AW: BB/Kajak Fänge 2014
Hallo BB-und Kajak-Freunde,
jetzt muss ich Euch doch erzählen, wie es mir kürzlich in Florida beim Fliegenfischen auf Tarpons von einem SOT aus erging. Mein Ziel war es, auf eigene Faust einen Tarpon mit der Fliege zu fangen. Und die Chancen waren auch gar nicht schlecht, gehörte doch zu unserem Ferienhaus ein privater Beach, an dem abends und frühmorgens stattliche Tarpons bis 150 Pfd. vorbeizogen. Ich hatte eine 12er-Rute mit einer Rolle, die mit ca. 450m 50-Pfd.-Backing bespult war, das Vorfach bestand aus 1,60m 40-Pfd-Nylon, einem Classtippet mit 20 Pfd Tragkraft (Sollbruchstelle) und einem 90-Pfd. Schocktippet. Mir war klar, dass ich damit keinen Giant Tarpon wirklich hätte ausdrillen können, aber bei einem 50-Pfünder rechnete ich mir durchaus Chancen aus. Allerdings ging ich - abgesehen von einigen Anfassern und zwei Minibarracudas - zunächst leer aus. Am letzten Morgen änderte ich daher meine Taktik und montierte statt der Schwimmschnur eine langsam sinkende Schnur, knüpfte eine frischgebundene Sand- Shrimp-Fliege an und verankerte das SOT mit einem großen Stein. Es dauerte nicht lange und einige Tarpons – darunter wieder auch „Giants“, kamen “angerollt“(zeigten sich an der Oberfläche) und kreuzten meinen Wurfkorridor. Bangen Herzens warf ich aus, ließ die Fliege und die Schnur absinken und strippte langsam ein… Wham! Endlich der ersehnte Biss, so ziemlich der härteste und brutalste Biss, den ich jemals auf Fliege erlebt habe. Der Tarpon hing und zog sofort mit brachialer Gewalt und einer irrsinnigen Geschwindigkeit los. Obwohl ich die Bremse ziemlich stark angezogen hatte, fetzte der Fisch innerhalb von wenigen Sekunden 250-300 Meter Schnur von der Rolle. Das Herz klopfte mir bis zum Hals und ich begann gerade zu überlegen, ob mich der Tarpon wohl mit meinem leichten SOT quer über die Bucht ziehen würde mit seiner Urgewalt, als er in voller Länge aus dem Wasser sprang. Es war ein riesiger Tarpon, ein Giant von ca 1,80 Länge und 150 Pfund Gewicht. Während sich mir das Bild des springenden Monstrums ins Hirn einbrannte (an Fotografieren war nicht zu denken!), merkte ich, dass die Leine erschlaffte. Am ganzen Körper zitternd – das Adrenalin!- holte ich die Schnur ein – Vorfachbruch am Classtippet. Klar, es waren fast 300m Schnur und der Tarpon war einen weiten Bogen geschwommen. Dadurch lastete auf der Schnur starker Wasserdruck, der zusammen mit der Rollenbremse das Classtippet überforderte. Ich war aber nicht wirklich enttäuscht, gehen doch die meisten der großen Tarpons auch vom Profiboot aus verloren. Und ich hatte schließlich ohne Guide einen der Riesen der Flats an die Fliege bekommen, yippieh!!! Letztlich wäre es vermutlich für beide Seiten zu einer ziemlich langwierigen und gefährlichen Geschichte geworden, wenn mich der Tarpon durch die Bucht in einen der ziemlich stark von Motorbooten befahrenen Kanäle gezogen hätte, ich hätte dem nichts entgegenzusetzen gehabt. Da ich die Rute in der Hand hatte, hätte ich nicht paddeln können und wer weiß, was da noch passiert wäre. So hatte der Fisch zwar meine Fliege im Maul, da dies bei Tarpons aber ziemlich hart ist, dürfte ihm die Fliege bald herausfallen und ihn nicht weiter belästigen. Meine Lehre aus der Geschichte: Man kann vom SOT aus auch Riesentarpons an die Angel bekommen, sollte aber nicht alleine rausfahren, sonst machen sie mit Dir was sie wollen!
Wolfgang aus Ismaning