Ich würde grob unterscheiden zwischen alten Angelikonen (Autoren, Erfindern, Denkern), durchaus schon immer mit Profitabsichten, neueren Angelikonen (Personen, die das Angeln wirklich weitergebracht haben, seit der Nachkriegszeit), die irgendwann mit ihrem Tun Geld verdienen wollten, und den heute dominierenden und von den Unternehmen bezahlten "Showanglern", die praktisch nur noch Angelzeug vorführen.
In den letzten Jahrzehnten gab es auch eine Mischung von einigen Angelikonen, die auch Ausflüge, meist peinlicher Art, ins Showangelgeschäft getätigt haben.
Entsprechend dieser Einteilung zerlegt es die Generationen von "uns" Anglern.
Wer heute mit dem Hobby anfängt, wurde eben meist durch Showangler und deren Posing dort hinein gelockt, ganz einfach weil die allgegenwärtig sind. Jemand, der wie ich in den 80ern (oder auch früher) damit anfing, wurde entweder durch Familienangehörige oder Freunde zum Angeln gebracht. Manche mussten sich das Interesse daran durch fremde Angler am Wasser oder am Schaufenster eines Angelfachgeschäftes wecken lassen, wenige mögen auch schon im Zeitschriftenhandel eine der Angelfachzeitschriften entdeckt haben, deren damalige Wirkung würde ich jedoch eher als gering einschätzen. Auch wenn die schon inhaltlich nicht das Gelbe vom Ei waren, als Lockmittel für Nichtangler taugten die noch nicht, da prangten auf den Fachblättern nämlich auch noch keine "ich hab den größten"-Grinsefangfotos.
Hier kommt dann Andals Kritikpunkt ins Spiel. Diese "ich kaufe mir den Erfolg"-Einstellung, die viele von uns zumindest zeitweise verfallen, hat in meinen Augen viel mit dem Showangeln zu tun, was letztlich nur Dauerwerbeberieselung ist, die vortäuscht: "Wenn du das jetzt kaufst, fängst du so große Fische". Was natürlich Käse ist, aber da wirkt ein psychischer Trick, von dem sich sogar hin und wieder "alte Hasen" hinters Licht führen lassen, wenn sie sich dessen nicht bewusst sind.
Das alles wird ja letztlich nur deshalb von Herstellern so gnadenlos durchgezogen, weil es um Profitmaximierung geht und dieses System funktioniert- noch. Das schreibe ich deshalb, weil die Zahl der Showangler (von Firmen bezahlte Blogger, Influencer, Videodreher, Autoren, Teamangler etc.) quasi explodiert ist und wir "normalen Freizeitangler" diesen ganzen medialen Zirkus beim Kauf der Produkte immer mitbezahlen müssen, egal was wir davon halten. Die Preissteigerungen sind dabei inzwischen bei manchen Produkten derart extrem, dass man es keinem verdenken kann, lieber direkt in Asien zu bestellen, was langfristig die hiesigen Preise noch mehr in die Höhe treiben wird.
Ich werde auch den Eindruck nicht los, in der Branche gibt es inzwischen einer Blase, in der sich Berufsangler, Journalisten und Unternehmer tummeln und selber auf den allgegenwärtigen Angelmessen, die wie Pilze aus dem Boden schießen, auf die Schulter klopfen. Showangler gelten als Stars. Die Beschäftigung mit all dem medialen Zeug wäre schon lange ein eigenes Hobby, auch ohne je eine Rute in die Hand nehmen zu müssen.
Als Normalangler, der das Hobby zum Abschalten vom Alltag betreibt, kann man über diese Entwicklung nur den Kopf schütteln.
Ich schließe mich deshalb auch Andal an: Weniger (Konsum) ist mehr, weil es den Kern des Angelns zurückbringt und nicht unnötig davon ablenkt.