Da dieser Bericht von der alpinen Fischerei handelt, gibt's hier nicht nur Bachforellen sondern auch wunderschöne, farbenprächtige Seesaiblinge (Relikte der letzten Eiszeit in dunseren Gebirgsseen) zu sehen. Da der Bericht meiner Meinung nach trotzdem hier am besten aufgehoben ist, bitte ich um Entschuldigung für den Schock, den so mancher Bachforellenangler bekommen könnte...
1. Tag, 7. Mai, Gebirgsfluss, Bergwerk und Insel
Der erste Tag fischen, nachdem ich den Fischereianfang glorreich während der USA - Reise verpasst habe.
Ich entscheide mich also, trotz knapp 80 cm Wasserstand an den Gebirgsfluss
zu gehen. Darf mich beim Vorbereiten natürlich erstmal wieder vom nächstbesten Touri blöd anschauen lassen
. Versuche ein paar erste Würfe mit der Fliegenrute - die Strömung ist für meinen Wurfstil viel zu stark. Ach ja, natürlich gleich 2 Hares Ear abgerissen...
Also mit der Spinnrute, doch zwei Stundenlang rührt sich trotz fetter 6 Gramm Klemmbleie vorm 10 Gramm Blinker nix. Bei der Flussüberquerung fast weggerissen worden, werfe ich noch ein paar mal eine Nymphe stromauf in ein ruhigeres Kehrwasser, mit dem Ergebnis der Erkenntnis, dass mein Wurfstil in der Praxis am Wasser grottenschlecht ist, und ich entweder zu wenig von Hegers sauteurem rosa Polyyarn verwendet hab, oder das Zeug, oder mein billiges Entenbürztelfett Mist ist. Der Indikator rutscht allein durch die Strömung auf dem Vorfach...
Nochmals fast weggespült bei der Querung zurück (Ich geh nie wieder bei über 72 cm an den Gebirgsfluss), latsche ich in meiner nagelneuen 50€ - Wathose, von der ich zunächst dachte, sie wäre 5 Nummern zu groß, was sich allerdings im Wasser durch den Druck relativierte, die Landstraße entlang. Tolle Aussicht aufs Gymnasium in meiner Freizeit. An der Insel runter, erstmal eine Viertelstunde hingesetzt und ausgeruht, was am Bergwerk angesichts der Strömung und dem Mangel an Sitzmöglichkeiten schlecht machbar ist, außerdem müsste ich mich dorten wieder von den Touris beglotzen lassen
. Snickers aus dem Bergwerkshop gegessen und angefangen zu fischen. Ergebnis waren zwei schöne, wenn auch kleine Wildforellen, die direkt hinter dem Felsblock bissen, auf dem ich stand.
Zuhause festgestellt, dass die Wathose an den Nähten undicht ist. Naja, was will man für 50 Euro machen?
2. Tag, 18. Mai, Bergseee vom Boot
Gebirgsflüsse führen trübes Hochwasser, ich weiche mit dem extra angerufenen Bus auf den See aus. Zunächst nichts gefangen, dann Mittags Streamer geworfen und meine erste Forelle auf die Fliegenrute gefangen:
Forelle habe ich zurückgesetzt. Entweder meine Präsentation ist scheisse, oder die Schnur kringelt immer noch so extrem von der Rolle. Egal, in ihrem Fressrausch nimmt eine Forelle die nicht sehr gut schwimmende Fliege (verdammt, brauch wohl irgendwann Nev-r-Sink vom Heger; sauteuer). Ich nehme diesen Fisch mit, es handelt sich um letztjährigen Besatz, beim Ausnehmen finde ich neben schwarzen Mücken ausschließlich kleine Wasserschnecken im Magen...
3.Tag, 26. Mai, Bergsee vom Boot
Die Lage am Fluss ist immer noch die selbe wie in den letzten Tagen, also weiche ich wieder auf den Bergsee aus.
Ich unterhalte mich auf dem Hinweg mit dem Busfahrer, der auch Fischer ist, und berichtet, dass er auf den Tipp eines Österreichers hin mit Neongummimaden von Halloween auf der Hegene tolle Erfolge auf Saiblinge erzielt hat.
Am See angekommen, rudere ich wie jeden Tag zunächst Richtung Bootsverleih und Felsufer, um "wenigstens eine Forelle zum Essen zu fangen". Dort mache ich ein paar Würfe mit meinem Balzer Billigblinker in 10gr, silbern, klobig (der billigste Köder in meiner Box neben Spinnern), mit dem ich bereits mehrere schöne Forellen fangen konnte, obwohl ich anfangs überhaupt kein Vertrauen in den Metallklotz hatte, und der nun mein vermutlich meist gefischter Köder am Bergsee ist. Aufgrund des hohen Gewichts lässt sich dieser Blinker extrem weit werfen und fängt somit auch die Forellen, die normalerweise bis zum Boot mitschwimmen und aufgrund der kurzen Strecke, auf der der Spinner oder andere normale Köder nur spielen können, verscheucht werden. Auf einmal erscheint ein dicker Nachläufer, die bisherigen Forellen diese Jahr waren eher dünne Besatzfische vom Vorjahr. Und bei diesem einen soll es nicht bleiben: Es folgt ein riesiger Trupp nigelnagelneuer Besatzforellen, die, wie ich mir im nachhinein überlege, bestimmt für Christi Himmelfahrt gesetzt wurden. Sowas hab' ich seit Jahren nicht am See gesehen, 20 - 30 Forellen, die sich regelrecht um den Blinker streiten! , darunter auch recht große Exemplare mit mindestens 40cm. Bis diese zum Zug kommen, beißen allerdings bereits die mittelgroßen 36er, was auch jetzt passiert, ein kurzer, wegen der Härte meiner Flussrute leider fast emotionsloser Drill und schon liegt sie im Kescher:
Als ich sie in der Kühlbox verstaut hab', ruder ich voller Aufregung dem im See schwimmenden Trupp hinterher, der Biss kommt allerdings wieder an der gleichen Stelle wie beim ersten Mal, wieder der gleiche Blinker. Nach dem Versorgen werfe ich sofort nochmal den Blinker in den Schwarm, der allerdings langsam nur noch zögernd und vorsichtiger nachläuft. Nach einem Wechel auf Spinner hängt die dritte, mein Tagesausfang für Forellen ist voll. Ein bisher einmaliges Erlebnis, da hole ich gleich noch mal die erste aus der Kühlbox, um den historischen Moment festzuhalten:
Die zwei, die im Minutentakt (10:10 und 10:14 Uhr bissen)
Und hier noch mal alle zusammen:
Schon ab diesem Zeitpunkt hat sich der Ausflug trotz des nebel- und wolkenverhangenen Himmels und den morgens noch kalten Temperaruren gelohnt. Dieses war aber zusammen mit dem frischen Besatz sicher ausschlaggebend für den Erfolg.
