Thomas9904
Well-Known Member
Ein Kommentar von DR. Thomas Günther mit der Erlaubnis, das bei uns zu veröffentlichen.
Anglerfusion – Präsidiumsgegner werden immer stärker
Nun sind es schon 13!
Das ist die Zahl der Landesverbände der organisierten Angelfischerei in Deutschland, die sich für die Umsetzung des Zusammenschlusses ihrer beiden Dachverbände noch in diesem Jahr ausgesprochen und damit gegen den erklärten Willen des VDSF-Präsidiums gestellt haben (vgl. Blogbeitrag Der Riß wird tiefer).
Das vermeldet die Internetpräsenz des Bayerischen VDSF, wo auch die Erklärung der “Initiative Pro DAFV” vom 6.7.2012 veröffentlicht wurde (vgl. http://www.lfvbayern.de/media/files/LOgos_Verbaende_(3).pdf).
Unter den neuen Mitstreitern von “Pro DAFV” sind jetzt auch die einflussreichen VDSF-Verbände vfg (Baden-Württemberg) und Schleswig-Holstein.
Kommentar von Dr. Thomas Günther
Für das Präsidium des VDSF beginnt der letzte Akt eines Trauerspiels. Es hat das Heft des Handelns nicht mehr in der Hand, entrissen von Landesverbänden, die es leid waren, die immer neuen radikalen Kurswechsel des VDSF in der Fusionsfrage wieder und wieder ihren Mitgliedern zu erklären. Ohnehin ein sinnloses Unterfangen. Denn wie kann man erklären, was unerklärlich ist und auch zu keiner Zeit vom VDSF-Vorstand auch nur halbwegs plausibel erklärt wurde. In Offenbach hat man von Anfang an und immer wieder darauf gebaut, dass alle folgen würden, egal was man ihnen auftischen würde. Aber immer deutlicher schillerte in den wortreichen, aber inhaltslosen Erklärungen durch, dass es nicht um die Zukunft der Anglerschaft, sondern um persönliche Befindlichkeiten ging. Da schmollte die Eiche, weil ein paar Ameisen aus der Provinz es wagten, ihr über die Wurzel zu rennen. Da wurde jeder Verbesserungsvorschlag, der nicht vom VDSF-Präsidium kam, als fusionsfeindlich diffamiert. Und es wurde nach immer neuen Vorwänden gesucht, den Vereinigungsprozess zu stoppen, weil er den eigenen Einfluss zu verringern drohte. Die wenigen “Argumente”, wenn es denn überhaupt je welche waren, gingen dem VDSF-Präsidium mehr und mehr aus – und damit wuchs verbandsübergreifend die Zahl derjenigen, die nicht mehr ungeprüft übernehmen wollten, was Offenbach verlauten liess. Schließlich hat auch der grundsätzlich Offenbach-treue LV Schleswig-Holstein erkannt, dass dem VDSF-Präsidium zu folgen bedeutet, keinem Kurs zu folgen – und daraus seine Konsequenzen gezogen.
Mit der Gründung der “Initiative Pro DAFV”, von Anfang an getragen von Großen unter den Landesverbänden, hatten sie den Fisch recht schnell am Haken. Seine wütenden (und den Riß im Verbandsgefüge vertiefenden) Befreiungsversuche, erneute Pauschaldiffamierungen aller Andersdenkenden, Fusion ohne den Fusionspartner und schließlich Verschiebung der Fusion auf das kommende Jahr, trieben die Hakenspitze nur noch tiefer in den Schlund. In diesem Jahr hatte das Präsidium eine letzte Chance, sich an die Spitze einer wachsenden Bewegung zu setzen. Aber es verfiel in das alte Muster, allein vorgeben zu wollen, statt zu überzeugen. Darin, im Überzeugen, fehlt dem Präsidium jede Übung. Präsident Mohnert, der über ein ausgeprägtes Gespür für die Schwächen seiner Gegner verfügt, hat die Stärken seiner Freunde unterschätzt.
Jetzt steht er abseits, nur noch unterstützt von wenigen mittleren und kleineren Landesverbänden, die eigene bundespolitische Einflußnahme für sich nicht geltend machen (können), und sieht den roten Laternen des fahrplanmäßig abgereisten Fusionszuges hinterher. Was seine Person betrifft, stellt sich nur noch die Frage, ob er als Verlierer jetzt die Fairness aufbringt, die er als Amtsträger stets vermissen ließ. Präsident Mohnert muss nun mitansehen, wie man die Vorbereitungen trifft für seinen Abgang. In Kürze werden Dankesreden verfasst werden, die die “Ära Mohnert” für eine großartige Epoche in der Geschichte der Angelfischerei verklären werden. Und man wird gnädig schweigen darüber, wie weit man seit dem Jahr 2000 unter seinen Möglichkeiten und hinter der Entwicklung der Zeit mit einem in die Vergangenheit und sich selbst verliebten Präsidenten zurückgeblieben ist. Es werden Ehrenurkunden gedruckt und Festlichkeiten vorbereitet. Eine kritische Bilanz der letzten zwölf Jahre wird man, auf dem Weg zu neuen Ufern, nicht ziehen. Aber das erleichterte Aufatmen wird am Abend des Zusammenschlusses unüberhörbar sein, während noch das Lob an den Scheidenden für die unermüdlichen Bemühungen um die Gestaltung der Fusion verklingt.
Die Zukunft? Sie wird noch lange zu kämpfen haben mit den Mängeln, die einer durch und durch schlecht vorbereiteten Fusion anhaften, bis man sich zu umfassenden Satzungs- und Politikreformen durchringen kann. Nicht nur das Ende der Amtszeit Peter Mohnerts ist traurig. Sein Erbe ist es auch.