Ratlos: immenser Tragkraftverlust / Verlust der Knotenfestigkeit bei monofiler Schnur

Hallo zusammen,


gestern bin ich zum Mefofischen an die Ostsee gefahren. Nach bereits 90 Minuten ging es jedoch schon wieder zurück nach Hamburg. Der Grund dafür war, dass meine Schnur schlapp gemacht hat. Jaa, richtig gelesen, meine Schnur war unfischbar geworden - zumindest die ersten 50m.
Nach einem Abriss, ich wunderte mich schon, dass die Schur so früh aufgab, knotete ich (mit einem Clinchknoten) einen Wirbel neu an. Beim Festziehen des Snaps riss der Knoten. Okay, kann mal passieren. 2. Versuch, 3. Versuch, 5. Versuch, anderer Wirbel, 8. Versuch. Keine Chance. Dabei hielt ich den Wirbel ohne Blinker nur zwischen kaltem Daumen und Zeigefinger. Ich würde schätzen Knotentragkraft weit unter 2kg, kein Scherz! Daraufhin die Schnur ohne Knoten getestet – Riss, Riss, Riss. Tragkraft etwas besser, aber immer noch ein Witz. 10-30m abgespult, dann erneute Reißprobe. Mal ließ sich die Schur einwandfrei belasten, 50cm weiter, dann wieder nicht mehr. Je mehr ich von der Schnur abnahm desto besser wurde sie. Der Schnurrest auf der Plastikspule die ich noch im Keller hab ist einwandfreier Qualität.
Letztendlich habe ich den Angeltag dann abgebrochen, da ich zum einen das Vertrauen in die Schnur verloren hatte, zum anderen die Spule halb leer war.

Die Schnur: Stroft LS (dehnungsarm) 0,22mm (Tragkraft 5,2kg). Gekauft vor ca. 2 Jahren direkt bei WAKU. Gefischt seit ca. 2 Jahren ausschließlich in der Ostsee, eher im Winter (also bei niedrigen Temperaturen), keine 15 Mal/Jahr.
Das letzte Mal habe ich die Schnur Ende November 2021 3 Tage auf Als gefischt bei schätzungsweise 12° Wassertemperatur. Ich will einen Tragkraftverlust zum damaligen Zeitpunkt nicht kategorisch ausschließen; wenn es einen gab aber, war der sehr gering.
Die Schnur weißt keine sichtbaren Beschädigungen auf, wie durch Muscheln oder defekte Rutenringe. Allerdings ist die Schnur auffällig „uneben“, ähnlich wie verdreht, krüsselig (sehr viel stärker als die unbenutzte Schnur im Keller) – aber nicht rau, also nicht beschädigt hinsichtlich seiner Oberfläche. Ich hoffe das ist verständlich. Diese Beschaffenheit lässt einen vielleicht am ehesten Rückschlüsse auf den Schnurdefekt ziehen.

Kann mir vielleicht jemand von euch diesen unglaublichen Tragkraftverlust erklären? Hat wer schon Ähnliches beobachtet? Ist es vielleicht ein Problem, was speziell bei dehnungsarmer Schur auftritt, weil fertigungsbedingt? Ich könnte mir bspw. vorstellen, dass durch eine Vorstreckung der Schnur bereits während des Fertigungsprozesses "die Moleküle" nicht so enggliedrig wie bei herkömmlicher Mono angeordnet sind und dadurch die Resistenz gegen Kälte, UV oder sonstige Einflüsse rapide herabgesetzt wird.
Fischt wer von euch die gleiche Schnur und hat Ähnliches beobachtet, oder kann diese Beobachtung in keinster Weise bestätigen?
Ich denke am ehesten spielt die Besonderheit der Schnur und die Einsatztemperatur eine Rolle.

Ich bin gespannt, ob jemand von euch etwas zu diesen Phänomen berichten kann.

Übrigens. Ich habe eine Schnurprobe zu WAKU geschickt. Vielleicht kriegen die was zur Ursache heraus in deren Produkt- und Entwicklungsabteilung.

LG
Philipp
 

Orothred

Well-Known Member
Du erwähnst ja UV schon. War die Schnur denn auch während ihrer Lagerung UV ausgesetzt?
 
