Die Anglerboard-Redaktion hat eine tolle Fangstory von Andreas Felsmann bekommen. Er fing einen kapitalen Hecht auf UL-Geschirr und lässt Euch hier mit seiner Geschichte daran teilhaben.
Andreas mit seinem Ausnahmefang
„Papa, wann macht du Essen, wir haben Hunger?“ …Stille… „Sag' mal, hörst du mich überhaupt? Oder träumst du?“. Mit leicht nervöser Stimme antworte ich: „Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht ganz sicher... es ist etwas dazwischengekommen…“ und zeigte kurz mit Demut auf die mir inzwischen zugemailten Fotos... Schnell die Angelsachen weggeräumt, umgezogen, gewaschen, ab in die Küche und dann alle Töpfe auf Volldampf. Konzentration? Fehlanzeige! Bekanntlich wird einem ja erst im Rückblick vieles bewusst. Bingo: die Uhr zeigt knapp sechs an. Langsam aufstehen und den Körper behutsam mit einem heißen Kaffee auf Betriebstemperatur bringen. Es deutet sich ein wolkenfreier Tag an, Windstille und das Thermometer meldet schon gut 6 Grad; einem im wahrsten Sinne des Wortes schönen Sonntag dürfte nichts im Weg stehen.
Vom Sammler zum Jäger
Nach dem Aufstehen der Restfamilie - so gegen 10h – hatte die studierenden Tochter einige Fragen, dann standen erforderlichen Arbeiten in und ums Haus an. Nicht zu vergessen, das sonntägliche Vorbereiten des Mittagessens. Zu meiner Überraschung ergab sich für mich am späten Vormittag plötzlich etwas Freiraum. Dann los. Mein Tackle war ohnehin schon immer vorbereitet und für ein kleines Stündchen sollte es auf Barsch gehen, also auf zum Gewässer und das Wetter genießen. Ostwind - egal, schlechte Prognose der Angel-APP - egal, wolkenlos und relativ klares Wasser - alles egal.
Vor Jahren, vom Raubritter-Propheten, Johannes Dietel, inspiriert, bin ich mich vom Sammler (Stipper), der gefühlt allein für den Transport seines Equipments mindestens einen Kombi mit Anhänger und drei Träger brauchte, zum Ultralight-Jäger auf Stachelritter mutiert.
Leichtes Geschirr! So angelt man sehr entspannt.
Die längste Zeit für den Auf- und Abbau der Station und der Geräte zu verbringen als für das eigentliche Angeln, war inzwischen passé. Spinnangeln bedeutet für mich: Bewegung, uneingeschränkte Flexibilität und eine gute Frequenz bei sehr leichtem Gepäck. Kurze Anfahrt zum Gewässer, schnell aufgebaut und gleich mehrere erfolgsversprechende Stellen mit meinem 2,5 cm langen Köder abgefächert, immer gefühlvoll an sich sonnenden Kleinfischen vorbei. Plötzlich ein kräftiges Hindernis! Rute hoch, ein Gegendruck und der Räuber zieht zügig los. Und dann fällt plötzlich die Schnur in sich zusammen… den Kontakt verloren. Weg! Egal, sportlich nehmen. Die Sonne lacht und ich dann auch. 0:1.
Wie im Film
Noch 20 min. Letzter Platzwechsel. Unwegsames Terrain, wie immer mitten rein ins Cover. Unglücklicherweise bereits nach dem zweiten Wurf hängt der mickrige Köder am Gewässergrund und nichts geht mehr. Um ihn zu lösen, erhöhe ich etwas den Druck auf die Schnur. Keine Chance. Dann kommt überraschenderweise Bewegung in die Sache und der vermeintliche Hänger zieht langsam in Richtung Seemitte davon. Bloß keinen Abriss produzieren. Die knapp 150m geflochtene haarfeine Schnur in 0,08 mm und das davor befindliche 0,20 mm dicke und 1 m lange Fluorocarbon, sind praktisch nichts. Die Leine läuft mehrfach fast bis zum sichtbaren Backing ab. Mit meinen eingeschränkten Möglichkeiten versuche ich, jeden Meter zurückzugewinnen. Dabei geht mir eine sinnbildliche La Ola-Welle durch den Kopf. Nach 20 Minuten bemerke ich ein starkes Wackeln an der Rutenspitze meiner UL mit 2 -7 gr. WG und stelle fest, dass ich es selbst bin, dessen rechter Arm erschöpft zu zittern beginnt.
