Vor den Toren Russlands liegt im nordöstlichsten Norwegen der große Varangerfjord. Dass am Ende des Riesen nicht nur stattliche Dorsche und gigantische Heilbutt ihr Unwesen treiben, durfte ich, Jesco Peschutter, zusammen mit meinem Freund Hendrik Kiemele erfahren. Was ich bei dieser einmaligen Norwegentour erlebte, möchte ich nun mit Euch teilen.
Im Varangerfjord in Nordnorwegen schwimmen so einige kapitale Meeresfische ‒ hier der Blick auf den Bootsanleger in Grasbakken
Anreise nach Nordnorwegen
Da stehen wir nun und bewundern die schöne Landschaft hier oben im hohen Norden. Nach einer langen Flugreise mit Zwischenstopps in Kopenhagen und Oslo sind wir endlich in der Stadt Kirkenes angekommen ‒ keine 10 Kilometer von Russland und 35 Kilometer von Finnland entfernt. Doch unser Ziel heißt Grasbakken: eine kleine, norwegische Siedlung am Ende des Varangerfjordes. Mit unserem Mietwagen erreichen wir, nachdem uns während der Fahrt immer wieder Rentiere den Weg versperrten, spät am Abend unsere urige und einfache Hütte. Wir bringen erst mal alles aus dem Auto in die Unterkunft und machen es uns ein wenig gemütlich. Schnell noch eine Kleinigkeit unter der Mitternachtssonne essen, dann fallen uns auch schon die Augen zu und wir verkriechen uns in die Betten.
Die gemütlichen, kleinen Hütten während unseres Aufenthaltes
König der Meere
Am nächsten Morgen fahren wir nach Nesseby auf der anderen Seite des Varangerfjordes. Hier erwartet uns der erfahrene Fischer Edgar Olsen auf seinem Boot ‒ wir wollen Königskrabben fangen. Sofort denke ich an die Fernsehsendung „Der gefährlichste Job Alaskas“, in der harte Seemänner auf vereisten Schiffen und bei meterhohen Wellen Königskrabben an Deck holen. Unsere Tour ist zum Glück etwas entspannter. Edgar hat alles im Griff und das Wetter meint es auch gut mit uns. Schon im ersten Fangkorb, den der Kapitän an Bord holt, sind etliche der urigen Krebstiere. Nur die größten Krabben bleiben auf dem Schiff: Edgar will sie später lecker für uns zubereiten. Kleinere und weibliche Tiere dürfen wieder zurück in den Fjord. Heute wollen wir aber nicht nur mit Reusen auf Königskrabben fischen ‒ nein, auch die Angelrute darf zum Einsatz kommen. Hinter der kleinen Insel Sjøholmen setzt Edgar die erste Drift an. Wir lassen unsere Gummifische zum Grund und dann passiert es: Biss, meine Bremse schreit kurz auf und der Fisch ist wieder weg. Das kann nur ein Heilbutt gewesen sein. Ganz ehrlich: So schnell hätte ich nicht mit einem Platten-Biss gerechnet. Macht nichts, weiterangeln heißt die Devise! Fisch ist immer noch unter dem Boot, was Hendrik schnell beweist. Ein schöner Dorsch hat seinen Gummifisch genommen. Weitere Marmorierte folgen kurze Zeit später. Dann ist Hendriks Rute auf einen Schlag richtig krumm. Etwa wieder ein Heilbutt? Nein, die dumpfen Kopfstöße verraten den besseren Dorsch, der aus nur 15 Metern Tiefe an die Oberfläche kommt. Am Ende des Tages schippern wir mit einer gut gefüllten Fischkiste zufrieden Richtung Hafenanlage in Nesseby.
Selbst gefangene Königskrabbe aus Nordnorwegen für Jesco: Die Meerestiere sehen echt urig aus
Frisch zubereitete Königskrabbenbeine gab’s direkt auf dem Boot
Es ist angerichtet: Königskrabbenfleisch satt
Der Fischer Edgar Olsen serviert das leckere Königskrabbenmahl
Dieser tolle Dorsch aus dem Varangerfjord biss in nur 15 Metern Tiefe auf einen großen Gummifisch
Wir werden überleben!
