AW: Neues zum Aalschutz der EU
Hallo,
möglicherweise haben hier einige nicht verstanden, wie die Situation der Aalbestände wirklich ist.
Laut Aussage der Fachleute wird es 60-80 Jahre dauern, bis wir -möglicherweise- den ursprünglichen Aalbestand wieder haben.
Und das nur unter der Bedingung, dass die komplette Fischerei sofort eingestellt wird.
Es ist sicher richtig, dass die Angler nicht die Hauptverursacher sind.
Aber wir entnehmen ja schließlich auch Aale.
In den Niederlanden war das kein Problem. Dort hat die Angelei freiwillig auf die Mitnahme von Aal verzichtet.
So geht es also auch.
Kein Verständnis habe ich für die Kritik an der EU.
Auf der nationalen Ebene hatte doch noch niemand bemerkt, dass der Aal zur Neige geht.
Wenn es Initiativen zur Verbesserung der Gewässer gibt, so werden sie aus Brüssel angeschoben.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an die Wasserrahmenrichtlinie.
Was diese Verordnung an Verbesserungen für unsere Fließgewässer gebracht hat, ist fantastisch.
Die Forderung Bewirtschaftungspläne vorzulegen und das mit Sanktionen zu verbinden, ist genau der richtige Weg.
Es hat sich gezeigt, dass die EU sich hierbei keine Scheinlösungen unterschieben lässt.
So wurde der niederländische Plan abgelehnt.
Er sah vor, dass alles beim Alten bleibt, wenn die Berufsfischer eine bestimmte Menge ihrer gefangenen Blankaale ins Meer aussetzt.
Danach wurde in NL eine Schonzeit von September bis Dezember eingeführt. In dieser Zeit muss alles Gerät was Aale fängt aus dem Wasser sei und darf auch nicht in der Nähe des Wassers lagern.
Ähnliches sehe ich für den Bewirtschaftungsplan Rhein kommen.
Dieser liegt z.Zt. in Brüssel, ist aber noch nicht entschieden.
Hier hat man sich kaum mit der Verbesserung der Abwanderung beschäftigt, sondern hat die Möglichkeit genutzt, dieses durch Besatz zu kompensieren.
Das Problem ist nur, dass es die dazu benötigten Besatzmengen gar nicht mehr gibt.
Wenn die Fachleute bei der EU in der Lage sind, Zahlen zu addieren, dürfte ihnen das wohl auffallen.
Auch der Plan, im Rheinstrom während der Zeit des Abwanderns im Herbst eine Schonzeit einzurichten, ist ein Schildbürgerstreich.
Denn wie soll ich als Angler einen abwandernden Blankaal fangen, wenn der gar keine Nahrung mehr aufnimmt.
Es gibt wohl eine Reihe von Ursachen für den Rückgang des Aals.
Als 2 Hauptursachen sehe ich die Wasserkraftanlagen und den Befall mit dem Schwimmblasenwurm ([FONT="]Anguillicola crassus[/FONT]).
Solange man aber dem Problem den Wasserkraftanlagen aus dem Weg geht, macht es wenig Sinn, Aale in die Oberläufe zu besetzen, nur um sie nach ein paar Jahren bei der Laichwanderung in den WKAs zu schreddern.
Bei den Glasaalen hat sich sicher einiges getan, gleichwohl gibt es hier noch Bedarf an zusätzlichen Einschränkungen.
In den Diskussionen wird häufig sofort mit dem Finger auf die Glasaalfischerei gezeigt.
Es ist auch sicher verwerflich, die Jugendstadien einer Art so massiv zu befischen.
Genauso verwerflich ist es aber, Tiere auf ihrer Laichwanderung abzufangen und genau das tun wir in Deutschland und den Niederlanden.
Wer im Glashaus sitzt, sollte also nicht mit Steinen werfen.
Die Situation des Aales verbietet es außerdem, Aalbesatz in Gewässer einzubringen, aus denen die Tiere nicht abwandern können.
Diese Exemplare sind für die Art verloren.
Das können wir uns zurzeit nicht leisten.
Auch wenn wir Angler sicher nicht die Hauptursache sind, sollten wir von uns aus hingehen und auf den Fang verzichten.
Wenn alle Beteiligten immer nur auf die jeweils anderen verweisen, hilft das nicht wirklich.
Daher sollte jeder in seinem Bereich tun was möglich ist.
Unter Umständen kann man als Fischerei einen Entnahmeverzicht anbieten und mit Forderungen an die Wasserkraftnutzer verbinden, um hier einen Druck aufzubauen.
Die wirklichen Probleme kommen ja noch.
Jetzt kommen Aalgenerationen zum Laichen, die ja selbst nur ein Bruchteil der Tiere früherer Generationen enthalten.
Deshalb wird sich der Niedergang in einigen Jahren massiv beschleunigen.
Dann ist das Fangverbot ohnehin fällig.
mfG
SNeeP