Der Riese erscheint an der Oberfläche
Beim nächsten Abzug wechsle ich auf links und schüttle gleichzeitig mehrfach rechts aus. Ich finde mich als fehlplatzierter Versehrter in einem Jane Fonda Aerobic-Video aus den 90ern wieder. Mannomann, was für ein Mist geht einem in solchen Momenten bloß so durch den Kopf. Nach weiteren schier unendlichen Minuten, kann ich mir wieder ein Schnurpolster zurück erobern, welches sich jedoch im nächsten Moment dann wieder in Luft auflöst. Da es bei diesem Tackle unmöglich ist, ausreichend Druck zu erzeugen, komme ich mir wie beim Gassi gehen vor. Doch wer führt hier wen aus? Die "Walking-the-dog-Führung" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Fast unbemerkt nähern sich auf dem Pfad zwei Spaziergänger. Der neugierige Mann hinter der dunklen Sonnenbrille entpuppt sich als Alex, ein Raubfischkollege mit seiner Frau, Stephanie. Nach einem kurzem Hallo und Petri schauen sich beide von weiter oben die unglaubliche Situation der fast zum Halbkreis gebogenen Rute an. In dieser Phase gelingt es mir, wieder Meter gutzumachen und der Fisch kommt zum ersten Mal zum Vorschein: ein Koloss, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und sich gemächlich im Wasser bewegt.
Riese auf Kleinstköder
Auf meine Bitte, ob Alex mir beim rein theoretischen Landen des Fisches helfen würde, lachen wir fast verzweifelt, als wir meinen Kescher inspizieren: Für einen Fisch dieser Klasse natürlich absolut unbrauchbar. Zum Glück habe ich immer einen kleinen Fischgripper dabei und ich erkläre ihm - während der Fisch wieder Schnur abzieht - die Funktionsweise des kleinen Hilfsmittels. Der Vereinskollege ist mindestens genauso nervös wie ich. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, befindet sich das Tier in Ufernähe und der erste Anlandungsversuch kann beginnen. Mehrfach erzählt mir Alex, dass er sich dies bei dieser dünnen Schnur und dieser Dimension nicht zutrauen würde, da er ja schon öfter Pech beim Anlanden guter Fische gehabt hatte. Wir machten uns trotzig gegenseitig Mut. Auch mit angelegter Sicherheitsschlinge am Handgelenk, kann Alex zunächst den Gripper nicht sicher anbringen. Der Fisch macht eine Kehrtwende und verbiegt mit seiner nicht zu bändigenden Kraft das Gestänge. Wieder 30 m Leine weg. Es gelingt mir, begleitet von einer neuen Kopf-La Ola, das Tier wieder zum Ufer zu bugsieren. Während Stephanie vom Weg aus die Lage fotografisch festhält, sage ich mir, dass es jetzt doch klappen müsste und mein hilfsbereiter Kumpel nimmt wieder seine Position ein, begleitet von unseren staatstragenden beruhigenden Worten: „Ja, wir schaffen das!“. Gripper geöffnet und vorsichtig vorn eingehängt. Sitzt - passt und hat Spiel. Chapeau! Ein unglaublicher Fisch. Äußerlich keinerlei Beeinträchtigen, einfach makellos. Das angesetzte Maßband, hört am Kopfende des Fisches erst bei 128cm auf!
128 Zentimeter zeigt das Maßband an
Der Kleinstköder, im riesigen Maul fast verloren und kaum zu finden, saß erstaunlich sicher. Dabei konnte ich feststellen, dass der Fisch auch keine früheren Bissverletzungen oder alte Haken aufwies und völlig unversehrt war. Dieses Ereignis dürfte nach meinen Recherchen, wenn man das Verhältnis von Fischgröße und dem Angelgeschirr betrachtet, einmalig sein. Es grenzt sicherlich fast an ein Wunder, dass der Haken sicher hielt, die Schnur nicht riss oder sich an Unterwasserhindernissen verfangen hat.
Der Erfolgsköder von Andreas: ein Jigspinner
Erschöpft, voller Ehrfurcht und Respekt, einen gut genährten Hecht, der rund 27 Jahren alt ist, gefangen zu haben, geht es endorphingeladen jetzt zügig nach Hause. Essen zubereiten.
