Entsetzen über massenhaftes Abschlachten von Hechten am Bodden.

Newsmeldung

Vor Kurzem wurde ein Video in den sozialen Medien veröffentlicht, in dem Fischer an den Bodden um Rügen eine Vielzahl großer Hechte verladen. Die entfachte eine rege Diskussion.

erg.JPG

Fischer verladen viele kapitale Hechte aus den Boddengewässern um Rügen (Foto: Screenshot)

In einem kürzlich veröffentlichten Video sieht man Bodden-Fischer, die eine Vielzahl großer Hechte verladen. Das Video wurde in den sozialen Medien veröffentlicht und es entfachte sich eine rege Diskussion dazu.

Hier der Link zum Clip

Auch wir von der AB-Redaktion fragen uns, ob der angeltouristische Wert dieser Fische den Wert des bloßen Fleisches nicht übersteigt und solche Aktionen eher zu kurzfrisitg gedacht sind.
Zumal auch ein Forschungsprojekt vom Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) unter der Leitung von Prof. Dr. Arlinghaus die Hechtbesände der Rügener Bodden erforscht und einzelne Exemplare dafür sogar mit Sendern ausstattet (wir berichteten).

Wie seht Ihr das? Verträgt der Hechtbestand um Rügen solche Aktionen oder schaden sich die Fischer am Ende selbst damit?
 
, ein Großteil des Nachwuchses geht dann drauf, was auch von der Natur so einkalkuliert ist.


Genau so.
Das setzt aber voraus, dass eben auch genug abgelaicht wird.
Und genau sehe ich nicht wenn Jahr für Jahr die Fische an den Laichplätzen weggefangen werden bzw. vergrämt.
Immerhin ist es schon ein gewaltiger Unterschied ob von 1 000 000 000 Brutfische oder von 1 000 000 000 000 000 000 000 Brutfische ein Prozent des Nachwuchses durchkommt.......
 
Zuletzt bearbeitet:
smile01

Ich habe hier mal die Pressemitteilung der Landesregierung.


Danke!
Zitat: "Die Berufsfischerei steht, wie wir wissen, wegen drastisch gekürzter Fangquoten und der Corona-Pandemie wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. "

Dann bin ich ja beruhigt.
Das rechtfertigt natürlich alles.

Dazu fällt mir nur der Spruch ein - irgendwann werdet ihr sehen dass man Geld nicht essen kann.
Mit der selben Begründung könnte man auch die Abholzung des Amazonasregenwaldes und ähnliche Vorgänge "entschuldigen".
 
Zuletzt bearbeitet:
smile01

Ich habe hier mal die Pressemitteilung der Landesregierung.

Folgender Satz ist bezeichnend für die Sichtweise der aktuellen Politik: "Einen traditionellen Berufsstand gegen die Freizeitindustrie auszuspielen, weil im Tourismus vielleicht mehr Erlös zu erwirtschaften ist, verbietet sich. “

Passt komplett in mein Weltbild zur Prioritätensetzung der aktuell verantwortlichen Politiker. Die werden in den kommenden Jahren ihr blaues Wunder erleben, wenn die Wählerbewegung weiter geht. Dann bekommen wir einen grünen Einfluss in die Politik, der vermutlich ins andere Extrem schwenkt. Aber das interessiert Leute in der Altersgruppe von Backhaus vermutlich auch nicht mehr wirklich. Alles ein Drama ...
 
Folgender Satz ist bezeichnend für die Sichtweise der aktuellen Politik: "Einen traditionellen Berufsstand gegen die Freizeitindustrie auszuspielen, weil im Tourismus vielleicht mehr Erlös zu erwirtschaften ist, verbietet sich. “

Den Satz finde ich ebenfalls völlig absurd.
Wie man die Natur am schonendsten und trotzdem gewinnbringend nutzt, ist doch wohl im Interesse aller!
 
Hallo,
Wie man die Natur am schonendsten und trotzdem gewinnbringend nutzt, ist doch wohl im Interesse aller!
So sehe ich das auch.

Grundsätzlich sollte es darum gehen, wie der Hechtbestand und der Lebensraum Bodden möglichst erhalten oder sogar wieder verbessert kann.

Wenn dabei auch noch ein ordentliche Beitrag zum lokalen BIP bei rum kommt, umso besser.

Wer sich genauer informieren möchte, welche möglichen Ursachen dazu geführt haben, dass der kritische Wert wahrscheinlich bereits erreicht oder sogar schon leicht überschritten ist, kann das ja bei Ifishman nachlesen.

