Also die Frage, die ich mir schon vor langer Zeit gestellt habe: Angelt man besser mit oder ohne Bissanzeiger?
Das könnte man natürlich darauf ausdehnen, ob ich direkt gucke, einen Bissanzeiger in der Schnur, oder einen Fernmelder habe. Ob per Funk oder Schnur, egal.
Darauf gestoßen bin ich, als ich mich gefragt habe, warum es das Anfängerglück gibt. — Ich bin fest davon überzeugt, dass es das Anfängerglück gibt!
Wieso verfliegt das Anfängerglück so schnell?
Die zweite Frage war, wieso sind die Spezimen so erfolgreich, obwohl sie meist in Grüppchen fernab vom Geschehen lieber Skat kloppen und Bier trinken, als zu Angeln . . .
Ich habe schon seit meiner Kindheit Aquarienfische gezüchtet und bin davon überzeugt, dass manche Arten so etwas wie eine soziale Kompetenz haben.
Sie betreiben Brutpflege, sind sich treu und erkennen auch einzelne Personen wieder.
Fische sind nicht dumm und lernen dazu. Ich glaube, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, merken sie auch, ob sie als Beute fixiert werden oder nicht.
Es bedarf es einer Portion Selbstbewusstwerdung. Bleiben wir cool! Es gibt dieses Anfängerglück wirklich.
Der „Angelprofi“ wirft die Angel aus, Zehntausende Mal gemacht, elegant, treffsicher, fast geräuschlos. „Siehst Du, so geht das...“
Die Angel auswerfen. - Na dann mach´ mal.
Beim zehnten Wurf landet der Haken endlich ungefähr in der Nähe, was anvisiert war, aber viel zu viel Schnur durch die Ringe geschossen. Mensch wie war das noch, Rollenbügel umlegen und dann langsam die lose Schnur... Oh, was ist das, da ist was dran! Und was jetzt? >>>Mit Gefühl! Ja, und die Schnur nicht zu locker lassen . . . Und dann tatsächlich der erste Fisch!
Es gab Glückstage, da bin ich danach nicht mehr selbst zum Angeln gekommen.
Töten? Erst anschauen und entscheiden. Wieder freilassen oder mit nach Hause nehmen . . . Natürlich fischen wir, um die Fische zu essen und betrachten sie nicht als Sportgerät.
Es ist ein schöner Fisch, keine Schonzeit der wird lecker schmecken!
Der Fisch wir schnell betäubt und fachgerecht getötet. – nichts für Anfänger. —
Es ist kein Zufall. Auch nicht, wenn der „Profi“ heute mal weniger fängt als der Anfänger.
Die Aufmerksamkeit liegt heute auf dem, was der Anfänger tut. Was die Fische machen, wie sie reagieren ist zwar auch wichtig, aber nicht so wichtig wie die Angelrute und der scharfe Haken, - die auf keinen Fall zusammen ins Wasser fallen dürfen!
— Und dann kommt das Kind, die Freundin, der Freund nach Hause und träumt von den Fischen. —
Das Glück verschwindet meist schon dann, wenn die Konzentration von sich selbst, übergeht auf den Fisch als Beute und der Jagdtrieb geweckt ist.
Eben ging noch alles einfach und jetzt geht gar nichts mehr, wer kennt es nicht?
Der nächste Angeltag ist die Katastrophe! So schön vom größten Fisch des Lebens geträumt und nichts will klappen. Die Wurmdose ist umgekippt, die Elster bedient sich, ständig Schlaufen und Knoten in der Schnur, Köder weg, Ast getroffen. Laut geflucht und mit dem Fuß aufgestampft. Das waren dann endgültig null Punkte.
Der Erfolg kommt nur langsam wieder, aber schneller als man glaubt.
Eine Weiterentwicklung nach der nötigen Vervollkommnung der Technik beginnt erst, wenn eine gewisse Gelassenheit zurückkehrt.
Es wäre schade, wenn das Interesse an der Natur und den späteren Einstieg an Fischhegen und -zucht hier hängen bleibt.
Angeln ist mehr als die sportliche Betätigung von Angelgerät. — Obwohl das Fangen eines Fisches so höchstwahrscheinlich am einfachsten geht.
Wir brauchen beim Angeln kein Handy, es stört. — Logisch, oder doch nicht?
Kennst du das, du denkst an jemanden und der ruft in dem nächsten Moment an? - Nein ich meine nicht, wir sollten nicht an jemanden anders denken.
Aber wir brauchen kein Handy, damit derjenige oder diejenige weiß, dass wir an sie denken. Wir wissen auch, wenn wir beobachtet werden. Wir kennen das Gefühl, jemand starrt uns von hinten an!
Glaube nicht, die Fische wüssten nicht, wenn sie beobachtet werden. Sie sind viel sensibler als wir uns vorstellen.
Es kann natürlich sein, dass die Aufmerksamkeit abgelenkt war, oder der Räuber übermächtig, aber ein Tier dass alt geworden ist, erreicht dieses Alter nicht, indem es unaufmerksam durch die Weltmeere schwimmt.
Eine alte Anglerweisheit, die viel aussagt: „Einen Karpfen, den Du siehst, fängst Du nicht!“ –
Wie oft habe ich ihm das Weißbrot direkt ins Maul gelegt . . .
Es gibt Liebhaber, die sich auf den Karpfenfang spezialisiert haben. Wieso fischen die so erfolgreich?
Neben einem Tarnzelt, welches sie möglichst weit vom Wasser aufstellen und in dem sie ihre Betten aufstellen, haben sie Ruten, mit denen man sehr weit werfen kann und die mit Bissanzeigern ausgestattet sind, die die Bisse drahtlos in das Zelt übertragen. Ein wochenlanges Anfüttern mit eventuell süchtig machenden Fischpralinen, meist geheime Rezepturen mit Zutaten aus der verführerischen Weihnachtsbäckerei, die auch Hanf enthalten können ist sehr wichtig. —
Damit die schlauen Karpfen überhaupt zubeißen, ist es wichtig, dass keiner an die Karpfen denkt!
Oft sind sie deshalb nicht allein. Typisch ist ein Kasten beruhigendes Bier und eine ablenkende Skatrunde, bei der natürlich nur sehr leise gereizt werden darf.
Die Angelruten werden möglichst nicht beachtet. Der Biss erfolgt meist, wenn alle fröstelnd von einem warmen Bett träumen. Es klingt klischeehaft oder wie Anglerlatein, aber sie haben Erfolg!
Natürlich trachten diese Spezialisten ihren Lieblingsfischen nicht nach dem Leben. Diese werden nach liebevoller Begutachtung wieder in den Teich zurückgesetzt.
Aber was ich damit ausdrücken wollte, dass es durchaus einen großen Unterschied macht, ob man ohne Bissanzeiger fischt, oder mit und ob man sich auf den Fisch konzentriert oder das Gerät. Und höchstwahrscheinlich auch, ob man den Fisch essen will oder nicht.
Liebe Grüße, Noorbaer