Als wir am zweiten Tag aufwachen, hat sich das Wetter drastisch verändert ‒ aus einem leichten Lüftchen ist ein kleiner Sturm geworden. Können wir bei diesen Bedingungen überhaupt noch angeln? Diese Frage ist berechtigt. Eigentlich wollen Hendrik und ich heute mit dem Kleinboot den Varangerfjord erkunden. Daraus wird aber nichts. Edgar hat am Telefon eine Lösung: Wir können erneut mit seinem Kutter mitfahren, erklärt er uns. Doch als wir im Hafen von Nesseby ankommen, haben wir unsere Zweifel ‒ meterhohe Wellen brechen an der Kaimauer. Auf die Frage, ob das Angeln heute möglich sei, antwortet Edgar auf ruhige, norwegische Art: „We will survive“ ‒ wir werden überleben! Schließlich fahren wir raus auf den Fjord, haben dabei jedoch eine Menge Respekt vor den Wellen. Aber Edgar kennt sein Schiff und manövriert uns sicher zu den Topstellen. Erst probieren wir es in der Nähe des Nessebygrunnen, einem spannenden Plateau. Hier können wir einige Dorsche fangen. Als die Wellen immer höher werden, verkriechen wir uns im Windschatten der Insel Sjøholmen. Dort haben wir noch eine Rechnung mit dem Plattenkönig offen. Schon bei der ersten Drift spürt Hendrik über nur zehn Meter tiefem Wasser einen heftigen Einschlag. Der Fisch nimmt schnell Schnur ‒ das kann nur ein Heilbutt sein! Nach kräftiger Gegenwehr kommt die Scheibe an die Oberfläche und Edgar landet eine 1,25 Meter lange XL-Flunder: Hendriks erster Butt und dann gleich so ein Brocken! Als wir nach weiteren Dorschen wieder im Hafen einlaufen, klingelt mein Handy: „Moin, Andre hier. Hast Du Lust, Plattfische auf der Ostsee zu ärgern? Da geht gerade etwas!“ Mein Kumpel hat wohl nicht mitbekommen, dass ich im Moment in Norwegen bin. Ich erzähle ihm von Hendriks Heilbutt, dem besten Fisch unserer Tour, und sage dankend ab ‒ solche Riesenflundern gibt es in der Ostsee halt nicht.
Hinter der Insel Sjøholmen war Hendrik Kiemele erfolgreich. Hier fing er diesen super 20-Kilo-Heilbutt
Auch das ist Nordnorwegen: Verladen von Stockfisch auf einen Pick-up
Endlich: Angeln vom Kleinboot
Auch mit dem Kleinboot können wir den Varangerfjord noch befahren: Der Wind wird weniger. Wir geben Vollgas und haben es auf Steinbeißer abgesehen, die hier oben in Norwegen reichlich vorkommen sollen. Diese Fische mit dem furchteinflößenden Gebiss mögen uns bei dieser Tour anscheinend nicht ‒ wir fangen keine Seewölfe. Dafür können wir uns über schicke Dorsche und Schellfische freuen. Was wir leider nicht mehr geschafft haben, ist der Besuch der schwimmenden Sauna. Diese liegt im geschützten Fjord und steht bei unserem nächsten Besuch ganz oben auf der To-do-Liste. Am Ende unserer Varanger-Tour geht es mit dem Mietwagen weiter nach Mehamn: Das ist aber eine andere Geschichte, die ich Euch demnächst erzählen werde.
Jesco mit prächtigem Dorsch, der vom Kleinboot an den Haken ging
Euer
Jesco
Im Varangerfjord in Nordnorwegen schwimmen so einige kapitale Meeresfische ‒ hier der Blick auf den Bootsanleger in Grasbakken
Anreise nach Nordnorwegen
Da stehen wir nun und bewundern die schöne Landschaft hier oben im hohen Norden. Nach einer langen Flugreise mit Zwischenstopps in Kopenhagen und Oslo sind wir endlich in der Stadt Kirkenes angekommen ‒ keine 10 Kilometer von Russland und 35 Kilometer von Finnland entfernt. Doch unser Ziel heißt Grasbakken: eine kleine, norwegische Siedlung am Ende des Varangerfjordes. Mit unserem Mietwagen erreichen wir, nachdem uns während der Fahrt immer wieder Rentiere den Weg versperrten, spät am Abend unsere urige und einfache Hütte. Wir bringen erst mal alles aus dem Auto in die Unterkunft und machen es uns ein wenig gemütlich. Schnell noch eine Kleinigkeit unter der Mitternachtssonne essen, dann fallen uns auch schon die Augen zu und wir verkriechen uns in die Betten.
Die gemütlichen, kleinen Hütten während unseres Aufenthaltes
König der Meere
Am nächsten Morgen fahren wir nach Nesseby auf der anderen Seite des Varangerfjordes. Hier erwartet uns der erfahrene Fischer Edgar Olsen auf seinem Boot ‒ wir wollen Königskrabben fangen. Sofort denke ich an die Fernsehsendung „Der gefährlichste Job Alaskas“, in der harte Seemänner auf vereisten Schiffen und bei meterhohen Wellen Königskrabben an Deck holen. Unsere Tour ist zum Glück etwas entspannter. Edgar hat alles im Griff und das Wetter meint es auch gut mit uns. Schon im ersten Fangkorb, den der Kapitän an Bord holt, sind etliche der urigen Krebstiere. Nur die größten Krabben bleiben auf dem Schiff: Edgar will sie später lecker für uns zubereiten. Kleinere und weibliche Tiere dürfen wieder zurück in den Fjord. Heute wollen wir aber nicht nur mit Reusen auf Königskrabben fischen ‒ nein, auch die Angelrute darf zum Einsatz kommen. Hinter der kleinen Insel Sjøholmen setzt Edgar die erste Drift an. Wir lassen unsere Gummifische zum Grund und dann passiert es: Biss, meine Bremse schreit kurz auf und der Fisch ist wieder weg. Das kann nur ein Heilbutt gewesen sein. Ganz ehrlich: So schnell hätte ich nicht mit einem Platten-Biss gerechnet. Macht nichts, weiterangeln heißt die Devise! Fisch ist immer noch unter dem Boot, was Hendrik schnell beweist. Ein schöner Dorsch hat seinen Gummifisch genommen. Weitere Marmorierte folgen kurze Zeit später. Dann ist Hendriks Rute auf einen Schlag richtig krumm. Etwa wieder ein Heilbutt? Nein, die dumpfen Kopfstöße verraten den besseren Dorsch, der aus nur 15 Metern Tiefe an die Oberfläche kommt. Am Ende des Tages schippern wir mit einer gut gefüllten Fischkiste zufrieden Richtung Hafenanlage in Nesseby.