UV Licht und Trockenheit(Heizungskeller etc.) sind die größten Feinde der Mono.
Wie geschrieben, insgesamt 30 Angeltage. Also keine nennenswerte UV-Belastung. Beim Keller (Wohnkeller) handelt es sich nicht um einen Heizungskeller. Darüber hinaus lagern dort diverse monofile Schnüre, die ein vielfaches an UV-Belastung und Alter hinter sich haben. Die Schnüre sind einwandfrei. So wie auch die Restschnur der verwendeten Stroft LS, die auch noch tadellos ist.
 

Mescalero

OCC 2022 (Erster)
Mysteriös....aber gut, dass du Stroft gekauft hast - so besteht wenigstens die Chance, dass der Hersteller sich das mal anschaut.

Ich habe eine der mit Daiwa gelabelten Spulen (von Aliexpress) mit 0,125 Mono, die ebenfalls den Geist aufgibt. Ungefähr drei Jahre alt und zusammen mit vielen anderen Spulen in derselben Kiste gelagert. Die Tragkraft beträgt geschätzt noch 200 Gramm....
Schädigung durch UV-Strahlung ist die einzige plausible Erklärung, die mir einfällt. Seltsam ist allerdings, dass nur diese Schnur betroffen ist, die anderen sind tadellos und völlig in Ordnung. Es sind auch noch andere Querschnitte derselben "Marke" dabei, alle wie neu.
 

yukonjack

Well-Known Member
Mysteriös....aber gut, dass du Stroft gekauft hast - so besteht wenigstens die Chance, dass der Hersteller sich das mal anschaut.

Ich habe eine der mit Daiwa gelabelten Spulen (von Aliexpress) mit 0,125 Mono, die ebenfalls den Geist aufgibt. Ungefähr drei Jahre alt und zusammen mit vielen anderen Spulen in derselben Kiste gelagert. Die Tragkraft beträgt geschätzt noch 200 Gramm....
Schädigung durch UV-Strahlung ist die einzige plausible Erklärung, die mir einfällt. Seltsam ist allerdings, dass nur diese Schnur betroffen ist, die anderen sind tadellos und völlig in Ordnung. Es sind auch noch andere Querschnitte derselben "Marke" dabei, alle wie neu.
Welche Tragkraft sollte denn die Schnur haben? Hatte das selbe Problem, kann aber nicht mehr sagen welche Stärke ich hatte. War auf jeden Fall so gering, die war zu nichts zu gebrauchen. Optisch einwandfrei. Hab dann 3 Rollen a 500m entsorgt.
 

Blueser

Well-Known Member
Ich feuchte meine Spulen im Frühjahr mit der Wassersprühflasche an, um die Geschmeidigkeit wieder herzustellen. Aber dass die Tragkraft durch Trockenheit so stark nachlässt, kann ich mir kaum vorstellen. UV-Licht oder irgendwelche Chemikalien wären meine Vermutung.
 
Zuletzt bearbeitet:

PirschHirsch

Well-Known Member
Wenn Mono immer dunkel (= in einer lichtundurchlässigen Dose etc.) gelagert wird, hält die jahrelang ohne UV-Schäden.

Gilt natürlich auch für die Lagerung bespulter Rollen - wenn die z. B. immer demontiert im geschlossenen Originalkarton etc. aufbewahrt werden, kann da diesbezüglich auch nichts passieren.

Man weiß bei Mono halt im Online-Kauffall leider nie, wie UV-sicher und wie lang die Schnur vor dem Kauf beim jeweiligen Händler gelagert wurde.

Wobei defizitäre Vorab-Lagerung bei Bezug direkt von WAKU wohl ausgeschlossen werden kann.

Zudem kommt es drauf an, wie die Rolle bespult wurde:

Vor allem bei dehnungsarmen, steifen Hochleistungs-Monos wie der LS (eine der steifsten Leinen, die ich persönlich kenne) sollten Hitzeschäden beim Aufspulen tunlichst vermieden werden - andernfalls runiniert man sich die Leine evtl. schon beim Aufspulen.

