Die Meeräsche (Chelon labrosus)

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Typische Maulform der Dicklippigen Meeräasche (Chelon labrosus) Bild: RR-Archiv

Wesentlichste Merkmale
Lang gestreckter kräftiger und torpedoförmiger Körper; graugrüne bis bräunliche Färbung auf dem Rücken; Seite des Fisches silbern und oft überzogen von einem rötlichen Farbton mit vier bis sieben grauen Bändern (Streifen); wulstartig vergrößerte Oberlippe; zwei deutlich getrennte Rückenflossen; die vordere mit vier harten Strahlen, große Schuppen

Andere Namen:
Nordisch Meeräsche / Dicklippige Meeräsche

Frankreich: Mulet à Grosses Levres / Mulet Lippu
England: Mullet, grey Mullet
Niederlande: Diklippige Harder
Italien: Céfalo Bosèga
Spanien: Corcón / Lisa / Mujol Corcón
Portugal: Tainha-Lica
Griechenland: Kéfalos
Dänemark: Tyklæbet Multe
Schweden: Tjockläppad Multe
Norwegen: Tykkleppet Multe

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Schuppenkleid der Meeräsche (Bild: RR-Archiv)

Lebensräume
Bevorzugt im Schwarzen Meer, an der Mittelmeerküste und an den südeuropäischen Atlantikküsten bis England. Im Sommer auch bis nach Norwegen und zu den Färöer-Inseln. Ebenfalls im Sommer wandert die Meeräsche in die Nordsee, in das Kattegat und teilweise sogar bis in die westliche Ostsee. Die Meeräsche bevorzugt steinige Küsten mit viel Algenwuchs, zeitweise auch in Häfen und Flussmündungen anzutreffen. Ist immer in Küstennähe zu finden.

Lebensweise
Die sehr scheuen Fische ziehen in größeren Schwärmen umher, immer auf der Suche nach Nahrung. Dabei grasen sie wie Schafe die Algen von den Steinen und ziehen durch Häfen, an Molen vorbei oder in flache, warme Buchten. Die Nahrung filtern sie durch ihre Kiemenfilter aus dem Wasser. Im Winter halten sie sich im wärmeren Tiefenwasser auf, ab dem späten Frühjahr ziehen Sie an die Küsten. Im Sommer stehen Sie bevorzugt an Flussmündungen, ziehen hier jedoch nicht sehr weit auf. Die Meeräsche meidet Standorte mit bewegtem Wasser (Brandung, Gezeitenströme).

Nahrung
Hauptsächlich Algen (besonders Kieselalgen) und Wasserpflanzen, aber auch Muscheln, Krebse, Insekten, selten kleine Fische. Im Winter so gut wie keine Nahrungsaufnahme.

Größe
Die dicklippige Meeräsche wird durchschnittlich 30 Zentimeter groß, sie ist dann zwei bis drei Jahre alt, und ein Kilo schwer. Sie kann Längen von bis zu 80 Zentimeter und Gewichte bis zu sieben Kilo erreichen. Exemplare von um die drei Kilo sind keine Seltenheit.

Laichzeit
Die dicklippige Meeräsche laicht im späteren Frühjahr in Küstennähe. Die Eier schweben knapp über dem Grund. Nach einer Woche schlüpfen die Fische und ernähren sich von Plankton. Nach einer Jahr sind diese 8 bis 15 Zentimeter groß und werden mit vier bis fünf Jahren selber geschlechtsreif.

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Pose und Brotflocke brachten den Erfolg (Bild: RR-Archiv)

Geeignete Angelmethode(n)
Sie ist nur schwer zu überlisten. Winzige Nymphen, Nassfliegen oder Algenimitationen an der Wasserkugel locken vielleicht einen der Fische aus dem Schwarm. Spezialisten versuchen es mit Maden und Teig an der Stipprute. Mit Brotflocken oder sehr kleinen Spinnern zusammen mit Ringelwurmstückchen am 8er Haken fangen zum Beispiel die Angler in Frankreich die Äschen. Auf jeden Fall kein einfacher Gegner - aber gerade das macht ja den Reiz beim Angeln aus.

Geräteempfehlung
Leichtes Gerät ist Pflicht beim Pirsch auf Meeräschen, Schnur z.B. empfiehlt sich ein 23er Durchmesser mit einem 8er oder 10er-Haken an 20er Vorfach. Zu empfehlen sind Posenmontagen (transparente tropfenförmige Waggler oder Avonposen mit ca. fünf Gramm Tragkraft) an ca. drei Meter langen Ruten mit einer weichen Aktion. Vergessen Sie nicht eine Polbrille, diese leistet unschätzbare Dienste bei der Suche nach den Meeräschen.

