Gebackene Karpfenfilets in Honig-Teriyaki-Marinade

yanigo

Well-Known Member
Moin,

wie gewünscht bekommt ihr hier mein Rezept zu dem Karpfen, den ich vor 3 Tagen gefangen und gestern verarbeitet habe.

Zutaten Marinade:

100 ml Sojasauce (hier gibt's Qualitätsunterschiede. Ich hatte die einfache Kikkoman genommen, habe aber bessere Erfahrung mit leichten chinesischen Sojasaucen gemacht. Im Edeka gibt's schon anständige Qualität. Lidl u. Aldi haben nur die günstige Kikkoman. Ihr könnt auch eine sehr dunkle Version nehmen. Die gibt dann noch mehr Farbe und noch kräftigeren Geschmack)

1 EL dunkler Balsamico-Essig

1 EL Honig

1 Ingwerknolle (hier besser auch sehr frische Ware nehmen. Je älter desto holziger/faseriger sind sie)

1 fein gehackte Frühlingszwiebel

Wahlweise 1-3 Knoblauchzehen (Sollte man erst in den letzten Minuten beim Garen hinzugeben, sonst verbrennt er)


Zubereitung:

Filets aus einem Karpfen lösen und schröpfen (vertikale Schnitte um Y-Gräten zu zerkleinern). Bei großen Seiten-Filets, so wie bei meinem 6Kg Fisch, das Filet einmal längsseitig teilen (auf Seitenlinie) und weiter portionieren. Ich lasse die Haut dran, weil sie den geschröpften Filetstücken Stabilität geben beim Braten. Wer die Haut nicht will und sie abzieht, muss darauf achten nicht zu tief zu schröpfen, und beim Braten sehr vorsichtig wenden. Die Stücke können ohne Haut schnell zerfallen.

Achtet darauf, dass ihr sauber schröpft und alle Gräten klein sind. Man hört die Gräten knacken beim Schröpfen. Lieber einen Schnitt zuviel, als einen zu wenig. Die Mengenangaben für die Marinade reichen für 500-800gr. Fisch-Filets. Ich habe natürlich einen Teil des Karpfens tiefgefroren. Es waren ca. 2,5Kg Filets!

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Jetzt die Marinade zubereiten. Den Ingwer schälen und pürieren o. sehr fein hacken. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und sehr gut umrühren. Der Honig muss sich gleichmäßig auflösen.

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Die Filetstücke in die Marinade geben und 1 Std. o. länger ziehen lassen.

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Die Filetstücke nacheinander in Mehl wenden und in heißem Butterschmalz backen. Hierbei ist es wichtig darauf zu achten, dass die Filets nicht verbrennen. Der Honig karamellisiert an den Filets. Deshalb nur bei niedriger bis mittlerer Stufe braten und regelmäßig kontrollieren, dass die Filets nicht zu dunkel werden. Werden sie dunkel, dann ruhig mehrmals vorsichtig wenden. Die Filets sollten gleichmäßig in Butterschmalz liegen. Sie müssen nicht im Butterschmalz "schwimmen", dürfen aber auch nicht auf dem Trockenen liegen. Garzeit ca. 20 Min.

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Wie ihr seht hat sich noch eine Brasse dazugesellt. Die habe ich Sonntag früh noch gehakt und gleich mitverarbeitet.

Was ihr an Beilagen dazu macht bleibt euch überlassen. Ich habe eine Gemüsezwiebel und noch eine Knolle Ingwer püriert und im restlichen Butterschmalz glasig gebraten. Später noch etwas frischen Knoblauch und 2 scharfe Chillies hinzugegeben.

Danach 2 Frühlingszwiebeln und 2 Paprikaschoten dazu, und mit einem EL Reiswein-Gewürzsauce + der restlichen Marinade abgelöscht .Etwas Wasser hinzu und mit 1 TL Speisestärke angedickt. Salz & Pfeffer dazu, Sauce fertig.

Weil 100ml Sojasauce schon viel Salz enthält, genau abschmecken und vorsichtig salzen!

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Das ganze mit Basmati-Reis serviert

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Abschließend denke ich, dass das dunkle Karpfenfleisch gut zu der dunklen u. süßen Teriyaki-Marinade passt. Die zerkleinerten Gräten stören kaum. Das einzige was den Einen o. Anderen stören könnte wäre die Haut. Man müsste das einmal ausprobieren und die Haut abziehen, und schauen ob sich die geschröpften Stücke dann noch gut braten lassen.