Entnommen wird dort seit ewigen Zeiten
Da kommt es dann wohl auf das Verhältnis der entnommen Mengen zu den nachwachsenden Mengen an.

Innerhalb der letzten 5 Jahre sind laut RA auch die durchschnittlichen Fanggrößen beim Boddenhecht rückläufig, der Bestand wird als größenüberfischt bezeichnet. Die Anlandemengen der Berufsfischer sind aber über die letzten 5 Jahre deutlich niedriger als noch zu Beginn des Jahrzehnts.

Wäre für mich jetzt kein schlüssiger Grund, den BF allein schwarzen Peter zuzuschieben.

Ne Ausweitung der Schongebiete und evtl. auch der Schonzeit hielte ich trotzdem für nen positiven Faktor. Da müssten sich aber natürlich auch die Angler dran halten. Entnahmefenster könnte bei "größenüberfischt" auch nen Beitrag leisten.

Wer sich irgendwann politisch damit befassen wird, muss die Zukunft zeigen.

Angler aus manch anderen Bundesländern werden wohl nach wie vor mit sehnsuchtsvollen Blicken nach MVP schauen.

Da sieht es anderswo nicht nur beim Kriterium Fischbestände, sondern auch bei Angler/Gewässerfläche, Befischungsregeln , Naturerlebnis, etc. oft weniger rosig aus.

Ich hab mich damals an den Bodden nicht nur wegen der guten Fänge so wohl gefühlt. Große Hechte kann man auch bei uns hier fangen.
Das ganze Umfeld hat mir gut gepasst und auch mit den Küstenbewohnern bin ich sehr gut klar gekommen.

Waren schöne Zeiten, aber wie schon Bob Dylan sang: "they are a changing".
 
Zuletzt bearbeitet:
Scheinbar gehts ohne Limits und Kontrollen nicht.
Hat da von den Guides und Netzfischern jeder ein Ortungssystem an Bord, wo man überwachen kann wo der rum gurkt?
Hallo,

So sehe ich das auch.

Grundsätzlich sollte es darum gehen, wie der Hechtbestand und der Lebensraum Bodden möglichst erhalten oder sogar wieder verbessert kann.

Wenn dabei auch noch ein ordentliche Beitrag zum lokalen BIP bei rum kommt, umso besser.

Wer sich genauer informieren möchte, welche möglichen Ursachen dazu geführt haben, das der kritische Wert wahrscheinlich bereits erreicht oder sogar schon leicht überschritten ist, kann das ja bei Ifishman nachlesen.


Da kommt es dann wohl auf das Verhältnis der entnommen Mengen zu den nachwachsenden Mengen an.

Innerhalb der letzten 5 Jahre sind laut RA auch die durchschnittlichen Fanggrößen beim Boddenhecht rückläufig, der Bestand wird als größenüberfischt bezeichnet. Die Anlandemengen der Berufsfischer sind aber über die letzten 5 Jahre deutlich niedriger als noch zu Beginn des Jahrzehnts.

Wäre für mich jetzt kein schlüssiger Grund, den BF allein schwarzen Peter zuzuschieben.

Ne Ausweitung der Schongebiete und evtl. auch der Schonzeit hielte ich trotzdem für nen positiven Faktor. Da müssten sich aber natürlich auch die Angler dran halten. Entnahmefenster könnte bei "größenüberfischt" auch nen Beitrag leisten.

Wer sich irgendwann politisch damit befassen wird, muss die Zukunft zeigen.

Angler aus manch anderen Bundesländern werden wohl nach wie vor mit sehnsuchtsvollen Blicken nach MVP schauen.

Da sieht es anderswo nicht nur beim Kriterium Fischbestände, sondern auch bei Angler/Gewässerfläche, Befischungsregeln , Naturerlebnis, etc. oft weniger rosig aus.

Ich hab mich damals an den Bodden nicht nur wegen der guten Fänge so wohl gefühlt. Große Hechte kann man auch bei uns hier fangen.
Das ganze Umfeld hat mir gut gepasst und auch mit den Küstenbewohnern bin ich sehr gut klar gekommen.

Waren schöne Zeiten, aber wie schon Bob Dylan sang: "they are a changing".
 