Also vor allem solche Schnüre niemals zwecks Druckaufbau beim Bespulen trocken durch ein beschwertes Telefonbuch laufen lassen etc.

Sondern vielmehr recht lange wässern (mindestens! über Nacht) und dann entgegen des Uhrzeigersinns (gibt WAKU auch so vor) von der Kaufspule ablaufend durch einen nassen (!!!) Lappen aufkurbeln.

Mehrfaches Umspulen von Statio zu Statio (z. B. zwecks Backing-Anpassung oder Umdrehen, Wechsel von einer Rolle auf die andere etc.) kann so eine Leine ebenfalls final schrotten:

So steife Schnüre haben ein relativ hohes Memory und vertragen starken Drall generell sehr schlecht, der kann die ebenfalls heftig schwächen.

Wenn sozusagen auf ganzer aufgespulter Lauflänge dann Drall zu Drall zu Drall kommt, ist die Schnur potenziell komplett im Eimer - das geht praktisch nie wieder raus und schwächt extrem.

Fühlt sich dann auch so "raupelig" an - wie wenn lauter "interne Wellen" in der Schnur wären. Wohlgemerkt bei glatter Oberfläche, d. h. nicht ab- oder angeschürft. Das ist ein Anzeichen für eine sehr stark ver- bzw. bereits überdrallte Leine.

Stark schwächender Extrem-Drall kann aber auch beim Angeln selbst entstehen:

Zu guter Letzt kommt auch noch die evtl. Rotation der verwendeten Köder hinzu - die haut drallmäßig umso mehr rein, wenn die Leine evtl. schon vorgeschädigt ist.

Also auch mal das Rotationsverhalten der verwendeten Köder und die Drehperformance der verwendeten Wirbel unter die Lupe nehmen - ein nicht anständig drehender Wirbel ist praktisch kein Wirbel (weil er kaum oder nicht [mehr] wirbelt):

Dann geht jede Rotation voll als Drall auf die Leine und addiert sich Wurf für Wurf insgesamt immer mehr hoch.

Kann also an zahlreichen verschiedenen Faktoren oder einer Kombination aus diesen liegen. Je steifer eine Mono, desto wichtiger der konkrete Umgang mit dem Zeug - was wie gesagt schon mit dem Aufspulen beginnt.
 
Zuletzt bearbeitet:

daci7

Käpt'n Iglo
Du warst mit der Spule nicht zufällig am Mittelmeer oder Nordsee unterwegs oder sonstewo im Meer wo mehr Salz drin ist, als in der Ostsee?
Wenn doch - hast du die Spule anschließend mit Frischwasser gespült?
Oder hast du die Spule zufällig mal mit Gummiködern zusammen gelagert/transportiert?
Groetjes
David
Groetjes
David
 
G

Gelöschtes Mitglied 77693

Guest
Ich fische die Stroft GTM seit vielen Jahren, sie hat auch oft ohne Schutz im Auto gelegen.Meistens aber im Transportsack. Bisher hatte ich keine Probleme.. Die Schnur hat keine Abrisse, oder Brüche gezeigt. Ich vermute also falsche Lagerung
 

PirschHirsch

Well-Known Member
Noch mal zur Köder-Rotation:

Mit diversen Mefo-Blinkern kenne ich mich mangels Mefo-Angeln nicht aus - kann also nicht sagen, wie die konkret abgehen.

Ich fische jedoch viel mit verschiedenen Abu Tobys (u. a. auf Hecht), die ja - so glaube ich - eigentlich auch Mefo-Köder sind. Die rotieren bei Spinnstopps bzw. beim Absinken sehr schnell um die eigene Achse.

Stark in Rotation versetzt man die teilweise auch beim Twitchen (je nach Impuls-Stärke und Kurbelgeschwindigkeit). Gegen z. B. einen Effzett (der vergleichsweise eher langsam schaukelnd flankt, wenn er runtergeht) sind die der reinste Turbo-Prop.

Insofern habe ich denen jeweils einen leicht drehenden Doppelwirbel verpasst (also den Original-Wirbel ausgetauscht), um Extrem-Drall zu verhindern. Das funktioniert sehr gut.

