Wie kann ich mit dem Angeln Geld verdienen? Das ist eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt werden. Daher stellen wir hier in loser Folge einige Berufsbilder vor, denn viele stellen sich die Arbeit in der Angelbranche doch romantischer vor, als sie. Den Anfang machte Sebastian Lagatz von "Lagatzo Custom Lures". Vor längerer Zeit (muss schon 2017 gewesen sein), war ich bei Fishermans Partner, wo ich den Verkäufer Marius Lettau besucht habe. Folgendes Porträt ist damals entstanden. Ob Marius immer noch dort arbeitet, weiß ich gar nicht. Vielleicht ist einer von Euch da besser informiert? Würde mich interessieren.

„Ich werde nicht fürs Angeln bezahlt“

ABFotostrecke_Rolle.jpg

Marius Lettau ist Angelgeräte-Verkäufer aus Leidenschaft

In Gesprächspausen räumt Marius schnell einige Kartons weg, im Vorbeigehen fischt er automatisch einen falsch einsortierten Gummifisch aus der Grabbelkiste. Seine braunen Augen wandern ständig aufmerksam durch den Laden. Ist alles an seinem Platz, braucht jemand Hilfe? Obwohl an diesem Dienstagmorgen in der Filiale von Fisherman’s Partner in Marienfelde nicht viel los ist, gibt’s reichlich zu tun. „Fertig ist man eigentlich nie.“, sagt Marius. Der 28-Jährige arbeitet seit mehreren Jahren als Verkäufer in dem Angelladen.

ABBarsch.jpg

Eigentlich ist Marius' Lieblingsfisch der Hecht, aber Barsche fängt er auch gerne

Nach Abitur und Ausbildung zum Handelsfachwirt hat er sich bewusst für den Weg in die Angelbranche entschieden, um näher an seinem Hobby zu sein. Probleme, eine Stelle zu finden, hatte er nicht. Auf seine Bewerbungen bekam er diverse Einladungen zum Vorstellungsgespräch und konnte unter mehreren Angeboten wählen. „Hier hat einfach alles gepasst und die Entscheidung habe ich noch nie bereut.“, sagt der begeisterte Angler. „Wenn ich jeden Tag an einer Rolle drehen kann, bin ich glücklich.“

Aufschwatzen klappt nicht
Geangelt wird allerdings ausschließlich in der Freizeit. „Wer glaubt, dass er als Angelgeräteverkäufer mehr Zeit zum Angeln hat, sollte die Finger von dem Job lassen.“, stellt Marius klar. „Man muss Spaß am Verkaufen haben und auf die Menschen zugehen. Das ist die Hauptsache.“ Natürlich gehört Fachkompetenz dazu. Wer nicht angelt und ständig neue Methoden ausprobiert, kann logischerweise seine Kunden auch nicht gut beraten. Marius’ Lieblingsmethode ist das Spinnfischen auf Hecht. Am liebsten mit Großködern. Aber selbstverständlich muss er auch beim Barsch- oder Heringsangeln mitreden können. Ein guter Verkäufer informiert sich über Trends und Entwicklungen. Er muss neugierig bleiben.
ABFotostrecke_Verkaufen.jpg

Marius ist überhaupt nicht aufdringlich, sondern berät die Kunden nach bestem Wissen. Das kommt gut an und zahlt sich letztlich aus

Marius ist ein guter Verkäufer. Das merkt man schnell, wenn man ihn im Umgang mit Kunden beobachtet. Ein Mann, der eigentlich nur ein paar Bleiköpfe haben wollte, nimmt nach dem Gespräch noch eine Packung hochwertige Gummifische mit. Dabei ist Marius überhaupt nicht aufdringlich, dreht nichts an. Er fragt nach, hört zu und erzählt mit leuchtenden Augen von seinen jüngsten Angelerlebnissen. Er ist von dem, was er tut, begeistert. Das steckt an. „Am meisten Spaß macht’s mir, Jungangler zu beraten.“, sagt Marius. „Wenn die wiederkommen und mir stolz wie Bolle Fangfotos zeigen, ist das ein tolles Gefühl.“ Neben den klassischen Aufgaben wie Ware einsortieren und Kundenberatung ist Marius auch für einen Teil der Bestellungen bei den Großhändlern und die Preissetzung verantwortlich. „Wenn ich da was falsch mache, verliert die Firma Geld.“, betont er. Einmal hat er Stippruten geordert, die klobig und schwer waren. „Die lagen trotz des günstigen Preises wie Blei im Laden.“, erinnert er sich. „Glücklicherweise konnten wir die ohne Probleme zurückschicken, sodass für uns kein allzu großer Schaden entstanden ist.“ Meist liegt er aber richtig. Er hat ein gutes Gefühl dafür, was sich für welchen Preis verkaufen lässt. Dafür wälzt er Händlerkataloge, geht auf Messen und vergleicht die Preise im Internet.

ABFotostrecke_Kasse.jpg

Verkäufer in der Angelbranche: Hohe Verantwortung bei meist geringem Lohn

Oft nur Mindestlohn

Auch wenn Marius seinen Verdienst nicht verraten kann, ist es kein Geheimnis, dass man als Verkäufer in der Angelbranche nicht zu den Großverdienern zählt. Häufig wird nur der Mindestlohn gezahlt. Reicht ihm das auf Dauer? „Solange ich noch keine Familie ernähren muss, steht für mich der Spaß an der Arbeit im Vordergrund. Ich arbeite sehr gerne hier.“, sagt Marius. Aber natürlich macht sich der junge Mann über seine berufliche Zukunft Gedanken. Mit seiner Ausbildung stehen ihm alle Türen offen. Eine eigene Filiale wäre ein Option. Allerdings schrecken ihn noch die Arbeitszeiten ab. „Mit einem eigenen Laden ist man wirklich rund um die Uhr beschäftigt. Zeit für Familie oder Hobby bleibt kaum.“, meint Marius. Er könnte sich auch vorstellen, als Handelsvertreter oder Einkäufer für einen Großhändler tätig zu werden. Das Zeug dazu hat er.

ABTeamspirit.jpg

Tolle Stimmung im Team. Inhaber René Hupe (l.) und Marius verstehen sich bestens