Guten Appetit!
 
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yanigo

Well-Known Member
Absolut klasse, wird baldigst getestet. Frage: entfernst du beim filetieren die dicken Bauchgräten?
ja, Bauchgräten kommen raus. Bei dem dicken Fisch musste ich ein Messer mit Wellenschliff nehmen und dann ruckartig sägen. Das geht schon ganz gut, aber bitte sehr aufpassen dabei.

Ich löse zunächst alles bis auf die Rippen, dann fixiere ich den Fisch mit der linken Hand fest am Kopf und säge von hinten nach vorne durch. Ich säge zu meiner linken Hand hin. Handschuh für linke Hand ist von Vorteil. Man kann sich auch ein dickes Handtuch um die linke Hand schlagen. Das schützt auch schon.

Danach die Rippen per Feinarbeit aus der Filet-Seite heraus-schälen, so dass man das Bauchfleisch behält.

Es kann halt nicht jeder so kunstvoll die Rippen vom Fleisch trennen wie @schlotterschätt ;)
 
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Eisenkneter

alive and fishing
Toll geschrieben, vielen Dank.
Ein Angelkollege erzaehlt mir immer wieder, dass ein Karpfen mindestens 5 bis 6 kilo haben sollte.
Erst dann werden die filets rot und fest.
Die kleineresn hätten weisses, weiches, wenig schmackhaftes Fleisch.
Kannst du das bestätigen?
 

Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Wir haben hier viele Karpfen und viele Kochtopfangler, die es auf Karpfen abgesehen haben.
Meiner Beobachtung nach nehmen die eher kleinere mit und sagen, die größeren würden nicht schmecken.

Trotzdem kann es natürlich richtig sein was du schreibst. Die Geschmäcker sind halt verschieden (und die fränkischen noch verschiedener!).
 

rhinefisher

Wellknown Member
Ein Angelkollege erzaehlt mir immer wieder, dass ein Karpfen mindestens 5 bis 6 kilo haben sollte.
Erst dann werden die filets rot und fest.
Aha - vor vielen Wintern habe ich einige male Karpfen versucht und es war immer gräßlich.
Dann habe ich in Spanien mal einen probiert aus klarem Wasser mit vielen Krebsen, und der war lecker, allerdings auch so rötlich, was ich damals auf die Ernährung mit Krebsen geschoben habe.. .
Das Rezept klingt ja mal richtig gut...thumbsup
 

Rheinspezie

Fischender Gentleman
Sehr, sehr geiler Bericht - dickes DANKE dafür!

Mir stellt sich die Frage, ob es ein "vernünftiges Entnahmefenster" für Karpfen gibt bezüglich der Größe / des Gewichtes, wo man(n) qualitativ "save" ist.

Also bis wieviel Kilo ist der Karpfen wohl gut essbar - die richtigen "Schlachtschiffe" doch wohl eher nicht!?

R. S. ab16
 

yanigo

Well-Known Member
Toll geschrieben, vielen Dank.
Ein Angelkollege erzaehlt mir immer wieder, dass ein Karpfen mindestens 5 bis 6 kilo haben sollte.
Erst dann werden die filets rot und fest.
Die kleineresn hätten weisses, weiches, wenig schmackhaftes Fleisch.
Kannst du das bestätigen?
Das ist ein guter Punkt und rückblickend würde ich das bestätigen. Ich habe diese Saison schon einen kleinen (45cm) zubereitet, und der hatte tatsächlich helles Fleisch, und das war nicht so fest. Konnte man aber auch gut essen.
 

bobbl

Well-Known Member
Zur Geschmacks-Größendiskussion:
Ich angel viel an einem ehemaligen Schifffahrtskanal, der in unserem Bereich durch viele Schleuesen in wenige hundert Meter Lange Abschnitte zergliedert ist. Einige dieser Abschnitte haben einen sandigen Boden und keinen Schlamm, andere liegen im Wald und sind zT sehr schlammig.

Geschmacklich liegen meinem Empfinden nach in den warmen Monaten Welten zwischen einem Karpfen aus einer sandigen und einer schlammigen Haltung.
 

yanigo

Well-Known Member
Sehr, sehr geiler Bericht - dickes DANKE dafür!

