In den ersten beiden Teilen haben wir eine Gussform gebaut und Pilker gegossen. Im letzten Part geht es nun daran, unsere Pilker zu verschönern. So kannst Du Pilker einfach Pulverbeschichten!

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Anfangs habe ich meine Pilker immer mit Spray-Farben lackiert, war aber mit der Haltbarkeit nie wirklich zufrieden. Darum bin ich auf das Beschichten mit Pulverfarben umgestiegen. Im Gegensatz zu Lacken, die durch Verdunsten eines Lösungsmittels aushärten, handelt es sich beim Pulvern um eine Methode, bei der pulverförmiges Kunststoffmaterial auf den Pilker aufgeschmolzen wird. Diese Kunststoff-Schichten sind deutlich dicker als eine Lackschicht und halten deutlich besser. Lackierte Pilker greift Salzwasser schnell an, sodass Farbe an kleinen Stellen abgeplatzt. Dann dauert es nicht lange und der Lack lässt sich relativ leicht abziehen. Bei einer Pulverbeschichtung tritt dieser Effekt nicht auf. Obwohl die Pulverfarbe relativ teuer ist, ist das Ganze günstiger als eine Lackierung mit Spraydosen, da wir gezielt Beschichten. Der einzige Nachteil beim Pulverbeschichten ist, dass man keine feinen Übergänge zwischen zwei Farben hinbekommt – die Fische haben sich daran aber bislang noch nicht gestört.

Nun aber zur Sache:

Materialliste:
• Pulverfarben in den gewünschten Farbtönen – einfach mal googeln. Ich habe mittlerweile auch eine Bezugsquelle bei einer Firma, die das Zeug industriell verarbeitet. Gebinde von 1 Kilo sind einfach günstiger als kleine Döschen für den Hobbybedarf
• Lackfarben zum Aufmalen der Augen; alternativ Klebeaugen

Werkzeug:
• eine Gripzange – auch Feststellzange genannt – zum Hantieren der heißen Pilker
• Teesiebe zum Aufstreuen der Farbe
• eine alte Zeitung zum Unterlegen
• ein alter Backofen
• S-förmig gebogene Drahtstückchen
• selbstgebaute Vorrichtung zum Aufhängen der heißen Pilker; zum Beispiel Dachlatte mit Haken

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Sicherheitshinweise:
Ich habe zwar noch bei keiner Pulverfarbe einen Warnhinweis mit Totenkopf gefunden – gesundheitsförderlich dürfte das Pulver aber nicht sein. Es sollten daher die folgenden Sicherheitsratschläge berücksichtigt werden:
  • nur in gut belüfteten Räumen oder im Freien arbeiten
  • beim Umgang mit dem Pulver nicht essen, trinken oder rauchen
  • Der Backofen nicht mehr in der Küche verwenden

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Arbeitsablauf beim Pulverbeschichten von Pilkern

Der Arbeitsablauf beim Pulverbeschichten von Pilkern:
1. Aufheizen der Pilker
2. Pulver aufstreuen
3. Auskühlen
4. Tempern

1. Aufheizen der Pilker
Damit die Pulverfarbe auf dem Pilker hält, müssen die Bleiköder auf rund 200 Grad aufgeheizt werden. Dazu den Backofen auf 200 Grad einstellen und die Pilker aufs Rost legen. Gute 15 Minuten im Backofen lassen. Pilker so in den Ofen legen, dass sie sich später mit der Gripzange gut greifen lassen – Ösen nach vorne!
Eine Anmerkung zur Temperatur: Die Anzeige auf den Reglern der meisten Backöfen ist ein Richtwert. Es kann also sein, dass nach der ersten "Probe-Pulverung" nachgeregelt werden muss.

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2. Aufstreuen des Pulvers
Das Pulver wird mit Hilfe eines Teesiebes auf den Pilker aufgestreut. Das heißt, man greift einen Pilker mit der Gripzange an einer Öse, hält ihn über ein Stück Zeitungspapier und streut mit dem Teesieb das Pulver rundum auf den Pilker. Das Streuen geht am besten mit einem Sieb, das man über den Pilker hält und mit einem Finger leicht daran klopft, während man den Pilker einmal um die Längsachse dreht.

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Dabei landet natürlich nicht das ganze Pulver auf dem Pilker. Eine bestimmte Menge rieselt am Pilker vorbei und kann wiederverwendet werden. Bei zwei- oder dreifarbigen Lackierungen bereitet man sich mehrere „Lackierstationen“ vor und bringt dann eine Farbe nach der anderen auf.