Ich stelle also notgedrungen auf Saiblinge um (das hatte ich noch nie!), mit denen ich seit letztem September, wo ich meinen einzig vermutlich maßigen Saibling auf den sauteuren, Ami - Dropshot - Insektenlarvenköder direkt unter dem Boot verloren hab, noch eine Rechnung offen hab: Ein leuchtend roter Bauch (ich hoffe ich hab mir nicht bloß den weißen Bauch einer Forelle rot eingebildet), Freude über den Saibling, Griff zum Kescher im Boot - und weg war er. Seitdem bin ich quasi traumatisiert, was Saiblinge angeht
. Im Frühjahr hatte noch ich einen mageren 25er als Beifang auf einen tief geführten goldenen Mepps an der tiefen Kante hinten in der Bucht nach den Felsen gehabt.
Ich fahre also hinter in die Saiblingsbucht, verpasse glorreich den einzigen Biss.
Ich halte noch einen Ratsch mit dem 82-jährigem ehemaligem Fischer und Vereinsmitglied, der scheinbar Sonntags öfter auf den bankartigen Baumstämmen oberhalb der Fischerboote sitzend den See genießt, der darin endet, dass er mir einige selbst gebundene, knallrote, pinke und orangene Haarwaschl schenkt, mit der Zusatzinfo, dass sein Sohn oder Enkel - ich weiß es nicht mehr genau- mit seinen Zöpfen am Stausee (Annahme: Wiestalstausee, von dem er trotz der verstümmelten Seefos geschwärmt hat...) schon sehr große Saiblinge und Forellen fängt, und dass damit sogar jeder "Depp wos fangt". Ich konnte meine Skepsis gegenüber der grellen Farbe noch nicht ganz los werden, hab mich aber trotzdem sehr gefreut.
Nach diesem kurzen thematischem Exkurs zurück zum See: Ich zu besagter Steilkante an der Bucht neben den Felsinseln, ankere über dem dunkelblauen, hoffentlich recht tiefem Wasser und lasse mein Dropshot mit der orangenen Gumminymphe herab. Keine Viertelstunde später folgt ein kräftiger Biss, innerhalb eines kurzen Moments reißt es mir die Rute fast aus der Hand - hier kommen Erinnerungen an obig beschriebenen Saiblingsbiss letzten Jahre zurück- und die Post geht ab. An der leichten Rute macht selbst diese geschätzt 31er Bachforelle großen Spaß, allerdings muss ich sie zurücksetzen. Nach einer ewigen Erholungsphase des Bangens mit künstlich erhöhtem Kiemendurchfluss verschwindet sie mit einem kräftigem Flossenschlag (ich erschrecke mich natürlich, wo der Fisch vorher doch so apathisch wirkte) in der Tiefe. Beim nächsten Mal muss ich wegen des Druckausgleichs langsamer Drillen. Am Ende des Tages liegen nun mit dem vom letzten mal schon vier, also eigentlich acht Bachforellenfilets in der Gefriertruhe, und ich beschließe freudig, dass ich dann nächstes Mal ja gezielt nur auf Seesaiblinge gehen kann...
Anmerkung: Nachdem ich in den letzten Wochen so gut wie nie zum Schreiben gekommen bin, halte ich's hier einfach und zeig' euch einfach noch ein paar Bilder:
4. Tag, 2. Juni, Bergsee vom Boot:
43er Bachfo
5. Tag, 12. Juni, Bergsee vom Boot: Endlich Saiblinge!
Seesaibling, Durchschnittsgröße
Beifang auf Hegene
Sorry für das blutige Foto, Drillstress an der Hegene
6. Tag, 17. Juni, Bergsee vom Boot:
Diese Farbe macht süchtig
Eine Regenbognerin auf Hegene auf Sicht, ca. 5m unterm Boot. Ein echter Wildfisch, nicht so ein verstümmelter Besatz...leider Entnahmepflicht für Regenbogner, obwohl diese Fische wunderschön abgewachsen sind, das merkt man auch an der unglaublich zarten Haut und der schönen Zeichnung.
Anmerkung: Die Passagen stammen aus meinem Angeltagebuch, und wurden leicht verändert: Die Gewässer werden nicht genau benannt, da ich es nicht toll fände, diese so im Internet öffentlich für jedermann zugänglich zu beschreiben. Die Namen der "Gebirgsflüsse und Bergseen" können bei Interesse per PN erfragt werden.