Fische sind R-Strategen und produzieren viel mehr Nachwuchs als es Platz / Futter für diesen gibt, ein Großteil des Nachwuchses geht dann drauf, was auch von der Natur so einkalkuliert ist. Es reichen verhältnismäßig wenige Elterntiere um die benötigte Menge an Brustfischen zu generieren.
Dann sollten wir uns wohl bei dem Berufsfischer bedanken, da er der Natur endlich die Chance bietet, mal den Notlauf zu probieren?
Ich brauche hier keine Arlinghaussche Argumentationskrücke, um zu erkennen, dass ein Abfischen von Laichfischen in dieser Dimension, nicht bestandsförderlich sein kann.
Zumal ich vermute, dass dieser Berufsfischer nicht der einzige ist, der das so macht.
Wahrscheinlich nur derjenige, der sich dabei Filmen lies?
Dazu reicht gesunder Menschenverstand aus!

Jürgen
 
Einen traditionellen Berufsstand gegen die Freizeitindustrie auszuspielen, weil im Tourismus vielleicht mehr Erlös zu erwirtschaften ist, verbietet sich. “
Auch ich finde diesen Satz absurd,
Angeln als Tätigkeit hat eine deutlich längere Tradition als Berufsfischerei. Angeln ist eine tausende Jahre alte Kultur.
Eben nicht einfach Freizeitindustrie.
 
jkc ist auf der richtigen "Fährte". smile01
Es interessiert den Hechtbestand schlicht und ergreifend nicht, ob 1 oder 100 Millionen Eier ins Wasser abgegeben werden, denn es sind so oder so viel zuviele.

Mal angenommen, Herr und Frau Hecht wären monogam und würden über einen Zeitraum von 10 Laichjahren 1 Milliarde befruchtete Eier produzieren, bevor sie an Altersschwäche sterben oder als angepeilter Trophäenfisch verangelt werden, bzw. als Tierfuttermehl enden.

Es dürften, damit der Hechtbestand nicht explodiert, sondern gleich bleibt, exakt zwei Nachkommen aus 1 Milliarde befruchteter Eier durchkommen - eben die Menge der Elterntiere.

Wer sagt eigentlich, daß dem Hecht (vielleicht sogar klimatisch bedingt) nicht gerade der Futterfisch ausgeht? Wer weiß schon, ob nachhaltige Salzwassereinströmungen, die von regelmäßigen Boddenfahrern mit Graus beobachtet werden, dazu führen, daß sich Futterfisch und somit Hecht mittlerweile längst nicht mehr fast ausschließlich "ufernah" aufhalten?

Solchen evtl. Zusammenhängen auf den Grund zu gehen, damit seriöse Aussagen über die Ursachen der aktuellen Situation getroffen werden können, ist das Ziel der arlinghausschen Forschung, behaupte ich mal ganz kühn. Und deshalb gilt es, die Ergebnisse abzuwarten.
 
Es dürften, damit der Hechtbestand nicht explodiert, sondern gleich bleibt, exakt zwei Nachkommen aus 1 Milliarde befruchteter Eier durchkommen - eben die Menge der Elterntiere.


Da hast du es doch.
Arlinghaus schreibt aber von abnehmenden Beständen.

Einmal angenommen die Bodden enthalten insgesamt 1000000 Hechte.
Wen nun jedes Jahr das erfolgreiche Ablaichen unterbunden wird(und die Fische entnommen bzw. auch an anderen Ursachen sterben) sind es in einem Jahr vielleicht nur noch 900000 und ein Jahr weiter nur noch 800000 Hecht in den Bodden.

Dass die Abnahme mehrere Ursachen haben kann, bestreitet ja niemand aber Hechte genau dann und dort zu fangen (und auch zu stören) wo sie sich zum Laichen zusammenrotten ist mit Sicherheit eine der Ursachen und lässt sich nur mit einem kompletten Fangverbot in diesen Monaten beheben.
Auch weil es in den restlichen Monaten des Jahres nicht so einfach möglich ist, per Netz Tonnen von Hechten mal einfach so aus dem Gewässer zu entfernen wenn sich die Fische wieder über die Wasserfläche verteilt haben.
 
Da hast du es doch.
Arlinghaus schreibt aber von abnehmenden Beständen....