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Bei mehrfarbigen Lackierungen bestreuen wir den Pilker natürlich nur in bestimmten Bereichen, um einen schönen Effekt zu erhalten. Dazu wir der Pilker entsprechend in Position gebracht. Siehe Beispiel im Foto: Um einen roten Rücken auf einen Pilker mit gelber Grundfarbe zu bekommen, halte ich den Pilker senkrecht bis leicht schräg.

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3. Auskühlen
Damit das Pulver sauber auf dem Pilker aufschmilzt, darf der Pilker nicht zu stark auskühlen. Man muss also zügig arbeiten. Grundvoraussetzung ist eine gute Vorbereitung des Arbeitsplatzes. Es sollte also immer alles griffbereit liegen und die Teesiebe mit Pulver gefüllt sein. Am besten zu zweit arbeitet – einer hantiert mit den Pilkern und der zweite Mann streut das Pulver auf. Sinnvoll ist es auch, sich vor dem Arbeitsbeginn zu überlegen, welche Pilker welche Farben bekommen sollen. Ich sortiere die Pilker immer nach Farbzusammenstellungen und arbeite immer eine Farbkombination in einem Rutsch durch. Beim Aufstreuen des Pulvers merkt man auch sofort, ob die Temperatur des Pilkers passt. Wenn das Pulver schnell aufschmilzt und eine glänzende Oberfläche bekommt, ist alles gut. Bei einer matten Oberfläche ist der Pilker zu kalt. Steigt Rauch auf, ist es zu heiß. Die Menge Pulver, die man auftragen muss, kann man leider nur durch Übung herausfinden. Bringt man zu wenig Pulver auf, bekommt man Löcher oder eine körnige Oberfläche. Ist es zu viel, verläuft die Farbe oder es bilden sich Nasen (spätestens beim Tempern).
Am Anfang also am besten nicht zu viele Teile auf einmal Beschichten. Nachdem alle gewünschten Farben aufgebracht sind, muss der Pilker weiter auskühlen, bis die geschmolzene Pulverfarbe fest wird. Dazu kann man natürlich den Pilker ein paar Minuten in der Gripzange halten, das wäre aber ziemlich umständlich und zeitraubend. Ich habe mir dafür ein Stück Dachlatte mit einigen Haken aus dem Baumarkt bestückt, in die ich die Pilker zum Auskühlen einhänge. Die Latte lege ich dabei einfach über 2 Stuhllehnen. (Danke an Kämml für den einfachen, aber genialen Trick)

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4. Tempern
Mit dem Auftragen der Farbe sind wir jetzt eigentlich schon fertig. Im jetzigen Zustand ist das aufgeschmolzene Pulver allerdings noch sehr spröde und würde leicht abplatzen. Um dies zu verhindern, müssen die Teile noch einmal aufgeheizt, d.h. getempert werden. Dazu kommen die Pilker noch mal in den Ofen und werden auf 190°C aufgeheizt. Da die Farbe dabei wieder weich wird, können wir die Pilker nicht einfach auf den Rost legen. Daher setzte ich zum Tempern den Gitterrost auf die oberste Stufe des Backofens und hänge die Pilker mit Hilfe der S-förmig gebogenen Drahtstückchen im Gitterrost ein. Die Pilker müssen solange im Ofen bleiben, bis die Pilker komplett durchgeheizt sind. Ich lasse sie rund 15 Minuten im Ofen. Nachdem die Pilker abgekühlt sind, sind wir mit dem Pulverbeschichten fertig.

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Techniken und Effekte

Besondere Techniken und Effekte
Eigentlich ist die Beschichtung des Pilkers jetzt fertig – allerdings sieht der Köder noch etwas langweilig aus. Zur Verschönerung kann man unterschiedliche Sachen einsetzen.

Augen
Unser Pilker soll einen Beutefisch imitieren, dann sollte also Augen haben. Am einfachsten ist es, die Augen aufzumalen. Ich habe mir dazu einfach weiße und schwarze Lackfarbe besorgt und male in einen größeren weißen Punkt noch einen kleineren schwarzen Punkt auf. Die aufgemalten Augen sind natürlich nicht so robust wie die Pulverlackierung darunter – nach längerem Einsatz platzt die Farbe der Augen ab.