Danke für dieses Erlebnis!
Andreas mit seinem Ausnahmefang
„Papa, wann macht du Essen, wir haben Hunger?“ …Stille… „Sag' mal, hörst du mich überhaupt? Oder träumst du?“. Mit leicht nervöser Stimme antworte ich: „Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht ganz sicher... es ist etwas dazwischengekommen…“ und zeigte kurz mit Demut auf die mir inzwischen zugemailten Fotos... Schnell die Angelsachen weggeräumt, umgezogen, gewaschen, ab in die Küche und dann alle Töpfe auf Volldampf. Konzentration? Fehlanzeige! Bekanntlich wird einem ja erst im Rückblick vieles bewusst. Bingo: die Uhr zeigt knapp sechs an. Langsam aufstehen und den Körper behutsam mit einem heißen Kaffee auf Betriebstemperatur bringen. Es deutet sich ein wolkenfreier Tag an, Windstille und das Thermometer meldet schon gut 6 Grad; einem im wahrsten Sinne des Wortes schönen Sonntag dürfte nichts im Weg stehen.
Vom Sammler zum Jäger
Nach dem Aufstehen der Restfamilie - so gegen 10h – hatte die studierenden Tochter einige Fragen, dann standen erforderlichen Arbeiten in und ums Haus an. Nicht zu vergessen, das sonntägliche Vorbereiten des Mittagessens. Zu meiner Überraschung ergab sich für mich am späten Vormittag plötzlich etwas Freiraum. Dann los. Mein Tackle war ohnehin schon immer vorbereitet und für ein kleines Stündchen sollte es auf Barsch gehen, also auf zum Gewässer und das Wetter genießen. Ostwind - egal, schlechte Prognose der Angel-APP - egal, wolkenlos und relativ klares Wasser - alles egal.
Vor Jahren, vom Raubritter-Propheten, Johannes Dietel, inspiriert, bin ich mich vom Sammler (Stipper), der gefühlt allein für den Transport seines Equipments mindestens einen Kombi mit Anhänger und drei Träger brauchte, zum Ultralight-Jäger auf Stachelritter mutiert.
Leichtes Geschirr! So angelt man sehr entspannt.
Die längste Zeit für den Auf- und Abbau der Station und der Geräte zu verbringen als für das eigentliche Angeln, war inzwischen passé. Spinnangeln bedeutet für mich: Bewegung, uneingeschränkte Flexibilität und eine gute Frequenz bei sehr leichtem Gepäck. Kurze Anfahrt zum Gewässer, schnell aufgebaut und gleich mehrere erfolgsversprechende Stellen mit meinem 2,5 cm langen Köder abgefächert, immer gefühlvoll an sich sonnenden Kleinfischen vorbei. Plötzlich ein kräftiges Hindernis! Rute hoch, ein Gegendruck und der Räuber zieht zügig los. Und dann fällt plötzlich die Schnur in sich zusammen… den Kontakt verloren. Weg! Egal, sportlich nehmen. Die Sonne lacht und ich dann auch. 0:1.
Wie im Film
Noch 20 min. Letzter Platzwechsel. Unwegsames Terrain, wie immer mitten rein ins Cover. Unglücklicherweise bereits nach dem zweiten Wurf hängt der mickrige Köder am Gewässergrund und nichts geht mehr. Um ihn zu lösen, erhöhe ich etwas den Druck auf die Schnur. Keine Chance. Dann kommt überraschenderweise Bewegung in die Sache und der vermeintliche Hänger zieht langsam in Richtung Seemitte davon. Bloß keinen Abriss produzieren. Die knapp 150m geflochtene haarfeine Schnur in 0,08 mm und das davor befindliche 0,20 mm dicke und 1 m lange Fluorocarbon, sind praktisch nichts. Die Leine läuft mehrfach fast bis zum sichtbaren Backing ab. Mit meinen eingeschränkten Möglichkeiten versuche ich, jeden Meter zurückzugewinnen. Dabei geht mir eine sinnbildliche La Ola-Welle durch den Kopf. Nach 20 Minuten bemerke ich ein starkes Wackeln an der Rutenspitze meiner UL mit 2 -7 gr. WG und stelle fest, dass ich es selbst bin, dessen rechter Arm erschöpft zu zittern beginnt.