Das schreibt er:
  • Da die Boddenhechtbestände nicht über Fischereiunabhängige Daten (Testfischerei) beobachtet werden und es folglich keine belastbaren Zeitreihen mit unabhängig erhobenen Daten gibt, ist es nicht möglich, exakt die Entwicklung der Hechtbestände an den Bodden zu rekonstruieren.
  • Nichtsdestotrotz wurde versucht, aus den Anlandungen pro Fischerboot einen Häufigkeitsindex (Einheitsentnahme) nach Bodden getrennt zu errechnen und anhand dieses Indikators Aussagen über die Hechtbestandsentwicklung abzuleiten. Entsprechende Daten liegen für die letzten 20 Jahre vor. Die Analyse deutet an, dass die Hechtbestände vor allem im Greifswalder Bodden rückläufig sind. Für die anderen Bodden gibt es keine vergleichbaren Entwicklungen, wohl aber relevante Schwankungen zwischen einzelnen Jahren und in absoluter Höhe auch zwischen einzelnen Bodden (Abb. 7). Das heißt – aus dem zur Verfügung stehenden Hechtbestands-Index lässt sich nicht ableiten, dass die Boddenhechtbestände über alle Bodden rückläufig sind. Allerdings lässt sich klar belegen, dass es hechtreichere und weniger hechtreiche Bodden gibt und dass es vor allem im Greifswalder Bodden offenbar Probleme mit dem Hechtbestand gibt.
Er beschränkt seine Aussagen also klar auf den Greifswalder Bodden und betont gleichzeitig, daß es für die anderen Bodden keine vergleichbare Entwicklung gibt.
 
Er beschränkt seine Aussagen also klar auf den Greifswalder Bodden und betont gleichzeitig, daß es für die anderen Bodden keine vergleichbare Entwicklung gibt.

Ich verlasse mich da erstmal auf die Aussagen der Einheimischen, die die Gewässer schon ihr Leben lang kennen.
Arlinghaus forscht ja auch noch, so dass es für endgültigen Aussagen von ihm noch zu früh ist. Zumindestens für den Greifswalder Bodden hat er ja den Rückgang schon bestätigt.
Mich würde es sehr wundern wenn da nicht noch andere folgen.
Warten wir es ab.
 
Hallo,
Ich würde das eher "selektive Entnahme" nennen, das trifft es m.E. von der Begrifflichkeit besser.

Bei einem normalen Mindestmaß verwendet ja auch keiner den Begriff: "semi C&R" .
Es würde die errechneten Fänge der Angler reduzieren.
Gelten die Schonmaße nur für Angler? Wenn nicht, dann würde es auch die Fänge der BR reduzieren.

Wenn der Bestand als "größenüberfischt" eingestuft wird, muss man halt Maßnahmen überlegen, wie wieder mehr Hechte auf die gewünschten Größen abwachsen können. Denn länger abwachsen bedeutet i.d.R. ja auch öfter ablaichen. Da erscheint mir so ein Entnahmefenster oder auch Limits nach Größe schon zielführend. Wird in Canada z.B. an einigen Musky-Gewässern mit Erfolg praktiziert.

Da verhalten sich die Spezialisten aber dann auch entsprechend. Also Drill so kurz wie möglich, Abhaken im Kescher, falls gemessen werden soll, dann außerbords in der Cradle, wenn Foto, dann außerbords mit Schwanzgriff, während man den Fisch erholen lässt. Damit lässt sich die Hakmortalität schon ziemlich minimieren.

Bei Netzfängen könnte die Verlustquote ggf. schon höher sein.

Angler und Berufsfischer gegeneinander auszuspielen macht schon Sinn. Wenn beide Seiten zerstritten sind, kann man sie einzeln leichter erledigen, als wenn sie zusammenhalten. Und es gibt ja Interessengruppen, die dem sicher nicht abgeneigt wären.

Deshalb sehe ich solche Aktionen wie im Eingangspost nicht besonders gerne. Das wird wohl weder Anglern noch BF besonders viele Pluspunkte bringen.
 
Ich Rede von deinem behaupteten Raubbau, am bodden, Müritz und und und...

Grade für die Müritz würden mich mal Belege interessieren...

Ich bin gespannt...



Meinst du die Herstellung von Fischmehl aus Hecht? Das Thema ist nicht neu: https://www.blinker.de/forum/viewtopic.php?t=34842
Dazu auch einfach mal mit den lokal ansässigen Leuten reden. Die Ministerien halten sich dazu auch auf Nachfrage mit Aussagen sehr zurück.

Ich habe auch schon versucht, das Thema des Raubbaus durch die Fischerei über meinen Landesfischereiverband zu adressieren. Da kommt nur Geeiere zurück a la "Wir müssen alle an einem Strang ziehen" und niemand wagt sich aus der Deckung.

Sollen doch die Fischer mal ihre Absatzketten offenlegen. Das werden sie leider nicht tun, weil dann transparent würde, wo die Ergebnisse des Raubbaus landen.
 
Oben