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Hier einmal das Ergebnis: Pilker gepulvert und Augen aufgemalt

Alternativ können auch die fertigen Augen zum Aufkleben aus dem Zubehörhandel genutzt werden. Diese relativ teuer und die Klebeschicht löst sich auch nach einer Weile ab. Wenn man es absolut perfekt machen will, muss über die Augen noch eine Schutzschicht aus Klarlack aufgebracht werden. Extra für diesen Artikel habe ich es versucht, die aufgeklebten Augen mit transparenter Pulverfarbe zu beschichten. Dazu wird der Pilker nach dem Aufkleben der Augen noch einmal auf 200 Grad aufgeheizt und dann eine Schicht transparenter Pulverfarbe aufgebracht. Durch die hohe Schichtstärke der Pulverfarbe sind die Augen dann sehr gut gegen Ablösen geschützt. Das Ganze Verfahren ist aber relativ aufwendig, da die Pilker bei diesem zweiten Aufheizen nicht einfach auf den Rost gelegt werden können.
Die Pilker müssen also wie beim Tempern mit den S-förmigen Haken im Gitterrost eingehängt werden und können dann auch schlechter mit der Gripzange gegriffen werden. Ein Tempern zwischen Grundlackierung und Klarlack ist allerdings nicht notwendig. Getempert wird immer nach der letzten Schicht Pulverfarbe. Damit diese Methode zum Einsatz kommen kann, müssen die Augen natürlich die Hitze abkönnen – bringt ja nichts, wenn die aufgeklebten Augen beim Aufheizen schmelzen. Da die Temperaturbeständigkeit bei Lockaugen nie angegeben ist, hilft nur ausprobieren. Bei meinen ersten Versuchen mit dieser Technik habe ich anscheinend ein wenig mit der Schichtstärke der transparenten Farbe übertrieben – sie blieb relativ trüb.

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Hier aber trotzdem das Ergebnis: Dieser Pilker war noch der beste

Leuchtfarben
Speziell wenn es mit schweren Pilkern in Norwegen in die Tiefe gehen soll, kann etwas Licht nie schaden. Dafür gibt es Leuchtfarben. Sie speichern das Licht und geben es dann in der Tiefe wieder ab. Diese Leuchtpulver bearbeitet Ihr genauso wie die normalen Pulverfarben. Der einzige Punkt, den man beachten muss, ist die Tatsache, dass Leuchtfarben weiß vorgrundiert werden müssen, sonst deckt die Leuchtfarben nicht. Grundierung und Leuchtfarbe können in einem Arbeitsdurchgang aufgebracht werden, die Leuchtfarbe kann also direkt auf die noch heiße Grundierung aufgestreut werden. Die mit Hausmitteln aufgepulverte Leuchtfarbe sieht bei Tageslicht nicht so schön aus wie bei gekauften Ködern – wirkt teilweise fleckig und "schmutzig" – aber die Fische hat es bislang nicht gestört. Im Zubehörhandel gibt es auch noch so genannte Leuchtpigmente. Wenn diese der Leuchtfarbe beigemischt werden, verstärkt sich der Leuchteffekt noch.

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Hier ein Bild von einem Leuchtblei bei Tageslicht und im Dunklen. Für das Foto habe ich einen einfachen Jigkopf beschichtet, den hatte ich gerade zur Hand.

Glitzereffekte
Als zusätzlichen Lockeffekt bietet es sich an, etwas Glitzer an die Pilker zu bringen. Am einfachsten geht dies mit Glitter aus dem Bastelladen. Dabei handelt es sich um sehr kleine glitzernde Partikel. Diese werden einfach in die Pulverfarbe eingemischt und beim Beschichten mit aufgebracht. Ein Teil der Glitzerteile wird natürlich von der geschmolzenen Pulverfarbe überdeckt – es reicht aber.

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Hier sieht man den Glitzereffekt im Foto

Wenn man am Ende noch eine Schicht Klarlack aufbringen will, kann der Glitter natürlich auch dort eingemischt werden. Dann wird nichts von der Farbe verdeckt – entsprechend weniger Glitter beimischen!

Folien
Zum Verfeinern von Pilkern sind auch Klebefolien mit Schuppenmustern, Hologrameffekten und ähnlichem verfügbar. Diese Folien können, sofern sie die Temperaturen beim Pulverbeschichten aushalten, auch in Kombination mit Pulverfarben verwendet werden.
Die Arbeitsschritte für das Beispiel im nächsten Foto waren:
  • Pilker pulverbeschichten (Bauch Leuchtfarben, Kehle rot, Flanken Silber) auskühlen lassen
  • Folien zuschneiden und seitlich aufkleben
  • Pilker nochmals vorwärmen und auf dem Rücken blaue Farbe aufbringen
  • Augen aufkleben, transparente Farbe pulvern
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Nach den beschriebenen Arbeitsschritten sieht der Pilker wie auf diesem Foto aus. Auch diese Methode habe ich erstmals für diesen Artikel getestet. Wie man auf dem Foto sieht, hat die Folie die nötigen Temperaturen nicht recht ausgehalten.