Empfohlene Köder
Brotflocke, Maden, Würmer, kleinste Fischfetzen - kleine Köder sind Trumpf. Wichtig ist, dass die Hakenspitze freiliegt.

Fangtipp

Häfen, Molen oder Wellenbrecher sind gute Plätze für den Fang der Meeräschen. Hier stehen diese teilweise in großen Schwärmen direkt unter der Wasseroberfläche. Je schöner, sonniger und windstiller das Wetter, um so besser die Fangaussichten auf Meeräschen.
Anfüttern ist beim Fang von Meeräschen zu empfehlen, am besten immer zur gleichen Tageszeit. Füttern Sie mit dem gleichem (Partikel-)köder an, der auch auf den Haken kommt. Zu empfehlen ist hier eindeutig Weißbrot, was Sie anfeuchten (dadurch sinkt es langsam ab) und in kleinen Stücken anfüttern sollten. Im seichten Wasser können Sie auch trockene (und damit schwimmende) Brotflocken verwenden.
Meeräschen kann man oft auch auf Sicht angeln. Hier dann einfach mit freier Leine, also ohne Pose und Blei, angeln. Nur den Haken mit dem winzigem Köder. Anfüttern und den Köder auf das Wasser legen. Bei einem Biss sofort den Anhieb (vorsichtig) setzen, sonst spuckt die sehr misstrauische Meeräsche den Köder wieder aus. Die Meeräsche kämpft recht heftig, vorsichtig aber entschlossen drillen. Zu starker Zug führt zum ausschlitzen des Hakens, die Meeräschen haben sehr weiche Lippen.
Gute Plätze sind z.B. alle Nordseehäfen und Priele, so auf Amrum, Föhr und Helgoland. Auch in den Häfen Meldorf und Büsum bestehen recht gute Chanchen. Entlang der niederländischen Nordseeküste stehen die Schwärme im Sommerhalbjahr regelmäßig. In Dänemark finden Sie regelmäßig Meeräschen z.B. an den Stränden und Häfen bei Hvide Sande, Hanstholm, Hirtshals, Grenaa und am Mariager Fjord. Gute Stellen gibt es auch an der Nordküste von Sjælland.
Mit am wichtigsten beim Fang auf Meeräschen ist Geduld - sie sind schwer zu überlisten und das "richtige" setzen des Anschlages will geübt sein. Belohnt werden Sie mit einem kampfstarken und wohlschmeckenden Fisch.

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Die Meeräsche im Porträt

Beste Fangzeit
Sommerhalbjahr

Küchentipp / Zubereitung
Recht schmackhaftes Fleisch. In Frankreich ist der Rogen auch als Delikatesse bekannt, der am Stück eingesalzen, gepresst und getrocknet als poutargue de Martigue angeboten wird.

Weitere Informationen
Ein naher Verwander ist die dünnlippige Meeräsche (Liza ramada). Diese kommt an den atlantischen Küsten von Südwesteuropa bis zum Senegal vor. Verwandt ist auch die Goldmeeräsche.
Die dicklippige Meeräsche fühlt sich auch in Meeresregionen wohl, in denen andere Fische nicht mehr leben könnten. Wasserverschmutzung, niedriger Salz- oder Sauerstoffgehalt - das scheint die dicklippige Meeräsche nicht zu stören.
Die dicklippige Meeräsche frißt auf verschiedene Weisen. So saugt Sie Schlamm auf und verwertet die darin enthaltenen Organismen. Sie besitzt einen so genannten "Kaumagen", dieser ist dickwandig und muskulös. Diese Muskeln und die mit der Nahrung aufgenommenen winzigen Steinchen zermalmen den Mageninhalt. Für die Aufnahme der Nahrung und die Ausscheidung der vielen Ãœberreste hat die Meeräsche auch einen besonders langen Verdauungstrakt. Eine 30 Zentimeter lange Meeräsche hat so einen Darm von rund 2 m Länge.
Meeräschen filtern auch Nahrung aus dem Wasser, feste Partikel bleiben in den Kiemenreusen hängen. Oder aber sie frist Bewuchs direkt von Felsen, Schiffen oder von Hafenanlagen.