Mir stellt sich die Frage, ob es ein "vernünftiges Entnahmefenster" für Karpfen gibt bezüglich der Größe / des Gewichtes, wo man(n) qualitativ "save" ist.

Also bis wieviel Kilo ist der Karpfen wohl gut essbar - die richtigen "Schlachtschiffe" doch wohl eher nicht!?

R. S. ab16
Die Frage hatte ich Anfang der Saison auch schon im Forum gestellt und so richtig erschlossen hat sich mir die Frage trotzdem nicht. Ich habs einfach ausprobiert mit dem dicken 6Kg Spiegler, weil er auch einfach lecker aussah.

Mir wird in jedem Fall klar warum Karpfen schon immer so ein begehrter Speisefisch war. Das Fleisch hat eher wenig typischen Fischgeschmack, ist fest, man hat eine große Menge und es ist fettig. Fettiges Fleisch macht gut satt.

Ich denke der Grund warum viele davor zurückschrecken einen größeren Karpfen mitzunehmen ist, dass er viel aufwändiger zu verarbeiten ist, und es um das große Tier zu schade wäre, wenn man ihn nur wegen des Geschmacks doch entsorgt.

Man muss handwerklich schon was drauf haben um einen 6Kg Karpfen zu filetieren. Das ist anspruchsvoll. Kann man nicht mit einem 55er Zander vergleichen.

6-8 Kg sind für mich nun auch das Maximum, aus 2 Gründen: 1. Fleischmenge mehr als ausreichend (Logistik) 2. Je größer der Karpfen, desto aufwändiger die Verarbeitung.

Wenn ich mir vorstelle ich müsste einen 15kg Karpfen verarbeiten, also nee... Die Größe passt weder auf eine handelsübliche Küchenzeile, geschweige denn auf ein Schneidbrett, noch in die meisten Gefriertruhen.

Ich habe das Glück in meiner Region viele Kiesgruben mit guter Wasserqualität befischen zu können, in denen viele Karpfen herumschwimmen. Zu Karpfen aus schlammigen Tümpeln kann ich nichts sagen.
 
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Lajos1

Well-Known Member
Wir haben hier viele Karpfen und viele Kochtopfangler, die es auf Karpfen abgesehen haben.
Meiner Beobachtung nach nehmen die eher kleinere mit und sagen, die größeren würden nicht schmecken.

Trotzdem kann es natürlich richtig sein was du schreibst. Die Geschmäcker sind halt verschieden (und die fränkischen noch verschiedener!).
Hallo,

richtig. Dem fränkischen Karpfenliebhaber sind Karpfen über 2 Kilo schon zu groß. Passen ja auch nicht mehr gut in die Pfanne :laugh2 .
Momentan läuft sie ja gerade wieder an, die Karpfensaison in Frankensmile01.

Petri Heil

Lajos
 

yanigo

Well-Known Member
Zur Diskussion rund um den Schlamm-Geschmack habe ich etwas gefunden, was Licht ins Dunkel bringen kann.

Hier ist ein britischer TV-Bericht wo genau erklärt wird, wie ein polnischer Karpfenzüchter den Schlammgeschmack aus den Zuchtkarpfen bekommt, bevor die Fische an den Endverbraucher gehen.

Die 3 jährigen Fische werden extra in einen stark belüfteten Teich aufwändig umgesetzt, bevor sie in den Verkauf gehen. Je mehr Sauerstoff im Wasser, desto weniger Schlamm-Geschmack. Weiter bekommen die Karpfen eine Fastenkur von 2 Monaten, d.h. kein Futter mehr.


 
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Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Ja, kenne ich auch noch so. Der Karpfen wurde im Fischkonsum aus dem Becken gekeschert, schwamm zu Hause in der Wanne und bekam am Ende eine mit dem Hammer auf die Rübe.

An den Geschmack kann ich mich nicht erinnern, ich mochte Karpfen (blau) nicht und habe Unmengen an Meerrettich dazu gegessen, um das Fischaroma zu übertünchen.
 

yanigo

Well-Known Member
Habe gerade noch ein Stück vom Bauchfleisch gegessen. Kurz aufgewärmt . Ich fands echt lecker..

Jedenfalls wissen wir jetzt, dass der Geschmack nichts mit der Größe zu tun hat.
 
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