Selbst gefangene Königskrabbe aus Nordnorwegen für Jesco: Die Meerestiere sehen echt urig aus
Frisch zubereitete Königskrabbenbeine gab’s direkt auf dem Boot
Es ist angerichtet: Königskrabbenfleisch satt
Der Fischer Edgar Olsen serviert das leckere Königskrabbenmahl
Dieser tolle Dorsch aus dem Varangerfjord biss in nur 15 Metern Tiefe auf einen großen Gummifisch
Wir werden überleben!
Als wir am zweiten Tag aufwachen, hat sich das Wetter drastisch verändert ‒ aus einem leichten Lüftchen ist ein kleiner Sturm geworden. Können wir bei diesen Bedingungen überhaupt noch angeln? Diese Frage ist berechtigt. Eigentlich wollen Hendrik und ich heute mit dem Kleinboot den Varangerfjord erkunden. Daraus wird aber nichts. Edgar hat am Telefon eine Lösung: Wir können erneut mit seinem Kutter mitfahren, erklärt er uns. Doch als wir im Hafen von Nesseby ankommen, haben wir unsere Zweifel ‒ meterhohe Wellen brechen an der Kaimauer. Auf die Frage, ob das Angeln heute möglich sei, antwortet Edgar auf ruhige, norwegische Art: „We will survive“ ‒ wir werden überleben! Schließlich fahren wir raus auf den Fjord, haben dabei jedoch eine Menge Respekt vor den Wellen. Aber Edgar kennt sein Schiff und manövriert uns sicher zu den Topstellen. Erst probieren wir es in der Nähe des Nessebygrunnen, einem spannenden Plateau. Hier können wir einige Dorsche fangen. Als die Wellen immer höher werden, verkriechen wir uns im Windschatten der Insel Sjøholmen. Dort haben wir noch eine Rechnung mit dem Plattenkönig offen. Schon bei der ersten Drift spürt Hendrik über nur zehn Meter tiefem Wasser einen heftigen Einschlag. Der Fisch nimmt schnell Schnur ‒ das kann nur ein Heilbutt sein! Nach kräftiger Gegenwehr kommt die Scheibe an die Oberfläche und Edgar landet eine 1,25 Meter lange XL-Flunder: Hendriks erster Butt und dann gleich so ein Brocken! Als wir nach weiteren Dorschen wieder im Hafen einlaufen, klingelt mein Handy: „Moin, Andre hier. Hast Du Lust, Plattfische auf der Ostsee zu ärgern? Da geht gerade etwas!“ Mein Kumpel hat wohl nicht mitbekommen, dass ich im Moment in Norwegen bin. Ich erzähle ihm von Hendriks Heilbutt, dem besten Fisch unserer Tour, und sage dankend ab ‒ solche Riesenflundern gibt es in der Ostsee halt nicht.
Hinter der Insel Sjøholmen war Hendrik Kiemele erfolgreich. Hier fing er diesen super 20-Kilo-Heilbutt
Auch das ist Nordnorwegen: Verladen von Stockfisch auf einen Pick-up
Endlich: Angeln vom Kleinboot
Auch mit dem Kleinboot können wir den Varangerfjord noch befahren: Der Wind wird weniger. Wir geben Vollgas und haben es auf Steinbeißer abgesehen, die hier oben in Norwegen reichlich vorkommen sollen. Diese Fische mit dem furchteinflößenden Gebiss mögen uns bei dieser Tour anscheinend nicht ‒ wir fangen keine Seewölfe. Dafür können wir uns über schicke Dorsche und Schellfische freuen. Was wir leider nicht mehr geschafft haben, ist der Besuch der schwimmenden Sauna. Diese liegt im geschützten Fjord und steht bei unserem nächsten Besuch ganz oben auf der To-do-Liste. Am Ende unserer Varanger-Tour geht es mit dem Mietwagen weiter nach Mehamn: Das ist aber eine andere Geschichte, die ich Euch demnächst erzählen werde.
Jesco mit prächtigem Dorsch, der vom Kleinboot an den Haken ging
Euer
Jesco