Der Riese erscheint an der Oberfläche
Beim nächsten Abzug wechsle ich auf links und schüttle gleichzeitig mehrfach rechts aus. Ich finde mich als fehlplatzierter Versehrter in einem Jane Fonda Aerobic-Video aus den 90ern wieder. Mannomann, was für ein Mist geht einem in solchen Momenten bloß so durch den Kopf. Nach weiteren schier unendlichen Minuten, kann ich mir wieder ein Schnurpolster zurück erobern, welches sich jedoch im nächsten Moment dann wieder in Luft auflöst. Da es bei diesem Tackle unmöglich ist, ausreichend Druck zu erzeugen, komme ich mir wie beim Gassi gehen vor. Doch wer führt hier wen aus? Die "Walking-the-dog-Führung" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Fast unbemerkt nähern sich auf dem Pfad zwei Spaziergänger. Der neugierige Mann hinter der dunklen Sonnenbrille entpuppt sich als Alex, ein Raubfischkollege mit seiner Frau, Stephanie. Nach einem kurzem Hallo und Petri schauen sich beide von weiter oben die unglaubliche Situation der fast zum Halbkreis gebogenen Rute an. In dieser Phase gelingt es mir, wieder Meter gutzumachen und der Fisch kommt zum ersten Mal zum Vorschein: ein Koloss, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt und sich gemächlich im Wasser bewegt.
Riese auf Kleinstköder
Auf meine Bitte, ob Alex mir beim rein theoretischen Landen des Fisches helfen würde, lachen wir fast verzweifelt, als wir meinen Kescher inspizieren: Für einen Fisch dieser Klasse natürlich absolut unbrauchbar. Zum Glück habe ich immer einen kleinen Fischgripper dabei und ich erkläre ihm - während der Fisch wieder Schnur abzieht - die Funktionsweise des kleinen Hilfsmittels. Der Vereinskollege ist mindestens genauso nervös wie ich. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, befindet sich das Tier in Ufernähe und der erste Anlandungsversuch kann beginnen. Mehrfach erzählt mir Alex, dass er sich dies bei dieser dünnen Schnur und dieser Dimension nicht zutrauen würde, da er ja schon öfter Pech beim Anlanden guter Fische gehabt hatte. Wir machten uns trotzig gegenseitig Mut. Auch mit angelegter Sicherheitsschlinge am Handgelenk, kann Alex zunächst den Gripper nicht sicher anbringen. Der Fisch macht eine Kehrtwende und verbiegt mit seiner nicht zu bändigenden Kraft das Gestänge. Wieder 30 m Leine weg. Es gelingt mir, begleitet von einer neuen Kopf-La Ola, das Tier wieder zum Ufer zu bugsieren. Während Stephanie vom Weg aus die Lage fotografisch festhält, sage ich mir, dass es jetzt doch klappen müsste und mein hilfsbereiter Kumpel nimmt wieder seine Position ein, begleitet von unseren staatstragenden beruhigenden Worten: „Ja, wir schaffen das!“. Gripper geöffnet und vorsichtig vorn eingehängt. Sitzt - passt und hat Spiel. Chapeau! Ein unglaublicher Fisch. Äußerlich keinerlei Beeinträchtigen, einfach makellos. Das angesetzte Maßband, hört am Kopfende des Fisches erst bei 128cm auf!
128 Zentimeter zeigt das Maßband an
Der Kleinstköder, im riesigen Maul fast verloren und kaum zu finden, saß erstaunlich sicher. Dabei konnte ich feststellen, dass der Fisch auch keine früheren Bissverletzungen oder alte Haken aufwies und völlig unversehrt war. Dieses Ereignis dürfte nach meinen Recherchen, wenn man das Verhältnis von Fischgröße und dem Angelgeschirr betrachtet, einmalig sein. Es grenzt sicherlich fast an ein Wunder, dass der Haken sicher hielt, die Schnur nicht riss oder sich an Unterwasserhindernissen verfangen hat.
Der Erfolgsköder von Andreas: ein Jigspinner
Erschöpft, voller Ehrfurcht und Respekt, einen gut genährten Hecht, der rund 27 Jahren alt ist, gefangen zu haben, geht es endorphingeladen jetzt zügig nach Hause. Essen zubereiten.
Danke für dieses Erlebnis!