Falls andere Mefo-Blinker evtl. auch zum starken Rotieren neigen, könnte das evtl. mit ein Auslöser des geschilderten Schnurproblems sein. Darum wie gesagt auch ggf. mal die eigentlichen Köder in Verbindung mit dem oder den Wirbel(n) checken

--> zu den Anzeichen für Starkdrall durch Köder zählt z. B., wenn die ungewöhnlich lang in der Luft nachdrehen, sobald man sie aus dem Wasser hebt.
 
Du erwähnst ja UV schon. War die Schnur denn auch während ihrer Lagerung UV ausgesetzt?
Nee, Lagerung im dunklen Keller.
Mysteriös....aber gut, dass du Stroft gekauft hast - so besteht wenigstens die Chance, dass der Hersteller sich das mal anschaut.

Ich habe eine der mit Daiwa gelabelten Spulen (von Aliexpress) mit 0,125 Mono, die ebenfalls den Geist aufgibt. Ungefähr drei Jahre alt und zusammen mit vielen anderen Spulen in derselben Kiste gelagert. Die Tragkraft beträgt geschätzt noch 200 Gramm....
Schädigung durch UV-Strahlung ist die einzige plausible Erklärung, die mir einfällt. Seltsam ist allerdings, dass nur diese Schnur betroffen ist, die anderen sind tadellos und völlig in Ordnung. Es sind auch noch andere Querschnitte derselben "Marke" dabei, alle wie neu.
Das freut mich in so fern, dass ich nicht alleine dastehe, oder ich als maßlos übertreibend abgetan werde. 200 Gramm bei einer 12er, damit liegt der Tragkraftverlust ja ähnlich drastisch.
Wenn es sich in deinem Fall um eine Spule zusammen gelagert mit einigen anderen handelt, ist doch definitiv die Ursache im Material zu suchen, oder übersehe ich was?! Bei mir stellt sich die Sache ja noch etwas anders da. Die unbenutzte Stroft aus dem Keller ist ja bei noch mir einwandfrei. Da geht es dann wohl um Einflüsse, die von der Kellerlagerung abweichen.
"Querschnitte der selben Marke" - vielleicht war eine Spule ein 'Ausstellungsstück' und lag jahrelang im Schaufenster o.ä.
Welche Tragkraft sollte denn die Schnur haben? Hatte das selbe Problem, kann aber nicht mehr sagen welche Stärke ich hatte. War auf jeden Fall so gering, die war zu nichts zu gebrauchen. Optisch einwandfrei. Hab dann 3 Rollen a 500m entsorgt.
Also nochmal das gleiche Problem - Danke für Rückmeldung
 

PirschHirsch

Well-Known Member

Vorsicht:

Die vom TE verwendete LS ist mit der GTM schlecht vergleichbar, da wesentlich (!) härter, steifer und dehnungsärmer. Die LS ist als Mono-Alternative für Leute gedacht, die kein FC als Hauptschnur nutzen wollen

---> heißt darum auch LS (= Low Stretch).

Bei den teureren Stroft-Monos nehmen die Härte- bzw. Steifigkeitsgrade folgendermaßen zu (von weich nach hart), während die Dehnung sinkt:

Stroft Color (am weichsten) --> GTM --> ABR --> LS

Die LS ist wie gesagt die strabeligste und steifste Mono von Stroft. Mit allen entsprechenden Begleit-Eigenschaften.
 
Zuletzt bearbeitet:

PirschHirsch

Well-Known Member
Mit Qualität hat das nichts zu tun, sondern mit den speziellen Schnur-Eigenschaften jeder Stroft-Sorte.

Wie gesagt: Je härter und steifer die Leine, desto taktiler - aber desto anfälliger eben auch für Memory und Schwächung durch starken Drall.

Insofern gilt es, herauszufinden, welche Faktoren die Leine des TE ruiniert haben. Und das geht nur erschöpfend, wenn man auch den Umgang damit (inkl. Aufspulen) und das verwendete Gesamtsystem (inkl. Köder, Wirbel) analysiert.

Wozu jeweils noch keine Informationen vorliegen.
 
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