In der Regel erscheinen erste Fische Ende Juni und bleiben den Sommer über in der künstlichen Wasserstraße. Mich zieht es dann mit einer sechser Fliegenrute und verschiedenen Fliegenmustern an den Nord-Ostsee-Kanal. Allerdings werfe ich nicht wild drauf los. Ich spaziere am Kanalufer entlang und schaue mir den Randbereich vor der Steinpackung genau an. Die Meeräschenschwärme oder Trupps mit drei bis über 20 Exemplaren schwimmen fast immer direkt an der Packung entlang. Beste Bedingungen zum Finden der Meeresfische sind bei Sonnenschein und wenig Wind, sodass die Wasseroberfläche ruhig und nicht gekräuselt vor uns liegt. Eine Polbrille ist ein Must-have und erleichtert das Entdecken der Meeräschen enorm. So schlendere ich teilweise Stunden am Ufer entlang, bis ich die ersten Zielfische sichte. Manchmal geht es auch viel schneller.

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Eine Polbrille ist ein Must-have, um die Meeräschen an der Steinpackung zu entdecken

Anpirschen und anwerfen
Die Meeräsche ist ein scheuer Fisch am Kanal, zumindest uns Anglern gegenüber. Deshalb müssen wir die Kanalfische langsam und nicht hektisch suchen. Wenn ich einen Trupp mit mehreren Fischen erspähe, dann schleiche ich mich geduckt und vorsichtig an die Burschen ran. Sind die Meeräschen gerade an der Steinpackung am Fressen und grasen genüsslich die Algen ab, habt Ihr den Jackpot geknackt. Diese Fische sind im Fressmodus und nehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit die angebotenen Fliegen. Doch viel häufiger ‒ oder fast immer ‒ finden wir Meeräschen, die nur am Kanalufer entlangziehen. Habe ich ziehende Fische ausgemacht, versuche ich mich vorsichtig und ohne dass die Kollegen mich bemerken, rund 20 Meter vor dem Trupp zu positionieren. Dann warte ich ab bis die ersten Meeräschen in Blickweite erscheinen und präsentiere meine Fliege einige Meter vor der Zugroute der Fische. Langsam beginne ich den Köder vor den Mäulern entlangzuführen. In 99 Prozent der Fälle zeigen die scheuen Gesellen Desinteresse oder drehen sogar ab. Dann überrunde ich den Schwarm erneut und versuche es ein zweites Mal. Wenn ich merke, dass die Meeräschen den Braten gerochen haben und schon weit vor mir abdrehen, lasse ich die Fische erst einmal in Ruhe und suche mir einen anderen Meeräschenschwarm. Doch manchmal haben wir Glück, dass sich ein Fisch für das angebotene Muster interessiert und dieses verfolgt. Das heißt noch lange nicht, dass wir diesen Gesellen auch fangen. Schließlich können wir die Fliege nur bis zur Steinpackung führen. Bis dahin muss die Futterluke aufgegangen sein. In der Regel bekomme ich am Tag zwischen ein und drei Chancen und lande nur einen dieser schönen Fische.

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Nur ein bis drei Chancen bekommen wir am Tag. Schön, wenn dann auch mal eine Meeräsche den Köder nimmt

Power ohne Ende
Hängt eine Meeräsche am Haken, beginnt ein weiterer spannender Moment: der Drill. Dieser hat es wirklich in sich und das Wasser explodiert förmlich. Kein anderer Fisch verlangte mir bisher so viel ab. Meeräschen besitzen extrem viel Power und vor allem Ausdauer. Da sind schnell mal zehn, 20 oder sogar 30 Minuten vergangen, in denen immer wieder lange Fluchten erfolgen. Schließlich reden wir hier von Exemplaren, die weit über 60 und manchmal auch 70 Zentimeter messen. 80er Fische habe ich schon gesehen, aber diese Traumfische gingen mir noch nicht ans Band. Ich kann mir kaum vorstellen, wie diese Schlachtschiffe mich im Drill fertig machen würden. Liegt ein Fisch aus einem Schwarm im Kescher, dann suche ich mir einen anderen Trupp. Es wäre sinnlos, diese Meeräschen weiter zu beangeln, da sie spätestens von da an uns Angler am Ufer als Gefahr erkennen und zügig im tiefen Kanalwasser verschwinden. Übrigens: Die beste Zeit sind der Nachmittag oder Abend ‒ also perfekt für alle Langschläfer!

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An der sechser Fliegenrute lieferte diese 70+ Meeräsche einen spannenden Drill

Das richtige Fliegenmuster
Meine ersten Gehversuche startete ich mit grünen Fliegen. Doch den überragenden Erfolg hatte ich damit nicht. Erst als ich von einem anderen Angler mal den Tipp bekam, es mit gelben oder weißen Mustern zu probieren, stellten sich regelmäßige Fänge ein. Mein absoluter Favorit ist ein gelber Wooly Bugger, auf den ich die meisten Fänge verzeichnete.

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Weiße und gelbe Fliegenmuster haben sich als besonders fängig herausgestellt

Meeräschen-Sichtungen
Jetzt muss ich ehrlicherweise gestehen, dass ich seit einigen Jahren nicht mehr den Nord-Ostsee-Kanal zum Meeräschenangeln besucht habe. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen waren in der spannenden Zeit für mich in den letzten Jahren andere Zielfische auf meiner Liste und ich vernachlässigte somit die Meeräschen ein wenig. Zum anderen hörte ich aber auch von vielen Anglern, dass die Meeräschen gar nicht mehr im Kanal gesehen wurden. Wie sind Eure Erfahrungen? Habt Ihr am NOK noch Meeräschen in den letzten Jahren entdeckt? Schön wäre es auch, wenn Ihr mal Eure Sichtungen in diesem Jahr unten posten könntet. Ich werde auf jeden Fall mal wieder nach den Meeräschen Ausschau halten und würde mich freuen, von Euch zu hören, ob und wann die Fische auftauchen.

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Selbst kleinere Meeräschen haben extrem viel Kraft und Ausdauer

Euer
Jesco
OK thumbsup
 

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Well-Known Member
Ich habe selbst gesehen das an der Eckernförder Mole ein Barsch und eine Refo gefangen wurde also vielleicht könnte dieser Kandidat auch dort gelebt haben. Wäre es möglich das jemand mit (Süßwasser) Fischfetzen geangelt hat und den übrigen Rest weggeschmissen hat? Aber die Theorie mit fischfressenden Wildtieren halte ich auch am wahrscheinlichsten.
 

Gert W.

OCC-Champion 2021 und 2023
Spannende Lektüre! Könnte man ein Buch draus machen... "Jesco Peschutter und der Fischkadaver der Verzweiflung" zum Beispiel :laugh2

Durch die Stürme der letzten Tage muss ja der Fundort nicht zwingend der "Ablageort" gewesen sein, da kann so ein Stück schon weit kommen.
Ich sehe da auch einen Giebel in dem Fischrest.
 
schade, ich fande nobbi1962 Meeräschentheorie sehr elegant, Jesco Peschutter hast Du mal das Hinterland des Fundortes auf der Karte überprüft? Wenn kleine Frischgewässer nahebei sind, wird eine Verschleppung im Vogelschnabel noch wahrscheinlicher.

Im Raum Eckernförde gibt es einige Seen und Teiche. Ob da Giebel vorkommen, kann ich nicht sagen. Aber ich kann es mir schon gut vorstellen.
 
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