Die dunkle Seite fasziniert nicht erst seit „Star Wars“. Schwarz gehört lange zu den beliebtesten Autofarben in Deutschland. Wird es dunkel, gehen wir feiern. Die Dunkelheit hat etwas Beflügelndes und Verbotenes. Auch Unterwasser steigt eine wilde Party, wenn ein schwarzer Streamer durchs Räuberrevier zuckelt. Steffen Schulz sieht schwarz.

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Dieser Hecht sah Schwarz!

Das Hechtangeln mit Streamern erfreut sich seit einigen Jahren einer nie dagewesen Beliebtheit. Kanalgratis.se und der gleichnamige Youtube-Kanal leisten mit ihrem Format „Fly vs. Jerk“ und diversen „Fly TV“-Folgen ganze Arbeit. Junge Leute verkörpern hier mit Begeisterung das moderne Fliegenfischen. Die Welt des Raubfischfliegenfischens ist bunt geworden und total angesagt.
Wer sich im Internet auf die Suche nach Hecht-Streamern macht, findet oft knallige Streamer mit viel Flashmaterialien. Bunt, bunter, am buntesten heißt es hier. Auch ich habe am Anfang meine Hechtboxen mit viel Farbe gefüllt. Heute denke ich anders …
In Holland gibt es bereits seit ein paar Jahren eine kleinere Szene, die still und heimlich mit „schwarzer Magie“ dicke Hechte verhaftet. Ich spreche von schwarzen Streamern, mit sehr wenig oder gar keinen farbigen Fasern. Hier glitzert nichts und wirklich real sehen diese Modelle auch nicht aus. Oder habt Ihr schon mal einen schwarzen Futterfisch gesehen?

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Zwischen den Futterfischen am Ufer spielte der schwarze Happen seinen Trumpf aus

In jeder Situation
Vom Kunstköderangeln weiß ich, wie fangentscheidend an manchen Tagen eine kleine Farbnuance sein kann oder eben eine ganz bestimmte Farbe. Wer sie nicht findet, bleibt Schneider. Wer fündig wird, erlebt vielleicht eine Sternstunde. Genauso kann es sich mit der Köderaktion verhalten. Hier gilt es ebenfalls, Bewegungsmuster stets aufs Neue zu finden, um den optimalen Fangerfolg zu erzielen. Beim Fliegenfischen muss das doch auch der Fall sein, wenn es auf Meister Esox geht, oder etwa nicht?
Ziemlich schnell richtete ich mein Augenmerk auf schwarze Streamer. Wer erfolgreich sein will, der hört anderen Anglern zu und ist vor allem in den sozialen Netzwerken aktiv. Hier lassen sich unzählige, wichtige Informationen gratis herausfiltern. Bereits bei meinem ersten Versuch mit einem schwarzen Streamer mit wenigen Goldfasern war ich erfolgreich. Sofort wechselte ich auf andere Farben, denn es war anscheinend ein Beißtag. Denkste! Schwarz lief unterm Strich am besten. Später machte ich sowohl an sehr klaren als auch trüben Gewässern diese auffällige Entdeckung. Und das zu jeder Jahreszeit. Dabei fängt Schwarz völlig unabhängig vom lokalen Hauptfutterfisch, ob im Kraut oder Freiwasser. Ich experimentierte mit den verschiedensten Mustern, wobei die Grundlage immer schwarzes Material war. Mal etwas weichere Fasern, mal etwas steifere, mal mit Goldfasern, mal mit etwas Lila. Schwarz mit Gold oder Bronze ist mittlerweile meine Lieblingskombi für Hechte.

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Der dunkle Streamer hob sich perfekt gegen den hellen Himmel ab

Schwarz sehen

Warum fangen diese dunklen Streamer so hervorragend? Ich denke, dass sie besonders gut vom Hecht gesehen werden. Gerade gegen den hellen Himmel. Sie heben sich besonders stark von ihrem Umfeld ab, besser als ein realistisches Futterfischimitat. Der Hecht ist ein Augenräuber und Fliegenfischen ist eine besonders langsame Angelmethode. Ergo ist es von Vorteil, wenn unser Köder auffällt und lange im Sichtfeld der Räuber bleibt. Aus größerer Entfernung ist der Happen perfekt wahrnehmbar. Die unscheinbare und wenig aggressive Farbe lässt Meister Esox zudem nicht gleich misstrauisch werden. Ob es vielleicht daran liegt, dass der schwarze Streamer einem Aal ähnelt, den ein Hecht auch nur selten verschmäht? Ich denke, da könnte etwas Wahres dran sein. Für Zander in klaren Gewässern wie zum Beispiel Talsperren und Kiesseen ist Schwarz ebenso eine Bank.

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Auch Zander stehen auf die dunkle Seite

Fangentscheidende Variablen

Aber zum Glück ist nicht nur die Farbe einzig und allein ausschlaggebend für einen vollen Kescher. Die Streamer-Größe macht natürlich an einigen Tagen und Gewässern einen Unterschied. Ein 30 bis 40 Zentimeter langer Happen in Schwarz fängt nicht immer. Manchmal räumt eine Länge von 15 bis 20 Zentimetern so richtig auf im Reich der Hechte. An einem anderen Tag sind es Modelle von 25 bis 30 Zentimetern, die Action bringen. Auch mit der Materialdichte lässt sich viel erreichen. Ein buschiger Streamer ist an manchen Tagen Trumpf, während an anderen weniger Material mehr ist. In Zeiten der beliebten Wiggletails von Paolo Pacchiarini, die besonders vom Schweden und Vision-Team-Angler Niklaus Bauer gepuscht werden, ergeben sich neue Möglichkeiten. Ich bevorzuge dabei die kleineren Modelle bis Größe M. Die riesigen Wiggletails fangen natürlich auch, allerdings kann Schweden kein Maßstab sein. Dort ist die Populationsdichte so hoch, dass eine nachgeschaltete Babysocke wahrscheinlich ebenfalls fangen würde. Dennoch macht es Sinn, mit Wiggle- und Wavetails zu experimentieren. Im „Buschfunk“ ist zu hören, dass demnächst sogar Curlytails erscheinen werden! Auch Rasseln können die Effektivität beeinflussen.
Ob vom Ufer, Belly oder Ruderboot, mit der schwarzen Magie seid Ihr den Räubern dicht auf der Spur! Versucht es unbedingt selber einmal.
Ihr seid auch auf den Geschmack gekommen und möchtet auf die dunkle Seite wechseln? Hier kommt Steffens Trio, ohne das er nie ans Wasser gehtab25

Steffens Favoriten

Auf diese Muster schwört Steffen!

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Die Muster aus der polnischen Streamer-Schmiede "Piketerror" werden über adh-fishing vertrieben. Sie gibt es in verschiedenen Größen bis XXL.
Dank der leichten synthetischen Materialien lassen sich alle gut werfen


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Edwin Kerssies von dyckers.com fischt fast ausschließlich schwarze EP-Streamer, die etwas steifer sind, aber brutal fangen.
Ob The Black One, Kers20 oder Dyckers H2O Black, der Auto schwört auf alle drei Muster


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Wer gerne Eigenkreationen fischen will, dem legt der Autor Jan Siebert von wunsch-fliege.de ans Herz. Der Hamburger Binder hält ein paar richtig heiße Streamer parat,
auch mit zuschaltbaren Wiggletails à la Pacchiarini. Einfach mal anschreiben und nach Steffens Hechtfliegen fragen