Muster
Wer unbedingt Muster auf seinen Pilker bringen will, kann dies mit Hilfe von Schablonen machen. Dazu schneidet man das gewünschte Muster in ein Stück Karton oder dickeres Papier und hält diese Schablone beim Aufstreuen des Farbpulvers relativ knapp über den Pilker. Diese Technik funktioniert aber nur, wenn man zu zweit ist: Pilker halten, Schablone drüber halten, Pulver aufstreuen.

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Es lassen sich zwar eher grobe Muster umsetzten: zum Beispiel Streifen oder Punkte

Tauchen
Sollen kleine Teile, wie Jigköpfe, kleine Bleie oder Pilker nur einfarbig lackiert werden, kann der Aufwand mit dem Aufstreuen per Sieb eingespart werden. Es reicht dann, das aufgeheizte Teil kurz in die Dose mit dem Pulver einzutauchen. Die Schichtstärke der Pulverlackierung wird dabei durch die Zeitdauer des Eintauchens festgelegt. Das Pulver sollte vor dem Eintauchen umgerührt werden, damit es schön locker in der Dose liegt.
[Anm. d. Red.] Durch etwas Luftzufuhr von unten kann das Pulver leicht in Bewegung versetzt werden, dadurch erhält man eine gute und gleichmäßige Beschichtung.

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Der Jigkopf wird kurz in weißes Pulver anschließend in Leuchtfarbe getaucht

Mischtechnik: Pulver und Lack
Nachteile des Pulverbeschichten sind eindeutig die unsauberen Übergänge zwischen zwei Farben. Außerdem lassen sich feine Muster gar nicht oder nur schwer realisieren und man arbeitet mit hohen Temperaturen. Legt Ihr auf diese Punkte Wert, könnt Ihr auch die Pulverbeschichtung nur als Grundierung auftragen. Die Pulvergrundierung bietet eine sehr gute Haftung auf dem Blei. Auf die Grundierung können dann Lackfarben mit einer Airbrush-Spritzpistole aufgetragen werden. Die Haftung der Lackfarben auf dem Pulver ist meiner Erfahrung nach zwar nicht so gut wie die des Pulvers selbst, allerdings deutlich besser als eine Lackierung. Für das Abdecken von aufgeklebten Teilen wie Folien oder Augen bietet es sich auch an, den fertigen Pilker in Lack zu tauchen. Prinzipiell muss man aber bei solchen Misch-Verfahren aufpassen, dass sich die unterschiedlichen Chemikalien auch vertragen.

Tipps:
Hier noch ein paar Tipps am Rande, die mir während des Schreibens eingefallen sind:
  • Um eine optimale Haftung der Farbe sicherzustellen, müssen die Pilker sauber und fettfrei sein. Vor Arbeitsbeginn reinigen. Ich wische sie mit Verdünnung ab
  • Wenn ihr die Temperatur des Ofens nachregeln müsst, macht es in kleinen Schritten. Es passiert schnell, dass es zu heiß wird. Wenn dann auch noch die Bleilegierung einen hohen Zinnanteil (und damit einen niedrigen Schmelzpunkt) hat, wird das Blei des Pilkers weich und er plumpst in Teilen durch den Gitterrost (ist mir schon passiert)
  • Nach dem Tempern hat man oft Farbe auch auf den Ösen des Pilkers. Wenn die Farbe beim Tempern verlaufen ist, kann das auch relativ dick sein. In diesen Fällen die Farbe an den Ösen mit einem kleinen Seitenschneider vorsichtig abknipsen
  • Wenn Ihr Glitter in die Pulverfarbe mischt – vorsichtig dosieren, das Zeug ist sehr ergiebig. Lieber erst einmal ein Muster beschichten und dann nachdosieren. Wenn es zu viel wird und übertrieben wirkt, bekommt man den Glitter nicht mehr aus dem Pulver raus
  • Arbeitete an einem windstillen Ort, sonst weht es die Pulverfarbe durch die Gegend
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Nun aber viel Spaß beim Pilker bauen.
Euer
Robert
Vorheriger Artikel der Serie Das Gießen von Pilkern 2/3